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Symbolfoto V

Man sieht, es hat es ihn regelrecht übermannt, den David Beckham, man sieht ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, und es ist ihm egal, ob die Zeitungen hinterher dazuschreiben, “Beckham vergießt bittere Tränen” oder nicht. Oder nicht?

Nein, diesen Eindruck erweckt bloß die erschütternde Illustration der Schlagzeile, mit der Bild.de heute groß auf eine kleine Meldung hinweist, die “die multimediale Erweiterung der Marke BILD” aus der britischen Zeitung “Daily Mirror” (oder aus einer entsprechenden Meldung der Nachrichtenagentur dpa) abgeschrieben hat.

Denn anders als zum Beispiel kürzlich, als “Bild” dieses Paparazzifoto von Andreas Türck druckte und laut “Bild” sogar “BILD-Reporterin Carolin Richter zufällig auch beim Spazieren am selben Ort” war, heißt es im Fall Beckham nur:

Freunde berichten, es seien sogar Tränen geflossen.”

Aber selbst das ist Unsinn! Denn der “Mirror”, auf den sich Bild.de ausdrücklich bezieht, berichtet:

“It’s a bitter blow for Becks, 29, who was spotted shedding a tear when eldest son Brooklyn, five, began at the elite Runnymede College in Madrid in September.”

Was heißt, dass Beckhams Tränen, von denen laut “Bild” ja irgendwelche “Freunde” berichten, also gar nicht jetzt geflossen sind, “weil er seinen Sohn nicht mehr zur Schule bringen darf”, sondern (wenn überhaupt) bereits am ersten Schultag seines Sohnes im September

Outing

Dass “Bild” in ihrer “In & Out”-Liste gelegentlich den Eindruck erwecken kann, es werde dort die Grenze zur Schleichwerbung überschritten, ist journalistisch gesehen bedenklich, aber bekannt. Am gestrigen Donnerstag zum Beispiel war für “Bild” die am Montag erscheinende “‘BILD-Volksbibel’ zum Supergünstigpreis von 9,95 Euro” ganz doll “in”.

Aber dass gestern in der (derzeit von Kai Diekmann geleiteten) “Bild” als erstes “Der gegelte Wet-Fett-Look auf dem Kopf” auf der “out”-Seite steht, gibt einem dann doch zu denken

Mit Dank an Gunther S. für den sachdienlichen Hinweis.

“Dumm gelaufen”

“Bild” macht heute den Schriftsteller Andreas Maier in 28 schmalen Zeilen zum “Verlierer” des Tages und bezieht sich dabei auf eine Meldung der Nachrichtenagentur dpa vom gestrigen Donnerstag um 14.02 Uhr.

Es geht darin um ein neues Literaturstipendium der Stadt Potsdam, das nicht zuletzt darin besteht, dass einem von einer Jury ausgewählten Autor eine Zeit lang “ein angemessener Wohnraum” zur Verfügung gestellt wird. Darüber, dass sich der Wohnraum indes in einem Plattenbau befinden soll, hatte sich die Jury beschwert, woraufhin dann die Wohnungsunternehmen, die den Wohnraum zur Verfügung stellen wollten, ihr Angebot zurückzogen. Stipendiat für das Jahr 2004 ist übrigens besagter Andreas Maier, der laut dpa “äußerte, dass man Stipendiaten in der Regel in einem Schloss, einer Villa an der Ostsee oder einem aufgearbeiteten Bauernhaus, nicht aber in der ‘Platte’ wohnen lasse”. Und ganz ähnlich steht’s heute auch in “Bild”:

“Doch der Autor meckerte laut dpa: Stipendiaten lasse man in der Regel in einem Schloß oder einer Villa wohnen, nicht aber in der ‘Platte’. Da zogen die Wohnungsunternehmen ihr Angebot zurück.”

Dass dpa gestern bereits um 17.45 Uhr meldete, die Wohnungsunternehmen hätten “die der Stadt gegebene Zusage erneuert”, steht (anders als Oliver Kahns “Amoklauf” gegen 22.33 Uhr) nicht in “Bild”. Erstens. Zweitens “meckerte” Maier nicht. Wie bereits vor einer Woche in den “Potsdamer Neusten Nachrichten” nachzulesen war, reagierte er vielmehr “durchaus noch sehr humorvoll” bzw. “freundlich, mit allenfalls leicht ironischer Note” (“FAZ”) oder “zurückhaltend” (FAZ.net): Dem Potsdamer Blatt (auf das sich übrigens auch dpa bezog) sagte Maier nämlich auch, das umstrittene Wohnraum-Angebot habe ihn “erstaunt”. Nachdem aber selbst ein Schloss für Stipendiaten “nicht immer das Ideale” sei, sehe er “schon die Möglichkeit, sich auf die Platte am Stadtrand einzulassen”, denn:

Vielleicht leide ich da, vielleicht auch nicht. Aber es könnte ebenso gut auch sein, dass ich eine geräumige Altbauwohnung in der Innenstadt habe (…) und ich mich dort auch nicht wohl fühle.“

Dass das alles nicht in 28 schmale “Verlierer”-Zeilen passt, ist klar. Dass “Bild” die ganze Sache ja ohnehin bloß mit dem Hinweis “laut dpa” verbreitet hatte, auch. Nur schrieb doch “Bild”-Chef Kai Diekmann kürzlich an seine Mitarbeiter:

“Wer sich bei heiklen Themen auf andere verläßt und keine eigenen Recherchen anstellt, paßt nicht zu uns. (…) Wer bei anderen abschreibt und dabei nicht mal in der Lage ist, Namen oder Fakten richtig abzuschreiben, gehört nicht zu BILD!”

