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Einsam, abenteuerlichst, unbewiesen

Heute steht einer der lustigsten Texte seit langem in “Bild”.

Mit einer Grundhaltung, die man fast journalistisch nennen möchte, nehmen zwei “Bild”-Autoren ein angekündigtes Buch auseinander, das “schockierende Enthüllungen im Fall Moshammer” verspricht. Wer sich die Homepage zum Buch ansieht, käme kaum auf den Gedanken, dass irgendetwas an dieser “Biographie” ernst zu nehmen wäre, vermutlich ist das meist nicht einmal ernst gemeint. Und auch “Bild” schreibt gleich vorweg, dass die Theorien “abenteuerlichst” und unbewiesen sind — um sie dann in großer, großer Ausführlichkeit zu zitieren. Fazit von “Bild”: Das Buch ist “eine Aneinanderreihung von einsamen Behauptungen”.

Entweder haben sie bei “Bild” Tränen gelacht, als das hingeschrieben haben, in diesem Tonfall ernster Entrüstung. Oder sie haben sich ernsthaft Sorgen gemacht, dass ihnen jemand Konkurrenz machen könnte, mit dem Aufstellen einsamer, unbewiesener, abenteuerlichster Behauptungen. Fassen wir kurz zusammen, was “Bild” seit dem Tod Moshammers einsam, unbewiesen, abenteuerlichst behauptet hat:

  • Der Chauffeur habe Hund Daisy nach Österreich “verschleppt” und plane mit ihr eine quasi lebensgefährliche Gletschertour. (Von einem “Verschleppen” konnte nie die Rede sein; kurz darauf tauchte der Chauffeur wieder auf; die lebensgefährliche Gletschertour blieb anschließend verdächtig unerwähnt.)
  • Der Hund gehe “nicht gern auf Reisen”; seit dem Tod der Mutter sei “Mosi mit Daisy nicht mehr verreist”. (Beide flogen, wie “Bild” inzwischen fröhlich berichtet, andauernd durch die Welt.)
  • Es gebe einen “Riesenwirbel” um Mosis Vermächtnis. (Wirbel machte nur “Bild”.)
  • Daisy werde mit dem Chauffeur in Moshammers Villa einziehen. (Kurz darauf empörte sich “Bild”, dass der Chauffeur nicht in Moshammers Villa einziehen werde.)
  • Der Chauffeur habe den Mörder gekannt. (Beweise dafür ist “Bild” bis heute schuldig.)
  • Moshammer sei mit einem Telefonkabel erwürgt worden. (Als sich herausstellte, dass es ein Stromkabel war, machte Bild.de klammheimlich aus fast jedem “Telefonkabel” rückwirkend ein “Kabel”.)
  • Der “wichtigste Erbe” sei der Chauffeur. (Drei Tage später wusste “Bild”: ein Teilhaber des Geschäftes sei “Alleinerbe”)
  • Hund Daisy sei 11 Jahre alt. (Tja, wer weiß? “Bild” nicht. Eine Woche vorher war sie schon 12.)

Fast möchte man sagen, dass die “Bild”-Berichterstattung frei erfunden oder halb erlogen ist. Aber vielleicht ist das zu hart. Sagen wir es lieber so: Was “Bild” über Moshammer und seinen Tod geschrieben hat, war im Wesentlichen eine Aneinanderreihung von einsamen Behauptungen und abenteuerlichsten Theorien. Manche davon waren sogar nicht nur unbewiesen, sondern im Gegenteil: nachweislich falsch.

“Bild” versteht Rüge nicht

In Sachen Sibel Kekilli ist man bei “Bild” noch nicht bereit, klein bei zu geben. Die Nachrichtenagentur epd berichtet folgendes: Anwälte des Springer-Verlages prüfen derzeit Schritte gegen die einstweilige Verfügung des Berliner Kammergerichts, die dem Blatt (wie gesagt) den Abdruck eines Fotos und einer Bildunterschrift untersagt, durch die die Schauspielerin “in höhnischer Weise herabgesetzt und verächtlich gemacht” worden sei.

