Rechte Köder, Netflix-Rückgang, Papierschiffchen statt “taz”

1. Die Realität hat offenbar viele Alternativen
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Laut einer Meldung vom Montag soll die Verbreitung des deutschsprachigen Ablegers des russischen Staatssenders RT vollständig eingestellt sein. Kurt Sagatz schreibt dazu: “Wenn mit ‘vollständig’ allerdings gemeint sein soll, dass man in Deutschland das Live-Fernsehbild von RT DE überhaupt nicht mehr empfangen kann, dann ist diese Feststellung unzutreffend. Via Internet ruckelt der Livestream zwar ein wenig, aber das Signal wird weiter übertragen.”

2. Wie Jugendliche auf Tiktok von Rechtsterror-Fans geködert werden
(belltower.news, Thilo Manemann)
TikTok erfreut sich bei jungen Leuten großer Beliebtheit. Das haben auch Rechtsextremisten erkannt und bieten maßgeschneiderte Inhalte an, mit denen sie Jugendliche auf ihre Seite ziehen wollen. Thilo Manemann ist der Sache für “Belltower.News” nachgegangen.

3. Neuer Chefredakteur für “New York Times”
(sueddeutsche.de, Anna Ernst & Hannes Vollmuth)
Bei der “New York Times” übernimmt der ehemalige China-Korrespondent Joseph Kahn den Posten des Chefredakteurs und damit die Verantwortung für rund 1.700 Reporterinnen und Redakteure. Außerdem müsse er ehrgeizige Vorgaben erfüllen: “Im Februar setzte sich die Times das Ziel, bis Ende 2027 – also innerhalb von fünf Jahren – 15 Millionen Abonnenten zu gewinnen. Die Redaktion muss nun hoffen, das digitale Abo-Wachstum aufrechtzuerhalten – und das während der vergleichsweise ruhigen Biden-Präsidentschaft.”

Bildblog unterstuetzen

4. Netflix kämpft mit Sättigungseffekt
(faz.net, Roland Lindner)
Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt habe Netflix einen Rückgang bei seinen Abozahlen melden müssen, und auch für das zweite Quartal habe das Unternehmen Rückgänge vorausgesagt. Der Aktienkurs sei im nachbörslichen Handel daraufhin zeitweise um mehr als 20 Prozent abgestürzt.

5. “Viele Fehler gemacht”: Xavier Naidoo distanziert sich in Video von rechten Verschwörungstheorien
(rnd.de)
Viele Jahre sorgte der Sänger Xavier Naidoo für negative Schlagzeilen, indem er abstruse Verschwörungstheorien verbreitete und rechtes Gedankengut unterstützte. In diesem Zusammenhang tauchten auch immer wieder Rassismus- und Antisemitismusvorwürfe gegen ihn auf. Nun veröffentlichte Naidoo ein Drei-Minuten-Statement mit einer verblüffenden Wendung: “Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage. Ich war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe sie nicht genug hinterfragt.” Für Josef Holnburger, Experte für Verschwörungsideologien, Antisemitismus und Rechtsextremismus, ist die Sache damit nicht erledigt: “Wenn [Naidoo] sich jetzt tatsächlich distanzieren will, braucht es mehr als ein vages distanzieren von unbenannten Gruppen und Sichtweisen. Es braucht eine (mglw. juristische) Konfrontation und Aufarbeitung. Der von ihm verbreitete Antisemitmus ist nicht mit einem Videostatement weg.”

6. Am Mittwoch keine taz
(taz.de, Katrin Gotthschalk)
Seit dem 17. April 1979 erscheint wie geplant und ohne Ausfälle die gedruckte “taz”. Diese Serie wurde heute erstmals durchbrochen. Der Grund: ein aus einem profanen Stromausfall resultierender Serverausfall. Redaktion und Verlag versuchten, das Beste aus der Lage zu machen und “verharrten bis in die späten Abendstunden, schickten sich Motivationsvideos von Ottern, ein Kollege filmte das Textdokument eines Interviews ab und veröffentlichte dies dann auf Twitter, andere versuchten sich mit der aussagelosen Rede von Olaf Scholz abzulenken oder bastelten gleich ein Papierschiffchen.”