Archiv fü 2005

Aus alt mach neu

Joschka Fischer. Muss man mehr sagen? Na gut: “Erst die Visa-Affäre (…), dann der Aufstand seiner Diplomaten”, schreibt beispielsweise “Bild” – und jetzt das:

Joschka Fischer - Dubiose Spende aufgetaucht

Mit dieser Schlagzeile macht Bild.de derzeit auf einen Artikel aus der heutigen “Bild”-Zeitung aufmerksam. Nur: Der dazugehörige “Bild”-Artikel hält nicht so ganz, was die Online-Schlagzeile verspricht. Zwar heißt es unter Zuhilfenahme diverser Ausrufezeichen (“Das ist brisant!”):

“(…) und jetzt droht Fischer auch noch eine Parteispenden-Affäre!”

Aber an sich ist die Sache klar: Zwei Abgeordnete aus CDU und CSU haben wegen einer angeblichen Parteispende des PR-Unternehmers Moritz Hunzinger eine Anfrage an den Bundestag gerichtet. In “Bild” heißt es dazu erklärend:

“Er [also Hunzinger] hatte im September 19.999 Mark gespendet (…)”

Und dass das, wenn überhaupt, nicht etwa im letzten September geschah, sondern schon vor sechseinhalb Jahren im September 1998, lässt “Bild” wenig später nicht mal unerwähnt. Dass Hunzingers angebliche Spende bereits seit 2002 bekannt ist, hielt man bei “Bild” hingegen für entbehrlich — so entbehrlich jedenfalls, dass sich durch “Bild” sogar die Schlagzeilentexter von Bild.de zu ihrer völlig falschen (oder wie “Bild”-Chef Kai Diekmann sagen würde:) “übergeigten” Formulierung hinreißen ließen…

Mit Dank an Mario W. für den Hinweis.

Veronas Alarmglocken

So stand’s am Samstag in “Bild”:

Dekolleté-Verbot!
Verona zu sexy für die Kirche

Anlässlich der vagen Pläne von Verona Pooth, sich mit Ehemann Franjo im Dom zu Wien kirchlich trauen zu lassen, hieß es dort weiter:

“Sogleich schrillten im Wiener Stephansdom die Alarmglocken. (…) Jetzt gibt’s für Verona ein ganz offizielles Busen-Verbot! Das entschied Dom-Dechant Anton Faber (…)”

Und was steht dazu heute in der Wiener Zeitung “Die Presse”?

“Vorerst muss sich Faber mit reißerischen Berichten in der ‘Bild’-Zeitung herumschlagen. Neueste Meldung: Er soll ein ‘Dekolleté-Verbot’ erlassen haben. Die Berichtigung sei unterwegs, sagt Faber.

Mit Dank an Gunar D. für den Hinweis.

neu  

Es geht auch ohne “Bild”

Nach BILD-Bericht: Schumi bricht Urlaub ab

Die Überschrift in der heutigen “Bild” klingt beeindruckend, irgendwie einflussreich und, hey, wichtig-wichtig. Schließlich hatte “Bild” doch am vergangenen Samstag öffentlich gefragt:

“Und was macht Schumi? Urlaub in Dubai…”

Weiter hieß es am Samstag:

“Mensch, Schumi – warum machst du jetzt bloß Urlaub? Ist das wirklich das richtige Zeichen, wenn Ferrari in der schlimmsten Krise seit Jahren steckt?”

Und weil das so allerliebst gefragt war, steht’s im Anschluss an die obige Schlagzeile auch heute nochmal in der “Bild”:

“‘Warum macht Schumi jetzt Urlaub?’ hatte BILD am Samstag gefragt.”

Und wie als Antwort schreibt “Bild” im Anschluss:

“Noch am selben Tag stieg Michael Schumacher (36) in Dubai in seinen Privat-Jet und flog nach Fiorano/Italien.”

Doch bevor man sich allzu lange mit der Frage aufhält, ob die Formulierung “Nach BILD-Bericht: Schumi bricht Urlaub ab” nun tatsächlich einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen “BILD-Bericht” und “Schumi” herstellen (also nach im Sinne von wegen) oder bloß irreführenderweise suggerieren will (also nach im Sinne von später als), muss man wohl feststellen, dass es zwischen Schumachers angeblichem Urlaubsabbruch und der “Bild”-Berichterstattung überhaupt keinen Zusammenhang gibt.

