Wahltag, Börsencrash, Kekse.
Die Woche vor den heutigen Parlamentswahlen in der Schweiz brachte nochmals Aufruhr über die Berichterstattung der ausländischen Medien in der Schweiz. 20min.ch scannte eine in der New York Times International Weekly erschienen Karikatur und schrieb am 16.10.2007: “Das Image der Schweiz im Ausland ist schwer angeschlagen.” Und am 19.10.2007: “Ein Sturm im Wasserglas – Der Schweizer Wahlkampf wirft in den USA trotz kritischen Medienberichten keine grossen Wellen. Auch gibt es kaum handfeste Beweise dafür, dass das Image der Schweiz in den USA gelitten hätte.”
Im Spiegel erklärte Mathieu von Rohr die Konkordanz in der Schweiz für tot. Er schrieb: “Seit 1959 hatten die vier grössten Parteien des Landes die Macht nach der sogenannten Zauberformel untereinander aufgeteilt: (…) bildeten die Regierung. Dieses geheiligte Prinzip hiess ‘Konkordanz’, es führte dazu, dass das Land eher verwaltet als regiert wurde. Die sieben Bundesräte fällten ihre Entscheide in geheimer Abstimmung und vertraten sie gemeinsam nach aussen. Der Aufstieg Blochers und seiner SVP sprengte dieses System. Am Ende überflügelte seine Partei alle anderen so weit, dass sie ihn in die Regierung wählen mussten. (…)”. Nicht nur ich, auch die Süddeutsche Zeitung wusste noch nichts davon. Sie schrieb einen Artikel mit dem Titel “Krach in der Konkordanzdemokratie“. Klaus J. Stöhlker enthüllte die Parteiprofile. Die Quelle der Daten seien, so ergab eine E-Mail-Anfrage, Tabellen in der Tageszeitung Le Temps.
Die NZZ erklärte nochmals den Börsencrash von 1987 und machte unter anderem die Unzulänglichkeiten der technischen Systeme dafür verantwortlich: “Damals gab es weder E-Mail noch Internet, und die Datenverarbeitung war langsam. Die Handelssysteme waren schlicht unfähig, das enorme Auftragsvolumen zu bewältigen. Die Drucker, die die telefonisch übermittelten Aufträge ausdruckten, waren überfordert, die Telefonleitungen überlastet. An der NYSE wurden ausgeführte Aufträge erst mit einer Stunde Verspätung bestätigt, was bei den Händlern zu grosser Verwirrung führte”.
Weiter schrieb die NZZ über ein Buch von Karl Lüönd: “Die Innovationsfähigkeit schweizerischer Medienunternehmen ist, um es höflich auszudrücken, steigerungsfähig”. Ihm fiel ausserdem auf, “dass die Ideen von Aussenseitern die erfolgreichsten gewesen sind. Oft brauchte es den unbefangenen von Quereinsteigern und Ausländern, um die grossen Chancen zu sehen”. Den unbefangenen was? Vielleicht weiss es die NZZ. Gemahnt wurden ausserdem die freien Journalisten, die oft nicht mal eine Website hätten: “Statt sich unternehmerisch zu organisieren, zeigen zu viele dem Markt das leidende Antlitz unverstandener Künstler”.
Ein Kekshersteller stellte ein Video ins Internet und Olaf Kolbrück vom Blog Off the Record fragte: “Gibt es tatsächlich so viele gehirnamputierte Kunden, damit sowas als lustig gelten kann?” Wahrscheinlich ist es jetzt höchst unfair, das zusammenzubringen, aber mein Chef schrieb dazu: “Ich find?s lustig“. Ich irgendwie auch.
Die meistabonnierten deutschen Blogfeeds wurden versammelt und Poeten mit Beruf Polizist schrieben ihre Gedichte auf einer Website.