Suchergebnisse für ‘Presserat’

Rechtenbühne “Nius”, Blockade in Israel, Rügen des Presserats

1. Nius: Wo Rechte eine Bühne bekommen
(zdf.de, Jan Böhmermann, Video: 32:31 Minuten)
Die Redaktion des “ZDF Magazin Royale” hat sich mit dem rechten Krawallportal des ehemaligen “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt beschäftigt und dabei allerhand zutage gefördert: “Irgendwo im beschaulichen Berlin-Kreuzberg will sich eine Einheit aus tapferen Recken nicht damit zufriedengeben, dass die deutsche Medienlandschaft vom links-grün-woken Zeitgeist komplett verschlungen wird. Als rechtspopulistische Meinungsfreiheits-Avengers zieht das Team von Nius durchs Netz, um mit Artikeln, Podcasts und Videoformaten ihre ganz eigene Wahrheit ans Licht zu bringen. Dabei lassen sie sich nicht von nervigen Dingen wie moralischen Prinzipien oder journalistischer Sorgfalt beirren und geben Rechtsextremen bereitwillig eine Bühne.”

2. Bibis Medien-Blockade
(taz.de, Nicholas Potter)
Nicholas Potter schreibt in der “taz” über die Eskalation der Angriffe Benjamin Netanjahus auf die Pressefreiheit in Israel, darunter der Boykott der Zeitung “Haaretz” durch die israelische Regierung. Neben staatlichen Sanktionen gegen kritische Medien würden auch Pläne zur Privatisierung des öffentlich-rechtlichen Senders Kan vorangetrieben, um unabhängigen Journalismus zu schwächen. Diese Maßnahmen seien Teil einer umfassenderen Strategie zur Kontrolle der Berichterstattung sowie zur Untergrabung der Demokratie und unabhängiger Institutionen im Land.

3. Rügen für Verstöße gegen Sorgfaltspflicht und Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat mehrere Medien gerügt, darunter Bild.de wegen einer unzulässigen Berichterstattung über einen Suizid, spekulativer Inhalte und der Verletzung des Persönlichkeitsschutzes durch identifizierende Darstellungen von Opfern. Auch andere Publikationen wurden gerügt, etwa für unangemessene Details zu Missbrauchsfällen, irreführende Überschriften und Verstöße gegen die Trennung von Werbung und Redaktion.

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4. Qualitätsoffensive: Telepolis überprüft historische Artikel
(telepolis.de, Harald Neuber)
Wie die Redaktion von “Telepolis” in eigener Sache mitteilt, habe man im Rahmen einer “Qualitätsoffensive” alle Beiträge vor 2021 vorübergehend aus dem Archiv genommen, um sie auf Qualität, Urheberrechte und Barrierefreiheit zu prüfen: “Wir werden die alten Inhalte systematisch und so schnell wie möglich sichten und – soweit sie noch einen Mehrwert bieten – nach unseren Qualitätskriterien bewerten und überarbeiten. Essays und Fachaufsätze haben dabei Vorrang, tagesaktuelle Texte aus der Vergangenheit nicht.”

5. Metas Content-Moderator:innen fordern besseren Schutz
(netzpolitik.org, Ben Bergleiter)
Content-Moderatorinnen und -Moderatoren, die für den Social-Media-Konzern Meta tätig sind, fordern in einem offenen Brief an das EU-Parlament gesetzliche Maßnahmen gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen. Sie berichten von niedrigen Löhnen, extremer psychischer Belastung durch verstörende Inhalte und unzureichender Unterstützung: “Es fühlt sich manchmal so an, als würde sich Meta mehr um das Image der Content-Moderation kümmern als um uns – die Menschen hinter den Bildschirmen. Wir sind keine Maschinen, die endlos verstörende Inhalte filtern können, ohne dass es Spuren hinterlässt”, so die namentlich nicht näher benannten Unterzeichner des offenen Briefs.

6. Guardian-Verlag verkauft »Observer«
(spiegel.de)
Der britische “Observer”, die älteste Sonntagszeitung der Welt, werde vom “Guardian”-Verlag an das Online-Portal “Tortoise Media” verkauft. In den kommenden fünf Jahren soll der neue Eigentümer mehr als 30 Millionen Euro investieren, um die gedruckte Ausgabe des “Observer” zu erhalten und dessen Onlinepräsenz auszubauen. Die Belegschaften von “Observer” und “Guardian” hätten vergangene Woche aus Protest gegen die Pläne gestreikt.

Grimme Online Awards, Presserat über KI, Muss Musk blechen?

1. Grimme Online Award legt Schwerpunkt auf historische Themen
(spiegel.de)
Der Grimme Online Award 2024 hat acht Internetformate für ihre “publizistische Relevanz und Informationstiefe” ausgezeichnet, wobei der Schwerpunkt auf Themen gelegen habe, die “der Demokratie dienlich” seien. Der erstmals vergebene Sonderpreis für Künstliche Intelligenz ging an eine Krimi-Challenge des Bayerischen Rundfunks. Trotz finanzieller Probleme des Grimme-Instituts konnte die Preisverleihung in Marl stattfinden. Insgesamt waren 27 Medienangebote nominiert.

