Archiv für Vermischtes

Das ist ja ‘n dicker schund!

Als sich kürzlich ein “BILD-Leser-Reporter” online bei der GEZ anmelden wollte, wurde er im Anmeldungsprozess aufgefordert, einen “Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart” (kurz Captcha) einzugeben. Die automatische generierte Buchstabenfolge lautete:

whitler

Und sagen wir’s so: Celia, Larry, Sean und James hätten vermutlich kurz gestutzt und sich gefreut.

Bild.de hingegen… ach, sehen Sie selbst:

"Was ist da denn los?Leser sollte sich mit -hitler- bei der GEZ anmelden

Mit Dank an Thomas, Gecko78, Hendic, Wolfgang S., Robert H., Heiko Z., Philet und den Hitler-Blogger für den Hinweis.

Mobiles Korrekturkommando im Einsatz

Die Berliner Polizei hat am vergangenen Montag zwei Verdächtige bis nach Hamburg verfolgt, die dort offenbar plötzlich und unerwartet eine Postfiliale überfielen. Sie waren bewaffnet und bedrohten die Filialleiterin. Die Polizei ließ die Täter gewähren, griff erst kurz vor Berlin zu, nahm die Täter fest und stellte offenbar auch das geraubte Geld sicher.

Ende gut, alles gut? Nicht für die “Bild”-Zeitung. Die dokumentierte gestern auf einer knappen Seite (siehe Ausriss) die “Fehler der Pannen-Observation” und schrieb:

Die Täter stoppten ihren Mercedes vor der Post in Altona. (…) Die Beamten hätten jetzt, spätestens aber beim Auframmen der Glastür zuschlagen müssen.

Wir sind keine Polizisten. Schon gar nicht gehören wir zur Abteilung für organisierte sowie qualifizierte Banden- und Eigentumskriminalität oder zum Mobilen Einsatzkommando der Berliner Polizei. Insofern können wir nicht beurteilen, ob die “Bild”-Zeitung in ihrer Gefahreneinschätzung richtig lag, als sie gestern über das vermeintliche Versagen der “Berliner Elite-Einheit” berichtete. In einem nicht ganz unwesentlichen Punkt lag “Bild” aber offenbar falsch:

Die Mercedes-Limousine [der Verdächtigen] ist verwanzt, mit einem GPS-Sender ausgestattet. Die Beamten können problemlos folgen, alle Gespräche im Auto mit anhören.

(…)

Die Ermittler hörten die Gespräche der Räuber mit der Wanze im Auto ab. Trotzdem griffen sie nicht ein.

Auf der Mauer, auf der Lauer

“Mit Nachdruck weist der Leiter der Abteilung für organisierte sowie qualifizierte Banden- und Eigentumskriminalität Bernd Finger die in der BILD-Zeitung erhobene Kritik an einem ‘skandalösen Polizeieinsatz’ der Berliner Polizei in Hamburg zurück. ‘Nicht der Einsatz als solches ist zu kritisieren, sondern diese Berichterstattung’ (…). Entgegen der Berichterstattung einiger Zeitungen war das Fahrzeug der Verdächtigen nicht ‘verwanzt’, d.h. ein Mithören der Gespräche war den Ermittlern unmöglich.”

Dass das nicht zutrifft, lässt sich zum einen einer Pressemitteilung der Polizei entnehmen (siehe Kasten).

Zum anderen schreibt “Bild” heute lediglich:

Berliner Polizisten verfolgten sie, hatten Peilsender am Auto angebracht.

Davon, dass das Auto verwanzt gewesen sei, ist in “Bild” heute indes keine Rede mehr.

Mit Dank an Götz N. und Jason für den sachdienlichen Hinweis.

Bei “Bild” hakt’s noch

Es ist ja nichts dagegen zu sagen, dass “Bild” sich angesichts eines Beinahe-Absturzes auf dem Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel heute noch einmal damit beschäftigt: “BILD hakt nach – Wie gefährlich ist Fuhlsbüttel bei Sturm?” Und dass die “Bild”-Zeitung versucht, ihren Lesern anhand einer Grafik zu erklären, wie der Landeanflug vonstatten ging, ist grundsätzlich lobenswert.

Dummerweise ist die Grafik (siehe Ausriss) jedoch falsch.

Zwar stimmt es, dass das Flugzeug auf der Bahn 33 gelandet wurde, wie “Bild” im Text schreibt. In der Grafik verwechselt “Bild” jedoch die 33 mit der 15 (dieselbe Bahn, allerdings in entgegengesetzter Richtung).

