Interessanter Busen heute in der “Bild”-Zeitung. Gut, die Frau, der der Busen gehört, heißt gar nicht Bachar Carmit, sondern Carmit Bachar. Und “‘Pussycat Doll’-Sängerin” ist die auch nicht mehr. Und die Blondine auf dem anderen Foto in “Bild” heißt auch mit Sicherheit nicht Wyatt Kimberly, sondern allenfalls Kimberly Wyatt. Sie sieht aber ohnehin eher aus wie Ashley Roberts. Und so richtig neu sind die Fotos auch nicht. Sie stammen offenbar aus dem Jahr 2006. Und dass sie sich jetzt erst in “Bild” finden, liegt wohl daran, dass die “Sun” vorgestern berichtete, die “Pussycat Dolls” müssten wegen eines Auftritts in Kuala Lumpur ein Bußgeldzahlen – was allerdings auch schon im Jahr 2006 gewesenzu sein scheint. Unwahrscheinlich, dass das der Grund ist, warum davon gar nichts in “Bild” steht. Interessanter Busen jedenfalls.
Mit Dank an Simon P., Daniel D. und Timm S. für den Hinweis.
“Frei nach Axel Springer: ‘Bild’ sollte nie irgendein Boulevard-Blatt, sondern eine Volkszeitung sein. Also Anwalt der Leser, Zuhörer, Ratgeber, Verteidiger, Helfer. Übersetzt heißt das: ‘Bild’ sagt nicht nur, was passiert. ‘Bild’ sagt auch, was die Republik fühlt. (…) Das ist unser Anliegen: zu dokumentieren, was die Menschen beschäftigt, was sie emotional umtreibt. ‘Bild’ ist (…) die gedruckte Barrikade der Straße. Das ist ihre Macht.”
Wenn das, was Diekmann damals der “FAZ” sagte, noch gelten soll (und für etwas anderes gibt es keine Anhaltspunkte), dann “fühlt” die “Republik” so ziemlich gar nichts angesichts der Tatsache, dassbeimLebensmitteldiscounterLidldieMitarbeiterüberwachtwurden.
“Bild” über den Lidl-Skandal
Der Lebensmitteldiscounter Lidl soll Beschäftigte systematisch überwacht haben. Angeblich wurde mit Überwachungskameras registriert, wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gehen (…). Das berichtet der “Stern”. (…) Lidl-Geschäftsführer Jürgen Kisseberth wollte “nicht ausschließen”, dass es entsprechende Aufträge gegeben habe.
Dann findet die Republik nicht, es sei ein “Lidl-Skandal”, dass “Mitarbeiter bis aufs Klo bespitzelt” wurden, wie beispielsweise das Boulevardblatt “Berliner Kurier” heute auf der Titelseite (pdf) schreibt. Dann meint die Republik nicht, die “Stasi-Methoden bei Lidl” seien eine “Schweinerei ohne Gleichen”, wie das Boulevardblatt “Hamburger Morgenpost” auf der Titelseite berichtet. Dann ist die Republik auch nicht der Auffassung, Lidl sei “mit den jüngsten Enthüllungen” auf dem “Niveau totalitärer Sklavenhalter” angekommen, wie es in einem Kommentar (leider nicht online) der Münchner “Abendzeitung” heißt. Dann ist die Republik nicht mal an einer weniger aufgeregten aber ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Thema interessiert.
Wenn immer noch gelten soll, was Diekmann der “FAZ” sagte, dann löst die Bespitzelung von Mitarbeitern bei Lidl bei den “Bild”-Lesern ungefähr genauso viele Emotionen aus, wie die Tatsache, dass der VdK-Präsident Hirrlinger die Rentenerhöhung verteidigt (siehe Ausriss).
Aber das geht uns ja eigentlich gar nichts an. Schließlich ist es ganz allein Aufgabe der Redaktion, zu entscheiden, waswie und in welcherGröße über den Lebensmitteldiscounter und besonders guten Geschäftspartner von “Bild” in “Bild” steht.
Mit Dank an Tim, Denis K., Horst E. und Kai Z. für den Hinweis.