2. Presserat zum Thema KI
(journal-nrw.de)
Der Pressekodex gelte uneingeschränkt auch für journalistische Inhalte, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt wurden. Mit Blick auf die Bewertung der bei ihm eingehenden Beschwerden halte der Deutsche Presserat eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Texte derzeit nicht für notwendig, verlange aber, dass KI-generierte Bilder als Symbolbilder gekennzeichnet werden. Diese Regelung solle verhindern, dass solche Darstellungen als reale Abbildungen missverstanden werden.

3. Datenreport über das Einkommen der Autor*innen in Deutschland
(kunst-kultur.verdi.de)
Einem Datenreport (PDF) des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller zufolge können nur 5,7 Prozent der Autorinnen und Autoren in Deutschland ausschließlich vom Schreiben leben, wobei nur ein kleiner Teil davon über 50.000 Euro brutto jährlich verdient. Die Mehrheit müsse zusätzliche Jobs annehmen, um den Lebensunterhalt zu sichern, oft auch in fachfremden Bereichen. Der Verband fordere daher strukturelle Änderungen wie eine Verlagsförderung und Anpassungen im Urheberrecht, um angemessene Honorare für Autorinnen und Autoren zu gewährleisten.

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4. Muss Elon Musk persönlich für X-Verstöße blechen
(netzpolitik.org, Maximilian Henning)
Der Digital Services Act der EU verpflichtet die Anbieter großer Online-Plattformen zur Einhaltung strenger Regeln. Verstöße können mit hohen Bußgeldern geahndet werden. Unklar sei jedoch, ob bei Verstößen die Plattform selbst oder ihr Eigentümer wie Elon Musk im Fall von X/Twitter haften muss. Die EU-Kommission prüfe derzeit, ob Musk persönlich als Anbieter haftet und ob mehrere Strafen für verschiedene Verstöße verhängt werden können.

5. Bücher werden überall gesammelt, Websites nur hier
(zeit.de, Tilman Baumgärtel)
Das “Internet Archive” sei die einzige ernstzunehmende Plattform, die systematisch Webseiten und andere digitale Inhalte archiviert, darunter 866 Milliarden Websites. Kürzlich sei ausgerechnet diese wichtige Plattform Ziel von Cyberangriffen geworden, die jedoch keinen Schaden an den archivierten Daten verursacht hätten. Neben Hackerangriffen würden auch Urheberrechtsklagen die Existenz des Archivs gefährden.

6. Nachrichten gegen Desinformation
(verdi.de, Irene Hell)
Irene Hell berichtet über den von über 800 Medien weltweit unterstützten “World News Day”, der zeitgleich mit dem UN-Tag für den universellen Zugang zu Information am 28. September gefeiert werde. Journalistinnen und Journalisten seien durch steigende Gewalt und Desinformation bedroht, während traditionelle Medien durch sinkende Einnahmen und aggressiv agierende Technologiekonzerne geschwächt würden.

Presserat rügt, RBB muss doch nicht, Aus Springer wird Döpfner

1. Rügen für Video und Fotos von Messerangriff in Mannheim
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat mehrere Rügen wegen unangemessen sensationeller Berichterstattung und Verstößen gegen den Pressekodex ausgesprochen, insbesondere im Zusammenhang mit der Darstellung einer Messerattacke in Mannheim. Medien wie Schwaebische.de, bz-berlin.de und Bild.de hätten detaillierte Fotos und Videos der Tat gezeigt, die die Würde des Opfers und die Gefühle der Angehörigen verletzt und Sensationsinteressen bedient hätten. Darüber hinaus wurden weitere Rügen wegen irreführender Überschriften, unsachgemäßer Berichterstattung und mangelnder journalistischer Sorgfalt ausgesprochen.

2. Israel schließt Al-Jazeera-Büro im Westjordanland
(tagesspiegel.de)
Israelische Streitkräfte haben das Büro des arabischen Senders Al-Jazeera in Ramallah im Westjordanland gestürmt und eine vorübergehende Schließung für 45 Tage angeordnet. Israel werfe dem Sender aus Katar vor, ein Sprachrohr der Hamas zu sein. Der Schritt habe international Kritik ausgelöst, auch von deutscher Seite. So kritisiert Mika Beuster, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes: “Das ist ein willkürlicher Schlag gegen die Pressefreiheit, der mit einer angeblichen und nicht bewiesenen Gefährdung von Israels Sicherheit durch Al Dschasira begründet wird.”

3. RBB muss nun doch nicht Ergebnisse von Kleinstparteien nennen
(dwdl.de, Alexander Krei)
Vergangenen Freitag berichteten wir in den “6 vor 9” über eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg, wonach der öffentlich-rechtliche RBB nicht in seiner Rundfunkfreiheit verletzt werde, wenn er die Wahlergebnisse von Klein- und Kleinstparteien wie der Tierschutzpartei in seiner Wahlberichterstattung gesondert nennen muss. Diese Entscheidung wurde am Samstag, also noch kurz vor der gestrigen Landtagswahl in Brandenburg, vom Bundesverfassungsgericht auf Antrag des Senders ausgesetzt.
Weiterer Hörtipp: Beim Deutschlandfunk diskutieren Brandenburg-Korrespondent Christoph Richter, Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach und August Modersohn von “Zeit im Osten” über die Berichterstattung anlässlich der “Landtagswahlen ‘im Osten'” (deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 45:55 Minuten).

