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z.B. Klausjürgen Wussow

Die “Bild”-Zeitung verdankt Klausjürgen Wussow viel.

Im Dezember 1995 bekommt sie eine Homestory und ein großes “Partner-Interview” von ihm und seiner neuen Frau Yvonne. Im Juli 1998 berichtet sie groß über den “endgültigen Bruch” seiner Familie, als er seine Kinder Barbara und Alexander enterbte. Im September 1999 diskutiert sie mit Barbara und Alexander den “unerbittlichen Scheidungskrieg” und die Frage, warum Wussow nicht zur Beerdigung seiner Ex-Frau gekommen sei.

Sie berichtet mehrfach im März und April 2000, als die Ehe zwischen Yvonne und ihm zerbricht, schildert ihn als “verzweifelt” und “einsam”, titelt: “An der 3. Ehe zerbrach sein Leben”, schreibt von seinem “Kampf um seine Ehe” und fasst zusammen: “Familie weg, Frau weg, Freunde weg.”

Im Mai 2000 fragt “Bild”: “Wird es jetzt doch noch eine schmutzige Scheidungsschlacht?” In einem Interview sagt er der “Bild am Sonntag: “Wissen Sie, ein kluger Kopf hat mal gesagt: Sterben ist Scheiße. Aber das stimmt nicht. Einsam alt zu werden — das ist Scheiße.”

Im Juli 2000 zitiert “Bild am Sonntag” ausführlich aus Akten des Unterhaltsverfahrens seiner Frau und staunt u.a. über eine Risiko-Todesfallversicherung, die sie abgeschlossen haben soll: “3,3 Millionen für Yvonne — wenn Wussow bis 2004 stirbt”. Eine Woche später schreibt “Bild am Sonntag”: “Wussow gegen Wussow — jetzt brechen die letzten Dämme” und zitiert detailliert aus Liebesbriefen, die Yvonne Wussow an ihren angeblich verheirateten Geliebten geschrieben haben soll. Zwei Tage später veröffentlicht “Bild” einen “offenen Brief” von Yvonne an Klausjürgen Wussow und nennt ihn den “vermeintliche(n) Schlussstrich unter einen der schmutzigsten Rosenkriege, die es in Deutschland je gegeben hat”.

Im Oktober 2000 berichtet “Bild”, dass ein Haftbefehl gegen Yvonne Wussow erlassen wurde, die Klausjürgen Wussow indirekt die Schuld daran gibt, dass sie vielleicht ins Gefängnis muss. Im September 2001 schreibt “Bild”, dass Wussow keinen Unterhalt für Yvonne und ihren gemeinsamen Sohn Benjamin zahle: “Scheidungskrieg extrem: Familie Wussow stellt neue Schlammschlacht-Rekorde auf.” Einen Monat später titelt “Bild”: “Frau Wussow am Ende”, nennt sie einen “Sozialfall” und schreibt: “Schauen Sie sich an, wie elend es ihrer Frau geht, Herr Wussow!”

Nun beginnt ein langes Pingpong-Spiel, in dem Yvonne und Klausjürgen Wussow per “Bild” miteinander streiten. “Bild” titelt u.a.: “Wussow schämt sich für seine Frau”, “Und ewig hassen sich die Wussows”, “Wussow intim — jetzt sag ich alles!”

“Bild” enthüllt: “Sauber! Frau Wussow, die jeden Monat 561 Mark vom Sozialamt bezieht, leistet sich eine Putzfrau für 2400 DM im Monat” und nennt sie deshalb “die Unverschämte des Jahres”. Die Zeitung beginnt, die Berichte über den Scheidungskrieg unter dem Titel “Diese Wussows” durchzunummerieren. Am 2. November 2001 erscheint Folge 162, in der es darum geht, dass Klausjürgen Wussow seit vier Monaten mit Sabine Scholz zusammen sei, der Witwe des Boxers Bubi Scholz. “Bild” titelt: “Heißt Wussow bald Bubi?” Folge 203 lautet: “Scheidung wieder geplatzt! Wussow tobt — Yvonne ist zu gierig!”

