Unter dieser Überschrift berichtet Bild.de darüber, wie Berlin-Touristen an eine Umweltplakette für ihr Auto kommen. Bild.de kommt zu folgendem Ergebnis:
Also haben Besucher einfach nur Pech gehabt, wenn sie am Wochenende anreisen?
Zwei Möglichkeiten gibt es: Viele Hotels besorgen ihren Gäste eine Plakette. Außerdem können die Aufkleber im Internet bestellt werden (www.umwelt-plakette.de). Dort ist die Plakette allerdings teuer – sie kostet knapp 30 Euro statt 5 Euro… (Umwelt-plakette.de wird von Bild.de direkt verlinkt.)
Informiert man sich indes beim ADAC (oder auch bei Autobild.de) über die Problematik, erfährt man, dass es durchaus noch eine andere, kostengünstigere Möglichkeit gibt. Bei der Stadt Köln etwa kann man die bundesweit gültige Umweltplakette schriftlich beantragen und in Berlin geht das sogar per E-Mail.
Und der ADAC rät übrigens:
Internetanbieter, die die Plakette zu Mondpreisen anbieten, sollte man lieber meiden. Die ganze Prozedur darf nicht mehr als sechs bis zehn Euro kosten.
Wir wissen zwar nicht seit wann dieser Teaser auf der Politik-Seite von Bild.de steht, aber sicher ist: Er steht dort schon viel zu lange.
Aber der Reihe nach.
Der CDU-Politiker Manfred Ritzek wurde offenbar gestern Abend mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Worüber die Nachrichtenagentur dpa heute gegen halb elf so berichtete:
CDU-Landtagsabgeordneter Ritzek in Kiel niedergeschlagen
Der schleswig-holsteinische CDU- Landtagsabgeordnete Manfred Ritzek (Norderstedt) ist in Kiel bei einem Überfall niedergeschlagen und verletzt worden. Dies teilte Parlamentsvizepräsidentin Ingrid Franzen am Donnerstag im Plenum mit. Der Vorfall habe sich am Vorabend ereignet, als Ritzek zu Fuß auf dem Weg von einer Veranstaltung in sein Hotel gewesen sei. Der 67-Jährige liege im Krankenhaus, sagte ein CDU-Sprecher.
Bild.de berichtet darüber unter der Überschrift “CDU-Politiker brutal überfallen — Klinik!” sehr viel detaillierter und hat sogar mit Ritzeks Frau gesprochen:
BILD.de sprach mit Ritzeks Ehefrau Hildegard. “Ich komme gerade aus dem Krankenhaus (…).”
Gestern gegen 23 Uhr in Kiel: Ritzek kommt von einer Parteiveranstaltung, ist auf dem Weg in sein Hotel. Plötzlich bemerkt er eine dunkle Gestalt hinter sich. Immer wieder dreht er sich um. Der Unbekannte ist 30 Meter entfernt. Ritzek wird mulmig.
“Dann war die Person weg”, berichtet seine Ehefrau, “und dann verspürt mein Mann einen schweren Schlag. Er kann sich an nichts erinnern. Erst im Krankenhaus wachte er wieder auf.” (…)
“Die Polizei ermittelt aber. (…)”, sagt Hildegard Ritzek.
Nun ja, die Polizei hat ermittelt und kam zu dem Ergebnis, es gebe keine Anhaltspunkte, dass Ritzek Opfer einer Straftat geworden sei:
Die Verletzungen des 67-jährigen Landtagsabgeordneten Ritzek dürften von einem Sturz ohne Fremdverschulden stammen.
Diese Pressemitteilung der Polizei wurde um 16.00 Uhr herausgegeben. Bereits um 15.22 Uhr veröffentlichte die Nachrichtenagentur dpa eine Meldung unter der Überschrift “CDU-Landtagsabgeordneter Ritzek verletzt – kein Überfall”. Und um kurz vor 17.00 Uhr berichtete dpa in einer Zusammenfassung, aus Polizeikreisen sei bekannt geworden, dass bei Ritzeks Sturz “auch Alkoholkonsum eine Rolle gespielt” habe.
Und wie gesagt: Bei Bild.de steht über vier Stunden später immer noch die Brutaler-Überfall-Version.
Mit Dank an Lucas S. für den sachdienlichen Hinweis.
