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Eine kurze Formel des Lebens

Vergangenen Sonnabend berichtete “Bild” über die Ergebnisse der Deep-Impact-Mission und hat dabei scheinbar die Formel des Lebens entdeckt:

Und im Text kommt sogar eine “NASA-Wissenschaftlerin” zu Wort, die das zu bestätigen scheint:

Nasa-Wissenschaftlerin Jessica Sunshine, eine der Verantwortlichen für die “Deep-Impact”-Mission: “Da hat man alle Zutaten für die Entstehung von Leben.”

Hervorhebung von uns

Allerdings wird Jessica Sunshine anderswo etwas anders wiedergegeben. Laut Sunshine sei es tatsächlich möglich, dass das Wasser durch Kometen überhaupt erst auf die Erde gelangt ist. Und wenn man dann noch den großen organischen Anteil eines Kometen berücksichtige, habe man immerhin “zwei der wesentlichen Zutaten des Lebens”.

Nähere Informationen hierzu und zu Jessica Sunshine gibt es bei der Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation.

Kurz korrigiert (60)

Schön, wenn eine Geschichte ihre schmissige Überschrift sozusagen gleich mitbringt – Hat man sich möglicherweise bei Bild.de gedacht, weil Madonna mit ihrem Plattenproduzenten beim Tanzen fotografiert wurde, und dies hier geschrieben:

Und im Text heißt es denn auch:

Bei Paar Nummer eins handelt es sich um Madonna (47) und ihren Plattenproduzenten Stuart Prince (27, auch als “Prince Charming” bekannt).

Soso, als “Prince Charming” ist Madonnas Produzent also auch bekannt. Allerdings offenbar nur einem sehr, sehr kleinen Kreis. Andere kennen ihn als “The Thin White Duke”, als “Jacques Lu Cont”, als “Les Rhytmes Digitales”, als “Paper Faces” oder auch als “Zoot Woman” oder “Pour Hommes”. Wem er, abgesehen von Bild.de, noch als “Prince Charming” bekannt ist, wissen wir leider nicht. Aber die meisten nennen ihn ja auch Stuart Price und nicht, wie Bild.de, Stuart Prince.

Mit Dank an Thomas N. für den sachdienlichen Hinweis.

Jetzt VII

Im Jahr 1987 fiel die 18 Monate alte Jessica McClure aus der Nähe von Midland, Texas, in einen Brunnen, aus dem sie erst nach 58 Stunden verletzt, aber lebendig gerettet werden konnte. Jetzt hat Bild.de “Neuigkeiten” zu berichten:

Jetzt dieses neue Foto: Jessica (19), eine schöne junge Frau, hat ihren High-School-Abschluß gemacht – und in Midland (US-Staat Texas) ihren Freund Daniel Morales (32) geheiratet.

Jessica hat tatsächlich jetzt oder, sagen wir, am 28. Januar 2006 geheiratet. Und das Foto von Jessica in Kappe und Robe, das Bild.de zeigt, wurde tatsächlich bei ihrem High-School-Abschluss aufgenommen. Allerdings ist es nicht neu, sondern fast zwei Jahre alt. Das liegt daran, dass Jessica nicht “jetzt” ihren Abschluss gemacht hat, wie Bild.de schreibt (siehe Ausriss), sondern bereits im Mai 2004.

Mit Dank an Saskia B. für den sachdienlichen Hinweis.

Schlauer als die Polizei erlaubt

Viele werden sich noch an Muhlis Ari erinnern, den in München geborenen und aufgewachsenen Ex-Serienstraftäter mit türkischer Staatsbürgerschaft, besser bekannt als “Mehmet”. Vor kurzem hätte er eigentlich eine Haftstrafe antreten sollen, doch er tauchte unter, und es wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen. Darüber berichtete auch “Bild” in ihrer Online-Ausgabe.

Heute berichtet “Bild” wieder über “Mehmet”:

Der Text beginnt so:

Die deutsche Polizei jagt Serienstraftäter Muhlis A. (…) Er tauchte unter. BILD fand ihn jetzt in der Türkei, sprach mit ihm.

Da haben sich die gewieften “Bild”-Reporter also aufgemacht und “Mehmet” tatsächlich gefunden, während die blöde Polizei ihn immer noch jagt – könnte man denken. Und es stimmt ja auch: Die Polizei “jagt” Mehmet tatsächlich noch immer. Und “Bild” hat “Mehmet” tatsächlich “gefunden”.

