1. Verschlossene Auster 2021 geht an die Hohenzollern
(netzwerkrecherche.org, Günter Bartsch)
Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche vergibt jährlich den Negativpreis “Die Verschlossene Auster”. Diesjähriger Preisträger sind die Hohenzollern: “Über Gerichte und Anwaltsschreiben versucht der Sprecher der Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen, Berichterstattung zu beschneiden, die sich um die historisch bedeutsame Frage dreht, ob seine Vorfahren dem Nationalsozialismus erheblichen Vorschub geleistet haben und ob er damit zu Recht oder zu Unrecht auf Entschädigung für enteignete Immobilien und Kunstwerke streitet”.
Weiterer Lesetipp: “Um Angriffe auf die Freiheit von Wissenschaft und Forschung und die damit verbundene Meinungsfreiheit effektiv zu verteidigen, gründet FragDenStaat einen Rechtshilfefonds”: der Prinzenfonds (fragdenstaat.de).
2. Ohrfeige für die Branche
(sueddeutsche.de, Dennis Müller)
Die Kabarettistin, Schauspielerin und Sängerin Maren Kroymann wurde bei der Verleihung des Deutschen Comedypreises mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet. Sie nutzte die Gelegenheit, Kritik am Umgang mit der Causa Luke Mockridge anzubringen: “Ich hätte gerne gehabt, dass Verantwortliche für diesen Preis – und auch von dem Sender – die Eier gehabt hätten, zu sagen: Wir solidarisieren uns nicht nur mit unserem beliebten Künstler, sondern mit den Frauen, die betroffen sind.”
3. Bitteres Gerichtsurteil für Online-Marketing-Profis: Münchens Online-Portal muss Content abbauen
(czyslansky.net, Michael Kausch)
Das Onlineportal muenchen.de wurde vom Münchner Oberlandesgericht (OLG) dazu verpflichtet, seine Inhalte herunterzufahren. Das Portal sei zu presseähnlich. Geklagt haben die örtlichen Tageszeitungen: die “Süddeutsche Zeitung”, die “Abendzeitung”, die “tz” und der “Münchner Merkur”. Die Stadt München habe bereits angekündigt, gegen das Urteil des OLG Revision beim Bundesgerichtshof einzulegen.
4. “Facebook interessiert sich mehr für Wachstum als für Menschen”
(zeit.de)
Die jüngste Serie von Enthüllungsberichten über Facebook geht anscheinend zu großen Teilen auf die frühere Facebook-Managerin Frances Haugen zurück. Haugen beantragte bei US-Behörden offiziell Schutz als Whistleblowerin und soll am morgigen Dienstag vor dem Kongress aussagen. Ein Facebook-Sprecher entgegnete zu den aktuellen Vorwürfen, man versuche täglich, “eine Balance zwischen dem Recht von Milliarden Menschen auf freie Meinungsäußerung und einer sicheren Umgebung für die Nutzer” zu finden.
5. Ist Rezo der neue Rudi Dutschke
(br.de, Hans Jessen)
Kann man den Youtuber Rezo mit Rudi Dutschke, der Symbolfigur der 68er-Bewegung, vergleichen? Auf gewisse Weise schon, findet Hans Jessen: “Besonders in der Befragung der älteren Generation über ihre Verantwortung für die Verhältnisse, die Jüngere als Realität vorfanden, ist eine deutliche Parallele zu Rezos Videoanalysen zu erkennen – Parallele auch deswegen, weil beide, Rudi wie Rezo, Reichweite und Wirkung in gesellschaftliche Lager erziel(t)en, weit über das originäre eigene Klientel hinaus. Das verbindet sie, und das macht sie vergleichbar.”
6. Wohnwagen-TV auf allen Kanälen: Die Camping-Chroniken von Germania
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader rechnet in seiner “DWDL”-Kolumne mit den “Wirbellosen unter den TV-Sendungen” ab, den Camping-Formaten: “Ein Fernsehen, das nicht nur gänzlich ohne Dramaturgie auskommt – sondern auch vollständig ohne Ambition der verantwortlichen Macherinnen und Macher. Kein TV-Team muss aufwändig nachhelfen, weil sich die nächste kuriose Situation fast immer von selbst ergibt: Camping-Newbies mit der Kamera zu begleiten, ist top – weil die alle Anfängerfehler nochmal von vorn machen (Adapter für den Stromanschluss!); bei den Camping-Profis dabei zu sein, ist aber genauso top – weil die für ihr “Glamping” technisch schon so hochgerüstet haben, dass das fahrende Hightechheim sich anschickt, demnächst die Moderation vom ‘K1 Magazin’ zu übernehmen.”