Archiv für Vermischtes

Er weiß es!

Einer der Sätze, den Franz Josef Wagner in seiner heutigen “Bild”-Kolumne (an die Rechtschreib-Reformer) schreibt, lautet:

“Ich weiß, dass ich Tage habe, wo ich elendig schreibe und nichts zu sagen habe.”

Seine Kollegin Christiane Hoffmann hingegen hat sich in ihrer heutigen “Bild”-Kolumne (über Til Schweiger bei IKEA) für eine andere Formulierung entschieden. Sie schreibt:

“Dreimal 8 Kleiderbügel ‘Bumerang’ für je 4,95 Euro, zwei Kissen ‘Alvine Bred’ für je 2,99 Euro, eine Tagesdecke ‘Alvine Blommig’ für 35 Euro, acht Badetücher ‘Knipplan’ für je 5,50 Cent, drei Plastiktonnen mit Deckel namens ‘Knodd’ für je 16,90 Euro. Macht 150,53 Euro (…).”

“Einkaufsliste” nennt Hoffmann das. In alter Rechtschreibung nannte sich sowas, glaub’ ich, Kassenbon.

Fernsehen wird durch “Bild” erst schön

Das Schöne an einer Zeitung, die Dinge früher weiß als andere, ist ja, dass man seltener böse Überraschungen erlebt im Leben.

“Bild” wusste schon am Donnerstag, dass Pro Sieben “Die Alm” verlängert: Senderchef Jocic “verriet” der Zeitung: “Weil der Erfolg so groß ist und so viele Zuschauer bei uns angerufen haben, hängen wir noch eine Woche dran.

Bis ins “Bild”-Fernsehprogramm vom Montag hatte sich das allerdings noch nicht herumgesprochen.

Unbequeme Wahrheit

Katja Burkard ist die Freundin von Hans Mahr. In der “Bild am Sonntag” stand deswegen kürzlich die “ganz besonders heiß diskutierte Frage”:

“Fliegt die lispelnde ‘Punkt-12’-Moderatorin Katja Burkard?”

Zwei Tage später nun macht “Bild” Frau Burkard zum “Gewinner” des Tages. Schließlich sei Burkards Sendung “doppelt so erfolgreich wie das zweiterfolgreichste ‘Mittagsmagazin’ von ARD und ZDF”. Und um die Sache (Marktanteil: “26,6 % bei Zuschauern ab 3 Jahre” usw.) anschaulicher zu machen, schreibt “Bild” dazu:

Fast jeder dritte Deutsche schaltet um 12 Uhr ein, wenn Katja Burkard (39) die RTL-Nachrichtensendung ‘Punkt 12’ moderiert.”

Das klingt gut, stimmt aber nicht: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes leben in Deutschland rund 82 Millionen Menschen. Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) leben zirka 90 Prozent davon in einem sog. Fernsehhaushalt. Darüber hinaus sieht, so die GfK, mittags um 12 bloß jeder Zehnte fern – und, ja, so ziemlich jeder Dritte dieser 10 Prozent schaut sich dann Katja Burkard an. 2,02 Millionen sind das insgesamt. Kurzum: Unter Zuhilfenahme eines Taschenrechners (und unter grundloser Vernachlässigung der über sieben Millionen in Deutschland lebenden Ausländer) könnte es halbwegs folgerichtig heißen:

Fast jeder fünfunddreißigste Deutsche schaltet um 12 Uhr ein, wenn Katja Burkard (39) …” usw. usf.

Wobei: Klingt sowas überhaupt noch nach “Gewinner”? Egal, denn ganz zum Schluss kann man der “Bild” dann doch noch zustimmen – dann nämlich, wenn sie direkt neben die “Gewinner”-Meldung schreibt: “Man muss auch unbequeme Wahrheiten ertragen.”

Beste Bilder

Ob das, was “Bild” da online unter dem Titel “Ken Park – die besten Filmbilder” anzubieten hat, tatsächlich die besten Filmbilder aus “Ken Park” sind, sei hier mal dahingestellt. Oder hier. Und überhaupt: Sagte man zum allererstbesten Filmbild der fünfteiligen Bild.de-Bilderschau bislang nicht schlicht Filmplakat?

Dirrty

“Bild” berichtet von einem “Latschenkrieg”: Britney Spears habe einen Werbevertrag mit der Schuhmarke Skechers an Christina Aguilera verloren. Die Bosse fänden, sie sei “zu sauber, zu langweilig”. Und sie habe zu viele “Skandale und Schmuddelgeschichten”. Nun gut, dass man ihr beides gleichzeitig vorwirft, ist ein bisschen unplausibel, aber der Rest der “Bild”-Meldung wird schon stimmen. Oder?

Warum [sie rausgeworfen wurde], erklärte ein Firmen-Sprecher so: „Britneys Marktwerkt sinkt – besonders nach ihren letzten Skandalen und Schmuddelgeschichten.

Das Zitat von “Bild” stammt aus dem britischen “Daily Mirror” vom Donnerstag. Dort ist die Quelle allerdings kein offizieller “Sprecher”, sondern ein anonymer “Insider”, dessen Vorwurf an Britney sich auf englisch weniger hart liest: bedraggled outings kann man auch als “verwahrloste Auftritte” übersetzen.

