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“Jetzt wollen sie sogar Kohle fürs Baby-Geschlecht”

Telegramkanalbetreiber Michael Wendler und dessen Ehefrau Laura Müller sollen Nachwuchs erwarten. Müller verdient ihr Geld unter anderem damit, Fans auf der Plattform OnlyFans für exklusive Fotos bezahlen zu lassen. Dort soll sie auch schon Aufnahmen ihres Babybauchs angeboten haben. Und dann gibt es ja noch die Frage nach dem Geschlecht des erwarteten Kindes.

Darüber schreiben auch Tanja May und Mark Pittlekau bei Bild.de. Und sie klingen geradezu schockiert, was Müller und Wendler alles so für Geld machen und vielleicht noch vorhaben:

Allein für ein Voting – wird Baby Wendler ein Junge oder ein Mädchen? – sollen Fans der beiden rund 11 Euro blechen. Auch alle weiteren Baby-Updates sollen kosten.

Kohle machen mit einem wehrlosen Kind. Oder wie May und Pittelkau schreiben:

Sogar das Baby-Geschlecht wollen sie jetzt zu Geld machen. BILD weiß schon, ob es ein Junge oder Mädchen wird!

So steht es bei Bild.de vor der “Bild-plus”-Paywall. Denn, ja, May, Pittelkau und “Bild” echauffieren sich nicht nur über die Geldmacherei der baldigen Eltern, sondern wollen auch selbst ein bisschen Geld mit dem Geschlecht des noch gar nicht geborenen Kindes verdienen: Nur wer für ein “Bild-plus”-Abo zahlt, erfährt, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden soll:

Screenshot Bild.de - Laura und der Wendler - Jetzt wollen sie sogar Kohle fürs Baby-Geschlecht - Bild kennt es schon - der verlinkte Artikel befindet sich hinter der Bild-plus-Paywall

Vor vielen Jahren haben wir uns hier im BILDblog schon einmal gefragt, ob alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der “Bild”-Redaktion den sogenannten Spiegeltest bestehen würden, in dem untersucht wird, ob ein Lebewesen sich selbst in einem Spiegel erkennt und somit eine Selbstwahrnehmung besitzt. Diese Frage bleibt auch elf Jahre später aktuell.

Dass die “Bild”-Redaktion nach eigener Aussage “weiß”, “ob es ein Junge oder ein Mädchen wird”, ist angesichts der dünnen Faktenlage, die Tanja May und Mark Pittelkau in ihrem Artikel präsentieren, übrigens eine bemerkenswert selbstbewusste Behauptung. Das “Bild”-Duo schreibt, dass ein anonymer “Augenzeuge” Laura Müller und Michael Wendler beim Einkaufen gesehen habe, und dass die beiden werdenden Eltern etwas besorgt hätten, das man “fast nur” für eines der beiden Geschlechter kauft. Was genau das sein soll, wird nicht weiter spezifiziert. Jedenfalls ließe der Einkauf “höchstwahrscheinlich” auf das Geschlecht schließen, so der “Augenzeuge”. Das reicht bei “Bild”, um etwas zu “wissen”.

Ob es nun ein Junge oder ein Mädchen wird, das verraten wir hier natürlich nicht. Dafür müsst ihr schon unser kostenpflichtiges BILDblog-Babynews-Abo abschließen.

Kleiner Scherz. Es ist uns schlicht Wurscht und geht uns auch gar nichts an.

Mit Dank an Meike O. für den Hinweis!

Bild.de-Chef lässt BILDblog Seite an Seite mit “Pegida” marschieren

Vor ein paar Tagen hat “Pegida”-Chef Lutz Bachmann zwei Screenshots von Bild.de getwittert, um den in rechten Kreisen so beliebten “Lügenpresse”-Vorwurf zu untermauern:

Allerdings: Die Artikel widersprechen sich in Wahrheit gar nicht. Denn die linke Schlagzeile (“kaum gestiegen”) bezieht sich auf Deutschland, die rechte (“stark gestiegen”) auf Baden-Württemberg. Als wir seinen Tweet heute entdeckten, antworteten wir:

Und schoben noch einen Screenshot samt Link eines Artikels des SWR hinterher, in dem die Situation in Baden-Württemberg genauer erläutert wird:

Also noch einmal zusammengefasst: Bachmann und seine Jünger nutzen die Bild.de-Schlagzeilen, um ihr Weltbild der lügenden Medien zu belegen, und wir sagen: Bullshit.