Nachtrag, 21.20 Uhr:BILDblog wirkt offenbar. Nur kurze Zeit nach Veröffentlichung diesen Eintrags war die Ankündigung der Überfall-Ente bei Bild.de wie von Zauberhand verschwunden. Und inzwischen ist es auch der komplette Bild.de-Artikel. Dafür gibt’s an anderer Stelle (weit weniger groß angekündigt) einen neuen.
Startseite, 475×278 Pixel… Größer geht es auf Bild.de kaum, eine Geschichte anzupreisen — auch nicht die “jetzt zieht er aus”-Geschichte von George Clooney.
Und das, obwohl Bild.de ohnehin bloß aufgeschrieben hat, was “Clooney zur ‘Huffington Post'” gesagt habe:
Der Hollywood-Beau [Clooney] fand erst kürzlich heraus, dass die Sängerin [Spears] in unmittelbarer Nähe wohnt (…). Jetzt will er umziehen.
Denn: “‘Jetzt muss ich umziehen’, so Clooney”, so Bild.de.
Aber wahrscheinlich war die komplette Bild.de-Redaktion zu beschäftigt damit, die Startseiten-Ankündigung aufzupusten, um nachzulesen, was Clooney wirklich “zur ‘Huffington Post'” sagte — nämlich, ähm, nichts: Bei der “Huffington Post” heißt es nur ausdrücklich, dass Clooneys Britney-Geschichte in einem Video der Zeitschrift “Newsweek” (“video snippet #6 of Newsweek’s Oscar roundtable“) anzuschauen sei und man selbst die entsprechende Passage für die eigenen Leser transkribiert habe. Ach ja, und die “Huffington Post” fasst Clooneys Britney-Geschichte (zu Recht) mit den Worten zusammen:
… and now he jokes he has to move.* (Hervorhebung von uns.)
Mit Dank an Roland S. und Sven für den Hinweis.
*) “Newsweek” selbst transkribiert Clooneys Umzugspointe übrigens so: “So now I have to move. [Laughter]“
Schon möglich, dass Karoline Herfurth, die “Bild” heute zur Gewinnerin des Tages macht, ihr Abitur mit einer Note von 1,5 bestand. Auch möglich, dass sie auf eine Waldorfschule ging. Kaum möglich ist es indes, dass es sich dabei um eine “DDR-Waldorfschule” handelte, wie “Bild” behauptet. Denn zum einen wurde Herfurth (*22.05.1984) wahrscheinlich erst eingeschult, als es die DDR schon nicht mehr gab. Und zum anderen waren Waldorfschulen in der DDR verboten.
Mit Dank an Andreas K. für den sachdienlichen Hinweis.
In Deutschland beginnt die Karnevalssaison, und Tim Bibelhausen ist “Promifriseur”. Zumindest gehören zu den Kunden in seinem Kölner Salon “Hair Concept” nach eigenen Angaben auch Jürgen und Ramona Drews, Mickie Krause, Michaela Schaffrath, Ulla Kock am Brink u.v.a.m. — und zum Thema “Haarverlängerung/-Verdichtung” holte sich der TV-Sender RTL “bereits mehrmals” bzw. “immer” Rat bei Bibelhausen. Noch bekannter denn als “Promifriseur” ist Bibelhausen, der 2005 auch mal kurzzeitig Kandidat in der RTL2-Show “Big Brother” war, jedoch unter seinem Künstlernamen “Tim Toupet”. Sein bislang größter Erfolg ist das Ballermann-Lied “Du hast die Haare schön”, das sich durch den Auftritt einer Bewerberin für die RTL-Show “Deutschland sucht den Superstar” auch jenseits der mallorquinischen Grenzen ins öffentliche Bewusstsein drängte. Am 11. Januar erschien Bibelhausens aktuelle Single “Ich hab ‘ne Zwiebel auf dem Kopf — ich bin ein Döner”, ein Lied, das dadurch eine breitere Öffentlichkeit erreichte, dass Michaela Schaffrath es unlängst in der RTL-Show “Ich bin ein Star, holt mich hier raus” einem Millionenpublikum vorsang.
Und die “Bild”-Zeitung druckt heute Bibelhausens kompletten “Döner”-Text(siehe Ausriss). Anlass dafür ist Bibelhausens Behauptung, er sei “der heimliche Geliebte von Dschungel-Michaela (Ex Gina Wild)” (siehe Ausriss):
“Wir kennen uns seit über einem Jahr”, erzählt Tim. (…) Doch im November 2007 habe sich das Verhältnis geändert — aus den beiden wurde ein Paar. Tim: “Wenn’s nach mir ginge, hätte alles schon eher bekannt werden können.”
