Alte Zeitschriften zu Euros, Merkwürdige Leserbriefe in der Kronen-Zeitung und Wahlen in Bayern und Österreich – medienlese.com blickt zurück auf die 39. Kalenderwoche.
Wahlsonntag, nicht nur in Bayern: Währen die CSU im Freistaat nach ersten Prognosen unter 43 Prozent rutscht, rückt Österreich nach rechts. Rund 10 Prozent der Stimmten entfielen auf Jörg Haiders Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ). Zusammen mit der Freiheitlichen Partei (FPÖ) kommen die Rechten vorerst auf knapp 30 Prozent.
Am Kiosk wurde diese Woche die Park Avenue verkauft, im Paket mit einer Ausgabe von Monopol, für nur 4 Euro. Das hörte sich nach einem guten Angebot an, denn normalerweise kostet die Kunstzeitschrift Monopol ja 7.50 Euro. Also kaufte ich das Ding, wunderte mich dann aber beim Durchblättern, warum jetzt schon von Ausstellungen im März und April die Rede ist. Des Rätsels Lösung? Die Ausgabe war vom März, vom März 2008. Andere erhielten gar Altpapier, das ein volles Jahr alt ist. Natürlich ist das eine gute Lösung, um seine offenbar grossen unverkauften Bestände loszuwerden, aber ist es auch eine nachhaltige?
Die Leserbriefe an die Kronen-Zeitung wurden ausgewertet. Ernst K. aus Oberösterreich sammelte vom 12.10.2005 bis zum 27.10.2007 täglich die Namen der Leserbriefschreiber an das Blatt und fand folgendes heraus: “Nach den 2 Jahren löschte ich die Namen aller Leserbriefschreiber von denen nicht mindestens 24 Leserbriefe, also monatlich einer, abgedruckt wurden. Es blieben 18 Namen über, und von diesen 18 Leserbriefschreibern – falls es diese tatsächlich gibt – wurden in zwei Jahren 1282 Leserbriefe abgedruckt, von Platz 1 alle 2,2 Tage bis zu Platz 18 alle 16,6 Tage. Das ist bei einer zufälligen Auswahl unter hunderten täglichen Leserbriefen mathematisch gesehen nicht möglich und bedeutet: die ‘Kronen-Zeitung’ manipuliert ihre Leser indem sie gezielt Leserbriefe (oder angebliche Leserbriefe) veröffentlicht.”
Der Tages-Anzeiger schrieb zu einem im Koma liegenden Bundesrat auf Seite 1 im ersten Satz: “Hans-Rudolf Merz muss zum Glück nicht mehr unbedingt um sein Leben bangen.” Wie aktiv jemand, der im Koma liegt, noch sein kann, ist ungewiss. Neustart schrieb: “Lesen kann er sicher nicht. Noch nicht. Und wenn er es wieder lernt, muss er zum Glück nicht unbedingt mit dem Tages-Anzeiger auf Seite 1 mit dem ersten Satz beginnen.”
Der Chefredakteur von SF freute sich, dass endlich etwas umgesetzt wurde, wofür er schon in den siebziger Jahren eingesetzt hatte. Kurt Aeschbacher interviewte Bryan Adams für zwei Sekunden, der verstorbene Thomas Dörflein wurde im Tagesspiegel zu Andreas Dörflein, Angela Merkel wollte “das Kartellrecht im Medienbereich novellieren, um die Branche zukunftsfähig zu machen” und auf das Haus von Ex-Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust wurde ein Farbanschlag verübt. Die Frankfurter Rundschau warb neu mit dem Slogan “Schneller in die Tiefe!” – ob damit die Auflage gemeint war, wurde nicht bekannt.
Meistgelesen wurden letzte Woche die Tippfehler von blick.ch, meistgeklickt bei “6 vor 9” wurde Ulf Poschardt auf welt.de: “Warum Serienzuschauer immer schlauer werden“.