Im Gegenteil: Wie es scheint, hat da eine schlecht informierte “Bild”-Redaktion offenbar bloß Quatsch, Unsinn, eine Lüge hingeschrieben. Denn am Erscheinungstag des “BILD-Berichts” (Samstag) war Schumacher, wie seine Sprecherin Sabine Kehm auf Anfrage bestätigt, längst in Fiorano/Italien. Der “große Funktions-Test am neuen F2005”, für den Schumacher, angeblich nach Erscheinen des “BILD-Bericht”, seinen Urlaub abbrach (genauer übrigens: unterbrach), begann am Samstag um 9 Uhr, Schumacher selbst war bereits um 8.30 Uhr vor Ort und schon am Freitagabend, also vor Erscheinen des “BILD-Berichts”, angereist.

Keine Ahnung

Schlagszeile: Zu alt? Sarah Jessica Parker (40) als Werbe-Idol gefeuert

Die Antwort auf diese Frage könnte lauten: Ja. Oder: Nein. Vielleicht sogar: Keine Ahnung.

Im Bild.de-Bericht über die “Sex and the City”-Darstellerin steht:

“Die US-Modefirma ‘Gap’ machte Sarah Jessica Parker zum 40. Geburtstag ein ganz besonders gemeines Geschenk: Statt Blumen gab’s die Kündigung des Werbevertrags. Ist ‘Carrie’ etwa zu alt für hippe Blue-Jeans?”

Gut möglich, dass Bild.de sich dabei von der dpa inspirieren ließ. Die berichtet:

“‘Sex and the City’-Star Sarah Jessica Parker hat zu ihrem 40. Geburtstag an diesem Freitag kein schönes Geschenk bekommen: Die Kleidermarke Gap gab bekannt, dass sie den Werbevertrag mit Parker nicht mehr fortsetzen (…) wolle.”

Bei Bild.de wäre dann “kein schönes Geschenk” zu einem “ganz besonders gemeinen” geworden und aus einem “nicht mehr fortsetzen” ein “gefeuert”. Außerdem wäre irgendwie verloren gegangen, dass Parker erklärte, die Entscheidung sei “in gegenseitigem Einverständnis” getroffen worden, wie die dpa hinzufügt (siehe z.B. hier).

Vielleicht aber hat Bild.de auch eine ganz andere Quelle genutzt, die sich mit der “Kündigung” sicherer war.

So wie CNN.com, das bereits am 22. März berichtete: “Gap dumps ‘Sex’ star”. Die Überschrift ist inzwischen in “Gap chooses new spokeswoman” geändert worden. Unter dem Beitrag steht:

“Correction: A headline in an earlier version of this story implied that Sarah Jessica Parker was fired by Gap. That was incorrect. CNN/Money regrets the error.”

Übersetzt heißt das soviel wie: Parker wurde nicht gefeuert.

Und damit lässt sich auf die von Bild.de formulierte Frage nun getrost antworten: Keine Ahnung.

Das “Murmel-Satz”-Satz-Dementi

Ja, exklusiv für “Bild” hatte “Bild”-Klatschreporterin Christiane Hoffmann der Hollywood-Schauspielerin Sharon Stone unlängst wohl einfach mal so eine Brust-OP angedichtet, was Sharon Stone hiermit dementieren lässt.

Aber der Reihe nach:

Am 15. März druckte “Bild” fünf Paparazzi-Fotos (online sogar 26!), die Sharon Stone am Strand von Bora Bora zeigten. Zu sehen waren die Fotos tags zuvor bereits in der britischen Boulevardzeitung “The Sun”, und bemerkenswert an ihnen war, wenn man so will, dass sie die Filmschauspielerin (“Basic Instinct”) barbusig zeigten und… na, egal!

Die “Bild”-Überschrift jedenfalls lautete:

Sharon Stone (47): So gut hat ihr Schönheits-Schnippler gearbeitet

Im dazugehörigen Text wurden die Paparazzi-Fotos dann noch wie folgt betextet:

“Obenrum nackig, wie Schönheits-Schnipplers Hand sie schuf. Mit einem hübschen neuen Murmel-Satz.”

