Make Love Not War

Eine Frau, die von 1998 bis 2002 für die PDS im Bundestag saß, betreibt heute einen Swinger-Club in der Provinz. Ist das aufregend? Nun ja, es ist Sommerloch, und weil der “Focus” eine Meldung darüber vorab an die Agenturen gegeben hat, berichten “taz”, RTL, “B.Z.” und viele andere. In der Lokalpresse waren bereits Mitte vergangener Woche Artikel erschienen.

Was im “La Envie” passiert, beschreibt die “Waldeckische Landeszeitung” so:

Im altehrwürdigen Bahnhof können Privatleute nun vielfältigen erotischen Interessen nachgehen, und das nicht immer mit ihrem mitgebrachten oder nicht mitgebrachten Partner. … Im Internet-Eingangsbereich wird … klargestellt, dass verbotene sexuelle Praktiken oder illegale Drogen nicht geduldet werden.

Die Oberhessische Presse wählt diese Formulierung:

[Dort treffen sich] sexuell aufgeschlossene Menschen, um in Gesellschaft mit ihren Partnern oder anderen Gästen ihre erotischen Fantasien auszuleben.

Und die Experten von “Wahre Liebe” urteilen:

Gemütiche Lounge, Pool, Dark-Room, Pärchenzimmer mit Wasserbett, Himmelbett, diverse Spielwiesen auch für Anfänger und Neugierige.

Ein bisschen skandalöser muss es natürlich für “Bild” schon sein (vor allem, da man die Geschichte offensichtlich bisher verschlafen hatte). Und so zeichnen zwei “Bild”-Mitarbeiter exklusiv ein ganz anderes Bild des Ladens:

Als Abgeordnete kämpfte sie im Bundestag für Abrüstung. Jetzt bietet die friedliche Politikerin harte Sado-Maso-Spiele an. … Jetzt lädt sie vier Mal die Woche zu bizarren Sexspielen ein: Dark-Room, Liebesschaukel, Gynäkologen-Stuhl, Peitschen-Sex.

Dazu zeigt “Bild” ein zweifellos bizarres Foto von einer Kostümparty. Bildtext:

Einmal im Monat treffen sich die Swinger zu Motto-Feiern – und verkleiden sich schrill

Ja Gott, es handelt sich um die Faschingsparty 2004 (wir wollen lieber nicht die entsprechenden Aufnahmen aus der “Bild”-Redaktion sehen)! Aber dieses Detail wäre wohl schon zuviel der Wahrheitsliebe gewesen.

Und aktuell im “Erotik”-Ressort von bild.de: “Fremdgeh-Tipps: So lassen Sie sich nie mehr erwischen”, “Nur ein Klick zum Seitensprung” und: “Komm auf das Poppschiff!”

Eine besondere Verantwortung

Mit der Namensgebung ist sich “Bild” selbst noch nicht ganz sicher. Mal heißt der “Orden”, den das Blatt seit kurzem vergibt, “Ein Herz für die deutsche Sprache!”, mal nennt er sich “Retter der deutschen Sprache!”. Jüngster “Ordensträger” ist jedenfalls Hans Dichand, Herausgeber der österreichischen “Kronen-Zeitung”, dem vielleicht einflussreichsten Boulevardblatt der Welt. Dichand hat sich die Ehrung dadurch verdient, dass er unter seinem Pseudonym “Cato” eine Kolumne gegen die Rechtschreibreform geschrieben hatte, die “in überflüssiger bürokratischer Regelungswut” entstanden sei, ein “großer Fehler”, “uns aufgezwungener Irrsinn”.

“Bild” schließt daraus, dass die “Kronen-Zeitung” “so schnell wie möglich zurück zur klassischen Rechtschreibung” will. Dagegen zitieren “Der Standard”, “Die Presse” und “Berliner Zeitung” übereinstimmend den Chefredakteur Michael Kuhn, der vor einer Woche sagte, sein Blatt werde “zähneknirschend” bei der reformierten Rechtschreibung bleiben. Auch der 50-Prozent-Gesellschafter der “Krone”, die WAZ, hat sich für die Beibehaltung der gegenwärtigen Schreibung ausgesprochen.

