1. “Das Diskriminierendste, das ich seit Langem gesehen habe”
(jetzt.de)
In der WDR-Sendung “Die letzte Instanz” haben sich vier weiße und privilegierte Promis zum Rassismus-Talk zusammengesetzt und allerlei unreflektierte Aussagen auf Stammtisch-Niveau getätigt. So jedenfalls die Wertung vieler Personen, die die Sendung gesehen haben: “Das hier ist das mit Abstand ignoranteste, arroganteste und diskriminierendste was ich seit langem im deutschen TV gesehen habe. Vier weiße Menschen, die erklären wie anstrengend und albern es ist sich mit Rassismus-Kritik auseinanderzusetzen. DANKE @WDR”, kommentierte beispielsweise Jasmina Kuhnke auf Twitter.
Um sich ein vollständiges Bild von den Dimensionen des TV-Debakels zu machen, lohnen zwei Twitter-Threads: Claudius Rück erklärt dem WDR in einem offenen Brief die Folgen des Talks: “Sie haben mit diesem Teil der Sendung übelste sprachliche Rassismen reproduziert, die ein Leben (und Überleben) der betroffenen Personengruppen erschweren oder unmöglich machen.” Und auch Anatol Stefanowitsch macht sich Gedanken über die Verantwortung der Sender: “Demokrat_innen und Humanist_innen verteidigen den ÖR seit Jahren gegen Angriffe von Rechts und halten sich mit eigener Kritik zurück, aber das öffentlich-rechtliche Fernsehen erfüllt seine Aufgabe nicht auf eine Art und Weise, mit der sie sich das verdienen würden.”
Und als letzte Empfehlung ein kurzer Ausschnitt aus dem “Kölner Treff”, in dem Gianni Jovanoviç, Sohn einer Roma-Familie, aus eigener Betroffenheit berichtet: “Das Wort Z wurde meinen Verwandten und Menschen aus meiner Familie in der Zeit von 1939 bis 1945 in der Haut eintätowiert und dann wurden sie vergast.” (Video: 1:55 Minuten)
2. PR-Agentur bot Wirecard an, Journalisten auf eine “schwarze Liste” zu setzen
(stern.de, Hans-Martin Tillack)
Hans-Hermann Tiedje, Medienmanager und früherer Chefredakteur der “Bild”-Zeitung, soll mit seiner PR- und Lobby-Agentur jahrelang für Wirecard tätig gewesen sein. Internen Mails zufolge, die dem “Stern” vorlägen, habe die Firma bis zumindest Ende 2019 für das Unternehmen unter anderem die Berichterstattung in der Presse beobachtet und Wirecard beim aggressiven Vorgehen gegen kritische Journalistinnen und Journalisten mindestens indirekt unterstützt. Außerdem habe Tiedjes Agentur eine “Kommunikationsstrategie” angeboten, um die Firma “unverwundbar” zu machen. Der reißerische Titel des Angebots: “Drachenblut”.
3. Intrigen, Eifersucht, Missgunst
(sueddeutsche.de, Angelika Slavik)
Die mehrköpfige Chefredaktion des “Spiegel” scheint zerstritten zu sein. So sehr, dass sich ein Teil der Redaktion mit einem Brief an die Chefredaktion und die Geschäftsführung wandte und sich über den Umgang mit der Chefredakteurin Barbara Hans beschwerte. Worin könnten die Gründe für das Zerwürfnis liegen? “Hans ist die einzige mit Digital-Background im Trio, da drängt sich auf, das für einen Kulturkonflikt zu halten. Es gibt aber auch die Deutung, das Ganze sei ‘ein Frauen-Männer-Ding’: Für die Elternzeit hätten die Chefredaktionskollegen ebenso wenig Verständnis gehabt wie für Hans’ Vorstellungen von Führung.”
4. Privilegierte Quelle? – Über das schwierige Verhältnis zwischen Polizei und Presse
(stefan-fries.com, Audio: 40:21 Minuten)
Ist die Polizei wirklich eine neutrale Instanz und die sogenannte privilegierte Quelle, der Reporter und Reporterinnen unbedingt vertrauen dürfen sollten? Über diese Frage und das schwierige Verhältnis zwischen Polizei und Presse hat Stefan Fries im Deutschlandfunk mit dem Investigativjournalisten Olaf Sundermeyer und dem DLF-Hörer Marcel Brakhane gesprochen. Hier direkt zum Gespräch.
5. Die Fake-News-Fahnder
(ndr.de, Video: 3:50 Minuten)
Alice Echtermann ist die kommissarische Leiterin des “Correctiv”-Faktenchecks, auf den auch Facebook zurückgreift. Der NDR hat sich angeschaut, wie Echtermann und ihr Team arbeiten. Der kurze Beitrag ist ein willkommener Anlass, an die Faktencheck-Kategorie von “Correctiv” zu erinnern und eine Leseempfehlung auszusprechen: Hier gibt es zahlreiche Richtigstellungen zu allerlei Online-Mythen, die einem über die verschiedensten Social-Media-Kanäle begegnen.
6. Das Lehrstück vom Klubhaus – Brecht und der Verfremdungseffekt sozialer Medien
(54books.de, Robert Heinze)
Robert Heinze ordnet die Audio-Chat-App Clubhouse medientheoretisch ein und nimmt dabei Bezug auf Bertolt Brechts Gedanken über den “Rundfunk als Kommunikationsapparat”: “Die Atemlosigkeit und unreflektierte Geschwätzigkeit einer App wie Clubhouse steht der aktiv teilnehmenden kritischen Reflexion, die Brechts episches Theater in der Zuschauer*in hervorbringen will, und die auch hinter seiner Vorstellung vom Radio als Kommunikationsapparat steht, jedenfalls diametral entgegen – mal ganz abgesehen vom kalkuliert elitären Rollout der App oder ihrer Datensaugerei.”