Am 5. Januar 2002 zitiert “Bild” angeblich den achtjährigen Benjamin: “Du bist nicht mehr mein Papa. Ich will dich nie mehr sehen.” Drei Tage später antwortet Wussow, ebenfalls in “Bild”: “Nehmt meiner Frau das Kind weg!” Zwischenzeitlich “beleidigt” Wussow laut “Bild” Uschi Glas und wird von der Zeitung “im Schoß von Gabi Dohm” erwischt.

Als Klausjürgen Wussow im Oktober 2002 angeblich einen Nervenzusammenbruch mit Kreislaufkollaps erleidet, fragt “Bild”: “Bringt der Scheidungskrieg den TV-Star noch um?” Am Tag darauf lautet die Frage auf der Titelseite: “Was weiß Wussows unheimliche Wahrsagerin”, die den Kollaps vorhergesagt haben soll.

Am 13. Februar 2003 berichtet “Bild” vom Vollzug der Scheidung. Tags darauf benutzt “Bild” eine bekannte Formulierung: “Einen Tag nach der Scheidung brechen alle Dämme”, schreibt: “Nach der Scheidung packt Frau Wussow aus” und titelt: “Die Wahrheit über meine Ehe — Ich hatte Brustkrebs — Er bat mich betrogen — Und immer so viel Whiskey…”

Im Frühjahr 2004 ergibt sich eine überraschende neue “Nachrichten”-Lage. “Bild” titelt: “Armer Klausjürgen Wussow / Von Witwe Scholz gedemütigt, geschlagen!” Am 2. März 2004 berichtet “Bild”, dass Wussow in einem RTL-Interview “hilflos, verwirrt und stammelnd” zu sehen war. “Bild” spricht von “Altersdemenz”, seine Ex-Frau Yvonne mache für Wussows Zustand aber nicht die Krankheit, sondern “vor allem” Sabine Scholz verantwortlich. Einen Tag später gibt Wussow “Bild” ein Interview, das die Zeitung mit der Frage beginnt: “Herr Wussow, Ärzte erkennen bei ihnen Anzeichen von Altersdemenz. Wie geht es Ihnen?”

Am 2. April 2004 weiß “Bild” von der Neuauflage der “Schwarzwaldklinik” zu berichten und titelt: “Neue Schwarzwald-Klinik rettet Wussow!” Nur fünf Tage später macht ein anderes angebliches Fernsehengagement Schlagzeilen. “Bild” behauptet, die “geldschlaue Witwe Scholz” habe Wussow für 5000 Euro an “Big Brother” “verkauft”. Das Dementi folgt keine Woche später: Der Arzt soll Wussow den Auftritt untersagt haben. “Bild” fragt: “Sind die vielen Nackten und die wilden Sex-Orgien im TV-Container zu viel für sein schwaches Herz?”

Am 15. April 2004 beginnt in “Bild” die “bewegende neue Serie” von Yvonne Wussow: “Die ganze Wahrheit über meinen Ex-Mann Klausjürgen” (“in BILD schreibt sie alles!”).

Im Juni 2004 erleidet Wussow laut “Bild” einen “schweren Kollaps”, am Tag danach dankt er Gott per “Bild”, dass er noch lebt. Im Oktober 2004 spricht Yvonne Wussow mit “Bild” über ihr “Brustkrebs-Drama”: (“Sie lehnte Amputation ab / Sie ging zum Heilpraktiker / Jetzt schwerer Rückfall!”)

Die Neuauflage der “Schwarzwaldklinik” hält “Bild am Sonntag” am 20. Februar 2005 für Wussows “wohl letzten großen Auftritt” und zitiert ihn mit den Worten: “Laßt mich doch in Würde abtreten.” Doch es kommt zu einem weiteren Serienfolge und dabei, laut “Bild”, zu einer Wunderheilung. “Schwarzwaldklinik macht Wussow gesund”, behauptet die Zeitung im August 2005 von den Dreharbeiten. Im Dezember 2005 dementiert “Bild” sich selbst und schreibt nun, Wussows Auftritt sei “erschütternd”; er habe sich kaum seine kurzen Sätze merken können.

