6 vor 9
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “Mehr Realität statt Reality”
(sueddeutsche.de, Dominique Klughammer)
Dem Fernsehpublikum könne die Realität durchaus zugemutet werden, auch vor Mitternacht, findet Dokumentarfilmerin Dominique Klughammer. Das Recherchieren für echte Dokus werde aber immer schwieriger: “Deutschland ist durchgecastet. Viele Menschen standen schon einmal vor einer Kamera und gehen, wenn sie mit dem Privatfernsehen zu tun hatten, grundsätzlich davon aus, honoriert zu werden. Sie wissen um die Manipulationsmöglichkeiten des Fernsehens und möchten schon deswegen Geld bekommen.”
2. “Wowigate: Wie die Süddeutsche Zeitung vertrauliche Schulunterlagen besorgt”
(nice-bastard.blogspot.com, Dorin Popa)
Für einen Seite-3-Artikel besorgt sich die “Süddeutsche Zeitung” das Abiturzeugnis von Klaus Wowereit (“ein Panoptikum eher begrenzter Strebsamkeit”) und zitiert daraus. Dorin Popa hält “weder die Art der Informationsbeschaffung, noch die Veröffentlichung der Schulnoten” für zulässig.
3. “Das Prinzip Kuh Elsa”
(faz.net, Jörg Thomann)
Das Prinzip von Klatschblättern sei es, das Kuh-Elsa-Prinzip umzukehren, schreibt Jörg Thomann.
4. “Nur zwei Cent”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Die Meinungen der Journalisten seien derart festgeschrieben, dass oft nur noch darum herum geschrieben (bzw. gesendet) werde, stellt Gregor Keuschnig fest. “Statt ein bisschen länger zu recherchieren und sich vom Resultat dieser Nachforschungen gegebenenfalls selbst überraschen zu lassen, werden die üblichen Phrasen und Parolen gedroschen. Für den Leser heißt das: Er kann schwer unterscheiden, ob der Journalist seine Meinung wiedergibt oder ein recherchiertes Ergebnis präsentiert.”
5. “Bild.de vierteilt das ‘Supertalent'”
(meedia.de, Alexander Becker)
Klickoptimierung bei Bild.de: Das, was am Vortag im Fernsehen lief, wird über Tage in Häppchen nacherzählt.
6. “Ein Interview in der Bild…”
(farbwolke.de, Martin Neuhof)
Martin Neuhof lässt sich von “Bild” interviewen: “Die lustigste Frage war folgende: Welche Blogs liest du so? Antwort: Bildblog. Natürlich hat es diese Frage nicht in den Artikel geschafft, soviel Selbstkritik hätte ich der Bild nun auch nicht zugetraut.”