Allerdings dürfte es gar nicht so schwer gewesen sein, “Mehmet” aufzutreiben. Schließlich hatte der Bayerische Rundfunk schon am 19. Januar berichtet, dass er sich in der westtürkischen Kleinstadt Saray aufhalte. Und jetzt kommt’s: Die Polizei hat ihn gefunden. Offenbar hat ein Kriminalbeamter sogar persönlich mit “Mehmet” gesprochen, als er eine Nummer anrief, die zum Haus seiner Eltern gehört – was “Bild” übrigens auch weiß, heute aber komplett verschweigt.

Mit Dank an Kai S. für den sachdienlichen Hinweis.

“Bild” entdeckt alte Schnarchtherapie neu

Auf Seite eins weist “Bild” heute auf die Schwester-Zeitschrift “Bild Gesundheit” hin. Und zwar so:

Bevor jetzt aber alle Schnarcher zum Kiosk rennen, um herauszufinden, was “Schnarch-Experte Nr.1, Prof. Karl Hörmann” (“Bild”) in der Gesundheits-“Bild” über diese “neue Therapie” zu erzählen hat – ein Allheilmittel ist sie nicht, jedenfalls nicht laut Bild.de, bzw. dem dort zu Wort kommenden “Schnarch-Guru” Dr. Antoine Aschmann. Und nicht nur das. Bereits im Juli 2001 schrieb die “Ärzte-Zeitung” über die von “Bild” gemeinte Radiofrequenztherapie:

Die Radiofrequenztherapie wird in der Medizin schon seit Jahren in vielen Disziplinen angewandt. Ärzte der Universitätsklinik Mannheim zum Beispiel benutzen sie schon seit etwa zweieinhalb Jahren, um bei Patienten mit Atemstörungen im Schlaf Zungengrund, Nasenmuscheln oder weichen Gaumen zu verkleinern.

Grob überschlagen gibt es die “neue Therapie” also mindestens seit rund sieben Jahren, und ebenso lange wird sie schon gegen das Schnarchen eingesetzt. Ob man eine sieben Jahre alte Therapie als “neu” bezeichnen kann, ist natürlich Ansichtssache.

Anders verhält es sich mit der aktuellen Ausgabe der “Bild Gesundheit”: Die gibt es, wie “Bild” völlig korrekt berichtet, “jetzt für 1,80 Euro am Kiosk”.

Mit Dank an Dirk E. und Wolfgang L. für den Hinweis.

Oh, Backe!

Heute auf der letzten Seite von “Bild” in Christiane Hoffmanns “Ich weiß es!”-Kolumne:

Die Fotos, die “Bild” da abdruckt, stammen vom World Entertainment News Network (WENN) und werden auf der Internetseite folgendermaßen beschrieben:

Britney Spears and her brother Bryan experience car troubles on the Pacific Coast Highway. The pair driving in Kevin Federlines Ferrari, were helped by the paparazzi and then were picked up by the police.

Etwa: Britney Spears und ihr Bruder Bryan haben eine Autopanne auf dem Pacific Coast Highway. Die beiden, die in Kevin Federlines Ferrari unterwegs waren, bekamen Hilfe von Paparazzi und wurden dann von der Polizei mitgenommen.

Ob das nun origineller ist, als das, was Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann sich offenbar, rums, ausgedacht hat, darüber kann man streiten, zumindest scheint es aber wahr zu sein – und man kann es auf sehr vielen, frei zugänglichen Internetseiten nachlesen.

Tja …

Mit Dank an Alex V. für den sachdienlichen Hinweis

Kurz korrigiert (54-56)

Anders als Bild.de behauptet, gewann der FC Bayern das Testspiel gegen Hansa Rostock nicht 2:1 durch Tore von “Ismael (19.) und Guerro (50.) bei einem Eigentor von Hansen (68.)”. Denn abgesehen davon, dass der Schütze zum 2:0 Guerrero heißt, spielt Hansen bei Hansa. Ein Eigentor durch ihn hätte also das 3:0 für Bayern bedeutet. Tatsächlich führte ein Handelfmeter, den Hansen verwandelte, aber zum 2:1 Endstand.

Und was “Bild” heute über Oliver Kahn schreibt, stimmt auch nicht:


Hervorhebung von uns

Tatsächlich war Oliver Kahn in der Welttorhüter Rangliste des IFFHS nämlich schon im Jahr 2004 auf Rang sechs abgerutscht. Folglich verbesserte er sich 2005 wieder um einen Platz.

Mit Dank an Jean-Paul I. und Holger K. für die Hinweise

Kurz korrigiert (53)

Wir wissen ja nicht, wie Bild.de darauf kommt, dass das, was da in einer Galerie als Sonnenfinsternis verkauft wird, auch tatsächlich eine Sonnenfinsternis darstellt, wie sie “idealerweise aussieht” (siehe Ausriss). Denn die Sonne scheint bei einer Sonnenfinsternis eigentlich nicht durch den Mond hindurch, weshalb sie also eher so aussieht.