Wir haben uns die “Super Illu” nicht gekauft, aber wirbezweifelnernsthaft, dass Prof. Dr. Stefan Appelius darin wirklich von einer “Grenze zwischen DDR und Bulgarien” gesprochen hat, wie “Bild” uns in der obigen Seite-1-Meldung von heute glauben machen will.
“Wo Menschen arbeiten, passieren auch Fehler”, hat Kai Diekmann bekanntlich vor einiger Zeit gesagt. Aber man muss wohl bei “Bild” arbeiten, um einen eigenen Fehler, wenn man ihn entdeckt, auf andere zu schieben und so zu korrigieren, dass der Eindruck entsteht, man habe eine besondere Rechercheleistung erbracht und die Info quasi exklusiv.
So hieß es vorgestern in “Bild” und bis gestern Nachmittag auch bei Bild.de in einem Text über den neuen Opel:
Heute indes steht bei Bild.de an derselben Stelle dies hier:
In Internet-Foren wurde bereits eifrig diskutiert, ob der Passat-Konkurrent bei seiner Vorstellung möglicherweise “Aura” heißen wird. BILD erfuhr: Opel hat sich endgültig für den Seriennamen Insignia entschieden.
Die Diskussionen in den Internet-Foren dürften mittlerweile wohl etwas abgeebbt sein, denn was “Bild” da angeblich “erfuhr”, gab Opel bereits im November 2007 in einer Pressemitteilung bekannt und diverseMedienberichtetendamals darüber. Und die Internetseite www.insignia.de ist vermutlich auch schon seit einiger Zeit online.
Mit Dank an Stefan B. und Christian H. auch für den Scan.
Peter Sawicki ist nicht bei allen beliebt. Insbesondere die Pharmaindustrie ist offenbargar nicht gutauf ihnzu sprechen. Denn Sawicki untersucht als Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Medikamente und Behandlungsmethoden auf ihren tatsächlichen Nutzen. Und auch in der Diskussion um Ärztepfusch hat Sawicki sich offenbar nicht nur Freunde gemacht. Denn er gehört zu den 17 Ärzten, Therapeuten, Krankenschwestern und Pflegern, die sich Ende Februar zu eigenen Behandlungsfehlern bekannten(auch “Bild” berichtete groß darüber). In der Ärzteschaft war anschließend von “Nestbeschmutzung” und “Tabubruch” die Rede.
“Bild” berichtet heute allerdings etwas ganz anderes über Sawicki:
Es ist nicht so, dass es diesen “internen Prüfbericht”, aus dem “Bild” zitiert, nicht geben würde. Auch zitiert “Bild” ihn korrekt, wie man uns beim zuständigen IKK-Bundesverband bestätigt. Und dennoch ist die Meldung, vorsichtig ausgedrückt, grob irreführend.
Denn der Prüfbericht, “der BILD vorliegt”, wie Autor Hanno Kautz vielsagend schreibt, ist nicht neu. Die Prüfung, um die es geht, begann im Dezember 2007 und ist abgeschlossen. Bereits Mitte Februar präsentierte der IQWiG-Vorstand in einer Pressekonferenz die Ergebnisse. Das “Ärzteblatt” schrieb damals:
Einen Schlussstrich unter die “IQWiG-Affäre” hat dessen Vorstand gezogen. (…) Der Leiter des IQWiG, Prof. Dr. med. Peter T. Sawicki, wurde wegen formaler Fehler ermahnt. Gleichzeitig sprach ihm der Vorstand aber sein Vertrauen aus. Denn eine persönliche Vorteilsnahme sei nicht festzustellen.
Der Pharmakontrolleur Peter Sawicki ist rehabilitiert. Der Vorwurf der Vetternwirtschaft ließ sich nicht beweisen. Er beging nur “formale” Fehler.
