Mächtige Medienmänner, Kampagne gegen Verlagspreis, Podcasts

1. Wie reiche Männer Meinung kaufen
(youtube.com, Jan Böhmermann, Video: 19:11 Minuten)
Jan Böhmermann beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe seines “ZDF Magazin Royale” mit drei mächtigen Medienmännern: “Was man dafür braucht? Viel Geld, eine Handvoll gesunden Unternehmer-Spirit und natürlich das richtige Personal, das schon zuvor mit Bravour gezeigt hat, wie man Meinungen abseits des öden Mainstreams hübsch aufbereitet.” Er startet mit Holger Friedrich und dessen Berliner Verlag und leitet dann zu Frank Gotthardt mit dessen Beteiligungen an rechtslastigen Portalen über. Am Schluss wird ein noch mächtigerer Dritter angeteasert, doch die Folge bricht mit dem Verweis auf die angeblich abgelaufene Sendezeit ab.

2. Kampagne gegen Deutschen Verlagspreis : “Nius” versus Wolfram Weimer
(tagesspiegel.de, Gerrit Bartels)
Die rechte Onlineseite “Nius” habe versucht, eine Kampagne gegen den Deutschen Verlagspreis zu starten, indem sie behauptet habe, unter den 80 Preisträgern befänden sich “linksradikale Verlage” wie der Verbrecher Verlag oder die Edition Nautilus. “Nius” habe fünf Artikel zu dem Thema veröffentlicht und offenbar auf eine Intervention von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer gehofft, ähnlich wie im Fall des Rappers Chefket.

3. “Podcasts sind noch nicht zu Ende gelernt”
(medientage.de, Petra Schwegler)
Im Interview mit den Münchener Medientagen erklärt Maria Lorenz-Bokelberg, Gründerin der Podcast-Produktionsfirma Pool Artists, warum sie trotz mancher Grabgesänge weiter an das Hörformat glaubt. Ihr Appell: “Zieht Euch nicht alle zurück aus der Podcast-Branche! Erkundigt Euch ein bisschen, geht es im Zweifelsfall langsamer an – das ist gar kein Problem. Aber lasst uns nicht nervös machen von zwei, drei etwas lauteren Stimmen, die sich vielleicht verschätzt haben oder falsche Erwartungen hatten.”

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4. Ein inszenierter Skandal wird zur Hasswelle gegen die Zivilgesellschaft
(belltower.news, Robert Lüdecke)
“Apollo News”, ein rechts-alternatives Medienportal, habe eine Kampagne gegen die Amadeu Antonio Stiftung gestartet, nachdem eine Mitarbeiterin bei einer Veranstaltung über rechte Medien gesprochen habe. Dabei sei der Veranstaltungstitel “Rechten Medien auf die Tasten treten” bewusst als Gewaltaufruf gedeutet worden. Die Geschichte sei von anderen rechten Medien wie “Nius” und AfD-Politikern aufgegriffen und verbreitet worden, was zu einer Welle von Hassmails, Morddrohungen und antisemitischen Beleidigungen gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung geführt habe. Robert Lüdecke zeichnet den Ablauf der “orchestrierten Kampagne” bei “Belltower News”, das von der Amadeu Antonio Stiftung betrieben wird, nach.

5. Es geht los
(steady.page, Sebastian Esser)
In seinem Newsletter beschäftigt sich Sebastian Esser mit den Expansionsplänen des ChatGPT-Anbieters OpenAI und den damit verbundenen Risiken: “Was uns als Medien, aber besonders uns als User dabei sehr bewusst sein sollte: Was wir da machen, ist sehr gefährlich. OpenAI wird in irgendeiner Form seinen App-Partnern Zugriff auf Memory und Kontext seiner User gewähren. OpenAI weiß sehr viel über dich und mich, wenn wir die App benutzen. Dieses Wissen ist hochsensibel und sollte auf keinen Fall in falsche Hände fallen.”
Weiterer Lesehinweis: In ihrem Newsletter fragt Ingrid Brodnig: “Ist die Schmeichelei der KI ein Problem?” und warnt: “Auch wenn Menschen es tendenziell mögen, wenn sie bestätigt werden oder ihnen geschmeichelt wird, sollten wir diese Ausdrucksweise der KI-Chatbots sehr genau und kritisch beobachten.” (steady.page)

6. Wissen, was Fakt ist: CORRECTIV und GADMO starten in die zweite Phase
(correctiv.org)
Das “German-Austrian Digital Media Observatory” (GADMO), ein seit 2022 bestehendes Bündnis aus Faktencheck-Organisationen sowie Forschungseinrichtungen, starte unter dem neuen Motto “Wissen, was Fakt ist” in die zweite Projektphase. Neben der bereits aufgebauten Datenbank mit über 3.800 Faktenchecks im deutschsprachigen Raum wolle man künftig verstärkt investigative Recherchen, wissenschaftliche Analysen sowie Medienkompetenz-Angebote für Eltern und ältere Zielgruppen anbieten.