Archiv für Vermischtes

“Bild” lässt Beckmann-Sendung verbieten

So steht’s heute in “Bild”, wobei im Artikel noch eine andere Formulierung für denselben Sachverhalt gewählt wurde:

Per Brief haben er [der Ex-Radprofi Jan Ullrich] und seine Rechtsanwälte die Wiederholung der Sendung verboten.
(Link von uns.)

Das macht die Sache nicht besser. “Spiegel Online” berichtet dazu:

Ein Bericht der “Bild”-Zeitung von heute, in dem mit Bezug auf einen angeblichen schriftlichen Vertrag* zwischen Beckmann und Ullrich behauptet wird, dass der Radstar juristisch gegen weitere Ausstrahlungen der Sendung vorgehen wolle, ist laut Strohband [Ullrichs Manager] schlicht falsch.

Laut “Süddeutsche Zeitung” (Donnerstagsausgabe) wurde die Beckmann-Redaktion lediglich aufgefordert, Passagen des Gesprächs nicht an andere Redaktionen weiterzugeben. Und wie wenig die Sendung (die nach wie vor komplett online ist) verboten wurde, können auch 3sat-Zuschauer morgen ab 10.15 Uhr verfolgen, wenn “Beckmann” ungeschnitten wiederholt wird.

*) Hier irrt “Spiegel Online”: Von einem “schriftlichen Vertrag” zwischen Beckmann und Ullrich ist in “Bild” keine Rede.

P.S.: Auf Bild.de wurde die Überschrift inzwischen aktualisiert und der Artikel um eine Stellungnahme des NDR ergänzt. Die unsinnige und falsche “haben verboten”-Behauptung allerdings blieb von der Überarbeitung ebenso unberührt wie der Teaser.

Übergeiger-Zähler im roten Bereich

Wir wollen heute noch einmal an Kai Diekmanns Geschwätz von Gestern einen Brief erinnern, den Kai Diekmann Ende 2004 anlässlich der Neubesetzung mehrerer Stellen in der Chefredaktion an seine Mitarbeiter schrieb. Darin hieß es u.a.:

Übergeigte Überschriften, die vom Text nicht gehalten werden, haben in BILD nichts zu suchen.

Gut, wir hatten nie ernsthaft das Gefühl, dass Diekmanns Brief nachhaltigen Eindruck auf die “Bild”-Mitarbeiter machen sollte gemacht hätte. Aber wir finden doch, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, eine neue Offensive gegen “übergeigte Überschriften” zu starten — allerdings nicht, weil wieder diverse Positionen in den Chefredaktionen von “Bild” und “BamS” neu besetzt werden. Sondern weil sich die übergeigten Überschriften derzeit häufen:

"Von BMW-Raser abgedrängelt! In diesem Wrack sah eine Tochter (6) ihren Vater sterben"

So steht es in der “Bild” vom Mittwoch, und es ist falsch. Tatsächlich sah die Sechsjährige ihren Vater nicht sterben und schon gar nicht im Wrack. Er starb eine Stunde nach dem Unfall am Unfallort, als das Mädchen längst weggebracht worden war. Das kann man auch dem “Bild”-Artikel entnehmen. Nicht in “Bild” steht hingegen, was heute HL-live.de berichtet. Dort sagt eine Anwohnerin, die die Tochter des Unfallopfers in ihrer Wohnung aufnahm:

“Sie hat ihren Vater nicht mehr gesehen.”

Mit Dank an tomekk und Ferranno für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 2.3.2007: Auch HL-live.de hatte zunächst berichtet, das Unfallopfer sei “vor den Augen seiner sechsjährigen Tochter” gestorben. Dass jedoch auch “Bild” wie HL-live.de den Fehler anschließend richtiggestellt hätte, ist uns nicht bekannt.

Bock tatsächlich zum Gärtner gemacht

Der Axel Springer Verlag hat heute eine ganze Reihe von Veränderungen in den Chefredaktionen von “Bild” und “BamS” bekannt gegeben. Unter anderem wird Kai Winckler, der seit 2001 Chefredakteur von “Das Neue Blatt” ist, tatsächlich die Nachfolge von Martin Heidemanns als Leiter des Unterhaltungsressorts antreten.

Deshalb wollen wir noch einmal auf etwas hinweisen, das wir Anfang Februar schrieben, als Kress.de über die Personalie spekulierte: Winckler ist ein, nunja, würdiger Nachfolger.