Bleibt also die Frage, weswegen Maier überhaupt zum “Verlierer” wurde – und der Anfang des “Verlierer”-Textes. Er lautet:

“Dumm gelaufen”

Unumstritten renommiert

“BILD bleibt die mit Abstand wichtigste deutsche Tageszeitung! Keine andere Tageszeitung wurde im dritten Quartal häufiger mit Exklusivmeldungen zitiert”,

meldet “Bild” auf Seite 1 unter Berufung auf das “renommierte Bonner Medienforschungsinstitut Medien Tenor”.

Das ist erst einmal nicht weiter ungewöhnlich, weil auch andere Zeitungen gerne drucken, wie wichtig sie sind – wohl, um es selbst nicht zu vergessen.

Für den Hinweis, dass das stets renommierte Forschungsinstitut zuletzt gar nicht mehr so arg renommiert, sondern, ganz im Gegenteil, eher umstritten war, blieb in der knappen Meldung sicher einfach kein Platz mehr. Medien-Tenor-Beiratsmitglied Mathias Döpfner, nebenberuflich Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, hätte das sowieso nicht gefallen.

Fast richtig ist auch falsch

Manchmal genügt eine scheinbar kleine Übertreibung, um aus einer gewöhnlichen Nachricht eine “Bild”-Nachricht zu machen, bzw. aus einer Meldung eine Falschmeldung.

Dass die Europäische Union den Menschen unter anderem mit drastischen Fotos auf Zigarettenschachteln das Rauchen abgewöhnen bringen will, stand am Samstag fast überall — unter Überschriften wie: “EU plant Horrorbilder für Zigarettenschachteln”. Die “Bild”-Zeitung titelte auf Seite 1: “Schock-Fotos bald auf allen Zigaretten-Schachteln”, was ähnlich klingt, aber nicht stimmt. Von “allen Zigaretten-Schachteln” kann nämlich keine Rede sein. Die Motive können von den Mitgliedsländern der EU verwendet werden; ob sie es tun, ist ihnen überlassen.

Das steht auch im Kleingedruckten auch im “Bild”-Artikel, allerdings steht dort auch:

Ekel-Bilder auf Zigarettenschachteln sollen schon bald deutsche Raucher schocken! … Die EU will sie auch in Deutschland einführen.

Tatsache ist: Belgien und Irland wollen die Bilder vorschreiben. Ob Deutschland folgt, ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums “wirklich noch offen”; die Bundesregierung prüft noch.

We are the Champions XI

“(…) ich mag BILD sehr, weil es BILD irgendwie täglich schafft, die Geschehnisse aus der gewaltigen Erde (…) verständlich darzustellen.”

Das schrieb Franz Josef Wagner vor zwei Wochen in der “Bild”-Zeitung anlässlich eines mehrteiligen Vorabdrucks des “Rückenbuchs” von Dietrich Grönemeyer in der “Bild”-Zeitung. Aber das nur so nebenbei.

Denn heute macht “Bild” den Grönemeyer zum “Gewinner” des Tages, nachdem es sein Buch auf Platz 1 der “Spiegel”-Bestsellerliste geschafft hat. Doch warum? Warum nur? “Warum?” fragt sich auch “Bild” und antwortet:

“Weil’s eine BILD-Serie war!”

Und wer weiß, vielleicht hat es “Bild” mit diesem Halbsätzchen ja tatsächlich geschafft, die Geschehnisse aus der gewaltigen Erde (in diesem Fall: die Eitel- oder Selbstgefälligkeit, mit der “Bild” ihre “Gewinner” kürt), irgendwie verständlicher darzustellen als sonst so. Warum man “Bild” dafür mögen sollte, steht allerdings in einem anderen Blatt – oder aber auf.

Allgemein  

Nicht berichtenswert II

Menschen, die sich ausschließlich aus “Bild” informieren, haben in Sachen Rechtschreibreform folgenden Wissensstand:

Schluß mit der Schlechtschreibreform! Ab heute [04.10.2004] erscheint BILD wieder in der klassischen Rechtschreibung! … Neben Springer kehren auch der “Spiegel” und die “Süddeutsche Zeitung” demnächst zur bewährten Rechtschreibung zurück, in der die “FAZ” bereits erscheint.