Aber wer sich ein bisschen mit dem Fliegen auskennt*, dürfte sich ohnehin schon gewundert haben. Laut Grafik hätte die Crew nämlich nach dem ersten, fehlgeschlagenen Landeanflug versucht, die Maschine mit seitlichem Rückenwind zu landen. Das wäre jedoch überaus ungünstig gewesen. Ab einer bestimmten Stärke wird Rückenwind nämlich “zum Sicherheitsrisiko”.

Wir haben die Grafik mal flugs um die echte Route ergänzt:

*) Wer sich ein bisschen mehr mit dem Fliegen auskennt, kann auch an der Ausrichtung erkennen, dass die auf der “Bild”-Grafik als “Landebahn 33” bezeichnete Landebahn gar nicht die 33 sein kann. Die 33 steht nämlich für die Flugrichtung 330 Grad, also Nordwest und nicht Südost (im Uhrzeigersinn von Norden ausgehend gemessen), wie auf der “Bild”-Grafik. Und wer sich richtig gut auskennt, der wüsste sogar, dass, anders als “Bild” schreibt, nicht der auf der Bahn 23 vorhandene “Landekurssender” den Piloten veranlasst haben dürfte, statt der 33 zunächst die 23 zu wählen. Einen Landekurssender hat die 33 nämlich auch. Die 23 verfügt jedoch über ein sogenanntes ILS (wovon der Landekurssender nur ein Teil ist). Informationen über alle Landebahnen und ihre Ausstattung gibt es hier.

Mit Dank an Lars H., Carsten W., Michael R. und Peter K. für den Hinweis.

Nachtrag, 5.3.2008: Na also, “Bild” bessert heute zumindest in der Bundesausgabe noch einmal nach und zeigt eine korrekte Grafik des Landeanflugs.

Auch sonst unterscheidet sich die Berichterstattung über den “Fast-Absturz von LH 044” zum Teil gravierend von der gestrigen. Während “Bild” den Piloten Oliver A. gestern noch als Helden feierte (“So rettete der Pilot 137 Menschen”), heißt es heute, da inzwischen bekannt ist, dass die junge Co-Pilotin geflogen ist: “Warum durfte sie im Sturm das Flugzeug steuern?” (ähnlich online). Als Reaktion auf die ursprüngliche Berichterstattung hatten “Bild”-Leser gefordert: “Gebt dem Helden-Piloten das Bundesverdienstkreuz”. Heute schreibt “Bild”: “Nach BILD-Informationen habe es Lufthansa-intern jedoch heftige Kritik an der Entscheidung des Piloten gegeben, den Anflug durch die Co-Pilotin durchführen zu lassen.”

Kurz korrigiert (451)

Dass eine “Wetten dass..?”-Wette bei Bild.de von zwei Autoren als “beeindruckend” bezeichnet wird, während dieselben Autoren in einem (in Teilen identischen aber etwas längeren) Text in der “BamS” über dieselbe Wette schreiben, sie sei “nicht gerade unter die Haut” gegangen – geschenkt.

Darüber, dass Halle in Sachsen-Anhalt liegt (“BamS”) und nicht in Sachsen (Bild.de), sollte es allerdings keine zwei Meinungen geben:

"Halle/Saale – Gestern lud Entertainer Thomas Gottschalk (57) zum zweiten Mal aus Sachsen zur Wettschlacht ein – und schlug vorher selbst verbal zu."

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Sachverstand im Heck

Sonderlich viel hat Bild.de über den neuen Maserati GranTurismo S ja nicht zu berichten:

(…) In die Vollen gegangen ist Maserati beim Motor: Der Achtzylinder im Heck hat nun 4,7 Liter Hubraum und leistet 440 PS (GT: 405 PS).

Neu ist auch das elektrisch geschaltete Getriebe an der Hinterachse.

Die Fahrleistungen des Maserati GT S bleiben bis zum Autosalon (6.-16. März) noch Geheimsache.

Wie geheim die Fahrleistungen waren, als Bild.de sie zur “Geheimsache” machte, zeigt beispielhaft ein Blick auf die italienische Website autoblog.it. Dort ließen sich bereits einen Tag vor Veröffentlichung des Bild.de-Artikels Details zu Bremssystem, Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit nachlesen — und der (verlinkte!) Hinweis, dass all das auch auf der offiziellen Maserati-Website nachgelesen werden könne.

Nirgends außer auf Bild.de findet sich indes die Aussage, dass sich der Achtzylinder beim GT S “im Heck” befinde. Woran das wohl liegt?