Am Tag nach der Ausstrahlung lässt “Bild” Yvonne Wussow erneut öffentlich die Schuld am Zustand des Schauspielers seiner neuen Frau geben: “Was hat Witwe Scholz aus meinem Klaus gemacht?”, lautet die Schlagzeile. Einen weiteren Tag fragt “Bild”: “Erkennt er sich selbst nicht mehr im TV”, ohne im Artikel irgendeinen Beleg dafür zu bieten. Wiederum einen Tag später zeigt “Bild” zwei Fotos, die Sabine Scholz in identischer Pose zeigen: einmal mit Wussow und einmal mit Bubi Scholz, der nach langer Krankheit im Altersheim verstorbenen war. Die Überschrift lautet:

“Erleidet Wussow das gleiche Schicksal wie Bubi Scholz?”

  

Wer ist Hauke Brost?

Jeder kennt Franz-Josef Wagner. Viele wundern sich über die Texte von Norbert Körzdörfer. Zu unrecht vernachlässigt wird allzu oft der “Bild”-Kolumnist und frühere “Teuro-Sheriff” Hauke Brost. Mit ihm beginnen wir eine lose Reihe über die Autoren der “Bild”-Zeitung.
 
Von BILD-Autor Hauke BrostHauke Brost (56) ist ein wichtiger Mann bei “Bild”. Früher war er Chef von “Bild Hamburg”, wo er heute noch täglich eine Kolummne schreibt. 2001 machte ihn Kai Diekmann zum Textchef, um — wie der “Tagesspiegel” damals schrieb — “sprachliche Mängel” zu beseitigen, die der Chefredakteur in “Bild” beklage.

An sich eine schöne Idee. Machen wir also aus aktuellem Anlass eine Reise in die Welt von Hauke Brost.

Männer haben zwei Wahrheiten. Die eine sagen sie am Frühstückstisch. Die andere spüren sie, wenn sie die Hand in die Hosentasche stecken.

Wenn Hauke Brost sein Geschlechtsteil fühlt, spürt er eine von zwei Wahrheiten. Das mag zunächst verblüffend klingen, erklärt aber viel. Zum Beispiel einen Bild.de-Artikel vom Mai 2004, in dem es eigentlich nur um die Vorteile des Grillens mit Holzkohle gehen soll. Brost beginnt ihn mit folgenden Worten:

Grillen ist wie guter Sex. Es muss knistern, es muss riechen, es muss spritzen.

Cover "Kopf hoch, Männer"Es erklärt auch, warum Brost kein Verständnis hat für Frauen, die darüber klagen, dass ihre Männer fremdgehen. Hauke Brost, Autor des Standardwerkes “Kopf hoch, Männer. Ein Scheidungsbrevier nur für ihn” (darin u.a.: “Wie drückt man sich vor Unterhalt?”), dessen Ehen nach eigenem Bekunden “bisher ein begrenztes Haltbarkeitsdatum hatten”, fährt dann zu großer Form auf, wenn eine prominente Ehe scheitert. Uschi Glas zum Beispiel regte Brost im Februar 2002 zu dem Hosentaschen-Zitat oben an. Und als Roberto Blanco im Oktober 2004 als Ehebrecher dastand, schrieb Brost in “Bild” eine flammende Verteidigungsschrift:

Roberto Blanco ist ein ganz normal empfindender Mann so wie du und ich. Er liebt Wein, Weib, Gesang. Er sagt nicht nein, wenn man ihm Gratis-Schampus einschenkt oder wenn so eine blutjunge Hupfdrossel vor ihm die Brüste blanklegt. (…) Können Sie ihm wirklich verdenken, dass er zugreift? Ich kann es nicht.

