bestimmt haben Sie sich heute morgen erschrocken, als Sie in der “Bild”-Zeitung lasen, dass Sie vor “1,4 Milliarden Zuguckern in 17 Ländern zum absoluten Gespött der ’13. MTV Europe Music Awards'” wurden. “Bild”-Kolumnistin Christiane Hoffmann war davon so beeindruckt, dass sie gleich drei Ausrufezeichen hinter Ihren Namen setzte!!!
Madonna, wir können Sie beruhigen. Die Sendung hatte keine 1,4 Milliarden Zuschauer. Sie hatte, wie vieleNachrichtenagenturenschrieben, 1,4 Milliarden potenzielle Zuschauer. Oder wie die MTV-Pressestelle formulierte: “1,4 Milliarden Menschen weltweit konnten die Show auf ihren Fernsehgeräten empfangen.” Die allermeisten davon haben das aber sicher nicht getan. Sondern in Deutschland zum Beispiel lieber “Donna Leon: Das Gesetz der Lagune”, “Popstars” oder “Navy CIS” gesehen.
Sie wurden also vor viel weniger Zuguckern, als “Bild” schreibt, zum absoluten Gespött, dafür aber — und nun kommt die schlechte Nachricht, liebe Madonna — in viel mehr Ländern. Die Show wurde nämlich nach Angaben von MTV nicht in 17, sondern in 179 Staaten übertragen.
“Vorsitzender [des Untersuchungsausschusses] soll Helmut Pflugradt werden. Ist der Skandal-Politiker der Richtige für diese sensible Aufgabe?”
So fragt “Bild” Bremen am gestrigen Donnerstag. Und man ahnt die Antwort schon, aber für alle Fälle wird “Bild”-Autor Holger Bloethe im nächsten Satz ein bisschen konkreter:
“Der Vize-Fraktionschef der CDU verfügt auch über einschlägige Erfahrung mit Polizei und Staatsanwaltschaft.”
Das Wort “einschlägig” bedeutet eigentlich, dass Pflugradt schon einmal die gleiche Straftat vorgeworfen worden sein müsste, um die es bei Kevin geht. Der Junge ist vor vier Wochen nach schweren Misshandlungen tot in einem Kühlschrank aufgefunden worden.
Mit nichts dergleichen hat Pflugradt selbst “Erfahrung”. Aber vielleicht benutzt die “Bild”-Zeitung das Wort “einschlägig” ja großzügig, so allgemein im Sinne von “negativ”. Sie schreibt:
“Vor zwölf Jahren wurde gegen den bekennenden Homosexuellen wegen angeblicher Vergewaltigung des belgischen Friseurs André W. (damals 21) ermittelt.
Pflugradt gestand Liebesspiele im Swimmingpool seines Hauses in Bremen Nord. Der Politiker damals: “André hat freiwillig mitgemacht. Dass ich dabei seine Hände festhielt und auf ihm lag, gehörte dazu.” Er kam damit durch. Das Verfahren gegen den Christdemokraten wurde eingestellt.”
“Er kam damit durch”? Im Sinne von: Das war natürlich gelogen, half aber?
Als die Staatsanwaltschaft im Februar 1996 das Verfahren gegen Pflugradt nach mehreren Monaten einstellte, teilte sie mit, an der Glaubwürdigkeit des vermeintlichen Opfers hätten sich erhebliche Zweifel ergeben. Doch anders als die Justiz zweifelt “Bild” an der Glaubwürdigkeit Pflugradts, auch noch nach zehn Jahren. Kein Wunder: Der Mann ist schwul.
“… sein Ruf war hin.
Wohl zu Recht. Ein Insider (35) aus der Bremer Homosexuellen-Szene: ‘Ich kenne Pflugradt seit 20 Jahren. Er ist dafür bekannt, dass er auf ganz junge Männer steht. Als ich 17 Jahre alt war, baggerte der Politiker mich hemmungslos an. Er tauchte ständig in dem Geschäft auf, in dem ich arbeitete, quatschte mich an und wollte mich zum Essen einladen. Erst als ich meine Kollegen einschaltete, ließ er mich in Ruhe.'”