Und auch die Rüge des Presserates in dieser Angelegenheit mag man bei “Bild” nicht hinnehmen. Obwohl es “fairer Berichterstattung” entspräche, öffentliche Rügen im Blatt selbst abzudrucken und obwohl der Springer-Verlag in seinen “Journalistischen Leitlinien” ausdrücklich Bezug nimmt auf die publizistischen Grundsätze des Pressekodex, hat “Bild” die inzwischen zwei Monate zurückliegende Rüge nicht abgedruckt. Immerhin hat sich der Verlag aber inzwischen eine originelle Begründung dafür ausgedacht und sie epd genannt:

… aus der Rüge sei für die Redaktion “nicht eindeutig” hervorgegangen, über welche Verfehlungen sie die Leser hätte informieren sollen. Sie habe daher den Presserat gebeten, die Ausführungen zu präzisieren.

Die “Ausführungen” des Presserates, die den “Bild”-Verantwortlichen nicht präzise genug waren, lauteten im Kern:

Natürlich kann über die Vergangenheit einer Schauspielerin berichtet werden. Dabei ist aber zu beachten, dass in der Berichterstattung die Persönlichkeit der Betroffenen nicht mit den Rollen, die sie gespielt hat, identifiziert wird. (…)

Das öffentliche Interesse deckt eine Form der Berichterstattung nicht, in der die Persönlichkeit der Betroffenen auf das reduziert wird, was man über diese in den Klappentexten von Pornofilmkassetten lesen kann.

Zu befürchten ist, dass “Bild”-Veranwortliche das tatsächlich einfach nicht verstehen.

(Weitere Texte zum Thema: Sensation: “Bild” druckt Kekilli-Rüge, Presserat: Mehr Rüge muss nicht sein.)

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“Bild” verletzt Menschenwürde

Den vorläufig letzten Porno-Witz über Sibel Kekilli hat “Bild” vor nicht einmal zwei Wochen gemacht, am 17. Januar 2005. Damals saß die Ehefrau des Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber beim Deutschen Filmball neben der “Preisträgerin des Goldenen Bären und Ex-Porno-Darstellerin”. Und weil sie sagte: “Mein Mann kennt ihren Film”, schrieb “Bild” dahinter: “Welchen verriet sie nicht” und verdrehte das Zitat zur Überschrift: “Frau Stoiber outete ihren Mann als Kekilli-Fan”.

Höhepunkt einer mehrmonatigen Kampagne von “Bild” gegen Kekilli war allerdings, als das Blatt am 2. November 2004 ein Foto aus einem Porno-Film abdruckte, das sie beim Geschlechtsverkehr von hinten zeigt. Damit illustrierte “Bild” die Nachricht, dass Kekilli mit dem Bambi ausgezeichnet werde — wegen ihrer “eindringlichen Darstellung” in dem preisgekrönten Film “Gegen die Wand”.

Wie nennt man solche “Berichterstattung”? Kekilli nannte sie eine “dreckige Hetzkampagne” und “Medienvergewaltigung”. Der Deutsche Presserat nannte sie eine Entwürdigung und Verletzung der Menschenwürde. Jetzt hat auch das Berliner Kammergericht Worte gefunden: Sie sei “Teil einer Kampagne”, mit der Kekilli “in höhnischer Weise herabgesetzt und verächtlich gemacht” worden sei. “Ein derartiger Eingriff in die Würde eines Menschen” sei durch die Freiheit der Berichterstattung “nicht mehr gedeckt”.

Das berichtet der “Tagesspiegel” heute. Das Gericht habe “Bild” nun die Veröffentlichung und Verbreitung des Nacktfotos untersagt. Sonst drohten 250.000 Euro Ordnungsgeld, ersatzweise Ordnungshaft.

Übrigens hat “Bild” nach unserem Wissen bis heute nicht über die öffentliche Rüge berichtet, die der Presserat in der gleichen Sache schon am 2. Dezember 2004 ausgesprochen hat. Solche Rügen abzudrucken, entspricht laut Pressekodex “fairer Berichterstattung”.

(Weitere Texte zum Thema: “Bild” versteht Rüge nicht, Sensation: “Bild” druckt Kekilli-Rüge, Presserat: Mehr Rüge muss nicht sein.)

