Streit ums TV-Duell, Kontext ist die Botschaft, Diskurskitsch

1. Streit ums TV-Duell: ARD will bei ihrem “Grundkonzept” bleiben
(dwdl.de, Alexander Krei)
Die ARD habe erklärt, trotz Diskussionen an ihrem ursprünglichen Konzept festzuhalten, ein TV-Duell zur Bundestagswahl ausschließlich zwischen Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU/CSU) zu senden, ergänzt durch Formate wie die “Wahlarena”. Vorschläge, auch Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD) zum TV-Duell einzuladen, habe man abgelehnt – beiden seien “alternative Programmangebote” unterbreitet worden, die ARD warte noch auf Rückmeldungen.

2. Merz “Führer” genannt: Süddeutsche Zeitung distanziert sich von Post eines Mitarbeiters
(tagesspiegel.de)
Ein Journalist der “Süddeutschen Zeitung” habe auf seinem privaten X/Twitter-Account Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz sowie CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann in die Nähe von Nazis gerückt. Die “SZ” habe sich “in aller Form von den Äußerungen” distanziert. Der Mitarbeiter habe seine Bitte um Entschuldigung in folgende Worte gefasst: “Mich empört und bestürzt, dass die CDU sich derzeit offenbar Mehrheiten bei den Rechtsradikalen sucht. Ich habe dafür ganz offensichtlich unangemessene Worte gefunden. Dafür entschuldige ich mich.”

3. Pörksen: “Journalismusverachtung – das ist die Situation, leider”
(derstandard.at, Oliver Mark)
Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen hat ein Buch über die seiner Meinung nach vielleicht am meisten unterschätzte Form der Kommunikation geschrieben: das “Zuhören”. Im Interview mit dem “Standard” erklärt er seine Position: “Wer allen zuhört, verliert sich im großen Rauschen. Wir müssen – unvermeidlich – auch weghören, überhören, möglichst gut begründet ignorieren. Nur wann? Kernpunkt all meiner Versuche der Kommunikationsanalyse ist ein einziger Satz. Es ist mein medienanalytisches Mantra, wenn Sie so wollen. Dieses lautet: Der Kontext ist die Botschaft.”

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4. tagesschau als Ziel von Deepfakes
(tagesschau.de, Carla Reveland)
Die “Tagesschau” sei immer wieder der Gegenstand von KI-Fälschungen. Oft zielen die über Social-Media-Kanäle verbreiteten Fake-Filme auf die Manipulation politischer Meinungen, wie ein aktuelles Beispiel zeige, das AfD-Politikerin Alice Weidel als angebliche Bundeskanzlerin darstelle. Die Professionalität solcher Deepfakes steige rapide. Gegenmaßnahmen wie rechtliche Schritte und KI-gestützte Erkennungssysteme würden jedoch oft nur hinterherhinken.

5. Hilfe für mehr als 700 Medienschaffende weltweit
(reporter-ohne-grenzen.de)
Mehr als 700 Journalistinnen und Journalisten habe die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) im Jahr 2024 weltweit unterstützt (PDF). “Unser Ziel ist, dass Medienschaffende in Sicherheit berichten können, Menschen mit verlässlichen Informationen versorgen und den Machthabenden auf die Finger schauen. Auch in Deutschland sind wir auf verlässliche Informationen aus allen Ländern und Regionen der Welt angewiesen. Gerade deshalb müssen Europa und Deutschland Zufluchtsorte für diejenigen bleiben, die für ihre journalistische Arbeit ihr Leben riskieren”, erklärte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

6. Die Forderung nach einer “zivilisierten Debatte” ist bloß Diskurskitsch
(uebermedien.de, Johannes Franzen)
Literaturwissenschaftler und Kulturjournalist Johannes Franzen bezeichnet die in vielen Medien erhobene Forderung nach “zivilisiertem Streit” und einer “anständigen Debatte” als “Diskurskitsch”. Er erklärt: “Das wirklich Zerstörerische am ständigen Debattengerede der Gegenwart ist allerdings, dass es den Blick von den realen Problemen ablenkt und auf den Ton verschiebt, in dem darüber gestritten wird. Dabei ist der Streit nur das Symptom für eine oft existentielle Unzufriedenheit, die sich durch den sanften Zwang des besseren Arguments nicht befrieden lassen wird.”