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4. Aus Springer wird Döpfner
(taz.de, Steffen Grimberg)
Nachdem Ende vergangener Woche bekannt wurde, dass das Geschäft des Axel-Springer-Konzerns aufgeteilt werden soll (siehe die “6 vor 9” vom Freitag), macht Steffen Grimberg in seinem Kommentar klar, was das konkret für den Medienbereich des Unternehmens bedeutet: “Der Laden, der mit rund 10.000 Mit­ar­bei­te­r*in­nen weltweit nicht gerade zum Medienmittelstand zählt, gehört nach Abschluss der Aufspaltung dann jeweils zur Hälfte Friede Springer und Mathias Döpfner. Aber auch das stimmt nur auf dem Papier, denn die 81-Jährige hat ihrem Axel-­Alter-Ego Mathias bereits das Stimmrecht ihres Anteilspakets überschrieben. Springer heißt jetzt Döpfner.”

5. Wie berichten über Katastrophen?
(verdi.de, Claudia Krieg)
Claudia Krieg fasst die Ergebnisse einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung über das “Berichten über Leid und Katastrophen” zusammen. Dazu zählen auch konkrete Empfehlungen: “Medienschaffenden wird unter anderem vorgeschlagen, sich mittels Schulungen stärker mit ethischen Fragen und psychologischem Grundwissen im Hinblick auf Stresssituationen zu beschäftigen. Es wird angenommen, dass sie, wenn sie stärker über ihre Arbeitsweisen aufklären und öffentliche Erwartungen reflektieren, aktiv die Medienkompetenz ihres Publikums erhöhen können.”

6. X lenkt im Streit mit Brasiliens Justiz ein
(spiegel.de)
Nach dem Verbot von Elon Musks Plattform X/Twitter in Brasilien habe der Kurznachrichtendienst eingelenkt und Zugeständnisse gemacht. Der zuständige Bundesrichter Alexandre de Moraes habe jedoch die Vorlage weiterer Dokumente gefordert und dafür eine Frist von fünf Tagen gesetzt. Zudem laufe parallel ein Ermittlungsverfahren gegen Musk wegen Behinderung der Justiz und Anstiftung zu Straftaten.

Presserat rügt, Eisbär Knut, Fazit der “Krautreporter”

1. 23 Rügen – u.a. für Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seinen jüngsten Sitzungen insgesamt 23 Rügen ausgesprochen, unter anderem wegen Verstößen gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz. Zu den gerügten Fällen gehören beispielsweise die Berichterstattung von Bild.de über einen Schauspieler in hilfloser Lage sowie die identifizierbare Darstellung von Kindern in einem Sorgerechtsstreit, die die Privatsphäre der Betroffenen verletzen. Insgesamt fällt auf, dass die “Bild”-Redaktion einmal mehr überproportional oft gerügt wurde.

2. Eisbär Knut: Die wahre Geschichte
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 14:57 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal beschäftigt er sich mit der Geschichte um Eisbär Knut: “Ausgelöst wurde der riesige Hype von einer Lüge der BILD-Zeitung – in diesem Video erzähle ich zum ersten Mal die wahre Geschichte.” Wie immer eine absolute Empfehlung!

3. Dossiers: Probleme russischer Medienschaffender
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat drei verschiedene Dossiers zur Situation von Journalistinnen und Journalisten in beziehungsweise aus Russland zusammengestellt: eines zur Militärzensur (“Militärzensur in Russland. Wie beeinflussen repressive Gesetze die Arbeit unabhängiger Medienschaffender?”, PDF), ein weiteres über den unzureichenden Schutz im Exil (“Kein Schutz im Exil. Die prekäre aufenthaltsrechtliche Lage in Drittstaaten für unabhängige Journalist*innen aus Russland”, PDF) und eines über die zunehmende digitale Überwachung (“Digital surveillance of civil society by the state in Russia as well as in exile”, englisch mit deutschen Zusammenfassungen, PDF).

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4. Hä? Krautreporter gibts immer noch?
(krautreporter.de, Leon Fryszer)
“Krautreporter”, ein durch Crowdfunding gegründetes unabhängiges Onlinemagazin, zieht nach zehn Jahren Bilanz: Die ursprünglich eingesammelten eine Million Euro wurden in unabhängigen Journalismus investiert, darunter umfassende Recherchen zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen und der Aufbau einer Genossenschaft. Wegen stagnierenden Mitgliederzahlen habe man sich jedoch Gedanken über eine mögliche Neuausrichtung gemacht und alle bestehenden Probleme in einem Hypothesen-Dokument gesammelt. Das Fazit: “Wir investieren zukünftig in Nischen.”