Seit dieser Meldung hat sich ein bisschen was getan. Die “Süddeutsche” hat in der vergangenen Woche (wie berichtet) angekündigt, nicht zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. Und gestern erschien im “Spiegel” eine “Hausmitteilung”, wonach das Nachrichtenmagazin vor irgendwelchen Schritten zunächst abwarten will, was der neu eingesetze “Rat für deutsche Rechtschreibung” beschließen werde. Die “Berliner Zeitung” kommentiert:

Nun macht auch der Spiegel einen Rückzieher … . Die Rückkehr zur alten Rechtschreibung — verschoben, wenn nicht aufgehoben.

Nach all dem “Schlechtschreibreform”-Getöse der vergangenen Monate mit Dutzenden Artikeln hat die “Bild”-Zeitung leider noch keinen Platz gefunden, ihren Lesern diese Neuigkeit mitzuteilen.

Allgemein  

Nicht berichtenswert

Am 13. August 2004 verlieh “Bild” seinen “begehrten” “Orden” “Retter der deutschen Sprache” unter anderem an Hans Werner Kilz, den Chefredakteur der “Süddeutschen Zeitung”. Der Grund ist einem Bericht einige Tage zuvor zu entnehmen. Am 7. August, als “Bild” bekannt gab, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, schrieb das Blatt:

Auch die “Süddeutsche Zeitung” will zur alten Rechtschreibung zurückkehren.

Das war falsch, aber diesen Fehler machten auch viele andere Medien damals. Tatsächlich hatte Kilz sich etwa in einem Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” deutlich differenzierter geäußert:

Ab wann soll die “SZ” wieder in der altbewährten Rechtschreibung erscheinen?
Ich glaube nicht, daß wir jetzt ein Datum nennen sollten oder irgendwelche Details einer zukünftigen Rechtschreibung. Wichtig ist jetzt das Signal zur Abkehr von der neuen Rechtschreibung. …

Wie wird die “SZ” zukünftig zum “sz” stehen? Gibt es Neuerungen, die Sie beibehalten wollen?
Ob wir “dass” künftig wieder “daß” schreiben, kann ich nicht sagen.

Diese Differenzierung wurde, wie gesagt, nicht nur von “Bild”, sondern von vielen Medien ignoriert. Die berichten nun allerdings (z.B. hier, hier, hier und hier) nach einer Vorabmeldung des “Stern” am Mittwoch, dass die “SZ”-Redaktion inzwischen ausdrücklich beschlossen hat, nicht zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, sondern einen Kompromiss zu suchen.

Und die “Bild”-Zeitung? Berichtet nicht. Obwohl diese Nachricht ihren bisherigen Behauptungen widerspricht.

Oder sollte man sagen: Weil?

We are the Champions IV

Der “Gewinner des Tages” vom heutigen 28. September ist kein Springer-Chefredakteur, kein Springer-Herausgeber und auch keine Publikation aus dem Springer-Verlag. Es ist Hans-Olaf Henkel, laut “Bild” “Deutschlands klügster Manager”. Der hat kürzlich ein Buch geschrieben, aus dem “Bild” vorab Auszüge abgedruckt und das Ganze online mit einem “Buchtipp” verbunden hatte, der einen mit einem Klick zu Amazon bringt, wo man das Buch bestellen kann. Dieses Buch steht nun auf Platz 4 der Bestsellerlisten von “Focus” und “Spiegel”, was natürlich ein prima Grund ist, Henkel zum “Gewinner des Tages” zu machen – na ja, und außerdem ist Henkel ja schon seit dem Jahr 2001 Springer-Autor. Er schreibt Kommentare in “Bild”.

Schon vergessen

“Was hat Wolfgang Thierse da bloß geritten?”, fragt der “Bild”-Kommentar heute und schreibt:

Der Bundestagspräsident hat laut über ein mögliches Bündnis der SPD mit der PDS in Brandenburg nachgedacht. Man sollte der PDS “schon ernsthaft” die Frage stellen, ob sie eine realistische und konstruktive Politik machen wolle.

Schon vergessen, Herr Thierse?

Dass die PDS in Brandenburg und Sachsen mit gnadenloser Anti-Reformhetze und Stimmungsmache gegen Kanzler Schröder der SPD die Wähler abjagte. Dass die PDS erklärtermaßen das Rad der Reformen zurückdrehen will, wo immer sie in Regierungsverantwortung kommt?

Die rhetorische Frage, ob Herr Thierse das “schon vergessen” hat, hätte “Bild” leicht selbst beantworten können, wenn sie ihn vollständig zitiert hätte. Gegenüber dem “Tagesspiegel” sagte er:

Man werde die PDS “daran erinnern müssen, dass sie einen geradezu gnadenlosen Wahlkampf gegen die Sozialstaatsreformen und die Arbeitsmarktreformen geführt hat”. Jetzt solle die PDS die Frage beantworten, ob sie eine realistische und konstruktive Politik machen wolle. “Aber die Frage sollte man ihr schon ernsthaft stellen.”

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