Noch einmal zum Mitdenken: “Bild” glaubt also, dass der Ruf von Helmut Pflugradt, nachdem er offenbar Opfer einer Verleumdung wurde, “wohl zu Recht” ruiniert war, weil der Politiker im Jahr 1988 (!) einen jungen Mann “hemmungslos angebaggert” haben soll.
Nachtrag, 6. November. Am Samstag — zwei Tage nach dem “Bild”-Skandal-Bericht, einen Tag nach dem “taz”-Artikel — veröffentlichte “Bild” Bremen wie zur Wiedergutmachung ein langes, freundliches Interview mit Pflugradt. Es beginnt so:
Manche Hauptstädte haben aber auch wirklich “Bild”-unfreundliche Namen. Die von Rumänien und Ungarn zum Beispiel. Wie leicht bringt man die durcheinander?
Danke an die vielen Hinweisgeber! Ja, da ist noch vieles andere abwegig in der Liste auf Bild.de, aber belassen wir es dabei.
Nachtrag, 20.05 Uhr. Einen haben wir dann — mit Dank an Harald G. — doch noch: Das sind nicht mal Spencer Tracy und Lana Turner auf dem Foto! Das Bild stammt aus der zehn Jahre älteren Jekyll-and-Hyde-Verfilmung mit Fredric March und Miriam Hopkins.
Irgendwann wird es bestimmt soweit sein. Irgendwann wird Michelle Hunziker wieder “Deutschland sucht den Superstar” moderieren. Vielleicht nicht nächstes Jahr, vielleicht nicht überüberübernächstes. Aber wenn es dann soweit sein sollte, wird die “Bild”-Zeitung sagen können: Bei uns stand es zuerst.
Schon am 19. November 2005 hatte “Bild” nach einem “Check” festgestellt, dass “die schöne Michelle” im Vergleich mit der “Käse-Tussi” Tooske Ragas die bessere Moderatorin der Sendung ist, und forderte: “Schickt die Käse-Tussi nach Hause”.
Zwei Wochen später schien es fast soweit zu sein:
Okay, die Rückkehr verzögerte sich noch ein bisschen. Aber im Januar 2006 schien es fast soweit zu sein:
Ein wesentliches Indiz für die bevorstehende Rückkehr sah “Bild” übrigens in der Tatsache, dass RTL “die schöne Michelle” “zurück ins Programm” hole: “Die Schweizerin soll neben Hape Kerkeling (41) die neue Tanzshow ‘Let’s Dance’ moderieren.” Neben Hape Kerkeling (41) moderierte dann allerdings nicht Michelle, sondern Nazan Eckes.
Nun ist fast ein Jahr rum, die neue “Superstar”-Saison beginnt, und “Bild” eröffnet sie heute (traditionell, möchte man fast sagen) mit dieser Schlagzeile:
Nach der Schwangerschaft von “Superstar”-Moderatorin Tooske Ragas (32) soll Michelle Hunziker (29) als Ersatz bereitstehen. (…)
RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer vielsagend zu BILD: “Wir hoffen, dass Tooske moderiert. Aber Michelle ist natürlich eine sehr charmante und gute Moderatorin.”
Vielsagend, soso. Uns sagte Frau Eickmeyer heute auf Nachfrage: “Michelle ist bei uns nicht im Gespräch.”
“Jeden zehnten Euro vom Einkommen sparen die Deutschen schon – oft aber falsch!”, stellte die “Bild”-Zeitung gestern fest und leistete ihren Beitrag dazu, dass das so bleibt.
Wer 1000 Euro zu 3,5 bzw. 3,55 Prozent Zinsen anlegt, bekommt nach einem Jahr nicht 1050 Euro bzw. 1055 Euro, wie sie vorrechnete, sondern 1035 Euro bzw. 1035,50 Euro.
Mit dem Geldmarktkonto der Dresdner Bank, das “Bild” empfiehlt, kann man aber trotz 3,5 Prozent Zinsen aus 1000 Euro in einem Jahr nicht 1035 Euro machen — das Angebot läuft nämlich nur bis Ende April, also ein knappes halbes Jahr. Aus 1000 Euro werden in dieser Zeit laut Dresdner Bank 1015 Euro (Stand: heute), eine Verlängerung oder Wiederholung zu diesen Konditionen ist ausgeschlossen.
