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Dieter Althaus in der “Bild”-Reha

Ob die “Bild”-Zeitung positiv über jemanden berichtet, ist unter Chefredakteur Kai Diekmann nicht unbedingt eine Frage der Ideologie. Viel entscheidender ist es, ob jemand bereit ist, mit “Bild” zu kooperieren. Das wichtigste Prinzip ist das des Geben und Nehmens.

Wie das funktioniert, lässt sich sehr plastisch am Fall des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus zeigen. Althaus gibt der “Bild”-Zeitung exklusive Informationen. Dafür gibt “Bild” ihm die Berichterstattung, die er sich wünscht.

  • Schon im vergangenen Sommer nutzte Althaus die “Bild”-Zeitung, um Gerüchte zu dementieren, er habe ein Kind mit seiner Sekretärin. “Bild” nannte diese Gerüchte prompt eine “BABY-LÜGE”.
  • Im Februar veröffentlichte “Bild” das erste Foto von Althaus nach dem Unfall. Es zeigt ihn beim Spaziergang in Konstanz, in der Nähe seiner Reha-Klinik. “Bild” druckte es unter der Überschrift: “Es geht ihm endlich wieder besser!”
  • Bei der Beerdigung seines Vaters wurde Althaus von Polizisten und Sicherheitsleuten mit Regenschirmen abgeschirmt; Fotos und Fernsehaufnahmen waren nicht erlaubt. Für den Fotografen der “Bild”-Zeitung scheint Althaus dann aber noch einmal am Grab posiert zu haben, so dass sie ein Exklusiv-Foto präsentieren konnte. Wie zum Dank machte die Zeitung eine Kehrtwendung und beschrieb sein Auftreten bei der Beerdigung nun nicht mehr als “geschwächt”, sondern stark — ganz wie der designierte Spitzenkandidat und seine Partei es wünschten (wir berichteten).
  • Auch über die Verurteilung Althaus’ zu einer Geldstrafe berichtete “Bild” ganz in seinem Sinne (wir berichteten).

Vorgestern nun nominierte die CDU Althaus zu ihrem Spitzenkandidaten — in Abwesenheit. Der Kandidat war offensichtlich noch nicht fit genug, um vorbeizuschauen, er schickte nicht einmal eine Videobotschaft. Die Aufgabe, alle Zweifel auszuräumen, ob sein Gesundheitszustand gut genug ist, übernahm — “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann höchstpersönlich.

“Exklusiv” und “als erster Journalist” traf er “jetzt” den Ministerpräsidenten “in der Reha-Klinik” und berichtet darüber in größter Aufmachung in der gestrigen “Bild am Sonntag” und der heutigen “Bild”:

Daran, wie es Althaus geht, lässt Diekmann nicht den Hauch eines Zweifels:

Gedanken, Erwartungen: Wie wird er wohl aussehen? Gebrechlich? Vielleicht sogar gebrochen? Stützen ihn seine Leibwächter vom Landeskriminalamt? Muss er nach Worten ringen? Verliert er im Gespräch immer wieder den Faden? NICHTS VON ALLEDEM. Es ist kurz nach 13 Uhr, als der Ministerpräsident Dieter Althaus vor dem Hotel aus einem schwarzen Suzuki-Geländewagen steigt. Aus eigener Kraft, ohne fremde Hilfe. Er trägt eine schwarze Hose, einen schwarzen Pullover, dazu ein weißes Hemd mit dunkelrot gestreifter Krawatte. Mit schnellen Schritten durchquert er den Kreuzgang des uralten Hauses, sein Händedruck ist kräftig. Ein wenig schmaler ist er geworden, seine Augen schauen hell und wach, als hätte es den Albtraum auf der Riesner-alm nie gegeben. Ein älteres Ehepaar schaut verblüfft herüber, sie flüstert: "Ist das nicht der Althaus, der mit dem Unfall?"

Heute in “Bild” muss man sogar nur die Bildtexte lesen, um die entscheidende Botschaft des Interviews zu erfahren (die Botschaft, die mit der identisch ist, die Althaus und seine Partei den zweifelnden Wählern, Parteimitgliedern und Kommentatoren vermitteln wollen):

So funktioniert “Bild”: “Bild” hat eine große Exklusiv-Geschichte, Althaus hat eine Berichterstattung in seinem Sinne, und alle sind glücklich. (Außer vielleicht diejenigen, die eine unabhängige, wahrheitsgemäße Berichterstattung erwarten.)