5. Meta verzichtet zunächst auf Einführung des KI-Assistenten in Europa
(spiegel.de)
Meta, der Mutterkonzern von Facebook und Instagram, habe die Einführung seines neuen KI-Assistenten in Europa aufgrund regulatorischer Anforderungen und des Widerstands von Datenschützern vorerst verschoben. Die irische Datenschutzbehörde, die für Meta in der EU zuständig ist, habe verlangt, dass die Künstliche Intelligenz nicht mit öffentlich zugänglichen Beiträgen von Facebook und Instagram trainiert wird. Die Datenschutzorganisation noyb hatte zuvor Beschwerden in elf europäischen Ländern eingereicht und die Datenschutzbehörden aufgefordert, ein Dringlichkeitsverfahren einzuleiten.

6. Journalistinnen und Journalisten des Jahres
(ardaudiothek.de, Jörg Wagner, Audio: 1:39:16 Stunden)
Jörg Wagner hat eine Spezialausgabe des radioeins-“Medienmagazins” von der Preisverleihung “Journalistinnen und Journalisten des Jahres” der Fachzeitschrift “medium magazin” veröffentlicht. Dort kommen viele der Preisträgerinnen und Preisträger zu Wort, etwa Ina Ruck (Journalistin des Jahres), Vassili Golod (Journalist des Jahres Kategorie “Reportage national”) und Dirk Steffens (Journalist des Jahres Kategorie “Wissenschaft”).

Presserat rügt, USA erwägen, Angriffe der Internet-Trolle

1. Rügen für Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seiner vergangenen Sitzung sechs Rügen wegen verschiedener Verstöße gegen den Pressekodex ausgesprochen, darunter die Veröffentlichung von Fotos ohne Einwilligung, irreführende Berichterstattung und die unangemessene Darstellung von Gewalt. Die Rügen betreffen unter anderem die Veröffentlichung eines heimlich aufgenommenen Fotos durch die Onlineredaktion der “B.Z.”, einen Verstoß gegen den Opferschutz durch Bild.de und die Veröffentlichung eines Fotos, das eine tödlichen Schuss zeige, durch “Focus Online”.

2. USA erwägen Ende der Strafverfolgung von Julian Assange
(spiegel.de)
Die USA sollen erwägen, die Strafverfolgung des seit fünf Jahren in Großbritannien inhaftierten WikiLeaks-Gründers Julian Assange auf Ersuchen Australiens einzustellen. Assange, dem bei einer Auslieferung an die USA bis zu 175 Jahre Haft drohen, habe bereits zwölf Jahre eingesperrt verbracht, davon sieben Jahre im Asyl der ecuadorianischen Botschaft in London und weitere fünf Jahre im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Ihm wird vorgeworfen, vertrauliche Informationen über militärische und diplomatische Operationen der USA veröffentlicht zu haben.

3. Internet-Trolle “wollen Menschen kaputtmachen”
(tagesschau.de, Daniel Laufer)
Eine Gruppe von Internet-Trollen, bekannt unter dem Namen “NWO” (“New World Order”), führe seit Jahren organisierte Angriffe auf Live-Streamer und Politiker durch, indem sie falsche Notrufe absetzt, ein Phänomen, das als Swatting bekannt ist. Recherchen von “Kontraste” und “Spiegel” belegen anhand von über 75.000 internen Chatnachrichten das systematische Vorgehen der Gruppe, die auch für Bombendrohungen gegen öffentliche Einrichtungen verantwortlich sein soll.

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4. “Sender zukunftsfest machen”
(tagesspiegel.de)
Katrin Günther wird neue Programmdirektorin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) und damit Nachfolgerin von Martina Zöllner, deren Vertrag Ende Juli ausläuft. Günther, bisher stellvertretende Leiterin der RBB-Programmdirektion, wurde vom Rundfunkrat gewählt und tritt ihr Amt im August an. Als gebürtige Sächsin mit langjähriger Berliner Erfahrung wolle sie den öffentlich-rechtlichen Sender modernisieren und ein hochwertiges Programm gestalten.

5. Die Zukunft des Journalismus: Wie aus Konkurrenz Kollaboration entstehen kann
(reframetech.de, Nadine Daum)
Nadine Daum denkt in ihrem Beitrag über die Auswirkungen der Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Journalismus nach: “Die zukünftige Zusammenarbeit von Mensch und Maschine verspricht großes Potenzial für eine effektivere journalistische Arbeitsweise, die die Mitarbeitenden entlasten. Nichtsdestotrotz bedarf es einer reflektierten Nutzung, um sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen im Sinne der journalistischen Werte erfolgreich zu bewältigen.”

6. Hamburger Print-Legende stellt sich neu auf
(deutschlandfunk.de, Sinje Stadtlich, Audio: 4:55 Minuten)
Die “Hamburger Morgenpost” wird in diesem Jahr stolze 75 Jahre alt, doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr gibt es einen großen Umbruch: Aus dem täglich erscheinenden linken Boulevardblatt wird eine Wochenzeitung – eine Umstrukturierung als Reaktion auf die seit Jahren sinkende Auflage. Medienjournalistin Sinje Stadtlich war in Hamburg unterwegs, um Reaktionen einzufangen.

Presserat rügt, “Neue Ära der Propaganda”, Menschelnde Richterin

1. Rügen für Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seiner vergangenen Sitzung insgesamt 20 Rügen ausgesprochen, unter anderem wegen unangemessener Darstellung eines Missbrauchsopfers, verharmlosender Berichterstattung über Kindesmissbrauch und irreführender Überschriften in verschiedenen Publikationen. Beanstandet wurden außerdem die reißerische Darstellung sensibler Themen, mangelhafte Recherchen und die Verletzung der Persönlichkeitsrechte von Betroffenen. Natürlich waren die “Bild”-Medien, wie immer, mehrfach vertreten.

