1. Katrin Vernau wird Interims-Intendantin beim RBB
(sueddeutsche.de, Claudia Tieschky)
Gestern traf sich der RBB-Rundfunkrat, um eine Interimsintendantin für die ausgeschiedene Patricia Schlesinger zu bestimmen. Das Rennen machte die bisherige WDR-Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau. Sie benötigte dafür jedoch zwei Wahlgänge, obwohl sie die einzige Kandidatin war. Die Personalie sei doppelt interessant, findet Claudia Tieschky: “Einerseits bringt die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin, die 2011 als Parteilose im Team des baden-württembergischen SPD-Spitzenkandidaten Nils Schmid antrat, Qualifikationen zur Sendersanierung mit: Als frühere Kanzlerin der Universitäten Ulm und Hamburg hat sie Erfahrung mit selbstverwalteten Organisationen; als frühere Partnerin der Unternehmensberatung Roland Berger traut man ihr offenbar den kühlen Blick von außen auf die vielen Fragwürdigkeiten im RBB zu.”
2. NDR-Justiziar ließ NDR-Artikel über NDR löschen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der NDR befindet sich derzeit in einem schwierigen Zwiespalt: Einerseits will der Sender für Aufklärung über innerbetriebliche Missstände sorgen und darüber öffentlich Rechenschaft ablegen, andererseits macht er sich Sorgen um seinen Ruf. Dies soll beispielsweise dazu geführt haben, dass ein NDR-Justiziar einen Artikel über den Sender zunächst löschen und danach in überarbeiteter Form wieder veröffentlichen ließ. Stefan Niggemeier erklärt Vorgang und Sender-Dilemma.
3. Tödlichstes Jahr aller Zeiten für Medienschaffende
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Die Zahl der Journalistenmorde steigt in Mexiko teilweise wöchentlich, doch weder die mexikanische Regierung noch die lokalen Behörden setzen sich wirksam für mehr Sicherheit ein”, sagt Christian Mihr, Geschäftsführer der deutschen Reporter ohne Grenzen. Die Organisation fordert Mexikos Präsidenten Andrés Manuel López Obrador auf, sich mit ihr zusammenzusetzen, um “umgehende, konkrete Maßnahmen beschließen zu können, die Mexiko aus der Spirale von Gewalt und Straflosigkeit herausführen.”
4. 22 Jahre Haft für Iwan Safronow
(verdi.de)
Iwan Safronow, ehemaliger Rüstungsreporter der russischen Zeitung “Kommersant”, wurde von einem Gericht in Moskau wegen angeblichen Hochverrats zu 22 Jahren Haft verurteilt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen ist angesischts des drakonischen Urteils entsetzt: “Russlands gnadenloser Justizapparat versucht, einen talentierten Journalisten zu vernichten. Iwan Safronows Anwälte durften ihn nicht verteidigen, das Urteil wurde hinter verschlossenen Türen gefällt. Die Brutalität dieses ungerechten Urteils zeigt aber letztlich nur, wie gut er seine Arbeit gemacht hat.”
5. MDR will umstrittene Filme mit Hinweisen versehen
(zeit.de)
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa habe der MDR mitgeteilt, dass man Filme, die rassistische Stereotype enthalten, künftig mit einordnenden Hinweisen versehen wolle: “Es handelt sich um einordnende Hinweise, welche die Filme entsprechend unserer Aufgabe als modernes multimediales öffentlich-rechtliches Medienhaus in einen zeitgemäßen Kontext setzen”.
6. Unter Kannibalen: Wie ich aus Versehen zum Timothée Chalamet-Superfan wurde
(moviepilot.de, Lisa Ludwig)
Als Lisa Ludwig in Venedig über die Filmfestspiele berichten und nebenbei Social-Media-Content produzieren will, gerät sie in den Sog der popkulturellen Heldenverehrung. Als der gehypte Schauspieler Timothée Chalamet auftaucht, weicht die professionelle Distanz der Reporterin, sie bittet den Star um ein gemeinsames Selfie: “Als ich auf den Auslöser drücke, zittert mein Finger etwas. Ungläubig starre ich meine Hand an, während Timothée Chalamet lächelnd weiterzieht. Hier stehe ich, verschwitzt, dehydriert und psychisch am Ende, zwischen brüllenden und drängelnden Menschen, die nur eine falsche Entscheidung davon entfernt scheinen, jemanden zu Boden zu trampeln und eine Massenpanik auszulösen – doch unterscheidet mich wirklich so viel von ihnen?”