1. Dies ist unsere letzte Chance. Helfen Sie uns, das Urheberrecht in Europa zu modernisieren
(wikipedia.de)
Die deutschsprachige Wikipedia ist seit Mitternacht für 24 Stunden offline. Mit der Aktion protestieren die Wikipedia-Autorinnen und -Autoren gegen Teile der geplanten EU-Urheberrechtsreform: “Die geplante Reform könnte dazu führen, dass das freie Internet erheblich eingeschränkt wird. Selbst kleinste Internetplattformen müssten Urheberrechtsverletzungen ihrer Userinnen und User präventiv unterbinden (Artikel 13 des geplanten Gesetzes), was in der Praxis nur mittels fehler- und missbrauchsanfälliger Upload-Filter umsetzbar wäre. Zudem müssten alle Webseiten für kurze Textausschnitte aus Presseerzeugnissen Lizenzen erwerben, um ein neu einzuführendes Verleger-Recht einzuhalten (Artikel 11). Beides zusammen könnte die Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit erheblich beeinträchtigen.”
2. Axel Voss findet eine Memes-Rubrik bei Google – und das Netz flippt aus
(t3n.de, Jörn Brien)
Der als Vater der umstrittenen EU-Urheberrechtsreform geltende Europaabgeordnete Axel Voss (CDU) hat in einem Interview Sachen gesagt, die im Netz für allerhand Verwunderung sorgten. Auf Twitter wurden ihm daraufhin Wissenslücken, absichtliche Irreführung, das Verbreiten von Verschwörungstheorien oder schlicht Dummheit unterstellt. Für besonderes Kopfschütteln sorgte ein Part des Interviews, in dem Voss von einer “Meme-Rubrik” bei Google sprach. Diese Art von “technischem Verständnis” wurde vom offiziellen Twitter-Account der Europa-CDU/CSU nochmal überboten: “Dabei wurde — mit rotem Pfeil und eingekreist — auf den vorgeschlagenen Suchbegriff Memes in der Bildersuche (nach Axel Voss) verwiesen. Nicht klar war den Twitter-Verantwortlichen des Accounts offenbar, dass es sich dabei lediglich um häufig gesuchte Begriffe im Zusammenhang mit dem Namen des Politikers handelt.”
3. #Zensurheberrecht: Bundesregierung mahnt uns ab, wir wehren uns
(fragdenstaat.de)
Die Informationsfreiheitsaufklärer von “FragDenStaat” haben Post von der Bundesregierung bekommen. Im Umschlag steckte jedoch nicht ein Dankesschreiben oder das längst verdiente Bundesverdienstkreuz für besondere Dienste an der Demokratie, sondern eine Abmahnung. “FragDenStaat” hatte ein staatliches Gutachten zu Krebsrisiken von Glyphosat veröffentlicht, woraufhin die Regierung nun mit jener Abmahnung reagiert — wegen einer angeblichen Verletzung des Urheberrechts. “FragDenStaat” wird sich gegen die Abmahnung wehren, so Projektleiter Arne Semsrott: “Wir lassen uns aber nicht einschüchtern. Wenn es sein muss, ziehen wir mit dem Fall bis vor den Europäischen Gerichtshof. Das Urheberrecht darf nicht zum Zensurheberrecht werden.”
4. Fall Relotius: Ullrich Fichtner wird nicht “Spiegel”-Chefredakteur
(sueddeutsche.de, David Denk)
Eigentlich sollten die “Spiegel”-Redakteure Ullrich Fichtner und Matthias Geyer Chefredakteur beziehungsweise Blattmacher werden. Doch dann kam der Fall Relotius, und die Personalie lag erst einmal auf Eis. Drei Monate später hat sich der “Spiegel” neu sortiert: Fichtner und Geyer sollen nicht die für sie vorgesehenen Leitungsfunktionen erhalten, sondern “mit neuen strategischen Aufgaben” betraut werden, wie der “Spiegel” mitteilt.
5. KNV
(voland-quist.de, Leif Greinus)
Vor etwa einem Monat meldete Deutschlands größter Buchgroßhändler, die Firma KNV, Insolvenz an. Viel zu schnell wird vergessen, was das für die Gläubiger bedeutet. Zu denen gehören nämlich Verlage, die nun in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Leif Greinus ist Geschäftsführer des 2004 gegründeten Verlags Voland & Quist und erzählt in beeindruckender Offenheit von den wirtschaftlichen Auswirkungen der KNV-Pleite. Und von dem Gefühlscocktail aus Überraschung, Wut, Ratlosigkeit, Resignation und Aufbäumen.
6. Schelte der “Kollegenschelte”
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell)
Matthias Dell kritisiert Journalistinnen und Journalisten dafür, alles zu kritisieren, nur nicht sich selbst. Weil sich “Kollegenschelte” angeblich nicht gehöre: “Das Problem mit der Kollegenschelte ist: Sie fasst den Bereich des Internen zu weit. Natürlich redet man in der eigenen Familie anders als in der Öffentlichkeit über sie. Aber wenn alle Kollegen plötzlich Familie sind, dann stimmt irgendetwas nicht. Dann hat man Angst oder ist eitel oder ignorant oder was weiß ich. Man hat jedenfalls weder Lust auf Kritik. Noch auf Öffentlichkeit. Das allerdings ist für den Journalismus und seine populäre Rolle als vierte Gewalt keine gute Voraussetzung.”