Warum “Bild” den Prüfbericht einen Monat später noch einmal hervorkramt, den Eindruck erweckt, es handele sich um ein laufendes Verfahren, und meint, Sawicki “hat ein Problem”, wissen wir nicht. Ein Sprecher des IKK sagt uns, das, was heute in “Bild” stehe, sei im Prinzip der Stand, der “am 11. Februar den Journalisten mitgeteilt” wurde. Aber: Für das IQWiG sei der Fall abgeschlossen, Sawicki habe keine negativen Folgen zu erwarten. Der “Bild”-Autor Hanno Kautz, mit dem er gesprochen habe, hätte ihm allerdings gesagt, er habe den Eindruck, “die Zahlen seien neu”.
Es ist schon erstaunlich, mit welchem Selbstverständnis manch ein Boulevard-Journalist seiner Arbeit nachgeht: Im November vergangenen Jahres sind offenbar zwei Reporter auf der Jagd nach einem Mann, der, obwohl er wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war, soziale Stunden in einem Kindergarten abgeleistet hatte. Sie verfolgen einen Wagen, in dem sie den “dreifach verurteilten Kinderschänder” vermuten, bremsen ihn aus, stoppen ihn und schießen Fotos vom Fahrer. Der hat aber mit der Sache überhaupt nichts zu tun und ist schon gar nicht der “Sex-Täter”.
Zum Glück erfuhren die Reporter, die von der “Bild”-Zeitung sind und nach unbestätigten Angaben für die “BamS” unterwegs gewesen sein sollen, noch am selben Tag, dass sie den Falschen verfolgt, ausgebremst und abgelichtet hatten. Die Polizei soll sie nämlich wenig später in dem Kindergarten angetroffen haben, wo sie, ähm, Zeugen vernahmen. Das geschossene Foto erschien nicht. Dafür erstattet der Fotografierte aber Anzeige wegen Nötigung.
Wie uns eine Sprecherin des Amtsgerichts Osnabrück mitteilt, wurde jetzt Strafbefehl in Höhe von 15 Tagessätzen à 50 Euro gegen die Reporter erlassen. Zwei Wochen haben sie nun Zeit, dem Strafbefehl noch zu widersprechen. Sollten sie das tun, kommt es zur Hauptverhandlung. Anderenfalls wird der Strafbefehl rechtskräftig.
Mit Dank an Ralf H. K. und das “Meller Kreisblatt”.
Hoffen wir mal, dass Eckard Pahlke, “Anwalt für Immobilienrecht vom Mieterverein zu Hamburg”, der heute in “Bild” die “wichtigsten Fragen” zum Thema “Ärger mit den Handwerkern?” klärt, die Wörter “Artikel” und “Bundesgesetzbuch”(siehe Ausriss) nicht selbst in den Text geschrieben hat – und dass dieser Unsinn kein Indiz für die Qualität der Ratgeber-Seite ist.
Mit Dank an Jings und Steffen K. für den sachdienlichen Hinweis.
Nachtrag, 23.50 Uhr(mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber): Zu Recht weisen uns viele Leser darauf hin, dass es sich bei der Beauftragung eines Handwerkers meist um einen sogenannten Werkvertrag handeln wird, für den die Verjährungsfristen nach Paragraph 634a BGB gelten. “Fehler von Handwerkern” kann man also für gewöhnlich bis zu zwei Jahre (bei Bauwerken fünf Jahre) geltend machen. Die von “Bild” angegebenen drei Jahre sind eher die Ausnahme.
Die Berliner Polizei hat am vergangenen Montag zwei Verdächtige bis nach Hamburg verfolgt, die dort offenbar plötzlich und unerwartet eine Postfiliale überfielen. Sie waren bewaffnet und bedrohten die Filialleiterin. Die Polizei ließ die Täter gewähren, griff erst kurz vor Berlin zu, nahm die Täter fest und stellte offenbar auch das geraubte Geld sicher.
Die Täter stoppten ihren Mercedes vor der Post in Altona. (…) Die Beamten hätten jetzt, spätestens aber beim Auframmen der Glastür zuschlagen müssen.
