1. Vorwürfe der sexuellen Belästigung: Eine Stellungnahme
(republik.ch)
Vor einer Woche haben wir in der Wochenendausgabe der “6 vor 9” auf eine Sonderausgabe des SRF-“Medientalks” hingewiesen, in der es um den Vorwurf der sexuellen Belästigung durch einen bekannten Schweizer Journalisten des Magazins “Republik” und die Folgen für die Betroffenen ging. In der Zwischenzeit hat die “Republik”-Redaktion mit einer Stellungnahme reagiert, in der sie sich erschüttert zeigt und einräumt, in dieser Angelegenheit versagt zu haben, insbesondere in Bezug auf die Unternehmenskultur und die Führungsstrukturen: “Vieles ist falsch gelaufen bei der Republik. Wir wollen der externen Untersuchung auf keinen Fall vorgreifen, eine abschliessende Beurteilung wird erst möglich sein, wenn sie vorliegt. Schon heute jedoch gibt es Indizien dafür, dass Fehler gemacht wurden, als der beschuldigte Mitarbeiter eingestellt wurde. Damals wehrte sich eine Republik-Mitarbeiterin, die von Vorwürfen wegen sexueller Belästigung wusste, gegen diese Einstellung. Die damalige Redaktionsleitung hat die Vorwürfe zur Kenntnis genommen, Gespräche geführt – und ist zum Schluss gekommen, dass die Vorwürfe nicht belegt seien und einer Einstellung deshalb nichts im Wege stehe.”
2. Reichelts “Nius” – Eine Beobachtung
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel beschäftigt sich mit “Nius”, einem Onlineportal, das von dem Software- und Medienunternehmer Frank Gotthardt betrieben wird und rechtspopulistische und reaktionäre Inhalte verbreitet. Das “Nius”-Personal stamme zu einem großen Teil aus dem Umfeld des geschassten “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt. Die “Frankfurter Rundschau” habe das Geschäftskonzept bereits im Juli treffend beschrieben: “Mischt man die Flaggschiffe des Springer Verlags, ‘Bild’ und ‘Welt’, mit dem Haussender der US-Republikaner, Fox News, und gibt dem Ganzen einen vermeintlich hippen Look, kommt ‘Nius’ dabei heraus.”
3. Keine Medienkampagne
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) weist die Anschuldigungen des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger zurück, Medien würden ein antisemitisches Flugblatt aus seiner Jugendzeit für eine politische Kampagne gegen ihn missbrauchen. Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall bezeichnet die Vorwürfe Aiwangers als “kruden Unsinn” und betont, dass es Aufgabe von Journalisten und Journalistinnen sei, kritisch über Politiker und Politikerinnen zu berichten. Aiwanger möge aktiv zur Aufklärung der Vorwürfe beitragen, anstatt Medien ungerechtfertigt zu beschuldigen.
4. Was tun, wenn Politiker Journalisten zu Mikrofonhaltern degradieren?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 40:16 Minuten)
Am Freitag haben wir in den “6 vor 9” auf einen Beitrag des Deutschen Journalisten-Verbands hingewiesen, der die Bundesregierung für ihre “kommunikative Einbahnstraße” kritisierte. Medien hätten ein Recht auf Information: “Wir sind keine Mikrofonhalter. Wer glaubt, so mit den Medien umgehen zu können, hat die Rolle des Journalismus als kritische Institution in der Demokratie nicht verstanden.” Holger Klein spricht im “Übermedien”-Podcast mit der ZDF-Journalistin Winnie Heescher, die diese Praxis ebenfalls kritisiert hat.
5. Nicht zu ignorieren
(taz.de, Wilfried Urbe)
Eine Studie der Landesanstalt für Medien NRW zeige, dass Minderjährige oft unfreiwillig auf pornografische Inhalte im Internet stoßen, und dass dies einen erheblichen Einfluss auf ihre Sexualität und ihr Sexting-Verhalten hat. Die Behörde versuche, Portale wie “Pornhub” und “Xhamster” zur Einführung von Altersverifikationssystemen für den deutschen Markt zu verpflichten, stoße dabei aber auf rechtliche und technische Hürden. Eine entsprechende Regelung könne wohl nur auf EU-Ebene eingeführt werden.
6. Die neue Karlsruher Wochenvorschau
(lto.de, Christian Rath)
Wie Christian Rath bei “Legal Tribune Online” berichtet, hat das Bundesverfassungsgericht am 1. September eine neue Pressestrategie eingeführt. Dazu gehöre, dass jeden Freitag um 9:30 Uhr ein “Wochenausblick” publiziert werde, in dem die Entscheidungen angekündigt werden sollen, die in der folgenden Woche per Pressemitteilung veröffentlicht werden sollen. Die bisherige Praxis der Vorabinformation ausgewählter Journalistinnen und Journalisten werde eingestellt, den Pressemitteilungen werde eine etwa einseitige Zusammenfassung in allgemeinverständlicher Sprache vorangestellt.