An Silvester gab es auf dem Mailänder Domplatz mehrere Angriffe auf Frauen, die italienische Polizei ermittelt wegen sexueller Nötigung, elf Anzeigen gibt es bisher. Unter den Opfern sind auch zwei Frauen aus Deutschland.
Vergangenen Dienstag berichtete die “Süddeutsche Zeitung” online über sie (nur mit Abo lesbar). Die zwei Studentinnen sprechen in dem Artikel über die Silvesternacht:
“Überall waren Hände”, sagt die eine. “Ich habe versucht, einem von denen ins Gesicht zu schlagen, der hat einfach nur gelacht”, sagt die andere. Die Freundinnen sind beide zwanzig Jahre alt, Studentinnen aus Mannheim, sie waren an Silvester nach Mailand gefahren. Zum Feiern. Sie standen auf der Piazza del Duomo, es gab Musik, Feuerwerk und trotz Pandemie doch recht viele Menschen. Dann wurden sie plötzlich aus einer Gruppe heraus angegriffen. Zehn Tage später erzählen die beiden Frauen gemeinsam im Video-Telefonat mit der Süddeutschen Zeitung davon. Ihre Namen möchten sie nicht in der Zeitung lesen.
Später am selben Tag berichtete auch Bild.de:
(Zu sehen ist eine Szene des Angriffs. Unkenntlichmachung der Gesichter der Frauen durch Bild.de, weitere Unkenntlichmachung durch uns.)
In der aktuellen Version des Textes steht unter anderem:
Die beiden Studentinnen Monika E.* und Sabine G.* (*Namen von der Redaktion geändert) kommen aus Mannheim, berichten in der “Süddeutschen Zeitung” und in italienischen Medien, was ihnen mitten in Mailand passierte
Es stimmt, dass Bild.de die Namen der beiden Frauen geändert hat – allerdings erst, nachdem diese sich bei der Redaktion beschwert hatten. Sie mussten sich gegen die “Bild”-Berichterstattung wehren: In der Ursprungsversion des Artikels standen ihre tatsächlichen Namen (jeweils kompletter Vor- und abgekürzter Nachname). Genauso im großen Artikel, der am vergangenen Mittwoch in der gedruckten “Bild” erschienen ist:
(Unekenntlichmachungen: siehe oben)
Das E-Paper mit den Namen der zwei Frauen ist bis heute unverändert online.
Ganz am Ende ihres Artikels schreibt die “Bild”-Autorin:
“Die beiden Frauen aus Deutschland sind noch immer völlig aufgelöst, mit den Nerven am Ende”, so ein Ermittler zu BILD.
Und in so einer Situation müssen sie sich auch noch darum kümmern, dass eine Boulevardredaktion ihrer Bitte nachkommt, nicht namentlich genannt zu werden.