Aber überhaupt ist der “Mirror” vielleicht nicht die verlässlichste Quelle. Aguilera ist schon seit über einem Jahr bei Skechers als Werbemodel unter Vertrag. Neu ist nur der Start einer internationaler Kampagne unter dem Motto “Naughty and Nice”. Wobei, was heißt “neu”? Selbst diese Nachricht ist fast drei Wochen alt.

Die Geschichte vom Latschenkrieg dagegen konnte man schon im August 2003 zum Beispiel hier nachlesen. Darin steht auch, warum sich Britney und Skechers wirklich getrennt haben: Wegen eines millionenschweren Rechtsstreits.

So, und jetzt fassen wir noch einmal zusammen, was an der “Bild”-“Nachricht” stimmte.

Agenda 2010

Angenommen, die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis sagte in einem Interview, sie wolle bei der Landtagswahl im Februar 2005 wiedergewählt werden und zu einem “viel späteren Zeitpunkt” müsse man darüber reden, ob sie ihr Amt schon vor der nächsten Wahl, also vor dem Frühjahr 2010, einem Nachfolger übergibt – würden einem dann sofort die “Bild”-Überschrift “Heide Simonis (SPD) spricht von Rücktritt” auf Seite 1 und die Frage “Hat sie etwa keine Lust mehr?” einfallen? Oder müßte man dafür schon viel bösen Willen mitbringen?

Ohne fremde Hilfe

Gestern meldete die “Financial Times Deutschland” mit 91 Wörtern auf Seite 6, dass “Bild” “nach den Auflagenrückgängen der letzten Jahre nun auch Leserverluste verkraften” müsse und laut aktueller Media-Analyse 60.000 Leser weniger als im Vorjahr erreiche. Der tatsächliche Minuseffekt sei jedoch wegen einer Methodenänderung wahrscheinlich noch größer.

Heute korrigiert die “FTD” mit rund 100 Wörtern auf Seite 5:

“Uns [ist] leider ein schwerer Fehler unterlaufen. So heißt es in der Meldung, die ‘Bild’-Zeitung habe aufgrund einer geänderten Auswertungsmethode deutlich an Reichweite verloren. Das ist jedoch nicht der Fall, da die Änderung nur für Zeitschriften gilt, nicht jedoch für Zeitungen.”

Und “Bild” triumphiert mit 116 Wörtern auf der Titelseite:

“Falscher Bericht über Leserreichweite. (…) Die Chefredaktion der ‘Financial Times Deutschland’ entschuldigt sich öffentlich für einen falschen Bericht über die Leserreichweite von BILD! Die Zeitung hatte in ihrer Donnerstag-Ausgabe behauptet, dass BILD auf Grund einer geänderten Auswertungsmethode deutlich an Reichweite verloren habe (…).”

Dass das Boulevardblatt im Vergleich zum Vorjahr 60.000 Leser weniger hat, ist zwar keine Katastrophe, stimmt allerdings trotzdem (und steht natürlich nicht dabei).

Fassen wir also zusammen: “Bild” hat nicht aufgrund einer geänderten Auswertungsmethode Leser verloren, sondern ganz ohne fremde Hilfe.

Früer war alles besser

Neues vom “unendlichen Chaos um die neue Rechtschreibung”: “77% der Deutschen lehnen die Reform ab (Emnid-Umfrage). Jetzt fordern prominente Autoren: Gebt die verwirrende Rechtschreibreform wieder auf!”

Die Sensation: “Bild” gibt zuerst auf und schreibt ab sofort wieder nach den alten Regeln!

Öhm… – wie waren die noch mal?

Puff Mommy

Von der Weltspitze in die Gosse: der unaufhaltsame Abstieg der Britney Spears. Erst wurde bekannt, dass sie raucht. Dann kam heraus, dass sie schwanger ist und weiterraucht. Jetzt hört man, dass sie nicht schwanger ist und trotzdem noch raucht! “Da sind wir alle paff”, schreibt “Bild” und enthüllt:

Die Sängerin raucht Kette! Und zwar völlig ungeniert.

Wer hat sie an die Nadel…, äh: Fluppe gebracht? Ihr neuer Freund:

Britneys Verlobter Kevin Federline (26) passt optimal ins Billig-Britney-Bild: Frauenheld, ebenfalls Kettenraucher, tätowiert, von Beruf Tänzer.

Die Folgen für die Pop-Queen – fürchterlich:

Derzeit hat Britney offenbar andere Schwerpunkte: Paffen am Pool, Heiraten im Herbst – und sonst gar nichts!

Dabei hatte “Bild” sie doch schon vor Wochen gewarnt vor diesem Kerl:

Er ist tätowiert, raucht Kette und trägt mit Vorliebe Schlabber-Klamotten.

Und seine Ex-Freundin wusste gleich, wohin das führt:

Ihr raucht. Ihr trinkt. Ihr betrügt. Ihr seid füreinander geschaffen.

Wahnsinn. Was ist nur aus unserer Welt geworden. Jetzt rauchen schon die Popstars!

(Nein, noch hat sich “Bild” für die offensichtliche Falschmeldung, sie sei schwanger, “unverantwortlich” und “schert sich nicht um die Gesundheit ihres Kindes”, nicht bei Britney Spears entschuldigt, die Meldung auch nicht korrigiert oder irgendeine unzuverlässige Quelle verklagt.)

Blättern:  1 ... 141 142 143 ... 146