1. “Du schaust aus wie eine Nutte”
(zeit.de, Christina Pausackl)
Dem österreichischen Medienmanager und Boulevard-Mogul Wolfgang Fellner wird von einer ehemaligen Mitarbeiterin, der Fernsehmoderatorin Raphaela Scharf, sexuelle Belästigung vorgeworfen. Der “Zeit” liegt ein Gedächtnisprotokoll über Scharfs Arbeitsalltag vor. Immer wieder soll Fellner ihre Brüste und ihren Hintern kommentiert haben: Sie hätte “einen super Popsch”, sie seien “das perfekte Paar”. Außerdem habe er versucht, sie zu küssen. Fellner bestreitet vor Gericht bisher jegliche Anschuldigungen. Diese seien “frei erfunden”, die Anbahnungen seien vielmehr von Raphaela Scharf ausgegangen. Christina Pausackl ist dem Fall für die “Zeit” nachgegangen und auf ein toxisches Arbeitsumfeld gestoßen.
Weiterer Lesehinweis mit Bezug zu Fellner: Die rätselhafte Kampagne von “Österreich” gegen Ulli Sima: “Von Ende 2018 bis Anfang 2020 fährt die Tageszeitung ‘Österreich’ eine Negativkampagne gegen die damalige Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima. Insgesamt erscheinen über 50 negative, spöttische und unsachliche Artikel über sie. Vier davon haben sogar rechtliche Folgen.” (kobuk.at, Christina Sauprigl)
2. Systemrelevante Existenzangst
(journalist.de, Caroline Lindekamp)
Wenig Rücklagen, wenig Sicherheit, wenig staatliche Hilfe – für viele freiberufliche Medienschaffende stellt die Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung dar. Mehr denn je sind Eigeninitiative und Idealismus gefragt. Doch reicht das in diesen schwierigen Zeiten? Caroline Lindekamp hat sich in der Branche umgehört.
3. Es ist nicht unser Job, dass sich alle gut vertragen.
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Der Journalist Sebastian Esser ist nicht nur Mitgründer der “Krautreporter”, sondern hat auch Steady aus der Taufe gehoben, eine Finanzierungs-Plattform für digitale Inhalte. Jakob Buhre hat Esser zur Entwicklung der Plattform befragt. Es geht um Themen wie Pressefreiheit, Clickbait und Community-Regeln, aber auch um den Fall Boris Reitschuster. (Transparenzhinweis: Auch wir vom BILDblog nutzen Steady.)
4. Verpflichtung von Linda Zervakis: Pro Sieben zeigt, warum wir das Privatfernsehen noch brauchen
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Viele Jahre hat Linda Zervakis für die Öffentlich-Rechtlichen gearbeitet und dort unter anderem die “Tagesschau” moderiert. Nun wechselt sie zu ProSieben. Zervakis soll gemeinsam mit Matthias Opdenhövel ein Informationsformat moderieren. Matthias Schwarzer ordnet die Personalie ein, die Teil einer Programmoffensive ist.
5. Jugendlichen fehlt bei Nachrichten oft Alltagsbezug
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Antje Allroggen, Audio: 4:46 Minuten)
Das Leibniz-Institut für Medienforschung hat in einer Studie (PDF) die Nachrichtenkompetenz von Jugendlichen untersucht. Demnach sollen journalistische Nachrichten in der Altersgruppe zwischen 14 und 24 Jahren an Relevanz verloren haben. Die Studienmacher empfehlen den Redaktionen, nach neuen Ansätzen zu suchen, die Alltagsrelevanz von Nachrichten herauszuarbeiten: “Es ist eine Aufgabe des Journalismus zu zeigen: Warum sind diese Informationen für mich und meinen Alltag wichtig und relevant.”
6. Das große Burger-Desaster
(sueddeutsche.de, Thorsten Denkler)
Der US-amerikanische TV-Sender Fox News hat tagelang und ausgiebig über ein angebliches Fleischverbot durch Präsident Joe Biden berichtet. Aus Klimaschutzgründen wolle Biden von den US-Amerikanern verlangen, ihren Rindfleischkonsum um 90 Prozent zu reduzieren. Das Problem: Biden hat dies nie gesagt, die Geschichte ist frei erfunden. Nun musste der Sender zurückrudern. Thorsten Denkler kommentiert: “Fox News hat den Fehler zwar eingeräumt. Die Geschichte wird dennoch auf kommenden Grillfesten Gesprächsthema sein. Das ist das Dilemma, das solche Falschinformationen mit sich bringen, sagt der frühere Obama-Berater Dan Pfeiffer in der Washington Post: ‘Wenn du darauf reagierst, riskierst du, der Geschichte zusätzlichen Sauerstoff zu geben.'”