Dass “Bild” diese Unwägbarkeiten verschweigt, ist nicht das Beunruhigendste. Das Beunruhigendste ist, dass “Bild” Dichand den übermächtigen greisen Herausgeber zum “couragierten Top-Journalist” verklärt. Die außergewöhnliche Macht, Agressivität und Skrupellosigkeit dieses “couragierten Top-Journalisten” ist kein Geheimnis, bei Bedarf lässt sie sich für den Anfang hier, hier oder hier nachlesen. Aber, hey, der Mann ist gegen die “Schlechtschreibreform”, das kann kein schlechter Mensch sein!

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, die “Bild” herausgibt, hat der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” auf die Frage nach der Kampagne von “Bild” gegen die Reform gesagt:

Interessant ist, daß, wenn “Bild” eine Meinung hat, es immer gleich als Kampagne bezeichnet wird. Aber ich glaube, wir sind gut beraten, das als Kompliment zu empfinden. “Bild” erreicht mehr als zwölf Millionen Leser und prägt die öffentliche Meinung mehr als jede andere Zeitung. Also kommt ihr auch im Falle der deutschen Rechtschreibung eine besondere Verantwortung zu.

In der Tat.

Die wichtigste Meldung des Jahres

Was mag sich wohl hinter dieser Ankündigung verbergen? Das “Service Pack 2” von Microsoft für Windows XP.

Tausende “Windows XP”-Nutzer fragen sich: Muss ich mir das neue Servicepaket herunterladen oder kann ich darauf verzichten?

Na, eigentlich dachten wir, die Frage hätte sich schon mit der Überschrift: “Der wichtigste Download des Jahres” beantwortet, gerade auch in Verbindung mit den Worten “Sicherheitslücken gestopft!” und “Windows XP erhält Runderneuerung”. Oder?

Antwort: Abwarten!

Ach.

Das “Service Pack 2” ist … nur für professionelle Nutzer gedacht. … Microsoft-Sprecherin Irene Nadler: “Privatanwendern empfehlen wir das Herunterladen nicht.”

Och, menno. Na, wenigstens soll demnächst auch ein Update für private Nutzer erscheinen (noch gibt’s da gar nichts herunterzuladen). Vermutlich grübeln ein paar “Bild”-Redakteure jetzt schon, mit welchen Superlativen sie das dann ankündigen werden. Wo sich doch schon der “wichtigste Download des Jahres” als völlig unwichtig herausgestellt hat.

Danke an Martin J. für diesen sachdienlichen Hinweis.

Moderne Märchen

Am 5. August berichtete “Bild” im Zusammenhang mit der Diskussion um längere Arbeitszeiten Beunruhigendes:

Kommt das etwa bald für alle? Als erste Firma in Deutschland hat der Süßwaren-Hersteller Nappo die 60-Stunden-Woche eingeführt! Ab sofort lässt die Firma die 150 Mitarbeiter im Werk Krefeld regulär 40 Stunden pro Woche arbeiten. Darüber hinaus muss jeder Beschäftigte zusätzlich 20 Überstunden in der Woche machen. Zuschläge werden dafür nicht gezahlt. Die Branchen-Gewerkschaft NGG läuft Sturm gegen die irre langen Arbeitszeiten! Sprecherin Brigitte Bresser: „Was die Nappo-Geschäftsleitung da macht, ist gesetzeswidrig. Wir haben bereits das Amt für Arbeitsschutz eingeschaltet.“

Laut “Spiegel Online” war das, gelinde gesagt, irreführend:

Kein Wort in “Bild” davon, dass sich Belegschaft, Betriebsrat und Geschäftsführung so gut wie einvernehmlich auf den Deal geeignet hatten.

Tatsächlich habe sich NGG über einen “klaren Gesetzes- und Tarifbruch” beschwert. Dabei ging es allerdings darum, dass die Überstunden nur wie normale Arbeitsstunden vergütet werden sollten sowie gegen die Verteilung der 60 Stunden auf fünf statt, wie vorgeschrieben, sechs Tage in der Woche. Diese Umstände seien inzwischen geändert worden:

Schon am 4. August … fanden die Krefelder eine neue Abmachung, von der Betriebsrat und Geschäftsführung nunmehr beteuern, dass sie “sich im gesetzlichen und tariflichen Rahmen bewegt”. … Zu keinem Zeitpunkt also drehte sich der “Nappo-Skandal” um die Tatsache, dass 60 Stunden lang gearbeitet wurde, wie “Bild” suggerierte.