Wohlgemerkt: Es kann durchaus sein, dass Althaus wirklich wieder stark und gesund ist und einen kräftigen Händedruck und helle, wache Augen hat. Nur ist “Bild” dafür keine verlässliche Quelle.

Mit Dank an Falk H.

Die Amok-Opfer der “Bild am Sonntag”

Aus einem Internetforum:

Mein geschäft ist genau neben dem Geschäft von Herr K        , was meinst du wie viele Reporter zu mir kommen und mich belagerten und fragen gestellt haben. Am Samstag war es so gar so das die Bild am Sonntag für ein Bild von Herr K         mir 1500 € geboten und wenn die ganze Familie drauf sein sollte würde er sagar 4500 € zahlen, das meinte ich damit !!! Ich bekomm da ein hass !

Wir haben diese Behauptung sorgfältigst nicht überprüft. Wir können nicht sagen, ob sie stimmt. Unwahrscheinlich ist es nicht.

In der heutigen Ausgabe der “Bild am Sontag” findet sich kein Foto von Herrn K., dem Vater des Attentäters von Winnenden, sondern nur ein Foto, mit dem Tim K. sich für die kaufmännische Privatschule bewarb, ein Foto, das seine zugedeckte Leiche auf dem Parkplatz zeigt, ein Foto von ihm als Zweijähriger (“ein unschuldiges Lächeln”), ein Foto von Tim K. mit seiner Großmutter (“Der Amokläufer liebte ihre handgeriebenen Spätzle”), ein Foto vom Haus seiner Familie, ein Foto von ihrem Türschild und ein Foto, das angeblich den Teich im Garten zeigt (“Vater […] und Sohn Tim waren leidenschaftliche Sammler von Koi-Karpfen”).

Die “Bild am Sonntag” hat sich zudem entschieden, ihre Anteilnahme mit den Todesopfern dadurch auszudrücken, dass sie alle, von denen sie Fotos auftreiben konnte, und das sind 14 von 15, auf der Titelseite groß herausbringt:


(Unkenntlichmachung von uns.)

Auf fünf Seiten im Inneren zeigt sie noch einmal Fotos und erzählt Details aus dem Leben von jedem einzelnen der meist jungen Mädchen.

“Witwenschütteln” nennt man in der Branche die übliche Recherchemethode für solche Geschichten. Besonders groß scheint die Bereitschaft vieler Angehöriger und Freunde, der “Bild am Sonntag” den Stoff zu liefern, allerdings nicht gewesen zu sein. Einige der Artikel sind offenkundig mühsam aus dem zusammengestrickt, was die Internetseiten der Opfer zum Beispiel über ihre Hobbys verrieten. In den sozialen Netzwerken wie Kwick hat sich “Bild am Sonntag” auch bedient, um Fotos der Opfer zu bekommen.

Und über eines der getötetes Mädchen schreibt die “Bild am Sonntag”:

[…] hatte an die Haustür des Mehrfamilienhauses in […] einen Zettel geklebt, auf dem sie sich bei den Nachbarn entschuldigte, sollte die Party lauter werden. Unter den Gästen: bestimmt auch ihre beste Freundin, mit der sie oft zu Hip-Hop-Musik auf der Straße tanzte. Sie stellte ein Foto von […] am Ort des Schreckens auf. “Abf 4 ever” steht darauf — “Allerbeste Freunde für immer”. Es zeigt die beiden Mädchen in inniger Umarmung.

Auf dem Foto, das die “Bild am Sonntag” von dem Opfer zeigt, ist nur ihr Kopf zu sehen. Aber man kann noch erkennen: Es zeigt sie in inniger Umarmung mit einem anderen Mädchen. Auf dem Fotopapier scheinen Regentropfen zu liegen. Es ist leicht zu erraten, wie die “Bild am Sonntag” wohl an dieses Foto gekommen ist.

Mit Dank an Andreas S.!

Die kranke Welt der “Bild”-Zeitung (2)

Am Freitag zeigte “Bild” in gewaltiger Größe ein aus dem Internet stammendes Foto eines zehnjährigen Jungen und behauptete fälschlicherweise, es handele sich um den Amokläufer von Winnenden, Tim K. (wir berichteten).