Dann wandte er sich direkt an Frau Blanco:

Wann hatten Sie eigentlich das letzte Mal Sex mit Roberto? Wann haben Sie ihm das letzte Mal gesagt, dass er ein toller Typ ist? (…) Und wie sehen Sie eigentlich morgens aus, wenn er tatsächlich mal wieder neben Ihnen aufwachen würde?

(Wie Hauke Brost aussieht, nicht nur morgens, können Sie übrigens auf seiner Homepage sehen.)

Im November 2003 zitiert ihn der Südwestrundfunk mit dem Satz: “Bei der BILD gibt es keine Frauen in Führungspositionen”, was scheinbar gegen “Bild” spricht, tatsächlich aber nur gegen Brost. Denn es gibt bei “Bild” eine Frau in einer Führungsposition: Marion Horn, seit 1. Januar 2001 stellvertretende Chefredakteurin.

Aber zurück zu Roberto Blanco, den Brost in seinem Artikel gleich dreimal “schwarzer Mann” nennt. Immerhin empfindet der trotz seiner Hautfarbe nach Ansicht von Brost “ganz normal”. Aber nicht jeder Fremde ist so nett und berechenbar. Anlässlich des deutschen Fiaskos beim Eurovision Song Contest macht Brost heute seinem Unmut mal Luft:

Gestern noch Papst. Heute letzter Platz. Das Leben ist eine Achterbahn, nur ungerechter: Die Achterbahn fährt schließlich alle, die zahlen. Wir zahlen für alle und die geben uns 0 Points als Dank.

Was will uns diese Metapher sagen? Dass die anderen nicht selber für ihre Achterbahn zahlen? Dass wir in der Achterbahn mitfahren müssen, obwohl wir schon für die anderen gezahlt haben? Dass uns die anderen, wo wir schon für die Achterbahn gezahlt haben, hinterher nicht wenigstens eine Zuckerwatte kaufen?

Und überhaupt: Sind wir heute nicht mehr Papst?

Gestern noch Papst, heute letzter Platz, Brost glaubt:

Wir haben keine Freunde.

Das Gefühl kennt Brost. Auf seiner Homepage schreibt er:

Auch verringert sich die Zahl meiner Freunde langsam, aber stetig auf einen sehr, sehr kleinen Kreis.

Woran liegt das? Brost weiß: An ihm Deutschland liegt es nicht.

Nehmen wir mal die Polen.

Wer sich da drüben einen gebrauchten Skoda leisten kann, wo hat der denn die Kohle her? Auf deutschen Baustellen Fliesen verlegt oder in deutschen Schlachthöfen Rinder zerlegt. Dankbarkeit? Stinkefinger (0 Points von Polen).

Sind wir Deutschen nicht die Lieben? Aber ja, obwohl wir merkwürdige EU-Ressentiments haben:

Wir Deutschen sind die Lieben. Wir zahlen für alle, bald auch für Rumänien (die gaben uns übrigens auch 0 Points, na super, willkommen in Europa).

Und sein Abendessen, weiß Brost, holt der Deutsche aus reiner Großzügigkeit nicht beim Deutschen, sondern beim Türken. Und zahlt auch noch dafür!

Wir kaufen dem Türken sein Döner ab, und aus lauter Freundschaft haben wir gleich 10 Points in die Türkei geschickt, und was schallt zurück? 0 Points von der Türkei. Ey, Alda, kraß, voll der Hammer, ey.

(Wie sich “der Türke” in Hamburg, dem Brost “sein Döner” abkauft, dafür beim Grand Prix hätte revanchieren können, lässt der Autor leider offen.)

Wir Deutschen sind die Guten.

So schreibt Brost und was er danach schreibt, ist vielleicht nur eins von mehreren “gewissen satirischen Elementen”, die sein Text enthalten soll, wie Brost uns auf Anfrage mitteilte. Vielleicht enthält es aber auch nur in außergewöhnlich konzentrierter Form all das, was Brost über Ausländer, schwarze Männer und Frauen denkt:

Wir Deutschen sind die Guten. Wir lassen Heidi Klum ihren Seal heiraten (…).