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Offensichtlich unwahr

Vermutlich wäre es bei den meisten “Enthüllungen”, mit denen “Bild” in diesen Tagen rund um Rudolph Moshammer und seinen Tod aufwartet, ein Fehler, sie mit Tatsachen zu verwechseln. Wie zutreffend kann eine Berichterstattung sein, die nicht einmal in sich selbst stimmig ist?

Heute berichtet das Blatt exklusiv, “Mosi” werde “im Himmel” “weinen”. Weil sein Chauffeur mit seinem Hund Daisy nach Österreich fahre.

Ein Bekannter: “Auch das hätte Mosi nie zugelassen. Daisy geht nicht gern auf Reisen. Sie wurde früher nur mitgenommen, wenn es gar nicht anders ging.”

Seit dem Tod der Mutter (1993) ist Mosi mit Daisy nicht mehr verreist.

Bei Bild.de kommt man direkt neben diesem Artikel zur Fotogalerie “Das schillernde Leben von Moshammer”. Eines der Bilder zeigt ihn “mit Hündchen Daisy” “im Oktober 2004 bei der Weltpremiere des Programmes ‘Fantasy’ der Eisrevue ‘Holiday on Ice’ (…).”

Sie fand in Hamburg statt.

Allgemein  

Warten auf die Katastrophe, die nicht passierte

Es war genau 13.42 Uhr am Freitag, als die Nachrichtenagentur dpa eine Meldung mit der Überschrift “Heftigster Strahlungssturm seit 15 Jahren fegt über die Erde hinweg” brachte. Es war, im Grunde, eine Entwarnung:

Berichte über Schäden an Satelliten oder an Kommunikationsanlagen auf der Erde lagen zunächst nicht vor. (…) “Dieses Mal haben wir aber offensichtlich Glück gehabt”, sagte der Magnetfeldforscher Prof. Hermann Lühr vom Geoforschungszentrum Potsdam am Freitag. Das Magnetfeld des Sonnenwinds sei gleich polarisiert gewesen wie das Erdmagnetfeld und habe daher dieses nicht geschwächt.

Die “Welt” berichtet deshalb unter der Überschrift:

Das Erdmagnetfeld hält heftigem Strahlensturm der Sonne stand

Nur bei Bild.de, da kommt der schlimme Sturm erst noch, und deshalb sind nur bei Bild.de auch noch schlimme Schäden möglich. Mit Datum vom Samstag heißt es da:

Gigantischer Strahlensturm gefährdet Schutzschild der Erde

(…) Sonnenphysiker Rainer Schwenn (62) vom Max-Planck-Institut in Katlenburg (Niedersachsen): „Gewöhnlich benötigen diese Wolken vier Tage, um die 150 Millionen Kilometer zurückzulegen. Heute oder morgen wäre ‚Einschlag‘.“ (…)

Der Sonnensturm kann das Erdmagnetfeld schwächen – unser wichtigster Schutzschild.

Merke: Der Mann, der noch Tage nach einem Beinahe-Unfall an der Kreuzung steht und immer wieder klagt: “Oh Gott, gleich gibt es bestimmt einen fiesen Crash und wir müssen alle sterben!”, das ist ein “Bild”-Redakteur.

Nachtrag, 12.40 Uhr

Die gedruckte “Bild” bringt die längst überholte Geschichte ganz groß: Sie wird groß oben auf der Seite 1 angekündigt (Ausriss rechts) und füllt ein Drittel der letzten Seite (Ausriss unten). Und noch einmal: Die Entwarnung kam am Vortag um 13.42 Uhr.

Pervers

Schlägt man im Wörterbuch der deutschen Sprache den Begriff “pervers” nach, findet man dies:

per|vers [Adj. , –er, am perversesten] 1 widernatürlich, geschlechtlich unnormal empfindend 2 [ugs.] unnatürlich; er hat eine ~e Freude am Boxen 3 [ugs.] abscheulich, gemein, unerträglich; faule Eier stinken p. [lat . perversus “verkehrt, umgedreht”, zu pervertere “umkehren, umstürzen, verderben”, per… “ganz, völlig” und vertere “wenden”]

