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“Bild” nimmt Karfreitag die Spannung

Natürlich hätte alles viel schlimmer kommen können. “Bild” hätte titeln können:

Geheimes Karfreitags-Gebet gefunden!

Norbert Körzdörfer hätte als “Bild”-Sonderkorrespondent nach Rom geschickt werden können für die Schlagzeile:

Welt-exklusiv! BILD trifft Super-Karfreitagsgedicht

Oder “Bild” hätte, nie auszuschließen, Hitler irgendwie ins Spiel bringen können:

(Keine Abbildung.)

So gesehen muss man froh sein, dass die “Bild”-Zeitung daraus, dass sie “vom Vatikan exklusiv die Genehmigung erhielt, bereits am heutigen Gründonnerstag das Gebet zu drucken, das der Heilige Vater morgen sprechen wird, bevor er der Kreuzigung Jesu gedenkt”, nur folgende Schlagzeile gemacht hat:

EXKLUSIV: Das Papst-Gebet in BILD

Und das stimmt ja auch zweifellos — vielleicht bis auf die Wörter “exklusiv” und “Papst-Gebet”. Denn die Gebete und Meditationen, die der Papst morgen sprechen wird und die “heute schon in BILD” stehen, wurden nicht nur am Dienstag schon in einem Buch auf deutsch veröffentlicht, sondern stehen auch mindestens seit Montag schon auf der offiziellen Internetseite des Vatikan. Und das, was “Bild” “das Karfreitags-Gebet von Papst Benedikt XVI.” nennt, ist gut zur Hälfte nicht einmal ein Gebet, sondern nur eine “Betrachtung”. Die “Bild”-Zeitung hat aus zwei verschiedenen Arten von Kreuzweg-Texten einfach ein eigenes Papst-Gebet montiert.

Das hat sie dafür aber nun tatsächlich exklusiv.

Danke an Martin R. und Jason M. für die Hinweise!

Kurz korrigiert (95)

“Welche Filme lieben Sie, Tom Hanks?”, fragt “Bild”-Kolumnist Norbert Körzdörfer heute im zweiten Teil seines “Welt-Exklusiv!”-Interviews. Angeblich soll Hanks darauf u.a. geantwortet haben:

Wehe, Sie haben Gus Van Sant’s “Elefanten-Mann” nicht gesehen!

Und dass er das wirklich so gesagt hat, ist eher unwahrscheinlich. Gus Van Sant hat nämlich überhaupt keinen Film dieses Namens gemacht. Wahrscheinlich meinte Hanks also Gus Van Sants “Elephant”. Den hat Körzdörfer aber offenbar nicht gesehen und ihn wohl mit David Lynchs “The Elephant Man” verwechselt. Der heißt auf deutsch übrigens “Der Elefantenmensch” und handelt im Gegensatz zu “Elephant” von einem Mann, der am Proteus-Syndrom litt.

Mit Dank an Reinhard T. für den sachdienlichen Hinweis.

Noch ein Radler für “Bild”, bitte!

Wenigstens kann man der “Bild”-Zeitung nicht vorwerfen, in ihrem heutigen Bericht über das “Team Gerolsteiner” nicht genügend Mineralwasser-Wortspiele gemacht zu haben: “Volle Pulle … kann keiner das Wasser reichen … volle Pulle … naß machen … spritzig … erfrischende Erfolge …”

Vielleicht aber hätte es sich gelohnt, den Artikel von jemandem schreiben zu lassen, der sich nicht nur mit Kalauern, sondern auch mit, sagen wir, Radsport auskennt. Denn anders als “Bild” schreibt, hat Levi Leipheimer nicht die Kalifornien-Rundfahrt gewonnen, sondern nur die Bergwertung. Und anders als “Bild” schreibt, war Leipheimer nicht “einer der wichtigsten Helfer bei den Tour-Siegen von Rad-Gigant Lance Armstrong” — Leipheimer selbst sagt: “Ich habe nie zu seiner Gruppe gehört.” Und fraglich ist auch, ob man von einem “Team aus jungen, spritzigen Nobodys” sprechen kann, wenn dazu zum Beispiel Fabian Wegmann gehört, der unter anderem 2004 das Grüne Trikot beim Giro d’Italia gewonnen hat.

Vielen Dank an Pascal E. und radsport-forum.de, auch für die in Bezug auf “Bild” rührend naive Aussage: “soviele Fehler in einem Artikel kann es doch gar nicht geben”.

