Kultur als Kampffeld, Offener Brief zu “Todeslisten”, Regenwald-Bilder

1. Druck von rechts
(sueddeutsche.de, Peter Laudenbach & John Goetz)
Die Neue Rechte ist durchtränkt von der Ablehnung eines weltoffenen und liberalen Kulturlebens. Vielerorts hat sie die Kultur als regelrechtes Kampffeld für sich entdeckt. Und seit Einzug der AfD in die Parlamente wird auch mit parlamentarischen Anfragen Stimmung gegen Kultureinrichtungen gemacht. Das ARD-Kulturmagazin “Titel, Thesen, Temperamente” und die “SZ” haben einige Vorfälle der vergangenen Jahre exemplarisch dokumentiert. Es ist eine erschreckende Chronik der Hetze gegen Kultur und Kulturschaffende in diesem Land.

2. Lena Meyer-Landrut gewinnt gegen Bild-Zei­tung
(lto.de)
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in einer bemerkenswerten Entscheidung festgestellt, dass die “Bild”-Zeitung in unzulässiger Weise über Nacktfotos von Popstar Lena Meyer-Landrut berichtet hat. Die Zeitung habe damit das Persönlichkeitsrecht der Sängerin verletzt. Der BGH ist auch auf die “Anlockwirkung” der Berichte eingegangen: “Zwar zeigten diese nicht die Bilder oder führten direkt zu ihnen, doch könnten sich dadurch viele Leser — speziell durch den Hinweis “mit ein paar Klicks kann jeder die Dateien sehen” — veranlasst sehen, selbst nach ihnen zu suchen, so die Befürchtung der Richter. Indem man die Erpresser-Tweets wiedergebe, lasse man den Leser zudem daran teilhaben, “wie die Klägerin gegen ihren Willen zum reinen Objekt des Bildbetrachters wird und dadurch ein Ausgeliefertsein sowie eine Fremdbestimmung erfährt, die als demütigend wahrgenommen wird”. Als Opfer einer vorangegangenen Straftat sei Meyer-Landrut darüber hinaus besonders schutzwürdig.”

3. “Todeslisten”: Offener Brief an Innenminister Seehofer
(netzwerkrecherche.org)
Sechs Journalisten- und Medienverbände fordern in einem Offenen Brief an Innenminister Horst Seehofer Aufklärung über die von Rechtsextremen aufgestellten “Todeslisten”. Es gehe um die Sicherheit von Medienschaffenden und die Möglichkeit der ungehinderten Berufsausübung. “Zudem fordern wir zu den nötigen Schritten auf, um Medienschaffenden bundesweit wieder zu ermöglichen, eine unkomplizierte Auskunftssperre für Privatadressen im Melderegister zu erwirken. In einigen Bundesländern muss inzwischen eine akute Gefahr für Leib und Leben nachgewiesen werden, damit eine Auskunftssperre erfolgt — dann könnte es bereits zu spät sein, um sich zu schützen.”

4. Alarm wie aus dem Bilderbuch
(taz.de, Ingo Arzt)
In den Medien zirkulieren farblich bearbeitete Satellitenbilder des brennenden Regenwaldes, die teilweise falsch interpretiert werden, schreibt Ingo Arzt. Die roten Flächen würden nämlich nicht die tatsächliche Größe der Feuer zeigen, sondern lediglich als eine Art Markierung dienen. Die tatsächlichen Feuer könnten, je nach Darstellung der Karte, um den Faktor 100.000 kleiner sein. Umwelt- und Wirtschaftsredakteur Arzt fordert: “Die zum Teil irreführende Darstellung der Feuer auf vermeintlich objektiven Bildern aus dem All bedürfen der Erklärung. Weil sonst die Glaubwürdigkeit derer leidet, die auch weiter um den Erhalt der Wälder ringen, wenn die mediale Karawane weitergezogen ist.”

5. “Als etwas dümmliche Masse wahrgenommen”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 5:52 Minuten)
Die Journalistin Marieke Reimann empfindet die Berichterstattung über Ostdeutschland als ein “großes Problem für die gesellschaftliche Gesamtwahrnehmung”. Reimann kritisiert, “dass wir auch 30 Jahre nach dem Mauerfall nach wie vor eine hauptsächlich westzentrierte (…) Ostdeutschland-Berichterstattung haben, die oft Ostdeutsche pauschalisiert und als homogene Masse darstellt, fast nie über die 80 Prozent berichtet, die eben nicht rechts wählt. Und, wenn es um die Bebilderung von Artikeln geht, auch dort oft pauschal herabsetzt, vielleicht sogar diskriminiert oder zu Altbewährtem wie Plattenbauten und Trabbis greift, um dort Sachen zu bebildern.”

6. Mikro noch offen: Jan Hofer plaudert über seine Bitcoins
(t-online.de, Jannis Seelbach)
Aufgrund einer Panne beim Digitalsender Tagesschau24 blieben die Mikrophone in einer Pause offen. Nachrichtensprecher Jan Hofer erzählt seinem Kollegen unter anderem, dass seine Bank eine Neubewertung seiner Immobilien vorgenommen habe und flüstert “teilweise das Dreifache …”. Die Redaktionsleiterin habe auf Nachfrage von t-online.de erklärt, dass es sich um ein privates Gespräch gehandelt habe, das nicht ernst gemeint gewesen sei.