2. Wir sind in einer neuen Ära der Propaganda
(spiegel.de, Jonas Schaible)
Jonas Schaible hat einen Essay verfasst, in dem er beschreibt, wie Propaganda heute tief in unseren Alltag eingedrungen ist und die Art und Weise, wie wir politische Informationen aufnehmen und verstehen, grundlegend verändert hat. Er zeigt, wie moderne Technologien und Soziale Medien genutzt werden, um politische Meinungen zu manipulieren, indem sie ein ständiges Echo von Halbwahrheiten und gezielten Fehlinformationen erzeugen. Schaible fordert einen bewussteren Umgang mit Medien und Informationen, um die demokratische Öffentlichkeit zu schützen und zu erhalten.

3. Ölige Geschäfte
(taz.de, Steffen Grimberg)
Wie Steffen Grimberg in seiner “taz”-Kolumne berichtet, beabsichtige Mansour bin Zayed Al Nahyan, ein Scheich und “so etwas wie der Vizepräsident” der Vereinigten Arabischen Emirate, den “Daily Telegraph” zu kaufen. Das wecke in Großbritannien überraschende Bedenken. Der im britischen Oberhaus zuständige Medienminister Lord Parkinson habe “ein Gesetz angekündigt, das den Verkauf medialer Kronjuwelen ans Ausland künftig verbieten soll”, schreibt Grimberg.

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4. Angemessenes Urteil muss her
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) erwartet vom Landgericht Mühlhausen/Thüringen ein angemessenes Urteil im Fall des Überfalls von Rechtsextremisten auf einen Journalisten und einen Fotografen in Fretterode, nachdem der Bundesgerichtshof das mangelhafte Ausgangsurteil aufgehoben hat. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster kritisiert die Verharmlosung des brutalen Überfalls in der ersten Instanz und betont, dass der Angriff sowohl eine persönliche Verletzung als auch einen Angriff auf die Pressefreiheit darstelle.

5. Schon entdeckt? InZeitung
(verdi.de, Bärbel Röben)
Die “InZeitung”, initiiert vom gemeinnützigen Verein InForum und unterstützt von der Stadt Freiburg, setzt sich mit einer Auflage von 111.000 Exemplaren für Partizipation, Integration und interkulturellen Austausch ein. Im Gespräch mit dem Medienmagazin der Gewerkschaft Verdi stellt Viktoria Balon, Chefredakteurin der “InZeitung”, fest: “Das grundsätzliche Problem, dass Menschen mit Migrationsgeschichte nicht zu Wort kommen, gibt es immer noch”.

6. “Wenn es etwas men­schelt, ver­lieren wir nicht an Würde”
(lto.de, Vanessa M. Rolke)
“Legal Tribune Online” hat mit Martina Flade gesprochen, einer Straf- und Jugendrichterin am Amtsgericht Chemnitz, die auf Instagram Rechtswissen vermittelt. Flade sieht Parallelen zwischen ihrer richterlichen Tätigkeit und ihrer Rolle auf Social Media und betont die positive Resonanz, auch wenn sie gelegentlich mit kritischen Kommentaren konfrontiert werde. Sie ermutigt ihre Kolleginnen und Kollegen, ebenfalls aktiv zu werden: “Meiner Meinung nach ist es eine Gelegenheit, dass wir Juristen uns etwas mehr für die Nicht-Juristen öffnen.”

Presserat rügt, Wagenknechts Medienhype-Partei, EU straft TikTok

1. Rügen wegen Vorverurteilung und Verstößen gegen den Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seiner vergangenen Sitzung insgesamt 16 Rügen ausgesprochen. Einige der Rügen betrafen Vorverurteilungen, Verstöße gegen den Opferschutz und die journalistische Sorgfaltspflicht. So erhielt die Bild.de-Redaktion eine Rüge, weil sie einem Beschuldigten im Zusammenhang mit einem Kinderporno-Vorwurf nicht ausreichend Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben hatte. Gerügt wurden “Bild” und Bild.de auch für weitere Verstöße, wie die Darstellung der Vorwürfe gegen einen Rapper als Tatsache, die Veröffentlichung des Fotos eines Mordopfers sowie die erkennbare Abbildung ermordeter Kinder und deren Mutter.

2. “Natürlich habe ich Angst”
(taz.de, Johanna Treblin)
Devrim Akçadaǧ, deutscher Staatsbürger und Journalist kurdischer Herkunft, wurde während seines Urlaubs auf Sardinien von italienischen Behörden festgenommen, da die Türkei seine Auslieferung wegen einer angeblichen PKK-Mitgliedschaft fordert. Johanna Treblin hat Akçadaǧ gefragt, was genau ihm vorgeworfen wird, wie es zu seiner Festnahme und Inhaftierung kam, und was er von der Bundesregierung erwartet: “Die deutschen Behörden wissen, dass die Vorwürfe falsch sind und dass mich in der Türkei viele Jahre Gefängnis erwarten. In Italien entscheiden nicht nur Gerichte, sondern auch Behörden. Auf Gerichtsentscheidungen kann die Bundesregierung natürlich keinen Einfluss nehmen, aber bei den Behörden kann sie dies sehr wohl versuchen.”