Im Grunde haben wir also sogar Bild.de in Schutz genommen. Doch nur einer versteht das nicht — oder will es einfach nicht verstehen: Bild.de-Chef Julian Reichelt.

Und noch mal:

Und noch mal:

Julian Reichelt wirft uns gerne vor, wir seien ideologische Betonköpfe, weil wir hier im BILDblog nur nach einer Maxime arbeiteten: Hauptsache gegen “Bild”. Den Spiegeltest würde er wohl nicht bestehen.

Nachtrag, 22.25 Uhr: Er ist dreiviertel zurückgerudert.

Selbsterkenntnis wäre der erste Schritt …

Bei einem sogenannten Spiegeltest wird überprüft, ob ein Lebewesen sich in seinem Spiegelbild selbst erkennt. Damit soll die Existenz eines Selbstbewusstseins nachgewiesen werden. Menschenaffen und Delfine bestehen diesen Test beispielsweise, Menschenkinder erkennen sich üblicherweise im zweiten Lebensjahr.

Es ist mindestens zweifelhaft, dass alle Mitarbeiter von “Bild” oder Bild.de den Spiegeltest bestehen würden. Nur so kann man anprangern, dass “Google Street View” wildfremde Menschen für jeden erkennbar im Internet zeigt, indem man diese wildfremden Menschen für jeden erkennbar im Internet zeigt. Nur so kann man seiner Empörung darüber, dass Menschen im Fernsehen gedemütigt werden, Ausdruck verleihen, indem man Videos davon zeigt.

In der heutigen “Bild am Sonntag” und auf Bild.de gibt es das Foto einer “dramatischen Rettungsaktion in der chinesischen Stadt Changsha”. Es zeigt eine Frau, die “aus dem 33. Stock eines Wohnblocks springen will”, und sechs Chinesen, die “sofort zur Stelle” sind, “um die lebensmüde Dame zu retten”.

Mit Ziffern auf dem Foto erklärt “Bild am Sonntag”, wer darauf genau zu sehen ist, und welche Funktion diese Menschen ausüben.

Und so geht unsere letzte Geschichte heute gut aus: Die Frau wird gerettet.

Natürlich hat ein Roman auch immer einen Bösewicht: Diese Rolle übernimmt ein Zuschauer (5), der nicht hilft, sondern die Szene lediglich mit dem Handy fotografiert.

Welche Rolle oder Bezeichnung die Person verdient hat, die die Situation von einer anderen Position aus fotografiert und die Bilder an Nachrichtenagenturen (und letztlich auch an “Bild am Sonntag”) verkauft hat, schreibt die Zeitung leider nicht. Häufig nennt sie Leute, die ähnliches machen, aber schlicht “Leser-Reporter”.

Mit Dank an Robert W., Andreas H., Vuffi R. und Heinz B.

Bild.de demütigt Timoschenko

Diese Aufnahme sorgt für einen Sturm der Entrüstung in der Ukraine. Darauf zu sehen: die inhaftierte Julia Timoschenko.

Sie liegt in einem Krankenbett im berüchtigten Lukjaniwska-Gefängnis in Kiew. Offenbar wurde sie gegen ihren Willen gefilmt.

Sie hebt die Arme, als wollte sie sagen: Lasst mich in Ruhe! Müsst ihr mich auch noch demütigen?

So weit die Ausführungen der Menschenrechtsaktivisten von Bild.de.

Das Demonstrativpronomen “diese” im ersten Satz ist dabei bewusst gewählt: Der Satz steht unterhalb eines Screenshots aus einem Video, in dem die inhaftierte Julia Timoschenko offenbar gegen ihren Willen gefilmt wurde.

Inhaftierte Oppositionspolitikerin: Ukraine demütigt Timoschenko mit Video-Aufnahme. Politikerin gegen ihren Willen im Krankenbett gefilmt. Diese Aufnahme sorgt für einen Sturm der Entrüstung in der Ukraine. Darauf zu sehen: die inhaftierte Julia Timoschenko.

Wir sind uns nicht sicher, ob die Redakteure von Bild.de den Rouge-Test bestehen würden.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!