Im Dschungel verriet sich Michaela übrigens, als sie übermütig “Ich bin ein Döner” trällerte — das neue Lied von Tim Bibelhausen (…). Ihr Pech: Der Song war bei ihrem Abflug nach Australien noch gar nicht auf CD veröffentlicht. Tim: “Sie kannte es von zu Hause, ich hatte es ihr vorgespielt.”
Weil aber Schaffrath selbst sich erst gestern noch von “Bild” mit der Aussage zitieren ließ, sie sei “zur Zeit Single”, ist obige “Döner”-Passage heute der einzige Beleg für Bibelhausens Behauptung, er sei Schaffraths “heimlicher Geliebter” — und dabei nicht ganz richtig: Das “Döner”-Lied ist bereits im Dezember auf einem CD-Sampler erschienen, öffentlich vorgetragen wird es von Bibelhausen offenbar schon viel, viel länger. Tätää.
Mit Dank an Ralph A., Alexander Z., Tobias S., Holger P., Stefan P. und tobito für den Hinweis.
Nachtrag, 30.1.2008(mit Dank an Jan W.): Eine in kölscher Mundart gesungene Version des “Döner”-Songs [mp3] gibt es offenbar schon seit November 2006.
Nachtrag, 1.2.2008: In “Bild” findet sich heute eine Fortsetzung der Geschichte (Überschrift: “Michaela Schaffrath über ihren heimlichen Geliebten: ‘Er hat mein Herz gebrochen, ich will ihn nicht mehr sehen'”). Darin heißt es rückblickend, “dass Tim Toupet offen über die Beziehung geplaudert hatte”. Schaffrath selbst allerdings, die “nie wieder über diese Sache reden” will, fasst Bibelhausens Geheimnisverrat in “Bild” lieber dahingehend zusammen zusammen, “dass er auf meine Kosten Werbung für sich machen wollte”. Und dass Bibelhausen das Döner-Lied “für sie geschrieben” habe, nennt Schaffrath “Quatsch”. Wie wir.
So steht’s heute in der “Bild”-Zeitung und der Duden definiert “abstechen” so:
ab|ste|chen: 1.(ein Schlachttier) durch das Durchstechen der Halsschlagader töten: ein Schwein, einen Hammel a.; (derb von Menschen:) er hat seine Opfer brutal abgestochen. (…)
Und wer weiß, vielleicht fand ein Bild.de-Mitarbeiter, dass “abstechen” unnötig reißerisch klingt und hat sich deshalb entschieden, den Artikel online mit einer etwas neutraleren Überschrift zu versehen:
Die Welt ist verwirrend. Der “Spiegel” ist ein Nachrichtenmagazin. Aber nicht alles, was im “Spiegel” steht, ist eine Nachricht.
Der Beginn eines ganzseitigen Artikels in der aktuellen Ausgabe über eine peinliche Pannenserie bei der Deutschen Marine zum Beispiel, das war keine Nachricht. Die Geschichte, wie das Schnellboot “Frettchen” im vergangenen April vor der libanesischen Küste ein anderes Boot rammte, ist seit eben jenem April bekannt und diente nur als szenischer Einstieg.
Bild.de referiert sogar mit rührender journalistischer Vorsicht und seltener Distanz:
Bei dem Rambo-Crasher soll es sich nach Informationen des “Spiegel” um das Schnellboot “Frettchen” handeln. Die Havarie soll bereits im April gewesen sein.
Tatsächlich, so war es, und am 26. April 2007 hatte sogar “Bild” darüber schon kurz berichtet.
Aber vielleicht hat Bild.de das gar nicht missverstanden mit der Nachricht, sondern ist nur über diesen Absatz im “Spiegel” gestolpert:
Das Video von dem Unfall, der sich Ende April vor der libanesischen Küste ereignete, macht gerade Karriere bei YouTube (“German Navy Boats crashing”). Mehr als 42 000 Betrachter haben sich bereits ein paar Sekunden Schadenfreude gegönnt.