Wir sind keine Polizisten. Schon gar nicht gehören wir zur Abteilung für organisierte sowie qualifizierte Banden- und Eigentumskriminalität oder zum Mobilen Einsatzkommando der Berliner Polizei. Insofern können wir nicht beurteilen, ob die “Bild”-Zeitung in ihrer Gefahreneinschätzung richtig lag, als sie gestern über das vermeintliche Versagen der “Berliner Elite-Einheit” berichtete. In einem nicht ganz unwesentlichen Punkt lag “Bild” aber offenbar falsch:
Die Mercedes-Limousine [der Verdächtigen] ist verwanzt, mit einem GPS-Sender ausgestattet. Die Beamten können problemlos folgen, alle Gespräche im Auto mit anhören.
(…)
Die Ermittler hörten die Gespräche der Räuber mit der Wanze im Auto ab. Trotzdem griffen sie nicht ein.
Auf der Mauer, auf der Lauer
“Mit Nachdruck weist der Leiter der Abteilung für organisierte sowie qualifizierte Banden- und Eigentumskriminalität Bernd Finger die in der BILD-Zeitung erhobene Kritik an einem ‘skandalösen Polizeieinsatz’ der Berliner Polizei in Hamburg zurück. ‘Nicht der Einsatz als solches ist zu kritisieren, sondern diese Berichterstattung’ (…). Entgegen der Berichterstattung einiger Zeitungen war das Fahrzeug der Verdächtigen nicht ‘verwanzt’, d.h. ein Mithören der Gespräche war den Ermittlern unmöglich.”
Dass das nicht zutrifft, lässt sich zum einen einer Pressemitteilung der Polizei entnehmen (siehe Kasten).
Wir hatten am Montag versprochen, noch ein Statement der Religionswissenschaftlerin und FDP-Politikerin Ina Wunn nachzureichen. Wir tun es gern.
Wunn war nämlich in einem Artikel der “Bild”-Zeitung zum Fall des “kleinen Phillipp” zitiert worden (siehe Ausriss). Nach der einseitigen Darstellung der “Bild”-Zeitung, war Phillipp von seiner Schulleiterin zu einer Stunde Müllsammeln verdonnert worden, weil er Cocktail-Würstchen mit muslimischen Mitschülern geteilt hatte. Einem Artikel der “Leine-Zeitung” (eine Regionalausgabe der “HAZ”) zufolge stellte die Schulleitung den Vorfall jedoch ganz anders dar. Für die Strafe sei entscheidend gewesen, dass Phillipp sich über Mitschüler lustig gemacht habe; ein etwaiger religiöser Hintergrund habe dabei keine Rolle gespielt.
Wir hatten bereits vermutet, dass Ina Wunn, als sie sich der “Bild”-Zeitung gegenüber äußerte, die Darstellung der Schulleitung nicht bekannt war, wollten es aber genau wissen. In ihrer Antwort-Mail schreibt Wunn nun, sie sei von “Bild” zwar korrekt wiedergegeben worden, “wenn auch leider nicht mit einem ausführlichen und differenzierten Statement”:
“Nicht ganz glücklich war ich vor allem auch, mich auf einer Seite zusammen mit insgesamt doch recht schlichten und einseitigen Leserbriefen zu finden.”
Aber um zu unserer eigentlichen Frage zu kommen: Ina Wunn war die Darstellung des Vorfalls seitens der Schulleitung nicht bekannt, als sie sich “Bild” gegenüber äußerte. Zwar habe sie vermutet, dass der Hintergrund ein etwas anderer sein könnte, als der in “Bild” dargestellte, grundsätzlich vertraue sie aber der Recherche von “Bild”. Denn, so schreibt Wunn zu unserer Überraschung:
“Bild ist die Zeitung mit den wenigsten Gegendarstellungen, weil sie für ihre sorgfältige Recherche (im Gegensatz z.B. zur HAZ) bekannt ist.”
Bild.de hingegen berichtet, dass die UBS-Bank eine Prognose zum Ausgang der Fußball-EM 2008 erstellt hat, nach der Italien Tschechien im Endspiel im Elfmeterschießen besiegen wird. Also werde Italien Europameister – und drehe “uns”, so Bild.de, “wieder eine Lange Nase”.
Mit Dank an Alexander W. für den sachdienlichen Hinweis.
Nachtrag, 20.30 Uhr(mit Dank an Florian R.): In der offiziellen Pressemitteilungsmail der UBS lautet die Überschrift übrigens: