Falls noch Zweifel daran bestehen sollten, wie die “Bild”-Zeitung zum Rundfunkbeitrag steht, bitteschön:
(Dass “Bild” immer noch konsequent “GEZ” schreibt, obwohl es die seit sechs Jahren nicht mehr gibt, spricht schon für sich.)
Im Artikel schildert “Bild”-Redakteur Ralf Pörner, dass er neulich eine seiner Wohnungen aufgegeben habe und sie dann auch vom Rundfunkbeitrag abmelden wollte. Womit der “Kampf” begann.
Das Einwohnermeldeamt sagte mir, dass der Beitragsservice automatisch informiert wird. DOCH DER DRACHE FAUCHTE LEIDER IMMER NOCH! Vier Wochen später buchte der Beitragsservice erneut ab.
Was auch keine Überraschung ist. Für die Abmeldung ist nämlich nicht das Einwohnermeldeamt zuständig, man muss es selbst machen. Das hätte auch Ralf Pörner wissen können, wenn er einfach mal ein bisschen recherchiert hätte. Im Rundfunkbeitragsstaatsvertrag steht ziemlich unmissverständlich:
Das Ende des Innehabens einer Wohnung (…) ist der zuständigen Landesrundfunkanstalt unverzüglich schriftlich anzuzeigen (Abmeldung).
Für diesen Vorgang stellt der Beitragsservice auf seiner Website ein Kontaktformular bereit. Auch über den Postweg ist die Abmeldung möglich.
Nur über die Telefon-Hotline kann man sich nicht abmelden. Und was macht “Bild”-Mann Pörner?
Nun wurde der Ritter in mir geweckt, die Telefon-Hotline zu meinem Kampfplatz.
Es wäre ungerecht, die Dame am anderen Ende als Drachen zu bezeichnen. Aber sie war auf jeden Fall unbezwingbar.
Sie: “Benutzen Sie bitte unser Kontaktformular.”
Ich: “Ich würde Sie nicht anrufen, wenn das funktionieren würde.”
Sie: “Wir brauchen Ihre Kündigung aber schriftlich!”
Ich: “Das Einwohnermeldeamt hat Sie informiert!”
Sie: “Das reicht nicht.”
Ich: “Dann buche ich die Beiträge zurück.”
Sie: “Dann kommen noch Mahngebühren und der Gerichtsvollzieher dazu.”
Ich: “Ich schlage vor, Sie informieren Ihren Vorgesetzten, dass Ihr System offenbar nicht funktioniert.”
Sie: “Glauben Sie wirklich, dass das meinen Vorgesetzten interessiert?”
Touché! Dass sich irgendwer vom Beitragsservice für die Zahler von acht Milliarden Euro Zwangsgebühren interessiert, glaube ich tatsächlich nicht.
Ich legte auf, öffnete das Kontaktformular. Es stürzte ab. Ich war geschlagen.
Womit wir bei Pörners zentralem Kritikpunkt wären: Dass das Kontaktformular immer wieder abgestürzt sei. Eine Abmeldung sei also “unmöglich”. Zum Beleg zeigt er (im Online-Artikel) auch die Fehlermeldung:
Und siehe da: “Ihre Sitzung wurde aus Sicherheitsgründen automatisch beendet, da die Seite längere Zeit nicht genutzt wurde.”
Es war offenbar also gar kein technischer Fehler. Der “Bild”-Redakteur hat beim Ausfüllen wohl einfach zu lange gebraucht. (Wenn es ein technischer Fehler gewesen wäre, der auch andere Nutzer betroffen hätte, wäre dazu höchstwahrscheinlich auch ein Hinweis veröffentlicht worden.)
Anders gesagt: Es war nicht die Schuld der bösen “GEZ”, sondern Pörners eigene. So wie es an jeder Stelle dieser Prozedur seine eigene Schuld war.
Das Ende vom Lied: Der “Bild”-Mann macht bei der Pressestelle Druck (“Werden Kunden hier etwa systematisch bei der Kündigung behindert?”), und die akzeptiert seine Anfrage dann als Kündigung.
Halleluja! Ich habe den Drachen bezwungen.
Glückwunsch, Herr Pörner. Und kleiner Vorschlag zur Güte: Wenn Sie in Zukunft weniger imaginäre Drachen bekämpfen und stattdessen Ihre eigene Unfähigkeit, dann bleiben Ihnen solche sagenhaften Dramen auch erspart.
Mit Dank an den anonymen Hinweisgeber!