Bezieht man sich auf die dritte, umgangssprachliche Bedeutung, dann ist sicherlich jeder Mörder pervers, nämlich abscheulich. Dann müsste man das allerdings so wenig hinschreiben, wie bei einem Schimmel die Tatsache, dass er weiß ist. Für “Bild” aber ist der mutmaßliche Mörder von Moshammer nicht einfach ein “Mörder”, er ist ein “perverser Mörder”. Und so sieht das aus:

Weil im zugehörigen Artikel keineswegs davon die Rede ist, dass sich der Täter in irgendeiner Weise sexuelle Befriedigung durch die Tat verschaffte, gibt es nun drei Möglichkeiten, warum “Bild” diesen Mörder “pervers” findet:

1.) Er ist pervers, weil er Asylant ist.
2.) Er ist pervers, weil er Pornos guckt.
3.) Er ist pervers, weil er viel Geld für Sex nimmt.

Ach, und eine weitere gibt es natürlich noch:

4.) Er ist pervers, weil “Bild” das Wort “Mörder” so inflationär gebraucht, dass es für sich allein gar nicht mehr richtig schlimm wirkt. Und die Begriffe “Bestie” und “Monster” sind ja im Moment schon von einem anderen mutmaßlichen Mörder belegt.

Bloß früher

Am 27. Juli 2004 berichtete die FAZ über eine verrückte neue Show-Idee der Firma Endemol.

Das nächste Projekt heißt “Sperm Race” und handelt, wovon der Titel spricht – von einem “Spermien-Rennen”. In diesem konkurrieren mehrere Männer um den Titel des Zeugungsfähigsten, derjenige mit den flinkesten Spermien gewinnt einen Sportwagen.

Was wie ein Witz klingt (…), wird mit einem großen deutschen Sender gerade ausgehandelt, versichert der Deutschland-Chef von Endemol, Borris Brandt. 1,8 Millionen Männer in der Bundesrepublik hätten ein Fortpflanzungsproblem, sagt Brandt (…).

So weit wie in England und den Vereinigten Staaten will Endemol bei uns aber nicht gehen. Dort soll es eine Show namens “Make Me a Mum” geben, bei der (…) “Männer gegeneinander antreten und eine Anzahl von kinderlosen Frauen schwängern”.

Die Geschichte stand u.a. auch bei Spiegel Online, in der “Süddeutschen Zeitung”, in der “Netzeitung”, in der Münchner “Abendzeitung”, in den “Lübecker Nachrichten” und in der “Welt am Sonntag”, zwischenzeitlich wurde schon öffentlich diskutiert, ob Arabella Kiesbauer die Sendung moderieren würde und die Saarländische Landesmedienanstalt hat bereits gegen das Format protestiert.

Nur an Bild.de ist all das offensichtlich völlig vorbeigegangen. Ein halbes Jahr später erscheint die Geschichte (inkl. Sportwagen, “Make Me a Mum”, 1,8-Millionen-Zitat und nach wie vor ohne Senderangabe) dort, angekündigt in dieser Größe:

Lustig.

English For Runaways

Es ist schon ein Fluch. Dieses ganze Internet steckt voll aufregender Geschichten, mit denen man ohne eigene Recherche sein Online-Angebot füllen kann, aber so viele davon sind in einer fremden Sprache geschrieben. Diese hier zum Beispiel:

Janet Jackson reportedly wears a penis around her neck.

The diamond-encrusted black “family jewel” – which, when pulled, is said to ‘get excited’ is said to be the singer’s favourite piece of jewellery.

Gut, das meiste an diesen zwei Sätzen sind verschiedene Arten, in der fremden Sprache “angeblich” oder “laut anonymen Quellen” zu sagen, aber dazwischen stehen spannende Wörter: “Janet Jackson”, “penis”, “jewellery” und “get exited”. Wenn man sich ein bisschen Zeit und ein Wörterbuch nimmt, müsste man daraus eine ganz schöne Bild.de-Meldung für die Rubrik “Internetklatsch” zusammenpuzzlen können.

Gesagt, getan:

Einige tragen ein silbernes oder goldenes Kreuz, andere einen Edelstein – aber einen Penis am Halskettchen?! Michael Jacksons (46) kleines Schwesterchen Janet (38) findet ihr außergewöhnliches Schmückstück total chic! (…) Das Teil soll laut Hersteller weit mehr als nur ein Hingucker sein. Angeblich läßt er die Trägerin gaaanz fürchterlich erregt werden.

