Aus aktuellem Anlass fassen wir zusammen: Seit beispielsweise dem 4.1.2005 hießen die “Gewinner” des Tages in “Bild” unter anderem:
8.1.2005 Alexander Hold
Hauptdarsteller in einer Gerichtsshow beim Sender Sat.1, an dem der Axel Springer-Verlag beteiligt ist 10.1.2005 Stefan Aust
Chefredakteur des “Spiegel”, der beim Widerstand gegen die “Schlechtschreibreform” (“Bild”) und das “Maulkorb-Urteil” (“Bild”) sowie beim Vorabdruck verschiedener Bücher mit dem Axel Springer-Verlag kooperierte und von der im Axel Springer-Verlag erscheinenden “Hörzu” eine “Goldene Kamera” verliehen bekommt, aber ausdrücklich nie mit Springer-Chef Mathias Döpfner Ski gefahren ist. 13.1.12005 Thomas Gottschalk
TV-Moderator, dessen Sendung “Wetten, dass…?” mit Bild.de kooperiert. 18.1.2005 “Bild”-Buch “Das Jahr 2004”
O-Ton “Bild”: “können Sie hier bestellen” 20.1.2005 Kai-Uwe Ricke
Chef der Telekom, die mit Bild.de kooperiert. 21.1.2005 Torsten Rossmann
Chef des Senders N24, an dem der Axel Springer-Verlag beteiligt ist. 22.1.2005 Audi
Automarke, die von der “Bild am Sonntag” das “Goldenen Lenkrad” verliehen bekam. 25.1.2005 Sarah Connor
Sängerin, die von der im Axel Springer-Verlag erscheinenden “Hörzu” eine “Goldene Kamera” verliehen bekommt. 26.1.2005 Die “Bild”-Bestseller-Bibliothek
(Kein Kommentar)
Nachtrag, 27.1.2005: Wolf Wegener
Chef des ADAC, nachdem er 50.000 Euro für eine “Bild”-Aktion spendete.
Aber zitieren wir zuerst, wie “Bild” heute andere Boulevard-Zeitungen zitiert:
“Die Münchner ‘AZ’ titelte: ‘Ball vorm Kopf! Da flippt Kahn aus’. Die ‘tz’ druckte auf Seite 1: ‘Eklat beim FC Bayern. Kahn dreht völlig durch’. (…) Der Kölner Express schreibt von ‘Worten, die EXPRESS nicht drucken will.’ Im ‘Berliner Kurier’ allerdings ist klar in der Überschrift zu lesen: ‘Wüste(r) Kahn pöbelt: Wichser!’“
Und jetzt zitieren wir FC-Bayern-Manager Uli Hoeneß, wie ihn “Bild” zitiert:
“Da sieht man, was für ein ruhiges Trainingslager das hier ist, wenn schon solche Geschichten geschrieben werden.”
Nachdem das gesagt ist, schauen wir uns mal kurz die dazugehörige “Bild”-Seite an…
… und zitieren anschließend noch schnell, was Hans Meyer kürzlich im “Tagesspiegel” über die “Bild”-Zeitung sagte:
“Die Journalisten fühlen sich mit ihrem Blatt im Rücken in einer unglaublichen Stärkeposition. Und sie glauben, dass sie Trainer und Spieler gottgleich abstrafen könnten.”
Zum Schluss aber wollen wir nicht unerwähnt lassen, was auch “Bild” am Schluss ihrer “Pöbel-Fall Kahn”-Bericherstattung nicht unerwähnt lässt: dass nämlich Journalisten das Training des FC Bayern München derzeit nur noch von der Tribüne aus verfolgen, Fotografen und Kamera-Teams nur noch die erste halbe Stunde Aufnahmen machen und sich nicht mehr hinter Kahns Tor aufhalten dürfen.
Aufgabe: Erkennen Sie, welche der folgenden Überschriften im “Nachrichten”-Ressort von bild.de von einem Unternehmen bezahlt worden ist.
Erkannt? Es ist das Kästchen rechts, mit der roten Zeile “Nach der Todesflut”. Ja, war nicht so leicht.