Der “Murmel-Satz”-Satz war von Christiane “Ich weiß es” Hoffmann – und er ist frei erfunden, nun ja, bis heute weltexklusiv. Denn davon, dass sich die Hollywood-Schauspielerin jüngst einer Schönheits-OP unterzogen hat, weiß außer Christiane Hoffmann offenbar niemand, will offenbar auch nach der “Bild”-Enthüllung keiner wissen, obwohl doch Sharon Stone bislang zu denjenigen Frauen zählte, die Schönheitsoperationen für sich ablehnen. Noch im Sommer 2004 wurde sie mit Sätzen wie “Ich halte nichts von Schönheitsoperationen für mich persönlich” oder “Ich habe einfach gute Gene und mein ganzes Leben lang die selben Brüste” zitiert. Vielleicht hat sie zum Thema Schönheits-OP auch gesagt: “I don’t need it. I’ve got strong Irish genes. I’ll grow old, taut and tight. Well, maybe when I’m 60. But, I doubt it.” Oder irgendsowas. Und nachdem ein Schönheitschirurg dennoch öffentlich einen gegenteiligen Eindruck erweckt hatte, ließ die Schauspielerin das umgehend zurechtrücken und klagte vor Gericht: “Stone hat niemals ein Gesichtslifting zur Aufwertung ihrer äußeren Erscheinung erhalten”, zitierte nach Bekanntwerden des Rechtsstreits auch Bild.de aus Stones Klageschrift und schrieb dazu: “Sharon Stone (46) ist immer noch eine der schönsten im Promi-Land. Und das auch ohne Schönheits-OP.” Das war im Dezember.

Nun ist es März. Und Sharon Stones Sprecherin Cindi Berger schreibt uns heute schlicht und ergreifend:

sharon stone has NOT had plastic surgery

Man muss das nicht übersetzen. Aber man kann. Oder man paraphrasiert’s. Dann lautete der Satz wohl schlicht und ergreifend: “Bild” lügt.

Die “Bild”-Zeitung bleibt trotz Dementi bei ihrer Darstellung. Auf Nachfrage, woher Frau Hoffmann von Stones Brust-OP erfahren haben will, sagt “Bild”-Sprecher Tobias Fröhlich nur: “Wir nennen unsere Quellen nicht.”

Ist hier irgendwo Geist?

“Bild” schreibt groß über die Entdeckung von Licht ferner Planeten und macht daraus einen gewaltigen Aufmacher. Vielleicht hätten sie jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt.

Es ist einer dieser “Bild”-Artikel, bei denen man gar nicht weiß, ob man wirklich versuchen soll, all die Fehler im einzelnen aufzudröseln, oder es beim pauschalen: “Alles Humbug!” belassen soll. Versuchen wir’s.

Erster Blick in die Unendlichkeit

Es fängt an mit dem Bild. Nein, so hat man ihn nicht gesehen, den fernen Planeten, dessen Licht gerade erstmals gemessen werden konnte. So sieht er auch nicht aus. Das Bild ist eine künstlerische Darstellung der Nasa, wie ein Stern und ein ihn eng umkreisender Planet von der Nähe aussehen könnten, und zwar nicht im normalen Licht, sondern in Infrarotlicht. Es ist ein Modell, ein Symbolbild, wie aus der Veröffentlichung der Nasa deutlich hervorgeht. Nur “Bild” hat das ignoriert überlesen.

Und was schreibt “Bild” treuherzig unter die Abbildung?

Feuerrot umkreist der neue Planet seine Riesensonne.

Nein, tut er nicht. Graubeige sähe er vermutlich aus (wenn man ihn sehen könnte). Und was an dem Planeten “neu” ist, weiß “Bild” allein. Von seiner Existenz wussten die Forscher jedenfalls vorher schon.

Der Autor des “Bild”-Textes hat nicht im Ansatz verstanden, was das Besondere an der Entdeckung der Astronomen ist: Erstmals wurde die Wärmestrahlung, das Infrarotlicht von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gemessen. Der Durchbruch besteht nicht darin, dass man Himmelskörper entdeckt hat, die besonders weit von uns entfernt sind, sondern dass es sich um Planeten handelt, nicht um Sterne. Und was schreibt “Bild”?

