Die “Bild”-Zeitung und das Dschungelcamp: lange Zeit das Traumpaar schlechthin. Sie liebten sich, warfen sich die Bälle zu, pushten sich gegenseitig, fast 15 Jahre lang.
So bekam “Bild” immer zuerst gesteckt, welche Kandidaten in den Dschungel ziehen würden (oder freiwillig aufgaben), erhielt exklusive Einblicke und Interviews mit den Teilnehmern. Im Gegenzug veranstaltete das Blatt während der Camp-Wochen immer ein gewaltiges Spektakel und machte gerade zum Beginn der Staffeln jede Menge Werbung für die RTL-Show, mit Schlagzeilen wie:
Doch in diesem Jahr ist alles anders.
Zum ersten Mal hat die “Bild”-Zeitung kein Team nach Australien geschickt. Und auch der Ton der Berichterstattung hat sich schlagartig geändert. Am vergangenen Dienstag titelte “Bild”:
Darin listet das Blatt auf, wie viel hinter den Dschungel-Kulissen geschummelt wird, was im Camp alles “Fake” ist, und erklärt, dass die Show in Wirklichkeit für “Weicheier” sei:
“Diese Show lebt von der Illusion. Tatsächlich ist nichts, wie es scheint”, ätzen die “Bild”-Reporter, die in den Jahren zuvor noch so voller Liebe über das Format geschrieben hatten.
RTL schlug noch am gleichen Tag zurück und veröffentlichte in einer Pressemitteilung sämtliche Fragen von “Bild” und die eigenen Antworten gleich mit:
Die “BILD”-Zeitung kündigt in ihrer heutigen Ausgabe eine “große Enthüllungsserie” zum Dschungelcamp an. Wir “enthüllen” an dieser Stelle schon einmal den umfangreichen Fragenkatalog, den uns BILD dazu am Freitag gestellt hat — und unsere Antworten.
Bei “Bild” mussten sie sich daraufhin den Spott anderer Medien gefallen lassen. Nicht nur, weil RTL ihnen durch die Vorab-Veröffentlichung “in die Parade gefahren” war, sondern auch wegen des Inhalts des Fragenkatalogs. So schreibt “DWDL”:
Manche der Fragen geben ebenso wie einige Antworten durchaus Anlass zum Schmunzeln. Angesprochen auf ein Tempolimit auf dem TV-Gelände, erklärt RTL: “In ganz Australien gibt es Tempolimits.” Und auf die Frage, wie das aktuelle Verhältnis zu den Anwohnern sei, antwortet der Sender einsilbig: “Gut.” Daneben will “Bild” etwa wissen, ob australische Skorpione stechen können, was RTL bejaht. Und warum in der Crew-Bibel vor der Ausrutschgefahr gewarnt wird, kann “Bild” nicht so recht nachvollziehen. Hier klärt RTL auf: “Das Produktionsgelände befindet sich im Regenwald. Von daher kann es bei Nässe teilweise rutschig sein.”
Am Tag darauf legte “Bild” nach:
Und am Tag darauf schon wieder:
Und am Tag darauf, also heute, schon wieder:
Doch warum jetzt die plötzlichen Attacken auf den einstigen Kuschelpartner?
Nun, vor wenigen Wochen hat RTL seine Website (unter Führung eines ehemaligen “Bild”-Mannes) zu einem Boulevard-News-Portal umgebaut. Damit will die Mediengruppe auch und gerade den “Bild”-Medien Konkurrenz machen. Und war damit schon erfolgreich: Den Namen des neuen Freundes von Helene Fischer hatte die Website von RTL zuerst — die Website von “Bild” musste nachziehen. Auch bei anderen Promi-News musste sich “Bild” dem neuen RTL-Portal geschlagen geben.
Und derart in die Ecke gedrängt, verhält sich “Bild” eben nicht anders als ein wildes Tier im Dschungel.