Nun ist es eigentlich nicht Aufgabe von journalistischen Angeboten im Internet, aus der Frage, was redaktionelle Teile sind und was Werbung, knifflige Quizfragen zu machen. Genau genommen, ist das sogar verboten. Der Mediendienste-Staatsvertrag sagt konkret:
Werbung muss als solche klar erkennbar und vom übrigen Inhalt der Angebote eindeutig getrennt sein.
Peter Würtenberger, bis Ende 2004 Vorstandsvorsitzender von Bild.T-Online.de, meint allerdings, dass bild.de sich daran nicht halten muss:
“Im Internet findet eine stärkere Vermischung zwischen Werbung und redaktionellen Inhalten statt.” (…) Da tue sich ein Boulevardblatt leichter als der Spiegel.
Und wenn man auf die scheinbare Überschrift klickt, steht über dem “Artikel”, auf den man kommt und der exakt so aussieht, wie ein redaktioneller Beitrag bei bild.de, ja auch groß und deutlich: “Anzeige”. Oder genauer, nicht groß und deutlich, sondern so:
(Ganz links oben neben den Tsunami-Opfern.)
Vielleicht muss man nun hoffen, dass sich die Menschen von den erstaunlichen Werbepraktiken von WorldVision und den skandalösen Werbeformen bei bild.de nicht davon abhalten lassen, für einen guten Zweck zu spenden und für eine Hilfsorganisation, an deren Seriosität sonst eigentlich kein Zweifel besteht.
Vielleicht erkennt man eine Qualitätszeitung auch daran, dass sie irgendwelche Dinge, die irgendjemand irgendwo behauptet, nicht einfach ungeprüft abschreibt und dann noch zu großen Schlagzeilen aufbläht.
Der “Tagesspiegel” veröffentlichte am Dienstag ein Interview mit ARD-Programmdirektor Günter Struve, das wie folgt endet:
Die ARD sendet am alles entscheidenden 31. Dezember den unschlagbaren “Silvesterstadl” mit Karl Moik. (…) Im ZDF: „Die große André-Rieu-Silvestergala“. Eine Kampfprogrammierung?
Struve: Aber natürlich. Der Rieu ist jetzt völlig neu draufgesetzt worden, weil das ZDF gesehen hat, dass es mit fiktionalen Programmen nicht hat landen können.
Neuer Zoff zwischen ARD und ZDF
TV-Krieg um Silvester! (…)
Ist das denn die Möglichkeit? Der TV-Krieg eskaliert.
Schon wieder streiten sich ARD und ZDF ums Programm. Nach Gottschalk gegen Schmidt, Kerner gegen Christiansen – jetzt das nächste Kapitel. Das ZDF sendet am Silvester-Abend Walzerkönig André Rieu gegen Mr. Musikantenstadl Karl Moik im Ersten.
Es hätte keiner großen Recherche bedurft, um herauszufinden, dass “Die große André-Rieu-Silvester-Gala” keineswegs erst seit kurzem im ZDF-Programm eingeplant ist, sondern schon in allen Programmzeitschriften steht, die Wochen vor dem Sendetermin Redaktionsschluss haben.
Und hatte es nicht vorher schon erste, klitzekleine Anzeichen dafür gegeben, dass das ZDF womöglich im Jahr 2004 mit André Rieu als “Kampfprogrammierung” gegen den “Silvesterstadl” in der ARD vorgehen könnte? Was lief im vergangenen Jahr an Silvester im ZDF? “Die große André-Rieu-Silvester-Gala”.
Und was setzte das ZDF im Jahr 2002 gegen den “Silvesterstadl” der ARD? “Die Große André-Rieu-Silvester-Gala”.
Und an Silvester 2001? “André Rieu in Wien”.
An Silvester 2000? “André Rieu in der Royal Albert Hall”.
Kampfprogrammierungen soweit das Auge reicht. Und “Bild” geht einem Blödsinn redenden ARD-Programmdirektor voll auf den Leim.