Menschheit gelingt erster Blick in die Unendlichkeit

Humbug. Die beiden beobachteten Planeten sind rund 150 bzw. 500 Lichtjahre von uns entfernt. Wenn das die Unendlichkeit ist, hat fast jeder von uns schon diverse “Blicke in die Unendlichkeit” getan, und das mit bloßem Auge: Der helle Polarstern zum Beispiel ist 430 Lichtjahre von uns entfernt.

Weiter bei “Bild”:

Astronomen haben erstmals mit dem supermodernen “Spitzer Weltraumteleskop” (es ist mit Infrarotkameras ausgerüstet) das Licht fremder Welten außerhalb unseres Sonnensystems eingefangen.

Was für ein Quatsch. Das “Licht fremder Welten außerhalb unseres Sonnensystems” kennt jedes Kind. Es nennt es Sternenhimmel.

Am besten an dem “Artikel” ist allerdings die Frage:

Ist hier irgendwo Gott?

Genau: Auf irgendeinem Planeten ein paar Hundert Lichtjahre von uns entfernt sitzt Gott. Vielleicht sollte die “Bild”-Chefredaktion da beim nächsten Besuch beim Papst doch noch einmal genauer nachfragen.

(Fundiertere Berichte zum Thema stehen z.B. hier, hier, hier und hier.)

neu  

Schreck lass nach!

Die Pointe kommt am Schluss.

Die Feuerameise hingegen kommt aus den Feuchtgebieten des brasilianischen Pantanal …

… und ist in den USA ein Problem. Vor ungefähr einem Jahr stand in der NZZ mal ein interessanter Artikel, der sich mit dem Schaden und Nutzen (!) der Solenopsis invicta (engl.: fire ant) befasste, die “Zeit” weiß momentan auch Aufschlussreiches zu berichten. Außerdem haben sich internationale Wissenschaftler ausführlich mit der möglichen Verbreitung der Ameisenart befasst, die nur unter bestimmten klimatischen Bedingungen überleben kann, und u.a. herausgefunden, dass die Tiere rein theoretisch auch rund ums Mittelmeer, in einigen Gebieten nahe des Schwarzen und des Kaspischen Meeres, entlang der Südwestküste Frankreichs sowie an manchen Stellen Südenglands überleben könnten. “Möglich, aber eher unwahrscheinlich” sei es zudem, dass sie in Städten oder an anderen künstlich beheizten Orten überleben und sich während ungewöhnlich warmer Jahre auch mal in die Umgebung ausbreiten. Insgesamt aber sei es in Europa schlicht zu kalt für die Feuerameise.
(Soweit der aktuelle Forschungsstand.)

“Bild” allerdings hält das nicht davon ab, in ihrer Dienstagsausgabe groß, sehr groß (und online) folgende Überschrift zu dichten:
Feuerameisen überfallen Europa
Weiter heißt es in “Bild” recht vage und pauschal:

“Jetzt schlagen Forscher Alarm: Die winzigen Killer (1–6 mm) sind auf dem Sprung nach Europa.”

Und nachdem “Bild” sogar einen “Grund” für ihre Schreckensmeldung gefunden hat (O-Ton: “die globale Klimaerwärmung”), wird noch ein Satz aus einem Aufsatz des Zoologen Michael Kaspari von der University of Oklahoma herbeizitiert, der mit den Worten “Wo sie eingeschleppt werden…” beginnt und entsprechend allgemein gehalten ist. Gleichwohl ist der Feuerameisen-Experte Kaspari für “Bild” eine gute Wahl, denn er ist wirklich einer.

Befragt man jedoch Michael Kaspari von der University of Oklahoma persönlich, ist er verblüfft über die “Bild”-Feuerameisenberichterstattung und seine Rolle als “Bild”-Kronzeuge. Er sagt:

Ich weiß von keiner Erhebung, wonach Feuerameisen Europa überfallen. Unsere Studien legen zwar nahe, dass eine massive globale Klimaerwärmung im Laufe der Zeit – durch die daraus resultierende Abnahme der Ameisengröße und Zunahme der Ameisenzahl einer Kolonie – ihre Verbreitung begünstigen könnte. Aber es gibt meines Wissens keinerlei unmittelbare Gefahr für Europa.