Die Überschrift des “Spiegel Online”-Artikels über den von “Bild” aufgedeckten “Skandal, der keiner war”: “Nappo und das Märchen von der 60-Stunden-Woche”.

Seinem Wunsch entsprechend

Es sollte ein privater Moment sein, der Besuch von Gerhard Schröder am Grab seines Vaters in Rumänien. “Bild” schreibt:

Der Bundeskanzler stand allein, seinem Wunsch entsprechend, ohne Begleitung am Grab – still und ungestört.

Soweit, so korrekt. Der Kanzler hatte sich allerdings noch mehr gewünscht, wie zum Beispiel in der “Süddeutschen Zeitung” zu lesen war:

Schröder möchte keine Bilder, die ihn am Grab des Vaters zeigen — nicht zuletzt, weil er sich nicht dem Vorwurf aussetzen will, er habe den Besuch nur für eine gefühlige Berichterstattung in innenpolitisch schweren Zeiten inszeniert. Da jedoch nie auszuschließen ist, dass sich der eine oder andere Paparazzo versteckt in Stellung bringt, soll der Kanzler sogar erwogen haben, den Besuch ganz abzusagen.

So, und jetzt raten wir mal, ob die “Bild”-Zeitung dem Kanzler den Wunsch erfüllt hat, kein Foto von ihm am Grab des Vaters zu machen, oder ob sie das Foto riesengroß auf der ersten Seite gebracht hat, mit der Überschrift: “Der Kanzler am Grab seines Vaters — Das Foto-Dokument, das Deutschland tief berührt.”

Es ist übrigens kein privater Moment, den “Bild” da ausschlachtet. Es ist “eine berührende Moment-Aufnahme, die Sinnbild deutscher Geschichte ist.” Schreibt “Bild”. Na dann.

Nachtrag, 16.08.04: “Tagesspiegel” und “Spiegel” (nur Print-Ausgabe) berichten über die merkwürdigen Umstände, unter denen das Foto entstanden ist. Sie zitieren Spekulationen, dass die Veröffentlichung dem Kanzler möglicherweise nicht unrecht war. “Bild” will zur Quelle des Fotos keine Angaben machen, brüstete sich aber heute noch einmal mit dem “Aufsehen”, das die in jeder Hinsicht exklusive Aufnahme erregte.

Okey-dokey, supi-dupi, alles easy

Natürlich kann eine Zeitung, wenn sie will, auf ihrer Titelseite eine Kooperationsaktion großflächig bewerben. Wenn sie dann sowas wie “Sommer-Knaller von LIDL und BILD: Heute Eis für alle! Eins kaufen, eins geschenkt!” dazuschreibt, ist dagegen nichts zu sagen.
Ganz hinten in der “In/Out”-List der “Bild” taucht am selben Tag allerdings auch folgende Empfehlung auf:

Schlecken, z.B. mit dem supi-dupi ‘Lidl’-zwei-für-ein-Eis-Angebot

Aber was heißt das? Nur weil die “Bild” auf der Titelseite groß Werbung in eigener Sache macht, darf der Hinweis auf die Kooperation im redaktionellen Teil weggelassen werden?! Befragen wir doch den Pressekodex (Ziffer 7):

“Verleger und Redakteure (…) achten auf ein klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken.”

Gut, dann wäre das geklärt.

Wirklich schlimm

“Zehntausende” riefen bei “Bild” an, um Fragen zur Arbeitsmarktreform Hartz IV zu stellen. Experten der Bundesagentur für Arbeit konnten fast jeden der Anrufer beruhigen:

Nein, Uwe Klütt (45), die Ausbildungsvergütung ihrer Tochter wird nicht auf Ihr Arbeitlosengeld II angerechnet.
Nein, Brigitte Roth (69), Ihr arbeitsloser Sohn und seine Frau müssen ihre Eigentumswohnung nicht aufgeben.
Nein, Karsten Gueinzius (31), Sie müssen Ihr Auto nicht verkaufen.
Nein, Gisela Kottwitz (61), die Rente ihrer erwerbsunfähigen Tochter wird nicht auf das Arbeitslosengeld Ihres Mannes angerechnet.

