Am Donnerstag veröffentlichte die Zentralstelle Kinderpornografie des Bundeskriminalamtes Fotos von einem jungen Mädchen, das vermutlich Opfer eines sexuellen Missbrauchs wurde. Die Polizei hoffte, dass jemand das Kind erkennt. Die Sendung “Aktenzeichen XY” zeigte das Foto. “Bild” auch.
Tatsächlich hatte die Fahnung Erfolg, das Mädchen konnte aufgrund von Hinweisen identifiziert werden. “Bild” berichtet heute darüber, zeigt ein verpixeltes Foto des Mädchens und erklärt dies so:
BILD hat das Gesicht des Kindes auf Wunsch der Polizei unkenntlich gemacht.
Feine Sache. Wörtlich las sich der “Wunsch der Polizei” allerdings so:
Da mit der Identifizierung des Opfers der Grund für die Öffentlichkeitsfahndung entfällt, werden die Medien ersucht, bislang veröffentlichte Bilder nicht weiter zu verwenden und aus den Internetportalen zu entfernen.
Und einmal dürfen Sie raten, ob die “Bild”-Zeitung auch das unverpixelte Foto des Mädchens aus ihrem Internetportal entfernt hat.
Danke an Nils K., Gerald H., Mareike, Mike D. und Ulrich B.
Nachtrag, 14. Januar. Jetzt lautet die Antwort Ja.
Straftaten insgesamt hat 2005 zugenommen, um jeweils rund ein Viertel. “Bild” hatte vorläufige Zahlen von 2005 mit endgültigen von 2004 verglichen – eine unzulässige Rechnung, vor der zum Beispiel die Bundesregierung zuvor und regelmäßig ausdrücklich gewarnt hatte (siehe Kasten links). “Bild” rechnete falsch — und die falsche Rechnung wurde von mehreren Agenturen verbreitet.