Kurz korrigiert (94)

Manchmal könnte man meinen, so eine Star-Klatschreporterin wie Christiane Hoffmann*, die weiß es nicht nur, die ist sogar dabei. Dagegen spricht allerdings, dass sie ihrem Bericht über die Sat.1-Show “Jetzt geht’s um die Eier” die Ortsmarke “Dortmund” vorangestellt hat. Die Sendung kam aus Halle/Westfalen. Das ist, anders als man meinen könnte, eine richtige Stadt und nicht nur ein Kosename für die Westfalen-Halle.

Danke an Henrik W. für den Hinweis.

*) Nachtrag, 16.30 Uhr. Anders als es bei Bild.de scheint, hat heute Patricia Dreyer die Kolumne von Christiane Hoffmann geschrieben.

Nachtrag, 21.30 Uhr. Bild.de hat sich entschieden, das Wort “Dortmund” zu streichen — sicherheitshalber ersatzlos.

Kurz korrigiert (93)

Ungefähr seit April 2004 hat wohl so ziemlich jedes halbwegs relevante Medium in diesem Land irgendwann mal darüber berichtet, dass Budweiser das offizielle Bier der Fußball-WM 2006 werden wird. Seit nunmehr zwei Tagen schon (unter dem Motto “32 WM-Teilnehmer: Darum sind die Fußball-Nationen eine Reise wert”) steht wohl deshalb im “Reise”-Ressort von Bild.de:

"Schließlich ist das tschechische Budweiser sogar Pflichtgetränk bei der WM."

Doch anders als Bild.de im Gegensatz zu wohl so ziemlich jedem halbwegs relevanten Medium in diesem Land behauptet, ist “Pflichtgetränk [sic] bei der WM” eben nicht “das tschechische Budweiser“, sondern das US-amerikanische Budweiser.

Mit Dank an Hynek S. für den Hinweis.

Nachtrag, 9.4.2006: Bild.de hat den Satz mit dem “Pflichtgetränk” ersatzlos gestrichen.

Ohne Gewähr (1)

In der Alterslotterie ermittelten die Ziehungsbeauftragen von “Bild” und Bild.de in der 14. Kalenderwoche 2006 folgende Gewinnzahlen:

26, 78, 37, 3, Zusatzzahl 23

Alle Angaben sind ohne Gewähr — und falsch: Oliver Kahn ist nicht 26, sondern 36, Joachim Fuchsberger nicht 78, sondern 79, Halle Berry nicht 37, sondern 39, Holly ist nicht 3, sondern 2 Jahre alt und Reg Jones nicht 23, sondern (schätzungsweise)* 27.

*) Die Ermittlung der Zusatzzahl war für “Bild” und Bild.de mit einigen Schwierigkeiten verbunden. In einem Text über Britney Spears’ Jugendfreund Reg Jones hieß es zunächst, sie sei damals “süße 14, er 17” Jahre alt gewesen. Das augenscheinliche Zeitdiskontinuum, das Spears (laut “Bild” heute 24) und Jones (laut “Bild” “heute 23”) demnach in den vergangenen zehn bzw. sechs Jahren hätten durchlaufen haben müssen, wurde von Bild.de übernommen, dort dann aber durch ersatzlose Streichung des Halbsatzes “er 17” aus der Welt geräumt. Doch das war — unter uns — eine schlechte Idee. Jones selbst nämlich beziffert auf einer Internetseite sein eigenes Alter zwar offenbar mit “23”, die Seite selbst wurde aber am 28. September 2001 zuletzt modifiziert.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Nachtrag: Einer der Fehler wurde bereits ohne unser Zutun korrigiert. Statt Oliver Kahn zeigt Bild.de nun ein Foto von Jürgen Klinsmann (ohne Altersangabe).

Kurz korrigiert (92)

Anders als Bild.de behauptet, flog am 11. September 2001 kein “Jumbo” in das World Trade Center, sondern sowohl in den Nord- als auch in den Südturm je eine Boeing 767.

Mit Dank an Rainer D. für den Hinweis.

Nachtrag, 14.35 Uhr: Bild.de hat den Fehler korrigiert.

Computerspiel, auch für Papis geeignet

Schon erstaunlich: Eine Zeitung, die glaubt, dass Menschen Computerspiele nutzen, um reale Morde zu üben, empfiehlt ein Computerspiel, in dem man die Rolle eines Mafiaboss übernimmt:

Spielen Sie doch mal Mafia-Pate!

Der “Bild”-Artikel vom Dienstag vergangener Woche beginnt mit den treuherzigen Worten:

Eigentlich spielen ja hauptsächlich Kids Videospiele, dieses könnte auch eins für die Papis sein!