Ein Video! Schadenfreude! Besucher! Klicks! Da muss man nur so tun, als sei es eine Neuigkeit, und das Filmmaterial auf den eigenen Bild.de-Mediaplayer hochladen und kann aus dem Material selbst noch Kapital schlagen — mehr als sieben Monate, nachdem es bei stern.de zu sehen war.
Mit Dank an Markus F., Alexander D. und Michael M.!
Schon möglich, dass Roland Koch auf diesem Foto, das Bild.de in einem Artikel zur Hessen-Wahl zeigt, irgendwie zuversichtlichangespanntgenervtmüdetrotzig “enttäuscht” aussieht:
Warum auch immer. Mit dem für ihn enttäuschenden Wahlergebnis kann es jedenfalls nichts zu tun gehabt haben. Denn anders als Bild.de behauptet, zeigt das Foto Roland Koch nicht “am Abend in Wiesbaden”, sondern am Tag in Eschborn bei der Stimmabgabe in seinem Wahllokal und somit lange bevor das Wahlergebnis bekannt war. Das lässt sich gut erkennen, wenn man das ganze Foto sieht und nicht nur den Ausschnitt, den Bild.de hier gewählt hat.
Mit Dank an Gustav für den sachdienlichen Hinweis.
Eine gute Nachricht für BILD am SONNTAG: Immer mehr Leser greifen am Kiosk zu Deutschlands größter Sonntagszeitung.
Der Satz stimmt, abgesehen von Kleinigkeiten: Statt “gute Nachricht” müsste es “schlechte Nachricht” heißen, und statt “immer mehr” “immer weniger”. Denn die verkaufte Auflage der “Bild am Sonntag” sinkt seit Jahren, schneller sogar noch als die der Werktags-“Bild”: Seit 1998 ist sie um eine Dreiviertelmillion zurückgegangen, das entspricht einem Verlust von 30 Prozent.
Was Bild.de vermutlich meint und als “RIESENERFOLG” bezeichnet, ist das Ergebnis der “Media-Analyse”. Danach hat die Zahl der “Bild am Sonntag”-Leser im Jahresvergleich tatsächlich zugenommen und liegt wieder auf dem Stand von vor drei Jahren. Die “Media-Analyse” beruht allerdings nicht auf der Zählung von Kiosk- oder sonstigen Verkäufen, sondern auf einer Umfrage, wer welche Zeitungen oder Zeitschriften gelesen hat.
Richtig formuliert lautete der Satz aus Bild.de also: Immer mehr Leser greifen nicht am Kiosk zu Deutschlands größter Sonntagszeitung, sondern beim Nachbarn, im Café oder wo auch immer sonst sie gerade rumliegt und man nichts dafür bezahlen muss.
Das ist Unsinn etwas ungenau. Die beiden Experten, die “Bild” befragt hat sind nämlich übereinstimmend der Meinung, dass es sich bei der “rätselhaften Figur” wohl um eine Gesteinsformation handelt. “Streiten” tun sie insofern allenfalls mit Hartwig Hausdorf. Er ist der einzige von “Bild” Befragte, der in der Figur einen Hinweis auf außerirdisches Leben erkennen mag. Und wenn Hausdorf für irgendwas Experte ist, dann dafür, “Bild” irrwitzige Geschichten zu erzählen. Wie die von einem Volk in China, das die Nachkommenschaft “von außerirdischen Havaristen” sei. Oder dass “Außerirdische auf die Erde kommen, um zu töten”. Und vor einem knappen Jahr noch stützte er die “Bild”-Theorie von den Mars-Menschen, die im Mars leben würden (wir berichteten).
*) Ganz so ernst scheint “Bild” es mit der Überschrift immerhin nicht mehr zu meinen. Schließlich mutmaßt sie, es könne sich bei der Figur um eine “Osterinsel-Staue”, “Elvis Presley”, die “Kleine Meerjungfrau”, den “Yeti” oder — und das ist ziemlich geschmacklos — den vermissten “US-Abenteurer Steve Fossett” handeln. Und übrigens wurde das “sensationelle Bild”, anders als “Bild” in einer Foto-Unterzeile behauptet, nicht von dem “NASA-Roboter ‘Messenger'” vom Mars zur Erde gefunkt, sondern von “Spirit”, einem der beiden Roboter der “Rover”-Mission. “Messenger” ist eine Raumsonde, die just am Planeten Merkur vorbeigeflogen ist.
Mit Dank an Robert H. und Matthias L. für den Hinweis.