Franz-Josef Wagner schreibt heute einen Brief an Klaus Wowereit, und wir müssen ein bisschen ausholen.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin musste sich nämlich gestern im Abgeordnetenhaus dafür rechtfertigen, dass er bei einer öffentlichen Veranstaltung Désirée Nick geküsst hat. Einige Fotos von diesem Moment machten in Berlin und in “Bild” Schlagzeilen. Nachdem ein CDU-Abgeordneter gefragt hatte, ob das mit der Würde seines Amtes vereinbar sein, rechtfertigte sich Wowereit ausführlich.
Franz-Josef Wagner fühlte sich bei dieser Rede an die Sätze von Willy Brandt und Richard von Weizsäcker im Abgeordnetenhaus erinnert, bzw.: nicht erinnert. Denn die hätten die Freiheit verteidigt, Wowereit aber sein “Fundi-Schwulsein”.
Unter “Fundi-Schwulsein” versteht Wagner dem Anschein nach das, was gemeinhin “Homosexualität” genannt wird: Männer, die nicht schwach werden, wenn plötzlich, sagen wir, Paris Hilton vor ihnen steht. Das ist ein bisschen unflexibel, aber das gibt es. “Fundi” ist natürlich alles andere als ein positiv besetzter Begriff in der Welt von “Bild”.
Wagner weiter:
Sie verwahrten sich gegen Unterstellungen, Désirée Nick habe Sie umgedreht.
Das ist typisch, riefen Sie in den Plenarsaal, da ist ein schwuler Mann und eine schöne Frau (na, na, der Kolumnist) und schon heißt es “umgedreht”. Das sei wie bei Frau Schavan, die als lesbisch diskriminiert wird. Es sei gegen die Menschenwürde, ereiferten Sie sich.
Mon cher ami, ist es wirklich so schrecklich, in den Verdacht zu geraten, nicht 150prozentig schwul zu sein?
“Nein”, rufen natürlich an dieser Stelle die “Bild”-Leser im Chor, die nicht aufgepasst haben. Denn darum ging es Wowereit nicht. Als diskriminierend bezeichnete er die Annahme, dass man Schwule nur mit einer schönen Frau konfrontieren müsse, und schon könne man sie ändern.
Das ist genau, was “Bild” mit seiner Titel-Schlagzeile getan hat, und das ist in der Tat diskriminierend. Es ist auch mehr als nur ein lustiger Boulevardzeitungswitz, wie man zum Beispiel hier nachlesen kann.
Wagner suggeriert weiter, Wowereit hätte sich mit dem Thema in die Öffentlichkeit gedrängt, anstatt wichtigere Dinge zu verhandeln. Jedenfalls ist zu vermuten, dass er das suggerieren will, wenn er diese Sätze hintereinander schreibt:
Mon cher ami, ist es wirklich so schrecklich, in den Verdacht zu geraten, nicht 150prozentig schwul zu sein? Ist es nicht viel schrecklicher, daß 40 Prozent unserer Berliner Türken arbeitslos sind. Die Quote der türkischen Sozialhilfeempfänger ist dreimal so hoch. Ist es nicht schrecklich, daß ein Türke, der Deutsch lernen will, in Berliner Volkshochschulen abgelehnt wird – kein Geld, keine Lehrer.
Nach Darstellung verschiedenerMedien hat Wowereit wohl tatsächlich sehr, sehr lange zu dem Thema geredet. Tatsache ist aber auch, dass Wowereit das Foto und das Thema nicht groß in die Öffentlichkeit gebracht hat (das war “Bild”) und dass er es auch nicht auf die Tagesordnung im Berliner Abgeordnetenhaus gesetzt hat (das machte die Opposition durch ihre Frage danach).
O-Ton Wagner:
Die Würde der Schwulen geht mir langsam auf den Keks – und Ihr Markenzeichen schwul auch. Schwulsein ist nicht besser.
Noch einmal zum Mitdenken: “Bild” stellt ein Foto vom knutschenden Wowereit auf die Titelseite und bringt es in absurder Weise in Verbindung mit seinem Schwulsein. Und wenn Wowereit sich darüber beschwert, schreibt “Bild”, er soll doch aufhören, dauernd sein Schwulsein in den Vordergrund zu stellen.
