Klick-Sklavinnen, “Kulturwandel” beim WDR?, Rechte Goldgräber

1. Journalismus – gefangen zwischen Nullen und Einsen
(medienwoche.ch, Anna Miller)
Anna Miller hat sich den Frust über den heutigen Journalismus und dessen Bedingungen von der Seele geschrieben: “Wir Journalistinnen und Journalisten wollen sauber recherchieren, mit Menschen sprechen, die Realität abbilden. Doch stattdessen sind wir immer öfter Sklavinnen von Klicks, Zeitdruck und digitalem Optimierungswahn.” Es sei höchste Zeit für einen kulturellen Wandel. Ein Lesetipp nicht nur für die Chefetagen der Verlags- und Medienhäuser.

2. Zwischen Übertreibung und Desinteresse
(deutschlandfunk.de, Ronny Blaschke, Audio: 5:39 Minuten)
Während sportlicher Großveranstaltungen wie den Paralympics gibt es ein breites Interesse am Behindertensport, doch abseits dieser Events ist es deutlich kleiner. Auch in anderer Hinsicht sei die Berichterstattung unausgewogen, so Ronny Blaschke: “Worüber in den Medien überverhältnismäßig berichtet wird, ist der technische Aspekt bei den Paralympics. Dazu gehören Reportagen aus den Technikwerkstätten. Details über teure Hightechprothesen und Rennrollstühle. Was kaum erwähnt wird: Viele Menschen mit Behinderung wollen oder können nicht sportlich aktiv sein. Weil Sportunterricht häufig nicht inklusiv ist. Weil vielen Trainern und Physiotherapeuten die nötige Ausbildung fehlt. Und weil der nächste paralympische Trainingsstützpunkt eventuell 100 Kilometer entfernt ist.”

3. WDR beauftragt Prüferin zur Bewertung des “Kulturwandels” im Sender
(rnd.de)
Im Frühjahr 2018 soll es beim WDR mutmaßliche Fälle sexueller Belästigung gegeben haben. Der Sender ließ die Vorwürfe daraufhin intern untersuchen und schaltete die frühere EU-Kommissarin Monika Wulf-Mathies als externe Gutachterin ein. Diese bescheinigte dem WDR in ihrem Abschlussbericht eine fehlende Kultur gegenseitiger Wertschätzung, “strukturelle Defizite” und empfahl einen “Kulturwandel”. Nun soll Wulf-Mathies den Fortschritt dieses Kulturwandels überprüfen.

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4. Politiker und Top-Manager fürchten Fake News und Datenklau
(faz.net)
Gestern wurde der “Cyber Security Report 2021” veröffentlicht. Laut dem vom Meinungsforschungsinstitut Allensbach und dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte herausgegebenen Bericht sei die digitale Bedrohungslage auf einem Rekordniveau: 75 Prozent der Befragten sähen ein Risiko, dass die öffentliche Meinung durch gefälschte oder unrichtige Nachrichten manipuliert wird. Knapp jeder zweite Abgeordnete (49 Prozent) habe mindestens einmal im Zentrum eines Shitstorms gestanden.

5. “Fernsehkameraleute sind Urheber”
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Auch Fernsehkameraleute können Urheber sein – so das Fazit eines Gutachtens, das der Bundesverband der Fernsehkameraleute (BVFK) in Auftrag gegeben hat: Im modernen Verständnis der Bildgestaltung liege die Urheberschaft bei professionellen Bildaufnahmen typischerweise vor, und umgekehrt würden professionelle Bildaufnahmen Urheberrechte generieren. Im Interview äußert sich der BVFK-Vorsitzende zu den möglichen Folgen: “Die Frage ist, was sind diese Rechte wert und wie müssen sie vergütet werden.”

6. Goldgräber am rechten Rand
(blog.zeit.de, Dominik Lenze)
“Erst bringen sie Verschwörungstheorien unters Volk – dann Goldbarren: Ein Netzwerk von Edelmetallhändlern und Influencern verdient Geld mit rechter Hetze.” Dominik Lenze berichtet über ein lukratives Geschäftsmodell, das Meinungsmache und Hetze mit Profitgier und Bereicherung verbindet.