Es gibt einen neuen Werbespot der Commerzbank mit dem deutschen Fußballfrauennationalteam. Knapp drei Wochen vor der Weltmeisterschaft in Frankreich rechnen die Spielerinnen darin auf starke, selbstironische Weise mit den blödesten Vorurteilen ihnen gegenüber ab. Und sagen unter anderem: “Wir brauchen keine Eier. Wir haben Pferdeschwänze.”
Das sorgt natürlich für Aufsehen — sogar bei “Bild”-Briefonkel Franz Josef Wagner, der gestern schrieb:
[D]as Tolle an Eurem TV-Spot ist, dass Ihr so unglaublich frei seid. Überhaupt nicht verbissen erzählt Ihr die Geschichte des Frauenfußballs. (…)
Dieser TV-Spot erzählt von den Vorurteilen. Frauen sind zum Kinderkriegen da, gehören in die Waschküche.
Genau. Ein weiteres Klischee, das in dem 90 Sekunden langen Werbeclip eingeblendet wird: Es handele sich ja nur um “#mädchenfußball”.
Und als wollte Wagner noch einmal unter Beweis stellen, wie bitter nötig dieser Spot auch heute noch ist, überschreibt er seinen Brief an die Fußballerinnen nicht etwa mit “Liebe deutsche Fußballfrauen” oder mit “Liebe Nationalelf” oder mit “Liebe DFB-Frauen”, sondern mit:
Und am Ende schreibt er:
Wir sehen wilde Mädchen. Coole Mädchen. Mädchen, die stolz darauf sind, Fußballerinnen zu sein.
Wild, cool, stolz. Aber keine Frauen, sondern nur “Mädchen”, die von einem Mann mal ein Lob bekommen.
Ganz anders sieht das aus, wenn Franz Josef Wagner den Fußballnationalspielern — also: den männlichen — schreibt. Wenn die bei der WM in Russland als Gruppenletzte ausscheiden, schreibt Wagner an die “Liebe Nationalelf”. Wenn die Spieler besonders jung sind, schreibt er an die “Liebe junge Nationalelf”. Schreibt er anderen Sportlern, etwa den Eishockeynationalspielern, steht über seinem Brief: “Liebe Eishockey-Männer”.
Schreibt er hingegen den deutschen Fußballerinnen, egal wie alt oder jung diese sein mögen, richtet er sich an die “Lieben WM-Mädels”.
Mit Dank an Olli für den Hinweis!