Nachtrag, 25. Mai: Brost hat seine Homepage inzwischen überarbeitet. Deshalb finden sich dort zur Zeit nicht die oben zitierten Hinweise auf seinen kleinen Freundeskreis und auf sein Buch, das er dort zuvor als “fieser kleiner Macho-Scheidungsratgeber nur für ‘ihn'” bezeichnete und aus dessen Inhalt er unter anderem die Frage “Wie drückt man sich vor Unterhalt?” hervorhob.

Allgemein  

Symbolfoto VI: “Bild” verleugnet Jesus

Es hätte alles so schön gepasst. Der schillernde Rudolph Moshammer (über den Roberto Blanco in “Bild” sagte, “Rudolph war ein Show-Mann, ein Exzentriker. Ich glaube, er würde auch diesen letzten ‘Auftritt’ in einem gläsernen Sarg sehr lieben.”) im “Schneewittchensarg”. Und das kann man sich gut vorstellen, noch dazu, wenn es sich bei dem gläsernen Sarg um ein so prunkvolles Stück wie jenes handelte, das “Bild” heute auf der Titelseite und noch einmal weiter hinten abbildet:

Auf der Titelseite steht übrigens neben dem Foto des “Sargs”:

Der gläserne Sarg, in dem Moshammer seine letzte Ruhe finden soll

Das allerdings stimmt nicht. Nicht nur, weil, wie auch “Bild” seit heute weiß, Moshammer in einem Mahagoni-Sarg beerdigt werden wird.

Nein, der von “Bild” abgebildete Glassarg ist außerdem schon belegt, wie man auf diesem Foto (siehe Ausriss) sehen kann. Es liegt eine Jesus-Statue darin, die man in der gedruckten “Bild” allerdings kurzerhand wegretuschiert hat, wohl um Platz für Moshammer zu schaffen. Mithilfe des Originalfotos bewarben Karl und Leo Rechsteiner anlässlich des Todes von Rudolph Moshammer ihr Patent für einen Vakuum-Glassarg. Und fragt man bei Karl Rechsteiner nach, erfährt man, dass das Foto einen Schrein in Costa Rica zeigt, der dort während der “Semana Santa” (Karwoche) bei Prozessionen durch die Straßen getragen wird. Das Foto solle nur illustrieren, was für Möglichkeiten es hinsichtlich der Gestaltung von Glassärgen gibt.

“Bild” dagegen demonstriert mal wieder eindrucksvoll, welche Möglichkeiten es hinsichtlich der Gestaltung und Verwendung von Fotos gibt.

Mit Dank für den inspirierenden Hinweis an Joerg S. und Patrick G.

Nachtrag in eigener Sache:
Nachdem um obigen Eintrag offenbar Verwirrung entstanden ist, sei noch einmal darauf hingewiesen, dass Joerg S. und Patrick G., (Betreiber der Website minga.de) uns und andere Medien per Mail auf die zu Grunde liegende “Bild”-Meldung aufmerksam gemacht haben (siehe “Dank an…”). Thema unseres Eintrags ist jedoch die Manipulation eines Fotos in der “Bild”-Zeitung (siehe auch Pressekodex, Ziffer 2 und Richtlinie 2.2), von der auf der Website der Hinweisgeber nicht die Rede war.

Allgemein  

Exklusiv-Foto

Als die F.A.Z. vor einigen Tagen einen Reiseartikel über Lübeck mit Fotos aus Bremen illustrierte, war “Bild” das eine Meldung auf der ersten Seite in der Kategorie “Verlierer des Tages” wert.

Aber nun zu einem ganz anderen Thema.

Seit Tagen dominiert die Nachricht, dass Schauspielerin Uschi Glas einen neuen Freund hat, die Schlagzeilen von “Bild”. Die Zeitung scheint nicht die besten Kontakte zu haben; die ersten Fotos musste sie (wie gesagt) aus der Zeitschrift “Das Neue” nachdrucken, und das, was sie als “großes Exklusiv-Interview” ausgab, waren (wie gesagt) offensichtlich nur ein paar Brosamen, die neben einer großen Geschichte der “Bunten” übrig blieben.