Schluss.

Nur für die Schlagzeile

Überschriften in “Bild” sind für gewöhnlich:

  • reißerisch
  • absurd
  • sensationsheischend
  • übertrieben
  • uneindeutig

Die Titelschlagzeile vom heutigen Montag lautet:

Sarah Connor exklusiv in BILD: Ich sollte mein Baby abtreiben! ... nur für die Karriere

Mitprotokolliert hat “Bild”-Redakteurin Patricia Dreyer für den ersten Teil des “Sarah-Connor-Specials” allerdings bloß folgende Erinnerung der 24-jährigen Sängerin:

“Es gab Leute aus meinem beruflichen Umfeld, die nicht wollten, daß ich Tyler bekomme. Als ich schwanger wurde, hat man meinen engsten Beratern gesagt: Ist ja wohl klar, was sie jetzt macht, oder? Wir wissen ja wohl alle, was jetzt passiert. Keiner hat sich getraut, mir das ins Gesicht zu sagen. Ich hab’s erst hinterher erfahren, als Tyler schon geboren war.”

So offen und vorsichtig formuliert gibt es natürliche viele Möglichkeiten, Connors Erinnerung zu deuten. “Bild” hat sich einfach mal für die am wenigsten offene und vorsichtige Variante entschieden….

Nachtrag, 22.3.2005:
…und zeigt mit der Überschrift für den zweiten Teil der “Serie”, dass diese Uneindeutigkeit Methode hat:

Schlagzeile: Mit meiner Freundin übte ich Zungenküsse

Im Text beschreibt Connor ihre Vorbereitung auf den ersten Kuss, auf die “Bild” mit der Überschrift anspielt, wie folgt:

“Ich hatte vorher den Zungenkuß trainiert, als Trockenübung. Lippen leicht öffnen, Zunge kreisen lassen. Die Choreographie hab’ ich mit meiner Freundin durchgesprochen, die schon Erfahrung hatte.”

Dank an Hendrik M. und Marc W.

Fußnotenjournalismus

“Mit einer Fülle an Exklusivmeldungen
verschafft BILD den Lesern jeden Tag
einen Informationsvorsprung”
(Aus einer “Bild”-Selbstdarstellung)

 
Rudolf Scharping*, Abgeordneter des Wahlkreises Montabaur im Deutschen Bundestag, schreibt heute einen Gastbeitrag in “Bild”, weil Franz Müntefering vor einem Jahr die Nachfolge von Gerhard Schröder als SPD-Parteivorsitzender antrat. “Bild” schreibt dazu:

“Exklusiv in BILD zieht Ex-SPD-Chef Rudolf Scharping
eine Bilanz der Arbeit seines Nachfolgers.”

Und, naja, immerhin wäre Scharping, wenn bei der Bundestagswahl 1994 nicht die CDU gewonnen hätte, wohl Bundeskanzler geworden. Er hätte, wäre es bei der Bundestagswahl 1994 schon zu einem Regierungswechsel gekommen, nach 12 Jahren Amtszeit Helmut Kohl abgelöst. Und das ist noch nicht alles. Doch weil sich vielleicht trotzdem nicht jeder “Bild”-Leser erinnert, wer noch gleich dieser Rudolf Scharping war ist, haben die Politikredakteure der “Bild”-Zeitung (siehe auch Bild.de) am Ende seines Gastbeitrags auf Seite 2 freundlicherweise folgende Fußnote angefügt:

“Ex-Verteidigungsminister Scharping (57) war
von 1995 bis 2001 SPD-Vorsitzender”

Dumm ist nur, dass das nicht stimmt.

*) Rudolf Scharping war von 1993 bis 1995 SPD-Vorsitzender. (Ihm folgten 1995 Oskar Lafontaine, 1999 Gerhard Schröder und 2004 Franz Müntefering.) Von 1995 bis 2001 war Scharping Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE).

Mit Dank an Thomas P. für den Hinweis.

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