Freispruch nahe, “Krone” schreibt (über) Schrott, Pokerspiele der “SZ”

1. Radio Dreyeckland: Prozessauftakt gegen Redakteur
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Dürfen Redakteurinnen und Redakteure in ihrer Berichterstattung auf die Internetauftritte verbotener Vereinigungen verlinken? Welche Rolle spielt die Pressefreiheit, wenn journalistische Arbeit auf strafrechtliche Verfahren trifft?” Um diese Fragen geht es beim heute beginnenden Prozess gegen einen Redakteur von Radio Dreyeckland. Nicola Bier, Referentin für Recht bei Reporter ohne Grenzen, hat dazu eine Meinung: “Wenn Berichterstattung wie im Fall von Radio Dreyeckland kriminalisiert wird, ist das nicht nur absurd, sondern gefährlich für die Pressefreiheit und damit kontraproduktiv für eine lebendige Demokratie”.
Weiterer Lesetipp: Christian Rath rechnet in seinem Beitrag bei “Legal Tribune Online” mit einem Freispruch, was mit einem vom Gericht in Auftrag gegebenen Gutachten zusammenhängt: “Vor dem Hintergrund dieses Gutachtens dürfte die Existenz des Archivs nicht einmal ein Indiz für das Fortbestehen der Vereinigung linksunten.indymedia sein. Wenn es aber keine Hinweise für die Fortführung der Vereinigung gibt, dann kann sie auch nicht unterstützt werden, schon gar nicht mit einem bloßen Link. Ein Freispruch liegt also nahe.”

2. Mit blauer Hilfe: Die Krone schreibt (über) Schrott
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
In der österreichischen “Kronen Zeitung” gebe es “eine gewisse Tradition, die EU als Feindbild für alles Mögliche herzunehmen und dabei mit den Fakten nicht ganz so genau zu sein”, schreibt Andrea Gutschi beim Watchblog “Kobuk”. Anlass ist eine Titelgeschichte der “Krone” mit der Überschrift “Gebrauchtwagen für EU nur Schrott”. Gutschi erklärt in ihrem Beitrag, warum Schlagzeile und Artikel nicht nur reißerisch, sondern auch falsch sind.

3. Neuer Greenhouse Report erschienen: Wie unabhängig kann der Games-Journalismus berichten?
(netzwerkrecherche.org)
Das Netzwerk Recherche hat seinen zweiten “Greenhouse Report” veröffentlicht (PDF), der sich diesmal mit der Unabhängigkeit der Berichterstattung von Videospielmagazinen beschäftigt: “Autor Maximilian Fischer untersucht darin, wie die Gaming-Industrie versucht, Recherchen zu beeinflussen und die Berichterstattung zu steuern. Er zeigt auf, wie die großen, anzeigenfinanzierten Videospielmagazine auf die (versuchte) Einflussnahme reagieren, und wirft einen Blick auf die Rolle kleiner, publikumsfinanzierter Indie-Medien.”

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4. Was ist nur aus der taz geworden?
(taz.de, Anna Klöpper & Sunny Riedel)
“Die taz wollte immer anders sein als andere Zeitungen. Was ist 45 Jahre nach der Gründung aus dem Schwung der Anfangsjahre geworden?” Dieser Frage widmen sich die Redakteurinnen und Redakteure der “taz” in einem aufschlussreichen Gespräch. Dabei erörtern sie auch, wie die Zeitung ihre Identität und ihren Einfluss in der Medienlandschaft behauptet hat. Zudem diskutieren sie ihre aktuellen Überlegungen zur eigenen Rolle und zur Zukunft in einer sich kontinuierlich verändernden Gesellschaft.

5. Pokerspiele der Süddeutschen Zeitung
(verdi.de)
In den vergangenen Jahren habe die “Süddeutsche Zeitung” durch Freiwilligenprogramme viele Stellen abgebaut und die frei gewordenen Positionen nur teilweise neu besetzt. Nun sollte es zu einem weiteren Abbau von 30 Vollzeitstellen kommen, doch Geschäftsführer Christian Wegner habe bei einer Betriebsversammlung des Süddeutschen Verlags angedeutet, dass der Abbau womöglich geringer ausfalle. Franz Kotteder, selbst “SZ”-Redakteur und bayerischer Landesvorsitzender der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union, kommentiert: “Qualitätsjournalismus lässt sich nicht mit immer weniger Personal machen. Journalistinnen und Journalisten brauchen Zeit, um Quellen zu prüfen, investigativ zu arbeiten, ihre Schlussfolgerungen zu ziehen und das alles auch noch aufzuschreiben.”

6. EU-Kommission kritisiert neue TikTok-Funktion
(spiegel.de)
Das kürzlich in Frankreich und Spanien eingeführte TikTok Lite belohne Nutzerinnen und Nutzer mit digitalen Münzen für Aktivitäten wie das Ansehen von Videos und das Einladen von Freunden. Nach Ansicht der EU-Kommission könnte dies insbesondere für Minderjährige eine Suchtgefahr darstellen. Die Kommission fordere TikTok daher auf, die nach dem neuen Gesetz über digitale Dienste erforderliche Risikobewertung vorzulegen.