Bild.de fällt über englische Zeitungen her!

Es gibt journalistische Herausforderungen, die sich wirklich meistern ließen. Die Berichterstattung britischer Zeitungen über Pokalfinale Chelsea gegen Arsenal korrekt zusammenfassen: Das müsste doch machbar sein.

Nach Durchsicht der entsprechenden Artikel befand Bild.de gestern:

Britische Presse vernichtet Ballack

bzw.:

Englische Zeitungen fallen über Ballack her!

…und zwar “wie noch nie”! Na, dann gehen wir die Beispiele schnell mal durch.

Die “Daily Mail” schrieb: “Ballack hat weder die Kraft noch die Begeisterung, um es mit den Arsenal-Youngstern aufzunehmen.” Er habe einen “anonymen Auftritt” hingelegt.

Naja: Das zweite Zitat ist gar nicht aus der “Daily Mail”, sondern aus dem “Daily Telegraph”. Und das erste Zitat stimmt zwar, aber so furchtbar vernichtend kann es nicht gemeint gewesen sein: Die “Daily Mail” gab Ballack für seinen Auftritt 7 von 10 möglichen Punkten — und erklärte ihn damit zu einem der besten Spieler.

Die “Sun” nannte den Deutschen “faul”. Der “Daily Mirror” ätzte, Ballack sei “wieder einmal eine Riesen-Enttäuschung” gewesen.

Rumms! Was für eine vernichtende Kritik!

Och jo: Korrekt übersetzt lautet das “Daily Mirror”-Zitat: “Lieferte den Pass für Drogbas Ausgleichstreffer, aber für einen WM-Kapitän gegen kleine Jungs war das Spiel wieder eine Riesen-Enttäuschung…”

Überhaupt erwähnt die britische Presse Ballack dafür, dass sie ihn angeblich gerade “vernichtet”, erstaunlich beiläufig. Er steht alles andere als im Mittelpunkt der Berichterstattung, die meisten Bild.de-Zitate stammen nicht zufällig aus den tabellarischen Einzel-Kritiken der Spieler.

Weiter im Text:

Viele Zeitungen kürten Ballack zum schlechtesten Spieler des Matches.

Ja? Wir haben keine gefunden. Der “Daily Mirror” fand drei andere Spieler genauso schlecht wie Ballack und zwei eingewechselte Spieler schlechter, der “Daily Telegraph” fand insgesamt fünf Spieler genauso schlecht wie Ballack und zwei schlechter. Die “Sun” fand zwölf Spieler schlechter als Ballack, der “Independent” neun, der “Guardian” acht, “The Times” fünf.

Wie gesagt: Es gibt journalistische Herausforderungen, die sich wirklich meistern ließen. Man muss es natürlich wollen.

Nachtrag, 19.20 Uhr: Der Bild.de-Artikel beruht auf einer dpa-Meldung, die selbst schon zweifelhaft war und von Bild.de mit zusätzlichen Fehlern und dramatischen Übertreibungen angereichert wurde.

Danke an Mario G. und Harald G.!

Ein Symbolfoto weniger

Der Mann, der unlängst auf Bild.de mit seinem Foto als Beispiel für “alkoholisierte Fans des 1. FC Lok Leipzig” herhalten musste, steht bekanntermaßen in keinerlei Zusammenhang mit den berichteten Vorgängen.

Eigentlich genauso wie der Mann, der unlängst auf Bild.de mit seinem Foto als Beispiel dafür herhalten musste, dass Patienten “manchmal wochenlang auf einen Termin beim Arzt warten” müssen.* Der steht nämlich auch in keinerlei Zusammenhang mit den berichteten Vorgängen.

Der Unterschied:

Im zweiten Fall hat Bild.de das irreführende Symbolfoto entfernt und muss in einer “Richtigstellung” erklären, dass der Mann in keinerlei Zusammenhang mit den berichteten Vorgängen steht.

Im ersten Fall indes bleibt Bild.de bei seiner (falschen) Darstellung.

*) Liebe BILDblog-Leser: Hat vielleicht noch irgendwer in seinem Cache den Bild.de-Artikel hinter diesem Link in der ursprünglichen Fassung?

