Umgang mit Föderl-Schmid, Angriff auf “NZZ”, Fantasiefreies Fernsehen

1. Medienethiker Filipovic zum Umgang mit Föderl-Schmid: “Eigentlich müssten wir uns alle schämen und die Klappe halten”
(kress.de / KNA-Mediendienst, Alexander Riedel)
Im Interview mit Alexander Riedel vom KNA-Mediendienst bewertet Medienethiker Alexander Filipović die Berichterstattung über und das Agieren der Kritiker von “SZ”-Vize-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid: “Eigentlich müssten wir uns alle schämen und die Klappe halten, weil wir natürlich Teil dieser fatalen Kommunikationsdynamik sind, die entsteht und die einen Menschen in die Verzweiflung drängen kann. Man muss sich klarmachen, dass die öffentliche Sphäre massive Auswirkungen auf das individuelle Seelenheil hat.”
Dazu noch ein Hörtipp: Für “BR 24 Medien” hat sich Linus Lüring mit Barbara Tódt von der österreichischen Wochenzeitung “Falter”, der Medienwissenschaftlerin Wiebke Möhring von der TU Dortmund und Daniela Kraus, Generalsekretärin des Presseclub Concordia aus Wien, über den Fall unterhalten: Was sollten wir aus dem Fall Föderl-Schmid lernen? (br.de, Audio: 24:51 Minuten)

2. Wikileaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg: “Die Öffentlichkeit hat das Recht, Dinge zu erfahren, die ungesetzlich sind”
(fr.de, Bascha Mika)
Die “Frankfurter Rundschau” fragt im Interview den ehemaligen Wikileaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg, ob Wikileaks den Journalismus weiterentwickelt hat, was Domscheit-Berg bejaht: “Ich denke, dass man das heute so sagen kann. Nicht nur im Blick auf die Entwicklung von Datenjournalismus, sondern auch was die investigative Praxis angeht. Was Edward Snowden oder die Rechercheure der Panama Papers gemacht haben, war definitiv von unserer Arbeit beeinflusst. Wir haben für andere die Basis gelegt, haben gezeigt, wo der Raum ist und was man damit machen kann. Und das hat andere Leute inspiriert – oder auch abgeschreckt.”

3. Kriminelle Hacker greifen die NZZ an und erpressen sie. Das Protokoll einer Krise
(nzz.ch, Lukas Mäder)
Die “Neue Zürcher Zeitung” wurde vergangenes Jahr Opfer eines Cyberangriffs durch Hacker, die mit Hilfe von Ransomware sensible Daten stehlen konnten und den Verlag erpressten. Lukas Mäder hat ein Protokoll der Ereignisse verfasst, das sich spannender als mancher Krimi liest und die schwerwiegenden Folgen eines solchen Angriffs aufzeigt.

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4. Der Niedergang von X wird zum Problem für Elon Musk
(manager-magazin.de, Philipp Klöckner)
In seiner Kolumne fürs “Manager Magazin” rät Philipp Klöckner, sich nicht davon täuschen lassen, dass X (vormals Twitter) eher langsam an Bedeutung verliere: “Was durch Netzwerkeffekte exponentiell gewachsen ist, schrumpft auch wieder logarithmisch: Wenn sich diese Effekte einmal auflösen, kann der Exodus sehr schnell gehen. Siehe: StudiVZ. Oder MySpace.”

5. Auch dahin gehen, wo es weh tut
(meine-kirchenzeitung.de, Arnd Henze)
Arnd Henze hat einen Essay über die evangelische Publizistik verfasst: “Die große Zeit der evangelischen Publizistik ist ein Mythos, der seine Entmythologisierung noch vor sich hat. Richtig ist: Nach dem Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft gelang es der EKD und ihren westdeutschen Gliedkirchen, aus der Erbmasse der Weimarer Republik und der Verlage des sogenannten ‘Kirchenkampfes’ ein beeindruckendes Medienimperium zu schaffen – mit freundlicher Unterstützung der westlichen Siegermächte, die den Kirchen bei der Vergabe von Drucklizenzen einen besonderen Vertrauensvorschuss entgegenbrachten.”

6. 111 Fantasiefreie Fernsehformate – oder: Ewig lebt die Pannenshow
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader kritisiert die Praxis der Sender ProSieben und Sat.1, ihre Primetime mit vergleichsweise billigen Clipshows wie “Darüber staunt die Welt” und “111 …” zu füllen, die wenig Kreativität erfordern und vor allem auf Unterhaltung durch tierische und menschliche Missgeschicke setzen. Derlei Formate seien “nicht totzukriegen”, so Schader, “nicht jedenfalls, so lange noch genügend cabriofahrende Schafe, deosprayende Hunde, panierfischraubende Möwen, keyboardspielene Hühner, gitarrezupfende Tauben, tanzende Spinnen und ohnmachtsimulierende Hunde übrig sind, zwischen denen sich ein bisschen Werbung zeigen lässt.”