Aber wahrscheinlich ist das gar nicht so wichtig, und es geht bei dem Artikel “Reisen Sie zu den Himmels-Spektakeln 2006” ohnehin um etwas ganz anderes. Und in der Galerie hauptsächlich um den “hier buchen!”-Link.

Mit Dank an Richard W. und Stephan für den Hinweis

Der kleine Mann und die Arbeit

Eigentlich ist es ja ganz rührend, dass “Bild” sich so um die Sorgen des kleinen Mannes Dirk Zalm kümmert. Der Kleinwüchsige ist bloß 1,40 Meter groß und sucht einen Job. Das Arbeitsamt schlug ihm eine Stelle als Möbelpacker vor, für die er offenbar ungeeignet ist. “Bild” berichtete darüber und nannte das “Bürokraten-Irrsinn”.

In einer Bilderschau hat Zalm außerdem angeblich erzählt:

In einer zweiten Bilderschau zeigt “der kleine Mann den Bürokraten vom Amt” allerdings auch seine “vielen Talente”:

Und so gesehen ist der Irrsinn der “Bürokraten vom Amt” irgendwie auch nicht größer als der Irrsinn der Mitarbeiter von “Bild”.

Mit Dank an Johannes M. für den Hinweis.

Öfter mal was Neues

Manchmal weiß man bei “Bild” wirklich eine ganze Menge. So wie im Fall des sogenannten “S-Bahn-Schubsers” von Hamburg. Mit Datum vom 13.05.2004 etwa kann man bei Bild.de dies nachlesen:

Anja B. (Name von der Redaktion geändert) und ihre Freundin sind auf dem Weg nach Hause.
Hervorhebung von uns

Nun gut, das ist soweit ja nichts besonderes. Da hat man eben, um die Identität des Opfers zu schützen, dessen Namen geändert.

Mit Datum vom 17.05.2004 allerdings steht bei Bild.de über dasselbe Mädchen:

Ugur I. (19) stieß Studentin Anja (21) vor einen einfahrenden Zug
Hervorhebung von uns

OK, möglicherweise heißt Anja also doch Anja, der Hinweis auf eine Namensänderung fehlt jedenfalls.

Möglicherweise heißt Anja aber auch doch nicht Anja. Jedenfalls steht mit Datum vom 1.9.2004 über denselben Fall folgendes bei Bild.de:

Silvia steigt trotz des Horrors von damals jeden Tag erneut in die Bahn.
Hervorhebung von uns

Mehrfach wird “Anja” in diesem und in einem weiteren Text Silvia genannt, wieder ohne Hinweis auf eine Namensänderung (außerdem wird sie als Schülerin bezeichnet, obwohl sie doch zuvor noch Studentin war). Vielleicht heißt Anja also Silvia.

Vielleicht aber auch nicht. Mit Datum vom 15.9.2004 jedenfalls steht bei Bild.de über denselben Fall und dasselbe Mädchen dies:

Jennifer D. hatte einen Schutzengel: Ihre Cousine reagierte blitzschnell, riss sie zurück. Gerettet!
Hervorhebung von uns

Aha. Möglicherweise heißt “Anja” also weder Anja, noch Silvia, sondern Jennifer. Der Hinweis auf eine mögliche Namensänderung fehlt hier jedenfalls auch. Und im jüngst (21.12.2005) erschienenen Text über den “S-Bahn-Schubser” heißt Anja/Silvia immer noch Jennifer.

Und sie ist übrigens auch noch immer 21, obwohl doch seit der ersten Berichterstattung über den Fall schon mehr als ein Jahr vergangen ist. Aber das nur nebenbei.

Interessanter erscheint uns da schon die Frage, ob Anja/Silvia/Jennifer eigentlich tatsächlich von ihrer Cousine zurückgerissen wurde. So wie es in den neueren Texten auf Bild.de steht. Oder ob es vielmehr so war, dass Anja/Silvia/Jennifer im letzten Moment von ihrer Freundin gerettet wurde, wie zwischendurch zu lesen war.

Am wahrscheinlichsten scheint uns allerdings, dass Anja/Silvia/Jennifer sich in Wahrheit im letzten Moment selbst an ihrer Freundin (oder Cousine) festhalten konnte. So, wie es im Text vom 13.5.2004 und in der Bildergalerie steht.

In der Bildergalerie heißt die Anja B. vom Anfang übrigens Anja M. was wiederum …

Aber lassen wir das. Manchmal “weiß” man bei “Bild” einfach zu viel.

Mit Dank für die Hinweise an Rosi R., Hendrik und Niels L.

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