Gestern veröffentlichte “Bild” neben Fotos von Tim K. als Tischtennisspieler, als Konfirmand und als Zweijähriger folgenden Text:

Der Amoklauf von Winnenden. Fotoverwechslung! Bei der Berichterstattung über den Amoklauf von Winnenden ist es in unserer gestrigen Ausgabe zu einem bedauerlichen Fehler gekommen. Zu einem Artikel auf Seite 2 zeigten wir das Foto eines zehnjährigen Jungen mit einem Luftgewehr und schrieben: "Das Auge am Visier, den Finger am Abzug: Früh lernte Amokläufer Tim K. den Umgang mit Waffen. Das Foto zeigt ihn als Zehnjährigen beim Schießen mit einem Luftgewehr." Das ist falsch! Der Junge auf dem Foto ist nicht Amokläufer Tim K. als Kind, mit dem Drama von Winnenden hat er nichts zu tun. BILD bittet den Jungen und seine Eltern um Entschuldigung. Dass diese Verwechslung trotz sorgfältigster Prüfung geschehen ist, bedauert niemand mehr als wir selbst. Die BILD-Redaktion

Nachtrag, 16.3.2009: Wie die “Stuttgarter Nachrichten” berichten, wurde wegen der Foto-Veröffentlichung inzwischen eine Einstweilige Verfügung gegen die “Bild”-Zeitung erwirkt. Außerdem soll “Bild” dem Jungen “bereits Schadenersatz angeboten” haben.

Vom Nutzen des Latinums im Alltag

Wenn dpa meldet, dass aus den Trümmern des Kölner Stadtarchivs Dokumente von Konrad Adenauer und dem Philosophen Albertus Magnus (Albert der Große) geborgen werden konnten, welche Überschrift wird Bild.de dem Ganzen geben?

Genau:

Archivschätze von Adenauer und Magnus in Köln geborgen

(Die Formulierung im Text von den “Magnus-Handschriften” stammt allerdings von dpa.)

Mit Dank an Norbert W. aus Köln, der die viel schönere Überschrift “Vom Alten und Großen” vorschlug.

“Bild” und die lange Leitung der ARD

Die ausufernde Berichterstattung über den Amoklauf von Winnenden nimmt die “Bild”-Redaktion nicht so sehr in Beschlag, dass sie sich nicht noch um einen ihrer Lieblingsgegner kümmern könnte, die ARD. Heute erklärt “Bild” sie wieder einmal zum “Verlierer” des Tages:

Natürlich haben nicht “alle Privatsender” live über den Amoklauf berichtet. Genau genommen hat sogar kein privates Vollprogramm sein Programm geändert. Sender wie RTL 2 oder Kabel 1 berichteten erstmals am Nachmittag oder Abend in ihren regulären Nachrichtensendungenen über die Vorfälle.

Und was die “lange Leitung” angeht:

Um 11:04 Uhr unterbrach die ARD (wie auch “Bild” schreibt) ihr reguläres Programm für ein dreiminütiges “Tagesschau-Extra”. Weitere Extra-Ausgaben der “Tagesschau” liefen um 12:00 Uhr (Länge: 17 Minuten), 12:50 Uhr (3 Minuten) und 13:44 Uhr (25 Minuten).

Das ZDF sendete um 11:12 Uhr ein zweiminütiges “heute Spezial” und berichtete ab 12:00 Uhr mehrmals in seinen regulären Sendungen “heute Mittag”, “Drehscheibe Deutschland” und “ZDF-Mittagsmagazin”.

RTL begann mit der Berichterstattung in seiner Sendung “Punkt 12” um 11:56 Uhr. Pro Sieben zeigte um 12:24 Uhr Kurznachrichten, Sat.1 um 12:58 Uhr eine dreiminütige Sondersendung.

Aber tatsächlich übertrug die ARD zwischen 12:17 Uhr und 13:41 Uhr (unterbrochen durch ein kurzes “Tagesschau”-Extra) den Ski-Weltcup und hatte vermutlich das Pech, das gerade in dieser Zeit ein “Bild”-Redakteur vorbeizappte.

