In Köln ist am vergangenen Freitag ein Mann erstochen worden. Tatverdächtig ist ein anderer Mann, der inzwischen in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen wurde.
“Bild” berichtete am Samstag groß auf der Titelseite über den Fall. Die Redaktion zeigte ein unverpixeltes Foto des Opfers und schrieb dazu:
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)
Auch bei Bild.de war ein Foto des Mannes ohne jegliche Unkenntlichmachung auf der Startseite zu sehen. Dort war nicht von “GEZ-Kassierer”, sondern von “GEZ-Mann” die Rede:
Nun gibt es die GEZ, die Gebühreneinzugszentrale der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, schon seit einigen Jahren nicht mehr, aber das nur nebenbei. Vermutlich meinen die “Bild”-Medien den Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klingeln allerdings nicht “wegen offener Gebühren” an Haustüren. Das erklärt auch ein Sprecher des Beitragsservice in den Artikeln von “Bild” und Bild.de — was die Redaktion bei ihrer Wahl von Überschrift und Dachzeile offenbar nicht sonderlich interessiert hat.
Das Opfer war auch gar nicht bei der GEZ beziehungsweise dem Beitragsservice angestellt, sondern bei der Kämmerei der Stadt Köln. Auch das steht im Artikel der “Bild”-Medien. Die Stadtkämmerei schaut durchaus bei säumigen Beitragszahlerinnen und -zahlern vorbei. Doch der Einsatz, bei dem der Mann erstochen wurde, soll damit überhaupt nichts zu tun gehabt haben, wie man ebenfalls bei “Bild” und Bild.de nachlesen kann:
Nach BILD-Informationen aus der Behörde soll es bei [dem Tatverdächtigen] aber nicht um Rundfunkgebühren gegangen sein — was [das Opfer] dort kassieren wollte, teilte die Stadt nicht mit.
Der Einsatz des Mannes, der nicht für die GEZ/den Beitragsservice arbeitete, soll also rein gar nichts mit Gebühren der GEZ/des Beitragsservice zu tun gehabt haben, was die “Bild”-Redaktion auch alles wusste — und dennoch titelt sie: “Er klingelte wegen offener Gebühren – GEZ-Kassierer an Haustür erstochen!”
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!