Archiv für Dezember 17th, 2004

Entdeckt! Springers geheime Boulevard-Zeitung

Heute auf der “Bild”-Titelseite:
Ausriss aus der BILD-Titelschlagzeile vom 17.12.04: Entdeckt! Hitlers geheime Steuerakte
Und wir ahnen es schon: Wenn “Bild” so Wörter wie entdeckt oder geheim (und Hitler natürlich) auf ihre Titelseite schreibt, dürfte die Angelegenheit, um die es sich dabei handelt, der Öffentlichkeit schon länger bekannt sein. Und so ist es auch im Fall von “Hitlers geheimer Steuer-Akte”.

Denn entdeckt wurde Hitlers Steuerakte Anfang der 50er Jahre vom Amerikanischen Besatzungsoffizier Oron James Hale, der seine Aufzeichnungen dazu anschließend im “American Historical Review 60, 1952–1954” veröffentlichte und die Akte 1952 dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Hans Ehard überreichte. Nach dessen Tod im Jahr 1980 wurde die Akte in Ehards Nachlass im Bayerischen Hauptstaatsarchiv wiederentdeckt. Ach ja, im Februar 2004 dann schrieb die Historikerin Anna Maria Sigmund im Geschichtsmagazin “PM History” über die wiedergefundene Akte, und im Juli 2004 erschien ihr “PM”-Text in der österreichischen Zeitung “Die Presse”. Und in der Nacht zum gestrigen Donnerstag veröffentlichte die Nachrichtenagentur dpa diese Meldung, wonach sich ein 71-jährige ehemaliger Notar aus Immenstadt im Allgäu namens Klaus-Dieter Dubon die Steuerakte nochmals vorgenommen und all das herausgefunden hatte, was ohnehin längst bekannt war, woraufhin “Bild” aus der dpa-Meldung eben jene Hitler-Titelstory machte, Hitler mit Hitler-Gruß abbildet und das Cover von Hitlers “Mein Kampf” und noch ein Hitler-Foto usw. usf.

Mit Dank an Claus F. und Kauli für die Hinweise.

Schlampig

Bild.de schreibt, dass das Auktionshaus “Christie’s” demnächst “in London” einen Aufsatz von Britney Spears aus Kindertagen veröffentliche — tatsächlich findet die Versteigerung am Freitag in New York statt. Über die Hausarbeit erstreckt sich laut bild.de ein Gekritzel mit grünem “Filzstift” — dabei ist deutlich zu erkennen und in der Auktionsbeschreibung angegeben, dass es sich um grünen Wachsmalstift handelt.

Und über solche läppischen Fehler, selbst wenn sie sich häufen, müsste man natürlich kein Wort verlieren, stünden sie nicht in einem Artikel, mit dem “Bild” der Sängerin zum x-ten Mal vorwirft, sie sei eine Schlampe, diesmal ergänzt um den Hinweis, sie sei schon als Neunjährige “eine kleine Schlampe” gewesen.

Wenn wir den Artikel richtig interpretieren, besagt er ungefähr, dass man im Kleinen ganz gut erkennen kann, was auch im Großen schiefläuft.