Und am Ende steht:

Freigeben ab 14 Jahren

Gemeint ist sicher: Freigegeben ab 14.

Dabei ist 14 gar keine Altersgrenze. 14 ist der Paragraph im Jugendschutzgesetz, in dem es um Altersfreigaben geht.

Und “The Godfather — Der Pate” hat nach diesem Paragraphen von der Unterhaltungssoftware SelbstKontrolle (USK) keine Jugendfreigabe erhalten und darf an Jugendliche unter 18 Jahren nicht verkauft werden. Das Urteil der USK bedeutet:

Der Inhalt ist geeignet, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen.

Danke an Raymond für den Hinweis!

“Bild” erfindet Fuchsberger-Rücktritt (2)

Gestern kündigte Joachim Fuchsberger gegenüber BILDblog an, sich mit “Bild” trotz der falschen Schlagzeile “Nie wieder TV!” arrangieren zu wollen — zum eigenen Nutzen. Heute sieht man, wie das geht.

Fuchsberger und der in der “Bild”-Chefredaktion für Unterhaltung zuständige Martin Heidemanns veröffentlichten eine “gemeinsame Erklärung” mit folgendem Wortlaut:

Die in BILD vom 5. April veröffentlichte Kritik am Niveau einiger Sendungen des deutschen Fernsehens entspricht dem zwischen Herrn Fuchsberger und BILD geführten Gespräch.

Lediglich im Zusammenhang mit der Aussage, künftig nie mehr TV machen zu wollen, ist es zu einem bedauerlichen Mißverständnis gekommen. Er hat betont, daß er nie mehr eine große Samstag-Abend-Unterhaltungs-Serie machen werde.

Herr Fuchsberger war, ist und bleibt selbstverständlich immer bereit, seinem Alter entsprechende Rollen und andere Verpflichtungen im deutschen Fernsehen zu akzeptieren.

Na, also. “Bild” ist nur ein kleines (allerdings schlagzeilengroßes) Missverständnis unterlaufen, und Fuchsberger hat öffentlich daran erinnert, dass er für Angebote zur Verfügung steht.

Wer wollte da noch das Happy End stören und darauf hinweisen, dass Fuchsberger laut “Bild”-Artikel von gestern keineswegs das Niveau “einiger Sendungen” kritisiert hatte, sondern pauschal das Fernsehen insgesamt: “Es geht alles nur noch um Quote, nicht mehr um Qualität. Frei nach dem Motto: Millionen Fliegen können nicht irren — also schmeißen sie den Leuten Scheiße vor.”

Und wer wollte noch fragen, ob dieses Interview (wie bei Axel-Springer-Medien angeblich vorgeschrieben) autorisiert war. Dann hätte es ein Zitat wie “Auch ich werde mich aus dem TV zurückziehen!” nie in den Artikel schaffen dürfen, weil ja “selbstverständlich” das Gegenteil der Fall ist.

Die gute Botschaft ist: “Bild” und “Blacky” haben sich wieder lieb. Dafür kann man schon mal ein paar Tatsachen unter die Räder kommen lassen.

Weder wörtlich noch sinngemäß

Schon vor dem Beginn der Leipziger Buchmesse hatte “Bild” den ersten “Buchmesse-Skandal” ausgemacht. Der Gryphon-Verlag hatte eine Lesung mit Suzanne von Borsody und Karsten Speck abgesagt, und “Bild” glaubte auch zu wissen, warum: Weil Speck wegen Betrugs im Gefängnis sitzt (allerdings als Freigänger tagsüber raus darf). Die Zeitung zitierte die Verlagsmitarbeiterin Angelika Ruge am 16. März 2006 mit den Worten:

“(…) Herr Speck ist in der letzten Zeit nicht gerade positiv in Erscheinung getreten. Das paßt einfach nicht in unser Konzept.”

Frau Ruge sagt allerdings, sie habe sich nie so geäußert, weder wörtlich noch sinngemäß. Speck sei auch “nicht ausgeladen worden”. Die Hörbuch-Präsentation sei “in gegenseitigem Einvernehmen abgesagt” worden, und das habe “nichts mit der aktuellen persönlichen Situation” von Herrn Speck zu tun.

All das sagt nicht nur Frau Ruge, es bestätigen auch Kurt Stellfeld, der Inhaber des Gryphon-Verlages, und Karsten Speck selbst. Und so steht es auch in einer Gegendarstellung in der heutigen “Bild”, die alle gemeinsam durchgesetzt haben.

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