1. G+J verkauft Prisma Media an Vivendi
(meedia.de)
Gestern hatten wir an dieser Stelle Wolfgang Michals Analyse zum Niedergang des Gruner-+-Jahr-Verlags empfohlen, der einstmals als Europas größter Zeitschriftenverlag galt. Michal hatte darin einen Blick in die Zukunft geworfen: “Wird demnächst auch das Frankreich-Geschäft verscherbelt, ist Gruner + Jahr vollständig auf den deutschen Markt zurückgeworfen. Dann droht im Herbst der Todesstoß. Die RTL-Group, der umsatzstarke Fernsehboulevard-Riese, könnte den angeschlagenen Verlag übernehmen, inhaltlich ausschlachten und schließlich liquidieren.” Einen Tag später wird nun bekannt, dass sich Gruner + Jahr tatsächlich von seiner französischen Magazinsparte trennt. Es bleibt abzuwarten, ob Michal auch mit seinen weiteren Befürchtungen Recht behält, was die Übernahme Gruner + Jahrs durch die RTL-Group anbelangt.
2. Auf Kosten der Qual
(sueddeutsche.de, Nicolas Freund)
Der Bewegtbild-Markt ist ein Wachstumsmarkt, der jedoch nicht unproblematisch ist: Die Streamingdienste machen einander heftig Konkurrenz, das Kinogeschäft ist coronabedingt geschwächt, und die Zuschauer würden wieder vermehrt auf illegale Plattformen ausweichen. Nicolas Freund stellt dazu fest: “Die Anbieter saugen sich gegenseitig aus, die illegal streamenden Zuschauer betrügen sich selbst um ihre künftigen Inhalte, die wegen der Einnahme-Ausfälle nicht produziert werden können, und die Filmschaffenden stehen schon jetzt zwischen den Fronten”.
3. Ermuntern oder entmutigen? Die Medienkanäle der Impfskeptiker
(de.ejo-online.eu, Joachim Trebbe)
An einer britischen Universität hat man untersucht, welche Rolle Medien bei der Verbreitung von Impfskepsis und Impfbereitschaft spielen. Joachim Trebbe fasst die Ergebnisse zusammen: “Impfbereitschaft ‘erzeugt’ man nicht mal eben über ein paar Werbespots, Plakate oder Anzeigen mit aufgerollten Hemdsärmeln.”
4. “Das Elend der Medien” ist da
(medienblog.hypotheses.org, Michael Meyen)
Für ihr Buch “Das Elend der Medien” haben Alexis Mirbach und Michael Meyen mit 40 Menschen aus dem Medienumfeld gesprochen – ob Medienpraktikerinnen, Medienpolitiker, professionelle Medienbeobachterinnen oder Laien. “Wie unser Vorbild Bourdieu (1997) haben wir diese Sammlung zwischen zwei Buchdeckel gepackt und veröffentlichen hier das Fazit, um Lust zu machen auf den großen Rest.”
5. Die “NZZ” stockt in Deutschland personell auf
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die “NZZ” investiert in ihr Deutschland-Geschäft und stockt ihr Personal auf. Timo Niemeier schreibt bei “DWDL” über die Neuzugänge: “[Hannah] Bethke kommt von der ‘FAZ’, wo sie seit 2018 als Berlin-Korrespondentin für das Feuilleton arbeitet. [Oliver] Maksan ist seit 2016 Chefredakteur der katholischen Wochenzeitung ‘Die Tagespost’. Von 2012 bis 2016 berichtete er als Nahost-Korrespondent aus Israel unter anderem für ‘Die Tagespost’, ACN International und ‘Cicero’. Fatina Keilani ist seit mehr zwanzig Jahren Redakteurin für Justiz- und Rechtspolitik-Themen beim ‘Tagesspiegel’. Und [Kalina] Oroschakoff kommt von ‘Politico Europe’ aus Brüssel, das sie mitgegründet hat.”
6. Grande Dame der Lottozahlen: Karin Tietze-Ludwig wird 80
(rnd.de)
Karin Tietze-Ludwig startete ihre Fernsehkarriere, als das Bild noch in Schwarz-Weiß flimmerte und es nur drei Kanäle gab. Über Jahrzehnte hinweg war sie die “Lottofee”, die die Ziehung der Lottozahlen moderierte. Gestern ist Tietze-Ludwig 80 Jahre alt geworden.
7. Buchtipp: Geistige Brandstifter
(verdi.de, Tilman Gangloff)
In eigener Sache und deshalb als zusätzlicher Link: Der Medienjournalist Tilman Gangloff hat das Buch meiner BILDblog-Kollegen gelesen: “‘Der Aufmacher’ von Günter Wallraff, 1977 erschienen, war viele Jahre lang eines der wichtigsten deutschen Journalismus-Bücher. Schonungslos hatte der Undercover-Autor die menschenverachtenden Machenschaften der ‘Bild’-Zeitung aufgedeckt. 44 Jahre später weist das Autorenduo in seinem Buch ‘Ohne Rücksicht auf Verluste’ auf 270 gleichermaßen fesselnden wie erschreckenden Seiten nach, dass sich an den von Wallraff angeprangerten fragwürdigen Methoden nichts geändert hat.”
Dazu noch ein Hinweis von uns: Weil wir wissen, dass sich nicht alle das Buch leisten können, haben wir den BILDblog-Lesefonds eingerichtet, über den wir eine gewisse Anzahl von Büchern unentgeltlich abgeben. Einfach dort eintragen, wenn ihr derzeit knapp bei Kasse seid, und wir schauen, was sich machen lässt.