“Bild” verzichtet auf Fehler

Auf dem Flughafen Dortmund kam es kürzlich zu einem Unfall, bei dem ein Flughafenbus einen Treibstofftank rammte, woraufhin aus einem abgerissenen Anschlussrohr rund 100 Liter Diesel auf das Rollfeld flossen. Viele Medien in der Region berichteten darüber — auch “Bild”.

Und es ist erfreulich, dass “Bild” (anders als die “WAZ” in einer Fotounterzeile) darauf verzichtet hat, zu behaupten, der Bus sei “voll besetzt” gewesen. Das hätte nämlich nicht gestimmt.

Unerfreulich hingegen ist, dass “Bild” stattdessen lieber behauptet, der Bus sei in einen “Tankwagen” geknallt, woraufhin “über 1000 Liter Diesel” auf die “Startbahn” geflossen seien.

Mit Dank an Steven K. für den Hinweis.

Kurz korrigiert (317)

Bei dem Arzneimittel-Hersteller Pfizer dürfte man wohl angesichts der Berichterstattung über ein neues Produkt auf Bild.de etwas hin- und hergerissen sein:

"

Einerseits nennt Bild.de das Pfizer-Präparat, das “im März da” sein soll, immerhin schon in einer Ankündigung auf der Startseite und auch in der Artikel-Überschrift “Super-Pille”. Andererseits heißt die neue “Super-Pille” aber gar nicht “Campix”, wie Bild.de wiederholt schreibt, sondern “Champix”, was man auch bei Bild.de schon einmal wusste.

Mit Dank an Daniel für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 18.26 Uhr: Der Arzneimittelexperte von Bild.de ist inzwischen tätig geworden und hat sogar die falsche Artikel-URL korrigiert.

Vom Glück der Angela Bismarchi

Bild.de berichtet vom Karneval in Rio — genauer: über einen “Schlüpfer-Unfall” der brasilianischen “Schönheitskönigin” Angela Bismarchi, an der ihr Ehemann, der Schönheitschirurg Ox Bismarchi, rund 30 Schönheits-OPs durchgeführt haben soll.

Das alles berichtet Bild.de zwar nicht, schreibt aber unter ein Foto von Angela Bismarchi:

"Angela Bismarchi (re.) hat Glück: Ihr Mann Ox ist Arzt"

Um es jedoch mit BILDblog-Leser Sebastian zu sagen:

Ox hatte weniger Glück — er wurde am 2.12.2002 erschossen.
 
Nachtrag, 23.2.2007: Inzwischen hat Bild.de die Fotobeschriftung den Tatsachen, ähm, angepasst. Nun heißt es dort:

Kurz korrigiert (316)

Bild.de stellt einen neuen Rekord auf für die geringste Entfernung zwischen zwei unterschiedlichen Altersangaben bei ein und derselben Person:

P.S.: Paris Hilton (26) feierte ihren 26. Geburtstag nicht etwa im Voraus.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Nachtrag, 14.53 Uhr: Bei Bild.de hat man die “(25)” inzwischen ersatzlos gestrichen.

Täuschend echt

Die “Süddeutsche Zeitung” berichtet heute über eine “rätselhafte Plakataktion” in München: So waren gestern an vielen “Bild”-Zeitungskästen in der Münchner Innenstadt die ursprünglichen Schlagzeilen mit der Nonsense-Überschrift “‘Leser’ wehrt euch! 23 Exkremisten dönern deutsche Buben zu Tode” überklebt worden (siehe Ausriss).

Wer hinter der Aktion steckt, ist nicht bekannt. Eine Internetseite, auf der die anonymen Initiatoren weitere Schlagzeilen-Vorlagen zum Bearbeiten und Ausdrucken zur Verfügung stellen wollten, ist nicht mehr online.

Bei “Bild” zeigt man für diese angewandte Medienkritik wenig Verständnis und wertet sie laut “Süddeutsche” als “Aufruf zur Sachbeschädigung”.

Mit Dank auch an die zahlreichen Hinweisgeber.

Nachtrag, 16 Uhr: Beim Homepage-Anbieter Freenet sagte man uns auf Anfrage, die Internetseite zur Aktion sei auf Veranlassung der Axel Springer AG aus dem Angebot entfernt worden. Springer wolle eine Markenrechtsverletzung erkannt gehabt haben.

Blättern:  1 ... 52 53 54 ... 146