Verschwörungs-Report, Bittere Schulhofisierung, Übelleitungen

1. “Er leistet rechten Kräften Vorschub”
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
“Kontext” hat 13 Zeitungshäuser angeschrieben und nach ihrer Meinung zu den Aussagen von Springer-Vorstand und BDZV-Präsident Mathias Döpfner gefragt. Es gab nur eine Antwort, und die ist umso bemerkenswerter, denn es handelt sich dabei um den ehemaligen BDZV-Vize Richard Rebmann: “Der BDZV hat die Aufgabe, die Unabhängigkeit der deutschen demokratischen Verlage zu wahren und das Ansehen der Verlage zu fördern. Ob Herr Döpfner diesem Anspruch noch gerecht werden kann, müssen er selbst und die Mitglieder entscheiden. Ohne klare Distanzierung von seinen Aussagen fällt es mir schwer zu glauben, dass Herr Döpfner weiterhin Präsident des BDZV bleiben kann.”

2. Ein jahrelanges Martyrium in Deutschland – und niemand hält es auf
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo bescheinigt Justiz, Medien und Gesellschaft ein katastrophales Versagen im Umgang mit den Geschehnissen um den Youtuber “Drachenlord”, der kürzlich zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt wurde: “Es ist die bitterste Schulhofisierung der deutschen Öffentlichkeit, Herr der Fliegen meets Social Media. Es ist, als würde der kleine Willi von den Klassenbullys in den Mülleimer gesteckt und der Schulleiter bestraft Willi für seinen Missbrauch des Mülleimers.”

3. Die Bundestagswahl 2021: Welche Rolle Verschwörungsideologien in der Demokratie spielen (PDF)
(cemas.io, Jan Rathje & Josef Holnburger & Maheba Goedeke Tort & Martin Müller & Miro Dittrich & Pia Lamberty & Rocío Rocha Dietz & Annika Brockschmidt)
Vor rund sechs Monaten wurde das gemeinnützige Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) zu den Themen Verschwörungsideologien, Desinformation, Antisemitismus und Rechtsextremismus ins Leben gerufen. Gestern erschien die erste, 113 Seiten umfassende Untersuchung: “Der CeMAS-Report ‘Die Bundestagswahl 2021 – Welche Rolle Verschwörungsideologien in der Demokratie spielen’ soll Politik und Gesellschaft darin befähigen, Strategien verschwörungsideologischer und rechtsextremer Akteur:innen besser zu verstehen und das Wissen erweitern, wie diesen Bedrohungen einer demokratischen Gesellschaft entgegengetreten werden kann.”

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4. Beinhart für Meinungsfreiheit
(taz.de, Jan Feddersen)
In der “taz” würdigt Jan Feddersen seinen Ex-“taz”-Kollegen Deniz Yücel, der am Dienstag zum Präsidenten des deutschen PEN-Zentrums gewählt wurde: “Seine Wahl lag so nahe, sie ist so wichtig wie es etwa die Verleihung des Literaturnobel­preises an Salman Rushdie wäre.”

5. “Für ein Holzhaus würde ich nie Holz nehmen”
(freitag.de, Thomas Abeltshauser)
Simon Weisse baut in seinem Atelier in Berlin-Neukölln Hausminiaturen und Stadtmodelle für bedeutende Filmproduktionen wie die Wes-Anderson-Filme. So hätten Weisse und sein Team beispielsweise monatelang an einem sechs Meter langen Stadtmodell gearbeitet, das dann für ein paar Sekunden in der Anderson-Produktion “The French Dispatch” zu sehen gewesen sei. “Bei anderen Produktionen würde man das alles mit Computertechnik machen, aber Wes Anderson spielt gerne mit der Ästhetik dieser gebauten Sets, im Großen wie im Kleinen. Er kreiert eine künstliche Welt mit historischen Elementen, und die Miniaturen helfen, diesen Eindruck zu erzeugen.”

6. And now for something completely different
(uebermedien.de, Video: 2:22 Minuten)
Wenn Moderatorinnen und Moderatoren von beispielsweise superwitzigen Tiervideos zu heftigen Unfällen wechseln müssen, geschieht dies gelegentlich mit irritierenden Überleitungen. “Übermedien” hat einige dieser Überleitungen zu einem Kurzfilm zusammengeschnitten, für den vielleicht am ehesten das Prädikat “cringe” zutrifft.