Den Satz “Die Würde der Schwulen geht mir langsam auf den Keks” muss man sich merken. Das ist ungefähr so, als würde sich ein Schläger darüber beklagen, dass die Schreie seiner Opfer immer so einen ruhestörenden Lärm verursachen.
Man sieht, es hat es ihn regelrecht übermannt, den David Beckham, man sieht ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, und es ist ihm egal, ob die Zeitungen hinterher dazuschreiben, “Beckham vergießt bittere Tränen” oder nicht. Oder nicht?
Nein, diesen Eindruck erweckt bloß die erschütternde Illustration der Schlagzeile, mit der Bild.de heute groß auf eine kleine Meldung hinweist, die “die multimediale Erweiterung der Marke BILD” aus der britischen Zeitung “Daily Mirror” (oder aus einer entsprechenden Meldung der Nachrichtenagentur dpa) abgeschrieben hat.
Denn anders als zum Beispiel kürzlich, als “Bild” dieses Paparazzifoto von Andreas Türck druckte und laut “Bild” sogar “BILD-Reporterin Carolin Richter zufällig auch beim Spazieren am selben Ort” war, heißt es im Fall Beckham nur:
“Freunde berichten, es seien sogar Tränen geflossen.”
Aber selbst das ist Unsinn! Denn der “Mirror”, auf den sich Bild.de ausdrücklich bezieht, berichtet:
“It’s a bitter blow for Becks, 29, who was spotted shedding a tear when eldest son Brooklyn, five, began at the elite Runnymede College in Madrid in September.”
Was heißt, dass Beckhams Tränen, von denen laut “Bild” ja irgendwelche “Freunde” berichten, also gar nicht jetzt geflossen sind, “weil er seinen Sohn nicht mehr zur Schule bringen darf”, sondern (wenn überhaupt) bereits am ersten Schultag seines Sohnes im September…
Dass “Bild” in ihrer “In & Out”-Liste gelegentlich den Eindruck erwecken kann, es werde dort die Grenze zur Schleichwerbung überschritten, ist journalistisch gesehen bedenklich, aber bekannt. Am gestrigen Donnerstag zum Beispiel war für “Bild” die am Montag erscheinende “‘BILD-Volksbibel’ zum Supergünstigpreis von 9,95 Euro” ganz doll “in”.
Aber dass gestern in der (derzeit von Kai Diekmann geleiteten) “Bild” als erstes “Der gegelte Wet-Fett-Look auf dem Kopf” auf der “out”-Seite steht, gibteinemdanndochzudenken…
Mit Dank an Gunther S. für den sachdienlichen Hinweis.
“Bild” macht heute den Schriftsteller Andreas Maier in 28 schmalen Zeilen zum “Verlierer” des Tages und bezieht sich dabei auf eine Meldung der Nachrichtenagentur dpa vom gestrigen Donnerstag um 14.02 Uhr.
Es geht darin um ein neues Literaturstipendium der Stadt Potsdam, das nicht zuletzt darin besteht, dass einem von einer Jury ausgewählten Autor eine Zeit lang “ein angemessener Wohnraum” zur Verfügung gestellt wird. Darüber, dass sich der Wohnraum indes in einem Plattenbau befinden soll, hatte sich die Jury beschwert, woraufhin dann die Wohnungsunternehmen, die den Wohnraum zur Verfügung stellen wollten, ihr Angebot zurückzogen. Stipendiat für das Jahr 2004 ist übrigens besagter Andreas Maier, der laut dpa “äußerte, dass man Stipendiaten in der Regel in einem Schloss, einer Villa an der Ostsee oder einem aufgearbeiteten Bauernhaus, nicht aber in der ‘Platte’ wohnen lasse”. Und ganz ähnlich steht’s heute auch in “Bild”:
“Doch der Autor meckerte laut dpa: Stipendiaten lasse man in der Regel in einem Schloß oder einer Villa wohnen, nicht aber in der ‘Platte’. Da zogen die Wohnungsunternehmen ihr Angebot zurück.”