Wie “Bild” den Amoklauf in Szene setzt

Die “Süddeutsche Zeitung” hat die Gießener Kriminologin Britta Bannenberg gefragt, wie hoch die Nachahmungseffekte bei Amokläufern sind, und sie hat geantwortet:

Sehr hoch. Auch wegen der Medien, die das Gesicht des Täters, seine Waffen, seine schwarze Kleidung zeigen und ein mystisches Bild von ihm zeichnen. Das wirkt wie ein Vorbild. Bei Selbstmorden sind die Medien sehr zurückhaltend, um nicht Nachahmer zu provozieren. Bei Amokläufen gilt leider das Gegenteil. Ab jetzt besteht die große Gefahr, dass wir es in den nächsten Wochen oder Monaten mit einem Nachahmungstäter zu tun bekommen.

Dieser Gedanke kommt oft zu kurz in den Medien: dass nicht nur Killerspiele möglicherweise eine gefährliche Wirkung auf labile Jugendliche haben können, sondern auch ihre eigene Berichterstattung. Das betrifft nicht nur “Bild”, sondern fast alle Medien. Aber wenn es vor allem wichtig ist, die Täter nicht in einer Heldenpose zu zeigen, hatte “Bild” eine besonders schlechte Idee. Die Zeitung zeigt Tim K., den Amokläufer von Winnenden, in einer Pose, die ihm selbst bestimmt am besten Gefallen hätte. Sie hat sein Gesicht auf das Foto eines Mannes in schwarzer Kampfuniform montiert, die Waffe drohend in Richtung Kamera gerichtet. Das Heldenfoto hat Postergröße, ist fast einen halben Meter hoch:


(Rote Unkenntlichmachung von uns.)

Zusätzlich hat sich der “Bild”-Zeichner ausgemalt, wie das wohl ausgesehen hat in dem Klassenzimmer zwischen Tafel und Overheadprojektor, als Tim K. in seiner schwarzen Rächeruniform gerade ein Mädchen erschoss.

Anders als die “Süddeutsche Zeitung” heute (und Bild.de gestern) nennt “Bild” nicht den Nachnamen des Täters. Und anders als die “Berliner Zeitung” gibt “Bild” auch nicht die exakte Anschrift des Hauses an, in dem seine Familie lebt.

Dafür hat Bild.de ein kleines Familienalbum des siebzehnjährigen Täters im Angebot — nicht weniger als sieben private Fotos, die ihn als kleines Kind und als Jugendlicher zeigen und die vor allem bei Tischtennisturnieren entstanden sind.

Aber die “Bild”-Zeitung hält nicht nur den Täter für eine Person der Zeitgeschichte, sondern identifiziert auch einige seiner Opfer. Sie zeigt vier getötete Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren, ein Gesicht fast lebensgroß, mit Fotos, die offensichtlich von SchülerVZ und ähnlichen Internetseiten entnommen wurden.


(Rote Unkenntlichmachung von uns.)

Im Pressekodex heißt es:

Opfer von Unglücksfällen oder von Straftaten haben Anspruch auf besonderen Schutz ihres Namens. Für das Verständnis des Unfallgeschehens bzw. des Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich. Ausnahmen können bei Personen der Zeitgeschichte oder bei besonderen Begleitumständen gerechtfertigt sein.

Nachtrag, 13. März. Eines der vier angeblich toten Mädchen, die “Bild” gestern gezeigt hat, lebt. “Bild” schreibt heute:

Sie wurde zunächst selbst als tot gemeldet – doch Selina lebt! In BILD schildert sie die schlimmsten Minuten ihres Lebens – und den Tod ihrer Schulfreundinnen Chantal und Jana.

Tim K. bei AmokVZ nicht registriert

Auch die “Bild”-Zeitung nutzt seit kurzem den Kurznachrichtendienst “Twitter” und veröffentlicht dort nicht nur Hinweise auf neue Bild.de-Artikel, sondern auch kurze Botschaften aus der Redaktion.

Diesem “Tweet” von heute Nachmittag über den Amokläufer von Winnenden kann man die Enttäuschung geradezu anhören:

(“Bild” hat natürlich trotzdem private Fotos des Täters aufgetrieben.)

Mit Dank an Tobi H. und Matthias W. für den Hinweis.

Mehr über “Bild” und soziale Netzwerke als Quellen:

Scheinschwanger

“Bild” erklärt heute Ursula von der Leyen zur “Verliererin des Tages”, und das — um es gleich zu sagen — völlig zu Recht. Die Bundesfamilienministerin hatte vor gut drei Wochen stolz verkündet: “Die Deutschen kriegen wieder mehr Kinder.” In den ersten neun Monaten 2008 seien 3400 Kinder mehr zur Welt gekommen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Schon damals hätte man wissen können, dass der angebliche positive Trend vor allem auf Rechentricks beruhte — zum Beispiel dem, die (schlechten) Werte für Oktober zu ignorieren.