Mit Dank an Gerold für den Hinweis.

Abräumerräuber

Erinnert sich noch jemand an die “Wikifehlia”-Kampagne von “Bild” und Bild.de, wo “das weltweit größte Internet-Lexikon Wikipedia” als “unzuverlässig” bezeichnet wurde und ein Vertrauen auf Wikipedia als “gefährlich” (worüber wir uns damals schon lustig gemacht hatten)?

Wir schon.

Bei Bild.de hingegen erinnert sich offenbar niemand. Dort behauptet man im Anschluss an die diesjährige Oscar-Verleihung über die Preisträger Javier Bardem , Marion Cotillard, Tilda Swinton und Daniel Day-Lewis lieber:

"BILD.de stellt die Abräumer vor."

Die Formulierung “BILD.de” trifft die Sache jedoch nicht ganz. Die Bild.de-Porträts von Daniel Day-Lewis und Tilda Swinton zumindest sind (wenngleich leicht gekürzt etc.) quasi* identisch mit den deutschen Wikipedia-Einträgen zu Daniel Day-Lewis und Tilda Swinton. Weggelassen wurde eigentlich nur die Quellenangabe.

Deutschlands Wikimedia-Geschäftsführer Arne Klempert sagt uns auf Anfrage, dass es sich bei den Übernahmen auf Bild.de “um eine ganz klare Urheberrechtsverletzung” handeln dürfte. Dass es sich dabei aber auch um die wohl talentloseste Form des Copy+Paste-Journalismus handelt, sagt Klempert nicht.

Wir schon.

Mit Dank an Mathias.

*) Einen einzigen Satz (über Day-Lewis) hat Bild.de offenbar selbst recherchiert. Er lautet: “Das Paar wohnt auf dem Land in Irland.”
[1. Nachtrag, 27.2.2008: Inzwischen wurde die Irland-Info bei Wikipedia ergänzt.]

2. Nachtrag, 27.2.2008: Irgendwann im Laufe des heutigen Tages wurden die beiden urheberrechtsverletzenden Wikipedia-Übernahmen auf Bild.de gegen zwei andere (vermutlich eigene) Texte ausgetauscht.

Wolf schneidert sich ins eigene Fleisch

Anlässlich des heutigen “Internationalen Tags der Muttersprache” hat “Bild” ein Interview mit dem Sprachkritiker Wolf Schneider geführt.

Schneider, der “Bild” in seinen Büchern gerne für die “kurze, klare Sprache” lobt, nennt in dem Interview Beispiele für englische Begriffe im deutschen Sprachgebrauch:

BILD: Fordert die Internationalität von Großunternehmen nicht englische Fachausdrücke? Schneider: (...) Wo es Landesgesetze verlangen, wird in die Landessprache übersetzt. Warum nicht auch hier? Dass die Deutsche Post ihre deutsche Pressestelle im deutschen Bonn "Central Editorial Team" nennt, ist kein Ausdruck von Internationalität, sondern einfach nur dämlich.

Zwar gibt es bei der Deutschen Post tatsächlich ein “Central Editorial Team”; es ist aber als Unterabteilung der “Internen Kommunikation” (die ihrerseits eine Unterabteilung der “Konzernkommunikation” ist) für englischsprachige Mitarbeiterkommunikation zuständig, wie man uns in der Pressestelle der Deutschen Post auf Anfrage erklärte.

Und wissen gar nicht viel

Wo kommt eigentlich der Halbmond her? Generationen von Kindern haben diese Frage schon gestellt. Jetzt enthüllt ein Leser-Reporter: Er wird einfach durchgeschnitten, in der Mitte und nachts.

Hätte es Bild.de nur dabei belassen. Eine schöne falsche Erklärung, wunderbar bebildert durch ein Leser-Reporter-Video, das zeigt, wie der Mond scheinbar durchgeschnitten wird — durch den Kondensstreifen eines Flugzeugs.

Mehr hätte man gar nicht schreiben müssen. Denn natürlich wissen wir alle, dass das mit dem Durchschneiden nur ein Witz ist. Natürlich kennen wir alle die richtige Erklärung für die Mondphasen. Oder wie Bild.de schreibt und der Sprecher im Video sagt:

"Ein richtiger Halbmond entsteht natürlich dann, wenn der Schatten der Erde eine Hälfte des Mondes bedeckt."