Dass dpa gestern bereits um 17.45 Uhr meldete, die Wohnungsunternehmen hätten “die der Stadt gegebene Zusage erneuert”, steht (anders als Oliver Kahns “Amoklauf” gegen 22.33 Uhr) nicht in “Bild”. Erstens. Zweitens “meckerte” Maier nicht. Wie bereits vor einer Woche in den “Potsdamer Neusten Nachrichten” nachzulesen war, reagierte er vielmehr “durchaus noch sehr humorvoll” bzw. “freundlich, mit allenfalls leicht ironischer Note” (“FAZ”) oder “zurückhaltend” (FAZ.net): Dem Potsdamer Blatt (auf das sich übrigens auch dpa bezog) sagte Maier nämlich auch, das umstrittene Wohnraum-Angebot habe ihn “erstaunt”. Nachdem aber selbst ein Schloss für Stipendiaten “nicht immer das Ideale” sei, sehe er “schon die Möglichkeit, sich auf die Platte am Stadtrand einzulassen”, denn:
“Vielleicht leide ich da, vielleicht auch nicht. Aber es könnte ebenso gut auch sein, dass ich eine geräumige Altbauwohnung in der Innenstadt habe (…) und ich mich dort auch nicht wohl fühle.“
Dass das alles nicht in 28 schmale “Verlierer”-Zeilen passt, ist klar. Dass “Bild” die ganze Sache ja ohnehin bloß mit dem Hinweis “laut dpa” verbreitet hatte, auch. Nur schrieb doch “Bild”-Chef Kai Diekmann kürzlich an seine Mitarbeiter:
“Wer sich bei heiklen Themen auf andere verläßt und keine eigenen Recherchen anstellt, paßt nicht zu uns. (…) Wer bei anderen abschreibt und dabei nicht mal in der Lage ist, Namen oder Fakten richtig abzuschreiben, gehört nicht zu BILD!”
Bleibt also die Frage, weswegen Maier überhaupt zum “Verlierer” wurde – und der Anfang des “Verlierer”-Textes. Er lautet:
“BILD bleibt die mit Abstand wichtigste deutsche Tageszeitung! Keine andere Tageszeitung wurde im dritten Quartal häufiger mit Exklusivmeldungen zitiert”,
meldet “Bild” auf Seite 1 unter Berufung auf das “renommierte Bonner Medienforschungsinstitut Medien Tenor”.
Das ist erst einmal nicht weiter ungewöhnlich, weil auch andere Zeitungen gerne drucken, wie wichtig sie sind – wohl, um es selbst nicht zu vergessen.
Für den Hinweis, dass das stetsrenommierte Forschungsinstitut zuletzt gar nicht mehr so arg renommiert, sondern, ganz im Gegenteil, eherumstrittenwar, blieb in der knappen Meldung sicher einfach kein Platz mehr. Medien-Tenor-Beiratsmitglied Mathias Döpfner, nebenberuflich Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, hätte das sowieso nicht gefallen.
Manchmal genügt eine scheinbar kleine Übertreibung, um aus einer gewöhnlichen Nachricht eine “Bild”-Nachricht zu machen, bzw. aus einer Meldung eine Falschmeldung.
Dass die Europäische Union den Menschen unter anderem mit drastischen Fotos auf Zigarettenschachteln das Rauchen abgewöhnen bringen will, stand am Samstag fast überall — unter Überschriften wie: “EU plant Horrorbilder für Zigarettenschachteln”. Die “Bild”-Zeitung titelte auf Seite 1: “Schock-Fotos bald auf allen Zigaretten-Schachteln”, was ähnlich klingt, aber nicht stimmt. Von “allen Zigaretten-Schachteln” kann nämlich keine Rede sein. Die Motive können von den Mitgliedsländern der EU verwendet werden; ob sie es tun, ist ihnen überlassen.
Das steht auch im Kleingedruckten auch im “Bild”-Artikel, allerdings steht dort auch:
Ekel-Bilder auf Zigarettenschachteln sollen schon bald deutsche Raucher schocken! … Die EU will sie auch in Deutschland einführen.
Tatsache ist: Belgien und Irland wollen die Bilder vorschreiben. Ob Deutschland folgt, ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums “wirklich noch offen”; die Bundesregierung prüft noch.