3. Nun auch in “Zeit” und “Bild am Sonntag”: Wagenknechts Medienhype-Partei
(uebermedien.de, Johannes Hillje)
Seit Sommer 2022 gibt es Medienberichte über die mögliche Gründung einer neuen Partei durch Sahra Wagenknecht, obwohl die offizielle Gründung erst Anfang 2024 stattfinden könnte. Wagenknecht nutze die Medienaufmerksamkeit geschickt, indem sie Informationen nur häppchenweise preisgebe und so einen kontinuierlichen Medienhype erzeuge, findet der Politik- und Kommunikationsberater Johanns Hillje: “Sollte Wagenknecht ihre Partei tatsächlich bald gründen, wäre sie wohl auch die erste Medienhype-Partei unserer durchmedialisierten Demokratie.”

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4. Investigativer Journalismus
(mdr.de)
“Medien360G”, die “Medienkompetenzredaktion” des MDR, hat ein umfangreiches Dossier zum Thema “Investigativer Journalismus” veröffentlicht. Darin geht es unter anderem um die Frage, was eigentlich investigativer Journalismus ist, wie Medienschaffende aus dem Investigativbereich mit Drohungen, Angriffen und Klagen umgehen, und wie die Recherche-Redaktionen des MDR arbeiten.

5. Haushaltsmittel aufstocken
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert die aus seiner Sicht zu geringe Erhöhung der Mittel für die Deutsche Welle: “Eine gerade mal einprozentige Erhöhung des Bundeszuschusses ist die versteckte Forderung der Politik an den Intendanten, Leute rauszuschmeißen oder ihre Reallöhne drastisch zu kürzen”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall: “Das haben die Kolleginnen und Kollegen bei der Deutschen Welle nicht verdient.”

6. EU verhängt Strafe in Höhe von 345 Millionen Euro gegen TikTok
(zeit.de)
Die Europäische Union hat gegen TikTok eine Geldstrafe in Höhe von 345 Millionen Euro verhängt, weil die Plattform gegen die Datenschutz-Grundverordnung verstoßen habe, insbesondere im Umgang mit Daten von Minderjährigen. Zu den Verstößen gehörten unzureichende Altersüberprüfungen bei der Registrierung und Voreinstellungen, die Beiträge von Kindern und Jugendlichen öffentlich sichtbar und kommentierbar machten. TikTok zeige sich mit der Höhe der Strafe nicht einverstanden und betone, dass viele der beanstandeten Einstellungen bereits vor Beginn der Untersuchung geändert worden seien.

“Meduza”, Ross- statt Instagram, Jahresbericht des Presserats

1. “Alles hat sich dramatisch verändert”
(netzpolitik.org, Alexandra Conrad)
Die Internetzeitung “Meduza” zählte bis zu ihrer Sperrung Anfang März zu den letzten unabhängigen russischen Berichterstattern. Nun kämpft die Redaktion um das wirtschaftliche Überleben. Im Exil sei es nicht möglich, an die Gelder der 30.000, meist russischen Unterstützer und Unterstützerinnen zu gelangen. In Zusammenarbeit mit den deutschen “Krautreportern” hat man eine Rettungskampagne gestartet. netzpolitik.org hat mit “Meduza”-Kommunikationschefin Katerina Abramova über die Arbeit im Exil und die Zukunft des Portals gesprochen.

2. Traut euren Augen nicht! Im Krieg der Bilder ist praktisch alles möglich
(rnd.de, Imre Grimm)
“Noch nie hat ein moderner Krieg eine solche Flut an nicht nachprüfbaren Bildern produziert. Parallel zu den realen Gefechten und blutigen Kämpfen in zerschossenen Städten tobt bei Twitter, Instagram, Facebook und Tiktok eine digitale Schlacht um die Hirne und Herzen.” Imre Grimm erklärt, wer da gegen wen kämpft, mit welchen Tricks gearbeitet wird, und was man tun kann, um nicht auf die Manipulationen hereinzufallen.

3. “Rossgram” soll Russlands Instagram-Alternative werden
(spiegel.de)
Seit dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine haben die Behörden in Russland den Zugang zu Onlinemedien massiv eingeschränkt. Dies betrifft Nachrichtenseiten und regionale Portale, aber auch internationale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Instagram. Nun wollen russische IT-Unternehmer eine Instagram-Alternative auf den Markt bringen.
Weiterer Lesehinweis: Moskau sperrt die BBC (sueddeutsche.de).

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4. Ukraine: Wegsehen mehrt das Unrecht
(deutschlandfunk.de, Marina Weisband, Audio: 4:49 Minuten)
Derzeit beherrscht der Krieg gegen die Ukraine die Berichterstattung, doch es ist zu befürchten, dass die Aufmerksamkeit von Medien und Öffentlichkeit mit der Zeit weniger wird. Es werde Zeit für eine neue Balance durch andere Formate und eine langfristige Begleitung wichtiger Themen, findet Deutschlandfunk-Kolumnistin Marina Weisband: “Jetzt, wo noch alle Augen auf dieses Land gerichtet sind, möchte ich bitten: wendet euch nicht ab, wenn Unrecht passiert. Seht hin. Wegsehen mehrt das Unrecht.”