Illustriert hat “Bild” das angebliche “Exklusiv”-Interview u.a. mit diesem Foto:

Im Goldrahmen steht:

Dieter Hermann eroberte das Herz von TV-Star Uschi Glas beim Golfen

Das mag sein. Nur ist der Mann auf dem Foto im Goldrahmen nicht Dieter Hermann (Foto). Es ist, wie das Haller Tagblatt herausgefunden hat, Alexander Erdland (Foto), der Vorstandsvorsitzende der Haller Bausparkasse.

Danke an Aurel B. für den Hinweis!

Wir müssen leider draußen bleiben VI/2

Wie ein großes Exklusiv-Interview aussieht, kann man in der aktuellen Ausgabe der Illustrierten “Bunte” hervorragend überprüfen (siehe Ausriss). Auf sechs reich bebilderten Seiten plaudern Uschi Glas und ihr neuer Lebensgefährte, Dieter Hermann, ausgiebig mit “Bunte”-Kolumnistin Marie Waldburg. Die Fotos zeigen Glas und ihren Lebensgefährten meist in gegenseitiger Umarmung. Es ist, wie gesagt, das erste Mal, dass sich Glas oder Hermann überhaupt zu ihrer Beziehung äußern, womit man das Interview in der “Bunten” mit Fug und Recht als exklusiv bezeichnen kann.

Nun schließt Exklusivität ja bekanntlich vollkommen aus, dass irgendjemand anders auch noch über die gleiche Geschichte exklusiv berichtet. Und doch steht da in der heutigen “Bild” diese Titelschlagzeile (Ausriss links).

Tatsächlich aber findet sich in dem vermeintlichen “Exklusiv-Interview” in “Bild” (das übrigens, anders als in “Bunte”, komplett ohne heimelige, romantische Paar-Fotos auskommen muss) kaum eine “Exklusiv”-Information, die nicht schon exklusiv in “Bunte” stehen würde. (Für nähere Einzelheiten, klicken Sie bitte hier). Im Vergleich liest sich das dann beispielsweise so:

“Die Wellenlänge stimmt. Und mit keinem Menschen der Welt habe ich so viel gelacht wie mit ihm”
(Uschi Glas in “Bunte”)
“Ich bin so glücklich und habe noch nie so viel gelacht.”
(Uschi Glas in “Bild”)

Mir gefällt, wie Dieter mit Menschen umgeht.”
(Uschi Glas in “Bunte”)
“Dieter hat eine wunderbare Art, mit Menschen umzugehen.”
(Uschi Glas in “Bild”)

Abgesehen von dem letzten Glas-Zitat in “Bild” (“Es ist alles noch ganz neu, ganz frisch. Ein zartes Pflänzchen, das noch weiter wachsen muß.”), gilt für die restlichen vier O-Töne in etwa das gleiche – nur, dass in der “Bunten” manchmal Dieter Hermann die entsprechenden Antworten gibt.

Ach ja, und die Information mit der “Scheidung für Uschi Glas” auf der Titelseite, die hat “Bild” offenbar auch exklusiv. Davon weiß die “Bunte” tatsächlich nichts – oder besser: sie weiß das Gegenteil. Im Text zum Exklusiv-Interview mit Uschi Glas steht nämlich:

Sie ist nicht sein Scheidungsgrund.

Wir müssen leider draußen bleiben VI

Am vergangenen Freitag erschien die aktuelle Ausgabe der Illustrierten “das neue”. Titelstory: “Exklusiv DAS NEUE enthüllt: Uschi Glas – Endlich wieder verliebt!” Dazu gab es knapp 60 Zeilen Text, ein knappes Dutzend Infos über “Uschis neue Liebe” (Unternehmensberater, Hobby Golf, Villa in einem schwäbischen Naturparadies, Hund, Oldtimer, acht Jahre jünger, Vater einer 17- und einer 15-jährigen Tochter, “Die Ehe des Wirtschaftsingenieurs besteht nur noch auf dem Papier. Seit August lebt seine Frau in der Schweiz.” sowie “In einem Möbelgeschäft interessierten sie sich für ein Sofa”) und fünf Paparazzifotos natürlich.

