Regelmäßig ist Bild.de in den vergangenen Wochen und Monaten dadurch aufgefallen, Videoclips von Internetplattformen wie YouTube herunterzuladen und auf der eigenen Website zu veröffentlichen. Das hat den Vorteil, dass man kurze Clips mit Wiederholungen, Zeitlupen und teilnahmslosen Off-Kommentaren verlängern und mit der davor geschalteten Werbung (sog. Pre-Roll-Werbung) auch noch Geld verdienen kann.
Weil aber selbst die eifrigsten Redakteure nicht das ganze Internet im Blick haben können, sind “Bild” und Bild.de vor kurzem auf eine neue Idee gekommen: Den “BILD-Leser-Scout”.
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Schon am ersten Tag bekam Bild.de “zwei Hinweise auf tolle Videos im Netz”:
BILD-Leser-Scout Markus T. fand das 1. Interview dem “DJ der guten Laune”.
(Anonymisierung von uns.)
Erstaunlich, dass Bild.de das Video nicht selbst entdeckt hat — stammt es doch vom gleichen YouTube-Nutzer wie der inzwischen legendäre Auftritt des DJs, den Bild.de kurz zuvor “gefunden” hatte (BILDblog berichtete).
Auch Leser-Scout Horst W. wurde belohnt: Er hatte “sehr witzige” Fußball-Videos “aufgespürt”.
“So einen Elfmeter haben Sie noch nie gesehen”, verkündet der Offsprecher stolz und hat damit natürlich Recht — es sei denn, man war seit April 2008 zufällig mal auf Bild.de und kennt das Video vom Eigentor nach einem Elfmeter deshalb schon.
Auch viele andere Einsendungen sind nicht unbedingt “neu”.
Da die Axel Springer AG, zu der “Bild” und Bild.de gehören, sich ja bekanntlich seit längerem dafür einsetzt, die Urheberrechte im Internet besser zu schützen, haben wir ihrem Sprecher einige Fragen geschickt:
- Werden die Urheber der Videos vorher von Bild.de um Erlaubnis gebeten und anschließend am Gewinn durch die Pre-Roll-Werbung beteiligt?
- Falls nicht: Wie passt dieses Vorgehen zur Forderung der Axel Springer AG nach mehr Respekt vor dem Urheberrecht?
- Wie würde Bild.de reagieren, wenn Videoclips von Bild.de heruntergeladen und auf anderen kommerziellen Seiten wiederveröffentlicht würden?
- Im Zusammenhang mit Urheberrechten ist häufig vom “Diebstahl geistigen Eigentums” die Rede. Wäre die “BILD-Leser-Scout”-Aktion dann nicht analog dazu Hehlerei?
Unsere Anfrage stammt vom 21. Juli. Irgendwie haben wir nicht das Gefühl, noch eine Antwort zu bekommen.
Mit Dank auch an United und Ellen L.
Nachtrag/Korrektur: Auf unserem Screenshot war zunächst der Name des “Leser-Scouts” zu lesen, den wir im Text abgekürzt hatten. Das war natürlich dämlich. Entschuldigung!