1. Wikileaks – Die USA gegen Julian Assange
(ardmediathek.de, Elena Kuch & Robert Holm, Video: 59:34 Minuten)
Mit die lohnenswertesten 60 Minuten, die man derzeit für eine Dokumentation mit Medienbezug im deutschen Fernsehen aufwenden kann: Der Film zeigt nicht nur den Aufstieg und Fall des Julian Assange, sondern zeichnet ein differenziertes Bild von Assange als Spielball politischer Interessen. Außerdem erfährt man, auf welch unfassbare Weise der Wikileaks-Gründer in der ecuadorianischen Botschaft in London von einer korrupten Überwachungsfirma bespitzelt wurde. Erstmals spricht auch seine Partnerin Stella Moris, die mit Assange zwei Söhne hat, über die Umstände ihrer geheimgehaltenen Beziehung. Absolut sehenswert, auch wenn man meint, bereits viel über den Fall Assange zu wissen.
2. Journalist:innen, nehmt die Klimakrise endlich ernst!
(uebermedien.de, Sara Schurmann)
Die Journalistin Sara Schurmann ruft Medienschaffende in einem offenen Brief dazu auf, bei jeder Berichterstattung die Auswirkungen auf das Klima mitzudenken: “Viele Journalist:innen betonen zu Recht, den Unterschied von Aktivismus und Journalismus. Aber die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels als vierte Gewalt zu kontrollieren, ist kein Aktivismus. Es ist wissenschaftlich, menschlich und journalistisch geboten. Wir Journalist:innen können das Versagen der Politik nicht einfach nur protokollieren. Politische und wirtschaftliche Entscheidungen, die zur Nicht-Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels führen, sind nicht bloß eine Seite einer Geschichte, die wir zu Wort kommen lassen müssen. Die Klimakrise ist akut bedrohliche Realität.”
3. Nicht strafbar
(taz.de, Christian Rath)
Die “taz” will aus Kreisen der Berliner Staatsanwaltschaft erfahren haben, dass die heftig diskutierte Polizei-Kolumne der “taz”-Autorin Hengameh Yaghoobifarah voraussichtlich keine strafrechtlichen Folgen haben werde. Die Deutsche Polizeigewerkschaft und die Gewerkschaft der Polizei hatten zuvor Strafanzeige gestellt. Auch Innenminister Horst Seehofer hatte darauf beharrt, dass “Straftatbestände erfüllt” seien.
4. Journaillesoziolektisches: »Kretschmann-Crash«
(noemix.wordpress.com, Michael Nöhrig)
Ein tragischer Auffahrunfall, bei dem ein Kleinkind ums Leben kam, wird von vielen Redaktionen als “Kretschmann-Crash” oder ähnlich bezeichnet, obwohl es sich um einen Folgeunfall handelte, an dem der grüne Ministerpräsident Baden-Württembergs nicht beteiligt war. Michael Nöhrig hat einige der Schlagzeilen zusammengestellt.
5. Der Journalist Sean Hannity
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 5:23 Minuten)
Der US-amerikanische Radio- und Fernsehmoderator Sean Hannity beschert dem US-Fernsehsender Fox News tolle Quoten. Ein Reporter der “Washington Post” sieht starke Parallelen zwischen Hannity und Donald Trump: “Beide sind keine Intellektuellen, sie sprechen eine klare Sprache und sind kulinarisch wenig anspruchsvoll. Bei aller Radikalität, die die beiden zur Schau stellen: Mit jedem von ihnen könne sich der amerikanische Durchschnittsbürger vorstellen, abends in der Bar ein Bier zu trinken.” Der Deutschlandfunk berichtet über den sich selbst “Meinungsjournalist” nennenden millionenschweren Medienmann und dessen symbiotische Beziehung zum US-Präsidenten.
6. Bild-Chef Reichelt: “Wenn mein 11-jähriges Kind fünf Geschwister verloren hätte und unter Schock seinem 12-jährigen Freund WhatsApp-Nachrichten dazu schreibt, hätte ich auch gern, dass ganz Deutschland sie lesen kann”
(der-postillon.com)
Manchmal treffender als jede Medienkritik: die Überschrift einer “Postillon”-Meldung.