Toxischer Somuncu, “SZ” will Kündigungen, Sprachbewahrer-Furor

1. rbb entschuldigt sich nach Twitter-Kritik an Serdar Somuncu
(t-online.de)
Bereits die erste Folge des Podcasts von Florian Schroeder und Serdar Somuncu sorgte für viel Empörung in den Sozialen Medien. Somuncu hatte sich auf eine ordinäre und menschenverachtende Weise in einen Rausch von Misogynie, Rassismus und Sexismus geredet. Wer sich die lange Podcast-Ausgabe nicht komplett anhören will oder kann: Auf Twitter hat sich Anna Neumann geopfert und gleich auch noch die Kommentierung übernommen. Der rbb hat mittlerweile eine Stellungnahme veröffentlicht, die nach Entschuldigung klingen soll, jedoch keine ist. Ganz im Gegenteil: Man sieht sich als Opfer eines Shitstorms.

2. Sparen in München
(taz.de, Anne Fromm)
Trotz gewaltiger Abo-Zuwächse will die “Süddeutsche Zeitung” an ihrem “Effizienzprogramm” festhalten, das den Abbau von bis zu 50 Stellen in der Redaktion vorsieht. Damit verlöre rund ein Zehntel der Belegschaft seinen Arbeitsplatz. Ein Ausstiegsprogramm mit Abfindungen soll möglichst viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dazu bewegen, freiwillig den Verlag zu verlassen. Der Betriebsrat befürchte negative Auswirkungen auf die journalistische Qualität: “‘Der Erfolg der SZ beruhte bislang immer auf der umfangreichen und fundierten Berichterstattung, die durch weniger Personal sicher nicht umfangreicher und fundierter werden kann.'”

3. Die Macht der Zahlen: Wie ein Fehler Nachrichten macht
(ndr.de, Nadja Mitzkat)
Die Meldung ließ einen aufschrecken: Zwischen 2015 und 2019 habe sich die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung von 79.000 auf 143.000 Menschen fast verdoppelt. Eine offizielle Zahl des Statistischen Bundesamts, die von einer Linken-Politikerin aufgegriffen wurde und ihren Weg in die Medien fand. Die Journalistin Nadja Mitzkat fragte sich, wie dieser rasante Anstieg zu erklären sei. Nach einigen Tagen intensiver Recherche habe sich herausgestellt, dass die Zahlen falsch und auf einen methodischen Fehler der Statistiker zurückzuführen sind. Ihr Fazit: “Hier wurde von einer Partei mit einer catchy Zahl Politik gemacht und ‘die Medien’ sind allesamt auf den Zug aufgesprungen. Und so machte eine Nachricht Karriere, die schlichtweg falsch war.” (Anmerkung des Kurators: Wobei man es der Politikerin nicht unbedingt übelnehmen kann, eine offizielle Zahl verwendet zu haben, oder?)

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4. Kritiker versuchen, Rundfunkräte gegen Gender-“Knacklaut” zu mobilisieren
(uebermedien.de, Anne Fromm)
Der Statistikprofessor Walter Krämer ist als Verfechter der deutschen Sprache bekannt, der sich leidenschaftlich gegen Neuerungen stemmt. Als Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sprache und des Vereins Deutsche Sprache rennt er mit sprachbewahrerischem Furor gegen Binnen-I und Gender-Sternchen an. Nun hat er Protestbriefe an Mitglieder der ARD-Rundfunkräte, des ZDF-Fernsehrats und des Hörfunkrats des Deutschlandfunks geschrieben. Anne Fromm hat sich für “Übermedien” Krämers Argumentation angesehen und die Sender um eine Stellungnahme gebeten.

5. “Die Gemeinnützigkeit von Journalismus muss endlich anerkannt werden”
(horizont.net, Frederik Fischer)
Anlässlich eines bevorstehenden Medientreffs hat sich Frederik Fischer mit dem netzpolitik.org-Gründer Markus Beckedahl unterhalten. Es geht um den Kampf gegen Hass, Manipulation und Fehlinformation, um Möglichkeiten der Journalismusfinanzierung sowie um die Herausforderungen einer zeitgemäßen Medienpolitik.

6. Als “F.A.Z.-Redakteur” bei Gucci und Macbeth
(faz.net, Jannik Waidner)
Ein “FAZ”-Redakteur ist Opfer einer ganz besonderen Form von Identitätsdiebstahl geworden. Ein 61 Jahre alter Mann soll sich jahrelang in betrügerischer Absicht als eben jener Redakteur ausgegeben und sich so Zugang zu Veranstaltungen erschlichen haben, darunter ein Gucci-Event, eine Berlinale-Sause und die Macbeth-Premiere der Berliner Staatsoper. Nun wird der Fall vor Gericht verhandelt.