“Die süßesten Engel gehören jetzt einer Hure”
Unter dieser Überschrift berichtete “Bild” am gestrigen Freitag, eine gewisse “Jeanette (24)” halte “seit neustem die Patentrechte an einem der bedeutsamsten deutschen Kunstwerke – den zwei kleinen Engeln, die zum Gemälde der ‘sixtinischen Madonna’ (1513) gehören”. “Bild” schrieb:
“Knallenge Hosen, Pelzjacke, Lederstiefel – Jeanette (24) bedient als Sex-Hure täglich ihre Freier.”
Außerdem schrieb “Bild” noch:
“‘Jeanette’ heißt in Wirklichkeit Maria F., ist nicht, wie sie behauptet, 24, sondern 29 Jahre alt.”
Und irgendwann kam “Bild” sogar zur Sache, denn:
“Wenn jemand die Engel in Zukunft als Werbemotiv nutzen will, muss er an die Hure zahlen (…). Jeanette hat dafür 1500 Euro ans Patentamt gezahlt. Anwalt Dr. Sigfrid Kaufmann erklärt: ‘Ist ein Künstler seit mehr als 70 Jahren tot, ist seine Kunst Allgemeingut. Man kann sich Teile des Gemäldes schützen lassen.'”
Woher die “Bild”-Zeitung das weiß? – Na, aus der “Bild”-Zeitung natürlich! Schließlich hatte “Bild” bereits am 23. Dezember unter der Überschrift “Coup auf dem Patentamt – Ihr gehören jetzt die berühmten Raffael-Engel!” schon einmal dieselbe Story im Blatt:
“Wer künftig mit den süßen Engeln werben will, muß Maria Friedel (29) aus Sachsen fragen. Die Schauspielerin ließ sie für 1500 Euro…” (Ach, lesen Sie’s ruhig selbst…)
Wer hingegen lieber wissen will, was es eigentlich mit den (übrigens durch o.g. Sigfrid Kaufmann am 31.10.2002 angemeldeten und seit dem 21.4.2004 eingetragenen) “Patentrechten” der Schauspielerin/Sex-Hure Maria/Jeanette auf sich hat, sollte nicht “Bild”, sondern die “Leipziger Volkszeitung” lesen. Dort heißt es u.a.:
“Allerdings, erklärt der Dresdner Patentanwalt Jens Riechelmann, habe sich Friedel eine so genannte Wort-Bild-Marke schützen lassen. Und die zeigt erstens nur den linken der beiden berühmten Engel und beinhaltet außerdem zwingend den Schriftzug Der Blaue Engel. ‘Das ist eine Marke, mit der sie wenig anfangen kann’, findet Riechelmann. Denn Gebühren einnehmen kann die Inhaberin des Blauen Engels nur dann, wenn ihr Logo in dieser angemeldeten Form benutzt werden würde. (…) Was Maria Friedel mit ihrer Marke tatsächlich vorhat, ließ sich nicht in Erfahrung bringen.”
Mit Dank an Florian S. (und Bronko) für die sachdienlichen Hinweise.