Von der Leyen hatte die Zahlen exklusiv vorab der “Bild am Sonntag” verraten. Agenturen und Medien verbreiteten sie unter Überschriften wie “Trend zu mehr Geburten hält an” oder “Mehr Geburten in Deutschland” (“Süddeutsche Zeitung”); “Bild”-Werbefigur Johannes B. Kerner feierte von der Leyen für ihren vermeintlichen Erfolg in seiner ZDF-Show, und “Bild” fand für die Meldung Platz auf der Titelseite:

Als ersten Satz machte sich “Bild” eine Formulierung der Familienministerin aus dem “BamS”-Interview zu eigen und schrieb:

In der Wirtschaftskrise hat der Nachwuchs Konjunktur.

Inzwischen ist offenkundig, dass der Jubel unangebracht war. Die Geburtenzahl ist im Oktober und November 2008 deutlich zurückgegangen — für die ersten elf Monate insgesamt ergibt das ebenfalls einen Rückgang.

So gesehen ist es also, wie gesagt, keine schlechte Idee, von der Leyen zur “Verliererin” zu erklären für ihre PR- und Rechentricks (auf die man selbst wie fast alle Medien hereingefallen ist). Aber “Bild” hat noch eine interessante Erklärung für den plötzlichen Trendwechsel: die Wirtschaftskrise.

Auch Familienministerin Ursula von der Leyen (50/CDU) bekommt die Krise zu spüren: Die Zahl der Geburten ging im November (–11,7 %) zum zweiten Mal in Folge stark zurück. In ihrem jüngsten Familienbericht hatte die Ministerin (sieben Kinder) noch einen Anstieg der Geburten gefeiert, sich dabei allerdings nur auf die Zahlen bis September 2008 gestützt. BILD meint: Krisen-Knick!

Mal abgesehen davon, dass “Bild” gerade erst den Eindruck vermittelt hatte, so eine Wirtschaftskrise sei gut fürs Kinderkriegen — könnte jemand der “Bild”-Redaktion erklären, wie lange eine Schwangerschaft dauert?

Mit Dank an Johannes B.!

Kein Fehler von allen ohne “Bild”

Auf die Gefahr, als Korinthenkacker verschrien zu werden, aber an der Geschichte, die da am 31. Mai vergangenen Jahres in “Bild” erschien…

…sind ein paar Details anscheinend nicht ganz richtig:

  • Die 16-jährige Tochter hatte für die Party nicht auf “Facebook”, sondern auf “Bebo” geworben.
  • Das Haus wurde nicht verwüstet, sondern es entstand nur ein kleiner Schaden an einer Tür.
  • Es gab keinen Alkohol.
  • Die Mutter war während der Party nicht weg, sondern anwesend.
  • Der Fernseher wurde nicht in den Pool geworfen.
  • Die Treppen wurden nicht zerstört.
  • Die Teppiche wurden nicht versaut.
  • “Mamas Schmuck” wurde nicht gestohlen.
  • Es entstanden nicht mehrere 10.000 Euro Schaden.

Alles andere könnte stimmen.

Das Märchen von der aus der Kontrolle geratenen “Facebook”-Party ist keine exklusive “Bild”-Ente. Die Geschichte ging um die Welt, und das Internet ist noch voll davon. (Der Kölner “Express” verwechselte in seiner Version, die mit den Sätzen endet: “Die Polizei musste die Party beenden. Und Mami hat ganz doll geschimpft”, zudem die Namen von Mutter und Tochter.)

Die Geschichte landete gestern vor einem Londoner Gericht. Der Anwalt der Mutter hat aber nach einem Bericht des “Guardian” seine Klage gegen eine ganze Reihe britischer Medien zurückgezogen, nachdem sie sich korrigiert und “erhebliches” Schmerzensgeld gezahlt hatten. “Daily Mail”, “Daily Telegraph”, “Daily Mirror”, “The Sun”, “The London Paper” und “Daily Express” entschuldigten sich öffentlich bei der Mutter.

“Bild” scheint sie nicht verklagt zu haben.

(Und wenn Sie gerade ein Déjà-Vu haben — wir auch.)

Mit Dank an “Regret The Error”.

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