5. Evangelische Journalistenschule in Berlin schließt
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Es hat sich lange angekündigt, nun ist es traurige Gewissheit: Die Evangelische Journalistenschule (EJS) schließt ihre Pforten. Bis zuletzt hatte der Freundeskreis der EJS mit einem neuen Konzept um den Fortbestand der Schule gekämpft, konnte den Aufsichtsrat jedoch nicht umstimmen.

6. Sorgfalt ist das Gebot der Stunde: Jahresbericht des Presserats
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat seinen Jahresbericht veröffentlicht. Die Zahl der verteilten Rügen sei 2021 weiter gestiegen: “60-mal rügte der Presserat schwere Verstöße gegen den Pressekodex, im Jahr zuvor waren es noch 53 Rügen. Die meisten betrafen den Persönlichkeits- und Opferschutz nach Ziffer 8 sowie Schleichwerbung nach Ziffer 7 des Pressekodex.” In auffälliger Häufung wieder mal dabei: die Medien aus dem Hause Axel Springer. Fast die Hälfte aller Rügen bezieht sich auf “Bild”, “Bild am Sonntag” beziehungsweise Bild.de.

Presserat rügt mal wieder, Wirrer Kunst-Coup, Schlagzeilen-Betrug

1. Presserat rügt “Bild”-Bericht über Drosten-Studie
(sueddeutsche.de)
Der Deutsche Presserat hat insgesamt zwölf neue “öffentliche Rügen” ausgesprochen, dabei handelt es sich um die härteste Sanktion der Beschwerdeausschüsse des Presserats. Ganz vorn bei den Gerügten mit dabei mal wieder die “Bild”-Zeitung, die in ihrer Berichterstattung über den Virologen Christian Drosten gleich mehrfach gegen die journalistische Sorgfaltspflicht verstoßen habe.
Weiterer Lesehinweis: Siehe dazu auch Julia Köppes Überblick aus dem Mai: “‘Bild’-Streit mit Virologen: Wie berechtigt ist die Kritik an der ‘Drosten-Studie’?” (spiegel.de).
Über eine Kampagne der “Bild”-Redaktion gegen Christian Drosten hatten wir ebenfalls im Mai berichtet: Wie die “Bild”-Redaktion mit schmutzigen Tricks versucht, Christian Drosten zu zerlegen.

2. Ich glaube, es ist noch etwas anderes …
(twitter.com, Sebastian Dullien)
Viel wurde darüber spekuliert, warum die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” ein Interview mit Jan Böhmermann auf Geheiß von “FAZ”-Herausgeber Jürgen Kaube kurz vor Drucklegung aus dem Blatt geschmissen hat. “FAS” beziehungsweise “FAZ” hatten sich nicht zu den Gründen geäußert. War es der Unmut über das kurz davor erschienene Interview des Entertainers bei der “Süddeutschen Zeitung”? Sebastian Dullien hat eine andere Theorie und glaubt, die “FAS” sei in eine Falle Böhmermanns getappt. Die habe etwas mit dem deutschen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel zu tun.

3. Schlagzeilen-Betrug mit falschem Merz-Versprechen
(georgstreiter.de)
“Es ist schon dreist, wie ‘Bild’ mit Schlagzeilen-Betrug versucht, neue Abonnenten für ‘bild.de’ zu keilen”, schimpft der Journalist und ehemalige stellvertretende Sprecher der Bundesregierung Georg Streiter in seinem Blog. Jüngstes Beispiel sei ein Teaser zur einem Interview mit Friedrich Merz auf der Startseite von Bild.de, der mit einer reißerischen Überschrift versehen sei, deren Aussage das Gespräch nicht hergebe. Streiter, früher selbst bei “Bild”, schreibt in seinem Fazit: “So betrügt ‘Bild’ seine Leser – und tut nebenbei Friedrich Merz einen Tort an”.

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4. Falsche Vorwürfe gegen Roth
(tagesschau.de, Patrick Gensing)
Zahlreiche Medien berichteten schier Skandalöses über die Vizepräsidentin des Bundestags: Mit einer in einem Bild festgehaltenen Daumen-runter-Geste hätte Claudia Roth ihrem Unmut über eine Rede von Innenminister Horst Seehofer Luft gemacht und dabei ihre Neutralitätspflicht verletzt. In Wirklichkeit hat es sich jedoch um ein Zeichen an CDU und CSU gehandelt, dass die vom Minister überzogene Redezeit von der Redezeit der Unionsfraktion abgezogen werde, so Patrick Gensing vom ARD-“Faktenfinder”.