Natürlich? Nicht. Ein “richtiger” Halbmond entsteht dann, wenn nur eine Hälfte der von der Erde sichtbaren Mondseite von der Sonne angestrahlt wird. Wenn der Schatten der Erde einen Teil des Mondes bedeckt, kommt es dagegen zu einer Mondfinsternis.

Generationen von Kindern haben das schon gelernt. Und irgendwann erklärt es sicher auch jemand Bild.de.

Mit Dank an King K., Thorsten F., Björn P., Joachim W. und die vielen anderen!

Nachtrag, 9.45 Uhr: Als wenn nichts gewesen wäre, entsteht ein Halbmond jetzt auf Bild.de “natürlich” dadurch, dass die Sonne den Mond nur von einer Seite anstrahlt. Auch das Video hat einen neuen Text bekommen, ist aber zur Strafe im Artikel nicht mehr verlinkt.

Nachtrag, 14.30 Uhr: Nun steht das korrigierte Video auch wieder im Artikel.

Du bist BILDblog

BILDblog-LeserbefragungLiebe BILDblog-Leser,

wir wissen jetzt alles über Euch! (Also nicht wirklich alles, aber deutlich mehr als noch vor unserer großen “BILDblog-Leserbefragung”, die wir hier im Herbst 2007 zusammen mit den Kommunikationswissenschaftlern der Uni Bamberg durchgeführt haben.) Und nun wissen wir zumindest: Ihr seid mehrheitlich keine Frauen, jünger als 40 Jahre, gebildet und täglich länger als drei Stunden online. Jeder Fünfte von Euch kommt aus NRW, viele aus Bayern und Baden-Württemberg. Aber gelesen werden wir (natürlich nur vereinzelt) von Euch auch in China, Burkina-Faso, Israel und überall sonst auf der Welt. Seit Euch Eure Freunde und Bekannten von BILDblog erzählt haben oder Ihr einen Link im Internet entdeckt habt, schaut Ihr schon seit über einem Jahr täglich mindestens einmal bei uns vorbei — und empfehlt uns fleißig weiter. Ungefähr jeder Fünfte hat uns freundlicherweise schon mal einen “sachdienlichen Hinweis” geschickt. Außerdem redet Ihr mit anderen über uns und das, was “Bild” so alles falsch macht — auch wenn gerade mal jeder Dritte von Euch überhaupt “Bild” und Bild.de liest (und selbst das nur selten). Und fast jeder Zweite ist auch auf die komplette Axel Springer AG nicht gut zu sprechen.

Erfreulicherweise findet Ihr BILDblog mehrheitlich aktuell, verständlich, informativ, überzeugend und unterhaltsam, eher zu kurz als zu lang und manchmal zu kleinlich. Dass wir “letztlich nicht besser als die BILD-Zeitung” seien, findet glücklicherweise kaum jemand. Werbung auf BILDblog findet Ihr nicht nur okay, Ihr fändet es sogar nicht mal schlimm, wenn’s ein bisschen mehr wäre — vor allem, solange wir uns von den Erlösen keine schnittigen Cabriolets kaufen, sondern unsere Arbeit finanzieren.

Ihr glaubt zwar nicht daran, dass unsere Arbeit tatsächlich zu einer Qualitätsverbesserung der “Bild”-Zeitung beitragen kann. Aber dass BILDblog ein kritisches Bewusstsein für journalistische Qualität im Allgemeinen und im Bezug auf “Bild” im Speziellen weckt, das glaubt Ihr schon. Irgendjemand unter Euch hat sich offenbar sogar von seiner Freundin getrennt, “weil sie immer noch ‘Bild’ liest”.

Übrigens habt Ihr die Kollegen von der Uni Bamberg echt verblüfft: Schon 15 Minuten nach dem Start war unser Fragebogen fast 200-mal, nach den ersten neun Stunden rund 5.500-mal und insgesamt beachtliche 19.666-mal ausgefüllt worden. Das macht die Ergebnisse immer noch nicht repräsentativ, aber aufschlussreich.

Ach ja, unsere schön schlichte WAP-Version fürs Handy ist Euch leider ziemlich egal. Ihr lest BILDblog lieber am Computer, stimmt’s? Und wenn wir Mails von Euch beantworten, seid Ihr zufrieden, wenn nicht (was leider viel zu häufig vorkommt), überhaupt nicht. Wir arbeiten dran, versprochen!

Mit großem Dank an Florian L. Mayer sowie an Gabriele Mehling, Johannes Raabe, Kristina Wied, Tom Binder, Oda Riehmer und Jan Schmidt! Und für die Zeichnungen danken wir natürlich Beetlebum.

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