Angekündigt wird diese vielfältige Entwarnung von bild.de auf der Homepage (und als großer Aufmacher auf Seite 1 der gedruckten “Bild”) mit der beunruhigenden Schlagzeile:

Hit Me Baby One More Time

Seit einigen Wochen vergeht kaum ein Tag, ohne dass “Bild” Britney Spears diffamiert. In den Artikeln, denen meist jeder Nachrichtenwert fehlt, wird sie in endlosen Wiederholungen so dargestellt: “rauchende, trinkende, feiernde und zügellose Pop-Queen”, “missraten”, im “andauernden Karrieretief”, “unglamourös, heruntergekommen und abgewrackt”, “aufgedunsen, ungeschminkt, verantwortungslos, rücksichtslos”, “Miss Dixie-Klo”, “Tournee-Desaster”, “sexsüchtig, keine Spur mehr von der einstigen Pop-Prinzessin” etc. etc.

Vorläufiger Höhepunkt ist dieser Artikel, der mit der Schlagzeile rechts angekündigt wird und dessen sabbernde Zweideutigkeit sich nicht auf das “Wortspiel” Muschel/Muschi beschränkt. Einziger Anlass ist ein nichtssagendes Bild, das Britney mit ihrem Verlobten im Urlaub zeigt. “Heiß” an den “heißen Fotos” ist ausschließlich die Außentemperatur, die Anzahl der gezeigten “Fotos” beträgt 1 (eins). Dieses genügt der “Bild”, zum x-ten Mal Unfreundliches über Frau Spears zu verbreiten und die Formulierung “Pop-Prinzessin a.D.” einzuführen.

Frau Spears ist aktuell für vier MTV Video Music Awards nominiert, ihre Single “Everytime” war acht Wochen in den deutschen Single-Top-Ten und erreichte Platz 4, in den MTV Euro Charts liegt sie zur Zeit auf Platz 3.

Wir wissen nicht, was Britney der “Bild”-Zeitung getan hat. Vermutlich muss man sich um Frau Spears auch keine Sorgen machen. Merken sollte man sich nur, mit wie wenig Fakten und Anlässen das Blatt auskommt, wenn es jemanden offenkundig vernichten will.

Nachtrag: Den Spott der “Bild” hat sich Britney auch dadurch zugezogen, dass sie in die Muschel hineinpustete:

Hat ihr denn noch niemand erklärt, dass man die Dinger an die Lauscher halten muss, wenn’s rauschen soll?

Jaha, der “Bild”-Redakteur macht sich als Tourist auf Hawaii natürlich zum Affen, indem er in die “Pu” genannten großen Muscheln reinhorcht, statt sie — wie es dort Tradition ist — als Blasinstrument
zu benutzen…

Danke an Jörg für den Hawaii-Muschel-Hinweis!

Wer dagegen ist, ist dafür

Anlässlich der Anti-Rechtschreibreform-Kampagne der “Bild”-Zeitung schreibt heute die “Berliner Zeitung”:

(…) Auf Seite 1 der “Bild”-Zeitung fand sich gestern unter den 44 mit Namen und Foto aufgeführten Gegnern der Reform auch Uwe Knüpfer, noch Chefredakteur der WAZ. Eingeklemmt zwischen “Ella Kühner (47), Angestellte” und “Rosi Mittermaier (54), zweifache Ski-Goldmedaillengewinnerin” und unter der Überschrift “Überwältigende Mehrheit der Deutschen will zurück zur klassischen Rechtschreibung – Weg mit der Schlechtschreib-Reform!” klagte also Knüpfer, dass die neuen Regeln an den Menschen vorbei durchgepaukt worden seien und forderte: “Wir brauchen einen Schlussstrich”, immerhin mit drei “s” geschrieben. Das wäre nicht weiter schlimm, hätte sich nicht der gesamte WAZ-Verlag gerade gegen eine überstürzte Rückkehr zur alten Schreibweise und für die Beibehaltung der neuen ausgesprochen. (…)