5. Gegendarstellung: Spahn gegen jW
(jungewelt.de, Dennis Gabriel)
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und dessen Ehemann Daniel Funke würden von der “jungen Welt” Textlöschungen und die Abgabe von Unterlassungserklärungen verlangen. Dabei gehe es um die angeblich unzulässige Berichterstattung über den Erwerb einer Villa. Die “junge Welt” sieht sich im Recht und gibt sich entsprechend kämpferisch: “Das Vorgehen von Spahn und Funke ist der Versuch, unangenehme Berichterstattung und Kommentierung zu verhindern und Journalisten einzuschüchtern. Deshalb wird der Versuch, der Tageszeitung junge Welt einen Maulkorb zu verpassen, auch mit juristischen Mitteln zurückgewiesen.”
Weiterer Lesehinweis: Auch der “Business Insider” bekam Post von Spahn und Funke: Jens Spahn wollte Berichte über Hauskauf verbieten lassen und scheitert – Gericht untersagt nur die Nennung konkreter Summen (Business Insider, Romanus Otte).

6. Wirrer Kunst-Coup im “heute journal”: Was wollte die Gestalt in Blau?
(berliner-zeitung.de, Hanno Hauenstein)
Am Freitagabend gab es im “heute journal” des ZDF eine seltsame Szene: Hinter Moderator Claus Kleber tänzelte eine Person in Schutzkleidung durchs Bild, und Klebers Stimme wurde von einer zweiten Tonspur überlagert. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um eine, natürlich abgesprochene, Aktion des Künstlers Christian Jankowski.

Noch Leser da?, Unlesbare E-Books, Presserat-“Hinweis” für “Bild”

1. Hallo Leser, noch da?
(kontextwochenzeitung.de, Rainer Stephan)
Rainer Stephan hat sich Gedanken zum Medienwandel gemacht und zieht einen interessanten historischen Vergleich: “An wen erinnern wir uns, wenn wir an große deutsche Publizisten denken? An Maximilian Harden, der sich im Untertanenklima des deutschen Kaiserreichs nicht scheute, den Monarchen persönlich in die Schranken zu fordern. An Karl Kraus — als die tonangebenden Geistesgrößen 1914 unisono den Krieg begrüßten, überzog er sie unnachgiebig mit seinen Wut- und Intelligenztiraden. Weil die großen Zeitungen das nicht ertrugen, gründeten Harden wie Kraus kurzerhand eigene Blätter, “Die Zukunft” und “Die Fackel”, die sie praktisch im Einmannbetrieb gestalteten. Sie, und nicht die heutigen Leitmedien, sind die Vorgänger der kritischen Blogger und Youtuber.”

2. “Die nächsten Monate werden supergefährlich”
(sueddeutsche.de, Martin Bernstein)
Der Journalist Robert Andreasch ist für seine jahrelange Dokumentation der rechtsextremen Szene mit dem Publizistikpreis der Stadt München ausgezeichnet worden. Andreasch geht seiner Tätigkeit bereits seit mehr als 25 Jahren nach und ist dabei sowohl ins Visier von Neonazis als auch Verfassungsschutz geraten.
Weiterer Lesetipp: Drohbriefe an Journalisten: ABC-Alarm beim WDR Studio Dortmund (wdr.de).

3. Der Nutzer wünscht sich einen Kiosk im Netz
(faz.net, Nora Sefa)
Die Landesanstalt für Medien NRW hat Menschen zur “Zahlungsbereitschaft für digitaljournalistische Inhalte” befragt. Von vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Befragung wurde die Idee einer allumfassenden Kiosk-Lösung geäußert, die Inhalte verschiedener Medienhäuser zum Einzelabruf anbietet. Kommentar des “6 vor 9”-Kurators: Die Befragten mögen sich ein derartiges Angebot wünschen, ob sie es nutzen, ist eine andere Frage. Bemühungen in dieser Richtung blieben in der Vergangenheit erfolglos (“Blendle”). Und auch “Readly” mit seiner Magazin-Flatrate tut sich noch schwer in Deutschland.

4. Wenn der Mensch mit der Maschine: die Zukunft des Journalismus ist hybrid
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Der US-Journalist Nicholas Diakopoulos hat ein Buch zur Automatisierung des Journalismus geschrieben (“Automating the News”). Adrian Lobe hat sich das Buch angeschaut und fasst die wichtigsten Erkenntnisse daraus zusammen.

5. Lizenz zum Lesen, oder auch nicht
(taz.de, Helena Werhahn)
Stell dir vor, dein Buchhändler bricht nachts in dein Haus ein, entwendet einige deiner Bücher und schleicht sich wieder aus dem Haus. Was in der Realwelt schwer vorstellbar ist, praktiziert derzeit Microsoft mit dem Einstellen seiner E-Book-Sparte. Microsofts E-Book-Kunden können nicht nur keine weiteren Bücher erwerben, es gehen auch alle in der Vergangenheit erworbenen Bücher verloren. Der deutsche Buchhandel hätte sich kein besseres Szenario zur Bewerbung des klassischen Buchs ausdenken können.

6. Presserat: “Bild”-Artikel über Ausgewogenheit von “Bild” zu einseitig
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der Deutsche Presserat stellt nach einer Beschwerde von “Übermedien” fest, dass der “Bild”-Artikel über die Ausgewogenheit von “Bild” zu unausgewogen war, und spricht einen “Hinweis” (PDF) aus. “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt gibt sich wie gewohnt uneinsichtig. Stefan Niggemeier dröselt den Vorgang auf.

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