1. So viele Journalisten in Haft wie nie zuvor
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Report ohne Grenzen hat ihre alljährliche Bilanz der Pressefreiheit veröffentlicht (PDF), in der die Zahlen der schwersten Übergriffe auf Medienschaffende weltweit im zu Ende gehenden Jahr dokumentiert werden. Die Zahl inhaftierter Medienschaffender sei 2022 auf ein Rekordhoch gestiegen: “Zum Stichtag 1. Dezember saßen weltweit mindestens 533 Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, so viele wie nie zuvor. Mehr als die Hälfte ist in den Gefängnissen von nur fünf Ländern inhaftiert: China, Myanmar, Iran, Vietnam und Belarus.”
2. Wann Medien Behördendaten veröffentlichen dürfen
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein & Mirjam Kid)
Wie am Montag in den “6 vor 9” berichtet, erhebt die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) zusammen mit dem Journalisten Michael Kreidl eine sogenannte negative Feststellungsklage gegen den Freistaat Bayern. Das Land missbrauche das Urheberrecht, um die Pressefreiheit einzuschränken, so der Vorwurf. Das bayerische Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung hatte zuvor Kreidl angezeigt, weil dieser einen angeblich urheberrechtlich geschützten Datensatz geografischer Daten zum Thema Windkraftausbau veröffentlicht habe. Der Deutschlandfunk hat einen Medienrechtsexperten um seine Einschätzung zu den Erfolgsaussichten der GFF-Klage gebeten.
3. Fake, Fake, hurra
(kontextwochenzeitung.de, Jürgen Lessat)
Nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande würden angesehene Redaktionen immer öfter versuchen, mit Falschmeldungen den politischen Diskurs zu beeinflussen, findet Jürgen Lessat. Er führt dazu einige Beispiele an wie einen Beitrag in der “FAZ”, der Radfahrern denselben CO2-Fußabdruck wie Fahrern “eines schönen SUV der Kompaktklasse” attestierte, und die Blackout-Angstkampagne einiger Springer-Medien.
4. Beste Quoten für “Bericht aus Berlin” und “Berlin direkt”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
“Der ‘Bericht aus Berlin’ im Ersten erreicht 2022 eine Rekordquote, ‘Berlin direkt’ im Zweiten bleibt Marktführer der politischen Fernsehmagazine.” Immer wieder hört man von zunehmender Nachrichtenmüdigkeit und wachsender Nachrichtenresilienz, doch die Erfolge der Polit-Magazine von ARD und ZDF würden das Gegenteil beweisen, findet Joachim Huber, und das sei die gute Nachricht des Jahres für den krisengeschüttelten öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
5. Helpline: Süddeutsche Zeitung unterstützt Hilfsangebot für Journalist:innen mit psychosozialen Problemen
(netzwerkrecherche.org)
Das Dart Centre for Journalism & Trauma Europe und Netzwerk Recherche wollen künftig die erste unabhängige, anonyme und kostenlose Telefonberatung für Journalistinnen und Journalisten mit psychosozialen Problem anbieten. “Dank einer großzügigen Förderung durch die Süddeutsche Zeitung können wir bald mit der Fortbildung interessierter Kolleg:innen beginnen und die notwendige Infrastruktur aufbauen”, so Malte Werner von Netzwerk Recherche: “Um auch mit dem Herzstück des Projekts – der telefonischen Beratung der Betroffenen – loslegen zu können, braucht es allerdings weitere Förderer.”
6. Twitter löst offenbar Kontrollgremium auf
(tagesschau.de)
Derzeit vergeht kaum ein Tag ohne weitere negative Nachrichten über das Twitter des Elon-Musk-Zeitalters. Wie die “Tagesschau” berichtet, habe der Kurznachrichtendienst ein wichtiges Kontrollgremium aufgelöst, den Trust and Safety Council. Der Rat sei 2016 gegründet worden, um Twitter bei Themen wie Hassrede, Ausbeutung von Kindern, Suizid und Selbstverletzung sowie anderen problematischen Thematiken im Netzwerk unabhängig zu beraten. Doch damit nicht genug an schlechten Nachrichten: Twitter feuert alle Mitarbeiter der Pressestelle in Deutschland (faz.net).