Vielleicht liegt es ja an der allgemeinen Aufregung um das Thema, dass man in Redaktionen inzwischen nahezu alles für denkbar hält, was mit Kinderpornographie zu tun hat. Sogar, dass es sich dabei in den allermeisten Ländern der Welt um etwas handelt, was nicht einmal strafbar ist. Jedenfalls schreibt die Nachrichtenagentur AP in ihrer Berichterstattung über eine europäische Konferenz zum Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt in den Medien:
Denn eines der größten Probleme sei die weltweite Verfügbarkeit kinderpornografischer Bilder. Die Ministerin [von der Leyen] wies darauf hin, dass Kinderpornografie in 95 Prozent der Länder weltweit noch kein Straftatbestand sei.
Und auch “Spiegel Online” plappert munter und unreflektiert nach:
95 Prozent aller Länder weltweit? Das wäre dann in der Tat skandalös — und ebenso erstaunlich, dass dies bisher noch nirgends thematisiert worden ist. Was aber auch daran liegen könnte, dass nicht mal Ursula von der Leyen so etwas behaupten würde. Mitgeteilt hat die Bundesregierung stattdessen:
Sie [von der Leyen] machte darauf aufmerksam, dass es weltweit knapp 100 Länder gebe, in denen Kinderpornographie kein Straftatbestand sei.
Und selbst diese Zahlen — die dann noch ziemlich weit von “95 Prozent aller Länder” entfernt sind — könnte man übrigens noch massiv anzweifeln.
Mit Dank an Gerd K. und andere Hinweisgeber!
Nachtrag, 3.7.: “Spiegel Online” hat den Text korrigiert — und erklärt auch, warum.