Am vergangenen Samstag machte “Bild” daraus die Frage “Uschi Glas – Hat sie ihre neue Liebe gefunden?” und ebenfalls eine Titelstory, am Sonntag berichtete “Bild am Sonntag”, am heutigen Dienstag abermals “Bild”. Und wir fassen zusammen:

“Da kann ich gar nichts dazu sagen,
möchte mich überhaupt nicht dazu äußern.”

(Uschi Glas in der “Bild” vom 11.12.04)

“Dazu möchte ich mich nicht äußern.”
(Uschi Glas in der “BamS” vom 12.12.04)

“Kein Kommentar.”
(Uschi Glas in der “Bild” vom 14.12.04)

Immerhin kann die “Bild”-Zeitung, die sich bislang stets mit dem einen oder anderen “Exklusivfoto aus ‘das neue'” behelfen musste, endlich mit einem eigenen, ganz tollen, knapp fünf Monate alten “Fotobeweis” für die “neue große Liebe” aufwarten – und (um einen weiteren Satz aus der bisherigen Berichterstattung zu zitieren):

“Mehr gibt es da nicht zu sagen.”

Nachtrag, 19:20:
Ach ja, mittlerweile hat Uschi Glas dann doch was über ihre neue Liebe erzählt – allerdings nicht “Bild”, sondern der “Bunten”.

Nachtrag, 23:46:
Laut “Bild” hat Glas nach der “Bunten” nun auch mit “Bild” gesprochen. Jedenfalls heißt es in der “Bild” vom Mittwoch: “In BILD spricht Uschi Glas (60) jetzt zum ersten Mal über Dieter Hermann (52), den neuen Mann in ihrem Leben”, was allerdings nur insofern stimmt, als sie zum ersten Mal in “Bild” darüber spricht, denn zum ersten Mal überhaupt sprach sie darüber, wie gesagt, in der “Bunten”.
(Doch dazu vielleicht später mehr…)

Julia G.

Lange nichts gehört von der Tochter von Uschi Glas. Vor gut einer Woche berichtete “Bild” in größter Aufmachung, die 17-jährige sei in eine “Drogen-Affäre” verwickelt, wohinter sich möglicherweise das Rauchen einer Drittel Marihuana-Zigarette verbarg, möglicherweise aber auch gar nichts. Einen Tag danach fand sich der konkrete Tatvorwurf nur noch zwischen den Zeilen. Seitdem: Funkstille. Gab es Razzien? Wurden Drogen-Sümpfe trockengelegt? Sitzt sie im Knast? Darf ihre Mutter noch im Fernsehen auftreten? Wir wissen es nicht.

Eine Konkretisierung der Vorwürfe gab es nicht, zurückgenommen hat “Bild” sie auch nicht. Eine 17-jährige Jugendliche stand halt mal einen Tag groß auf der Titelseite neben dem Wort “Drogen-Affäre”.

Im Straßenverkehr übrigens nennt man das Verhalten, wenn jemand “die erforderliche Sorgfalt gröblich, im hohen Grade außer Acht lässt” oder “unbekümmert und leichtfertig handelt” grob fahrlässig. Aber vielleicht gilt das ja nicht bei Boulevardzeitungen.

Besondere Zurückhaltung

Was hat die 17-jährige Tochter von Uschi Glas getan, um gestern mit einem großen Foto neben den gewaltigen Worten “Drogen-Affäre” auf Seite 1 der “Bild”-Zeitung zu landen? Sie hat sich möglicherweise eine Marihuana-Zigarette mit zwei Freundinnen geteilt. Möglicherweise, denn laut “Bild”-Text “vermutet” ein Polizist das nur wegen eines “süßlichen Geruchs”. Angeblich ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Soweit der Stand in der “Bild” vom Freitag: Große Schlagzeilen, bisschen dünne Faktenlage.