Und siehe da, genau so steht’s heute auch in der FAZ:

(…) Ähnlich sieht dies Uwe Knüpfer, der Chefredakteur der “Westfälischen Allgemeinen Zeitung” (…). “Wir kehren nicht zur alten Rechtschreibung zurück”, sagt er, “und sind der Auffassung, daß Verlage nicht Politik machen sollten, wir sollten Beobachter bleiben.” In der Sache sei es wohl am sinnvollsten, “sich zügig zu bemühen, allzu grobe Unsinnigkeiten der neuen Rechtschreibung aufzuheben und es dann bei dieser zu belassen”.(…)

Aber okay: Könnte ja sein (rein theoretisch), dass der WAZ-Mann der FAZ einfach was komplett anderes als der “Bild”-Zeitung erzählt hat. Andernfalls aber zählt “Bild” sogar Leute mit Sätzen wie “Wir kehren nicht zur alten Rechtschreibung zurück” zu den Reform-Gegnern, weshalb es dann auch endlich kein Rätsel mehr ist, wie das Blatt auf deren angeblich “überwältigende Mehrheit” kommt.

Nachtrag, 11.8.04, 15:05: Fragt man Uwe Knüpfer persönlich, sagt er übrigens, er habe der “Bild”-Zeitung sinngemäß das Gleiche gesagt wie tags drauf der FAZ, die seine Aussage völlig korrekt wiedergegeben habe.

Hefte raus, Klassenarbeit!

Das Bildungsministerium von Rheinland-Pfalz (das ist jenes Bundesland, in dem Doris Ahnen, laut “Bild” die “erbittertste Kämpferin für die neue Rechtschreibung”, Bildungsministerin ist) hat seit dem Jahr 2001 grob geschätzt etwa 500 Pressemitteilungen und Grußworte veröffentlicht, vielleicht waren es auch noch ein paar mehr. “Bild”, die seit Wochen einen erbitterten Kampf gegen die neue Rechtschreibung führt und bald zu den alten Regeln zurückkehren will, hat diese Grußworte und Pressemitteilungen nun gelesen und gibt zwar keinerlei Auskunft darüber, dass es rund 500 waren, fördert aber Erschreckendes zu Tage:

In Texten von Deutschlands mächtigster Kultusministerin Doris Ahnen wimmelt es von Fehlern

Tatsächlich fand “Bild” in den rund 500 Texten, die im Durchschnitt etwa die Länge eines langen “Bild”-Artikels haben dürften, insgesamt 11 Fehler. Das heißt also, dass es im Durchschnitt in jedem einzelnen Text von ca. 0,022 Fehlern nur so wimmelt.

Streng genommen müssten von den 11 Fehlern noch 4 abgezogen werden, weil es “Bild” ja explizit um die Unsicherheiten “in Sachen neue Rechtschreibung” ging. Einen, weil “So gehts” nach der neuen Regelung ebenso richtig ist, wie “So geht’s”; einen, weil “insbesonders” noch nie richtig war; und zwei, weil “Hausaufgabenbetreung” und “Unterrrichtskonzepten” doch wohl eher Flüchtigkeits- oder Tippfehler sein dürften. Rein rechnerisch blieben dann also nur noch 0,014 wimmelnde Fehler pro Text übrig. Aber, wir wollen mal nicht kleinlich sein.

P.S.: Wo wir schon beim Verschweigen von Zahlen sind: Auf der
“Bild”-Titelseite heißt es, “Überwältigende Mehrheit der Deutschen will zurück zur klassischen Rechtschreibung”. Was eine überwältigende Mehrheit ist, steht da nicht. Am 28. Juli allerdings, war in “Bild” dies zu lesen
.

Nachtrag, 12.08.04: Es stimmt, noch strenger genommen müssten zwei weitere Fehler von der “Bild”-Liste abgezogen werden, denn natürlich ist “grossen” nach der neuen Rechtschreibung ebenso falsch wie nach der alten, und tatsächlich erlaubt die neue Rechtschreibung “viele Tausende” ebenso wie “viele tausende”. Blieben also noch 0,01 Fehler pro Text. Aber wir wollten ja nicht…

Dank an Eleni S. und Julius B. für die “sachdienlichen Hinweise”

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