BJV geht gegen Abhöraktion vor, Quellenschutz, Verstümmelte Barbie

1. Pressefreiheit verletzt: BJV geht gegen unzulässige Abhöraktion vor
(bjv.de)
Der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) geht gegen das Abhören eines Pressetelefons der “Letzten Generation” vor. Zwei BJV-Mitglieder hätten beim Amtsgericht München eine Überprüfung der Abhörmaßnahme beantragt. Der BJV-Vorsitzende Harald Stocker kritisiert die Abhöraktion als rechtswidrigen Eingriff in die Pressefreiheit: “Die Abhörung eines Telefons, auf dem vor allem Journalistinnen und Journalisten anrufen, hätte nie genehmigt, geschweige denn verlängert werden dürfen.”
Zusätzlicher Gucktipp: Auf Youtube ordnet Rechtsanwalt Chan-jo Jun, der die zwei BJV-Mitglieder vor Gericht vertritt, den Fall juristisch ein: Justiz belauscht Presse. Skandal oder Routine? (youtube.com, Video: 9:00 Minuten)

2. Der sicher geglaubte Rechtsruck
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Im Vorfeld der Parlamentswahlen in Spanien wurde in vielen deutschen Medien über einen bevorstehenden Rechtsruck berichtet – basierend auf Umfragen, die die Konservativen und die rechtspopulistische bis rechtsextreme Partei Vox schon in einer Regierungskoalition sahen. Die Realität hielt sich da jedoch nicht dran. Medienkritiker Stefan Niggemeier kommentiert: “Die Geschichte vom ‘drohenden Rechtsruck’ war nicht falsch, aber sie war ein so dominantes Narrativ, dass sie viele andere ebenfalls nicht falsche Erzählungen über die Politik in Spanien überschattete. Spätestens wenn aus dem möglichen Rechtsruck ein bevorstehender Rechtsruck wird, und sei es nur ein gefühlter, wäre es gut, sich daran zu erinnern, dass Wahlen von den Wählern entschieden werden.”

3. Corona-Verordnungen: Gesundheitsministerium hat Auskunft zu Unrecht verweigert
(profil.at)
Der Journalist Maximilian Werner wollte Ende 2021 vom Gesundheitsministerium Österreichs die fachlichen Begründungen für die Corona-Verordnungen des Landes erfahren. Das Ministerium verweigerte die Auskunft und argumentierte, dass diese Begründungen nur als interne Dokumente existieren und keinen Mehrwert für die Öffentlichkeit hätten. Das österreichische Bundesverwaltungsgericht entschied jedoch zugunsten Werners. Nun werde das Gesundheitsministerium die angefragten Dokumente in Kürze übermitteln.

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4. Wie investigative Journalisten arbeiten und ihre Quellen schützen
(sueddeutsche.de, Lena Kampf & Daniel Drepper)
“Investigativer Journalismus funktioniert nur, weil uns Menschen Geheimnisse anvertrauen. Die größte Herausforderung in unserer Arbeit ist deshalb, dieses Vertrauen zu Menschen aufzubauen und nicht zu enttäuschen. Der Schutz unserer Quellen ist die wichtigste Währung im Journalismus.” Auf Süddeutsche.de schreiben Lena Kampf, stellvertretende Ressortleiterin Investigative Recherche der “SZ”, und Daniel Drepper, Leiter des Rechercheverbunds von NDR, WDR und “Süddeutscher Zeitung”, über die Grundlagen ihrer Arbeit und erklären dabei, wie sie ihre Quellen schützen.

5. TikTok als Radikalisierungsmotor
(belltower.news, Denis Groß)
Eine Studie der NGO Media Matters hat den TikTok-Algorithmus und dessen mitunter gefährliche Auswirkungen untersucht: Polarisierende, teils radikale Inhalte würden belohnt, problematische Inhalte und Filterblaseneffekte gefördert. Bei “Belltower News” warnt Dennis Groß vor möglichen Folgen: “Die Gefahr in ein sogenanntes ‘rabbit hole’ (dt. ‘Kaninchenbau’) zu geraten, also nur noch Inhalt aus gewissen Themenbereichen angezeigt zu bekommen, ist dabei extrem hoch. So kann ein toxischer Kreislauf entstehen: skandalösere Videos rufen Reaktionen bei den Nutzer*innen hervor und werden dadurch wiederum vermehrt vom Algorithmus ausgespielt.”

6. Twitter macht die Augen zu
(taz.de, Carolina Schwarz)
Elon Musk hat Twitter in X umbenannt, was nicht wenige als weiteren Schritt zur Zerstörung der Plattform sehen, so auch Carolina Schwarz, die sich an den Umgang mit einem überdrüssig gewordenen Spielzeug erinnert fühlt: “Wenn wir früher neue Barbies geschenkt bekommen haben, verloren wir auch schnell das Interesse an ihnen. Zuerst schnitten wir ihnen die Haare ab. Das sah meist schräg aus. Da halfen nur noch exzentrische Klamotten oder das Anmalen der Haare. Es entstand ein Desaster und endete meist mit einer Puppe, die ohne Arme und Beine in einem Karton verrottete.”