Am Samstag ist die “Bild” nicht schlauer. Im Gegenteil: Was Julia Glas konkret vorgeworfen wird, wird nicht mehr genannt. Unter der Schlagzeile “Hat Uschi Glas mit ihren Kindern etwas falsch gemacht?” ist die Rede vage von “Schlagzeilen”, von “gegenwärtigem Wirbel”, von “immer neuen Sorgen”. Darunter steht, wie zufällig, ein Artikel darüber, dass “jeder 4. deutsche Jugendliche schon Cannabis geraucht hat”. Jede Zeile, jedes Foto illustriert und wiederholt implizit den Vorwurf gegen die 17-jährige, ohne ihn ausdrücklich zu nennen. Weil er falsch war? Oder weil “Bild” ihn nicht hätte veröffentlichen dürfen? In den Richtlinen des Presserates heißt es:

Bei der Berichterstattung über Ermittlungs- und Strafverfahren gegen Jugendliche […] soll die Presse mit Rücksicht auf die Zukunft der Betroffenen besondere Zurückhaltung üben.

(Wird fortgesetzt.)

Oben ohne

Rücksichtsvoll von der Online-Ausgabe der “Bild”-Zeitung, dass Uschi Glas’ Tochter, die sich mit drei Freundinnen eine “Marihuana-Zigarette” geteilt haben soll, dort mit einem schwarzen Balken über den Augen mehr oder minder unkenntlich gemacht wurde.

Wer allerdings das dringende Bedürfnis verspürt, sich die Fotos der 17-Jährigen ohne schwarzen Balken über den Augen anzuschauen, braucht nur am Kiosk einen Blick auf die Titelseite der gedruckten “Bild” zu werfen.

Nachtrag: Mittlerweile sind Artikel und Foto in der Online-Ausgabe der “Bild” nicht mehr “verfügbar”. Der Ausriss zeigt, wie die Geschichte bis zum Nachmittag präsentiert wurde.

Horizontal, unterirdisch

Sibel Kekilli hat vor dem Berliner Landgericht einen Prozess gegen “Bild” gewonnen. Wie der “Tagesspiegel” berichtet, hatte “Bild” einem Foto von ihr eine Denkblase hinzugefügt, in der stand: “Nie geraucht! Nie getrunken! Nur die paar Pornos…” “Bild” argumentierte, die Denkblase mache deutlich, dass es sich nicht um ein Zitat der Schauspielerin handele. Kekilli fand, das Gegenteil sei der Fall. Das Gericht auch. 

Dabei ist das Blatt doch so gründlich! Berichtet über den “Star und die Porno-Szene”, das “Film-Früchtchen”, das seine Sex-Erfahrung “im preisgekrönten Berlinale-Film gut verwenden konnte”, von dem sich Schwester und Eltern abwandten. Selbst im Bericht über ihren Triumph beim Deutschen Filmpreis vergißt “Bild” nicht den Hinweis, daß sie “ihre Karriere horizontal begann”. Ein “Bild”-Artikel, der ausführlich aus einem Interview Kekillis mit der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” (FAS) zitiert, steht online unter der Adresse “…porno__diva__sibel…”. Darüber erscheinen je nach Tageszeit Sex-Werbebanner, mit denen Bild.de sein Geld verdient: 1, 2, 3 (Ausschnitte). Die Bild.T-Online-Suchmaschine wirft zum Stichwort “Kekilli” noch vor den redaktionellen Beiträgen zwei Links zu Sexshops aus, die mit Pornos mit Kekilli werben.

Diese Aussage Kekillis im FAS-Interview zitierte “Bild” nicht: “Die ‘Bild’-Zeitung sagt mir zum Beispiel: Wir wollen jetzt an deine Eltern ran. Aber wir können sie in Ruhe lassen, wenn du uns ein Interview gibst. Ich laß mich ganz bestimmt von denen nicht erpressen.

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