Danke an Christhart B., Thorsten D., Martin B., Mike S., Frank J., Peter T. und vor allem Janine K.!
Der Komiker Sacha Baron Cohen, dessen Film “Borat” morgen in die deutschen Kinos kommt, hat — anders als “Bild” gestern schrieb — nicht in Oxford studiert, sondern in Cambridge.
Das Drama “Nicht alle waren Mörder” läuft heute abend — anders als “Bild” heute schreibt — nicht im ZDF, sondern in der ARD.
Danke an Sebastian D., Clemens H., Thorsten E., Thomas H., Michael S., Marcel G., Markus H., Benni M., Mitya K., Stephan T., Michaela B., Ron, Jens L., Uli Z. und Daniel M.!
Nachtrag, 13.35 Uhr. Bild.de hat “Antoine Fuqua” durch “Clive Owen” ersetzt…
Nachtrag, 16.20 Uhr. … und aus “ZDF” “ARD” gemacht.
Weil Jürgen Klinsmann möglicherweise Trainer der Fußball-Nationalmannschaft der USA wird, hat “Bild” gestern “die wichtigsten Fragen” dazu “beantwortet”. Darunter diese:
Singt er die US-Hymne mit?
Unwahrscheinlich! Klinsi hat immer betont, dass er sich als Deutscher fühlt und unsere Hymne mit Inbrunst singt. Der Text von “Stars and Stripes”, der US-Hymne, dürfte allerdings kein Problem für ihn sein.
Im Gegensatz zur “Bild”-Zeitung, für die schon der Titel der US-Hymne ein Problem ist. Sie heißt nämlich “The Star-Spangled Banner”. “Stars and Stripes” nennt man die amerikanischen Flagge.
Gestern veröffentlichte die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” auf ihrer Leserbriefseite eine Art Dementi von Kai Diekmann:
Am 16. Oktober war in der F.A.Z. folgendes über meine Rede vor dem Hamburger Wirtschaftsrat zu lesen: Vermögens- oder Gehaltslisten von Top-Verdienern, hätte ich angeblich geäußert, würden in “Bild” nicht veröffentlicht. Kurz darauf habe “Bild” allerdings genau solche Listen veröffentlicht. …
… Moment! Das stand in der “FAZ”? Stand das nicht in BILDblog?
Sowohl als auch. Denn die “FAZ” hat einen Artikel über “einflußreiche Blogs” am 16. Oktober mit einem Screenshot illustriert, auf dem groß und deutlich unser Eintrag über Diekmanns falsches Versprechen beim Wirtschaftsrat der CDU zu lesen war (siehe Ausriss).
Den Vorwurf wollte Diekmann offenbar nicht auf sich sitzen lassen — jedenfalls nicht in der “FAZ”. (Bei uns hat er sich nicht gemeldet.) Ausführlich legt er in seinem Leserbrief dar, was er wirklich gesagt habe: Zum Beispiel dass er nicht verstünde, “warum ausgerechnet Zentralorgane des deutschen Großkapitals wie F.A.Z. oder ‘Manager Magazin’ solche Listen mit großem Aufwand erstellen und spektakulär veröffentlichen”.
Gesagt habe er auch, dass es ihm “als Chefredakteur einer Zeitung, deren Leser zumeist etwas weniger verdienen würden als Dax-Vorstände, aber oftmals von deren Entscheidungen unmittelbar betroffen seien, nicht leichtfalle, mich auf diesem Feld von den genannten Publikationen links überholen zu lassen”.
Vielleicht wollte Kai Diekmann dies sagen. Tatsächlich hat er nach seinem Vortrag vor dem Wirtschaftsrat der CDU auf die Publikumsfrage, welchen Anteil “Bild” am Neid in unserer Gesellschaft habe, kritisch auf die Listen anderer Medien über die reichsten Deutschen verwiesen und hinzugefügt:
“Sie werden diese Gehaltslisten in ‘Bild’ nicht finden.”