Gestern schrieben wir an dieser Stelle:
Was da heute in “Bild” über eine “geheime Kraft im All” steht, ist immerhin kein kompletter Unsinn.
Und als wollte man das nicht auf sich sitzen lassen, schreibt “Bild” heute wieder über die Pioneer-Anomalie:
Und das ist nun doch kompletter Unsinn:
- Pioneer 10 und Pioneer 11 sind keine Satelliten, sondern Raumsonden.
- Pioneer 10 und Pioneer 11 sind nicht “verschwunden”. Man weiß recht genau, wo sie sind, nämlich “etwa 400 000 Kilometer von den Positionen entfernt”, an denen sie eigentlich sein sollten, wie “Bild” selbst schreibt.
- Die Frage, ob “Aliens die Raumsonden auf ihren Planeten” locken, können wir natürlich nicht beantworten, allerdings sind die Annahmen, die “Bild” offenbar zu dieser Frage inspirieren falsch.
- “Bild” schreibt:
Eine unsichtbare Macht zieht sie ins Sternzeichen Stier — auf einer völlig anderen Route, als die Wissenschaftler berechnet hatten.
Noch mal: Soo “völlig” anders ist die Route gar nicht. Die Sonden werden lediglich gebremst, und da sie sich auf einer gekrümmten Bahn bewegen, weicht der Kurs vom berechneten ab.
- Anders als “Bild” suggeriert, war Pioneer 10 schon immer auf dem Weg ins Sternbild Stier.
- Pioneer 11 hingegen war nie und ist nicht auf dem Weg ins Sternbild Stier. Deshalb ist es auch kompletter Unsinn, wenn “Bild” die Frage, “Wohin steuern die Sonden?”, so beantwortet:
Auf den Riesenstern Aldebaran (auch “Alpha Tauri” genannt) zu.
Pioneer 11 bewegt sich quasi in entgegen gesetzter Richtung zu Pioneer 10 aus dem Sonnensystem und steuert nicht auf Alpha Tauri zu, sondern auf Lambda Aquilae im Sternbild Adler.
- Am Ende des Textes fragt “Bild” bang: “Gibt es noch Kontakt?”, antwortet im Prinzip mit “nein” und fügt hinzu:
Jedes Signal ist aber elf Jahre unterwegs.
Dann müssten die Sonden elf Lichtjahre von der Erde entfernt sein. Sind sie aber nicht. Tatsächlich braucht jedes Signal von Pioneer 10 bloß rund elf oder inzwischen wohl eher zwölf Stunden zur Erde.
So. Und hinsichtlich der vermeintlichen Aliens, von denen “Bild” zu berichten weiß, dass sie “Legenden” zufolge 1944/45 schon mal zur Erde gereist seien, um den Nazis “ihre Technik” anzubieten, wollen wir auf ein Referat von Dr. Stefan Meining verweisen, das er im Jahr 2002 beim Symposium des Thüringer Landesamts für Verfassungsschutz gehalten hat. Es trägt den Titel: “Rechte Esoterik in Deutschland. Ideenkonstrukte, Schnittstellen und Gefahrenpotentiale.” (pdf)
Mit Dank an Udo M., Studentkiel, Alexander N. und Peter B. für die sachdienlichen Hinweise.