Wieder reingefallen. Blöde fremde Sprache. “Erregt” wird gar nicht die Trägerin, sondern das Schmuckstück. Wenn man daran zieht. Keine Ahnung, wie man sich das vorzustellen hat, vielleicht wird es länger oder größer oder härter. Wen interessiert’s? Bild.de ja auch nicht.

(ix ist der Sache weiter nachgegangen.)

Bild.de “informiert” über Tsunami-Hilfe

Aufgabe: Erkennen Sie, welche der folgenden Überschriften im “Nachrichten”-Ressort von bild.de von einem Unternehmen bezahlt worden ist.

Erkannt? Es ist das Kästchen rechts, mit der roten Zeile “Nach der Todesflut”. Ja, war nicht so leicht.

Nun ist es eigentlich nicht Aufgabe von journalistischen Angeboten im Internet, aus der Frage, was redaktionelle Teile sind und was Werbung, knifflige Quizfragen zu machen. Genau genommen, ist das sogar verboten. Der Mediendienste-Staatsvertrag sagt konkret:

Werbung muss als solche klar erkennbar und vom übrigen Inhalt der Angebote eindeutig getrennt sein.

Peter Würtenberger, bis Ende 2004 Vorstandsvorsitzender von Bild.T-Online.de, meint allerdings, dass bild.de sich daran nicht halten muss:

“Im Internet findet eine stärkere Vermischung zwischen Werbung und redaktionellen Inhalten statt.” (…) Da tue sich ein Boulevardblatt leichter als der Spiegel.

Und wenn man auf die scheinbare Überschrift klickt, steht über dem “Artikel”, auf den man kommt und der exakt so aussieht, wie ein redaktioneller Beitrag bei bild.de, ja auch groß und deutlich: “Anzeige”. Oder genauer, nicht groß und deutlich, sondern so:

(Ganz links oben neben den Tsunami-Opfern.)

Vielleicht muss man nun hoffen, dass sich die Menschen von den erstaunlichen Werbepraktiken von WorldVision und den skandalösen Werbeformen bei bild.de nicht davon abhalten lassen, für einen guten Zweck zu spenden und für eine Hilfsorganisation, an deren Seriosität sonst eigentlich kein Zweifel besteht.

“Bild” erklärt uns den Formularkrieg

SPD und Grüne planen ein Gesetz, das den Energieversorgern vorschreibt, in den Stromrechnungen an die Verbraucher genau aufzulisten, wie der Strom erzeugt wurde und wieviel Schadstoffe dabei entstanden. Der Kunde kann das dann lesen oder lassen; er kann sich informierter für oder gegen Atomkraft oder erneuerbare Energien entscheiden oder das alles ignorieren. Man kann das für sinnvoll halten oder für Quatsch, aber man kann eigentlich nicht tun, was “Bild”-Kommentator Hugo Müller-Vogg getan hat. Der schreibt zu diesem Thema heute:

Stoppt den Bürokratie-Wahn!
Von der Wiege bis zur Bahre – Formulare, Formulare. Nirgendwo sonst wird soviel Papier sinnlos bedruckt und beschrieben wie bei uns in Deutschland. (…)
Wenn der Staat uns Bürgern unbedingt den Formularkrieg erklären will, dann sollten wir uns wehren. Und gegebenenfalls zurückschlagen, indem wir jeden amtlichen Bescheid an unsere Abgeordneten schicken.

Hmmm. Nur: Es geht hier nicht um Formulare. Ein “Formular” ist laut “Wörterbuch der deutschen Sprache”:

Blatt oder Blätter mit vorgedruckten Fragen zum Ausfüllen, dient dem schnellen Erfassen und Auswerten schriftlicher Mitteilungen

Entweder ist Müller-Vogg so dumm, dass er den Unterschied zwischen einem Formular und einer Rechnung nicht kennt. Oder er kennt den Unterschied, vermischt aber bewusst zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, um die rot-grüne Bundesregierung angreifen zu können, und verkauft seine Leser für dumm.

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